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Deutsche allgemeine Zeitung : 19.03.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-187903190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18790319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18790319
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Deutsche allgemeine Zeitung
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-03
- Tag 1879-03-19
-
Monat
1879-03
-
Jahr
1879
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 19.03.1879
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515 s ein; da« kaunte die , wenn eine Kriege ge- m Dreißig. eine Folge irlung ver- )e Reaktion »d. Pastor ist und die Statistik ver- gen Eigeu- denn, wo« t unter den . (Unruhe) cungen mit kennen und - zwar mit aber co»- alle« Mög- cht. Wenn >ckschöße zu -hr gefähr- Reichstags te. Reicht ruhe.) I« m 1d. Jan. ßische Cul« idigen, al» as, indem he die Ne« :. v. Kleist- Rockschöße dct. (Hei- trung da^ at es aus- Mehrheit a ich auch lahme vor seitpunkte« >eu, der»« in Berliw nzlos sind. wegen zui lien würfe Mal mehr nbe wurde et, weil er >o die Be len zu hä- cht werden abgeliefert Hamburg trkymm« Hamburg ach damit^ Zs ist »hm nußte mit Ligen, c« zur Welt, t können. eine rück- den Sinn räsident ist rhandlung. t das eine me Erfolg egenstande Versümm- »eschließen, nstand ge seilten auf :S Kaisers tte, haben idergefuii- n worden kalt» Tri» Schiff, da» und mqn geblieben, idlich von der einem ffenschasi- Beobach- Folgendes i England von 1878 Zeit de« Proc.) lahme von r Fabrik» !) stieg der und um on betrug s LebenS- Corntl)" stampfe)), t heftigste rzugsweise hängigkeit wird ihm 1 ziemlich et«, wenn nd, selbst d Literat in seiner seiner Urheber; «S ist hier in Berlin ein Mann ausgewiesen wordeu, der sich seit schon zwei Jahren an keiner Partei- agitatiou betheiligt hatte. Die Hinterbliebenen Familien sind alle auf ein« unerträgliche Weis« vou den Polizetorganen chicanirt worden, namentlich wollte man immer gern die Photographien der Ausgewiesenen haben und hat sie stellen- weise sich säst mit Gewalt zu verschaffen gewußt. Die Po- lizei hat überhaupt in den letzten Monaten «ine Rolle ge spielt, die sonderbar genannt werden muß. verfolgen doch mich und meine Freunde Geheimpolizisten auf Schritt und Tritt, wohnten doch solche selbst den Verhandlungen über die Verhaftung von Fritzsche und Hasselmann auf den ReichStagStlibünen bei. Die allerbedenklichste Rollt hat der Triminalcommiffar Frhr. v. Meerscheidt-Hülleffem ge spielt, der irische Lord Marlow von Marpingen (Heiterkeit), der e» selbst an direkten Provokationen nicht hat fehlen lassen. Wenige Tage nach dem zweiten Attentat, am 16. Juni, sagte er, als eine Versammlung verboten war: „Haut ihnen ans den Br,..." — ein berliner Localaus- druck für Schädel. In den Tagen nach dem 2. Juni wur den Leute, die da« Eiserne Kreuz auf der Brust trugen, an die Brust gepackt von Geheimpolizisten und ihnen gesagt: „Wie, seid ihr so feig«, daß ihr euch das gefallen laßt?" Ja wenn — Präsident vr. v. Forckenbeck: Ich muß den Red ner zum zweiten male zur Sache rufen! Abg. Liebknecht: Ich wollle Hrn. v. Meerscheidt charakterisiren. Ich kann mich dasür, daß der Belagerungszustand gar nicht für Ber- lizi nöthig war, aus eine Autorität berufen, aus Hrn. vr. v. schwarze, der seinerzeit über da« Socialistengesetz Re ferent war. Am 19. Febr., als wir den Hastantrag hier beriethe», sagte er ausdrücklich, er würde unter gewissen Voraussetzungen für die Zulässigkeit der Haft stimmen kön nen, aber es liegt keine Thatsache vor, daß von den beiden Abg. Fritzsche und Hasselmann Gewaltthätigkeiten zn erwar ten seien. Nun muß man bedenken, was seinerzeit von Drohbriefen gesagt wurde, die an den Deutschen Kaiser selbst gerichtet gewesen seien. Es kann doch davon nicht di« Rede sein, daß man solche Briefe damals dem noch .schwerkrauken Monarchen in Person zugänglich gemacht hat, da» hätte ja seinen Zustand verschlimmern müssen. Mit den Drohbriefen ist e« also wol anders, sie sind nicht in die Hände de« Kaisers gekommen. Aber was beweisen denn Drohbriefe überhaupt? Ich habe Dutzende solcher bekom me» und sie alle dahin gelegt, wohin sie gehören, in den Papierlorb. Ich frage die Juristen im Hause: Ist es Sitte, daß ernsthafte Verbrecher ihr Verbrechen vorher anzeigen? Ist nicht vielmehr der Umstand, daß jemand mit einem Verbreche» droht, der beste Beweis, daß er an da« Ver breche» gar nicht denkt? Von Karlsruhe kam ein Brief nach Berlin und zwar an Hasselmann. Aber Hr. Hassel mann war hier nicht aufzufinden von Polizei und Post, ob- wol hier jede« Kind seine Adresse dem Postboten sagen kann. Der Brief wurde also amtlich geöffnet und enthielt dann «ine Einladung zur Theilnahmr an einem Atteutat. Der ansuym« Schurke,' der ihn abgeseudet hatte,, war nicht zu ermittel». Ein ähnlicher Schurkenstreich ist fünf Mecklen burgern pasfirt, die dadurch in Hast kamen, nachher aber für ihre unschuldig erlittene Haft an« der Tasche de« Groß- Herzog« eine Entschädigung erhielten. Das geht natürlich durch die Presse" und macht Stimmung gegen di« Social demokratie; die Berichtigung folgt dann viel später nach, wie bei der Beschlagnahme der sogenannten Orsini-Bomben in Hamburg, die sich nachher als unsittliche Gummiartikel entpuppten. Der Reichskanzler sagte neulich, es würde die Lonsequenz de« SocialistengesetzeS sein, daß hier keine Socialisten mehr sitzen dürften und daß der Reichstag sein Maulkorb ... wollte sagen sein Strafgesetz erhielte. Hier ist er vollkom men konsequent, und die Inkonsequenz liegt aus-der Seite de« Hauses. Wer A sagt, muß auch B sagen, und das Haus hat sich so weit engagirt, daß es nicht mehr zurückkann. Wir sind fest in der Ueberzeugung, daß unsere Partei nicht Li« Schuld trägt an dem, dessen man sie zeiht. Und wen» Sie mit hundertfach verschärften Gesetzen uns entgegen- treten wollten, wie in Frankreich, so werden Sie uns doch nicht vernichten können. Gerade unsere Gesetzlichkeit und Ruhe tödtet das uns feindliche System und das Bürger- thum wird endlich einsehen, daß die Socialdemokratie nicht da« rothe Schreckensgespenst ist, für da« man sie ausgibt, sondern daß .wir gerade jetzt statt einer organischen, refor matorischen Bewegung ein bellum omoiom oontrs owuss haben in dem preußischen Kasernen- und StaatSsocialiSmu«. Urtheilen Sie selbst, meine Herren, entscheiden Sie, ob die Reichrregierung, die den Belagerungszustand verhängt hat, »der ob die Socialdemokratic auf die Anklagebank gehört. (Lärm.) Ich möchte nun hier noch eine Bemerkung anschließen, die eigentlich persönlicher Natur ist. Ich weiß nicht, ob der Herr Präsident e« gestattet? (Wird vom Präsidenten mit Kopfnicken bejaht.) ES ist beim Stimmungmachen gegen die Socialdemokratie auch hingewiesen worden auf mein Sitzenbleiben beim Hoch, da« der Reichskanzler auf den Deutschen Kaiser ausbrachtc. (Große Unruhe.) Es ist mein Sitzenbleiben ausgedeutet worden als eine Ungezogen heit, eine Ungebühr, es ist hier im Hause noch schlimmer »on meinem Lollegcn v. Kleist-Retzow beurtheilt worden. (Ja wohl!) ES sollte, hieß es, eine bewnßte Beleidigung Le« Kaisers sein. Ich möchte aber einfach bemerken, daß seitens der Socialdemokratie niemals einem Hoch zugestimmt ist auf den Kaiser im Reichstage — auch 1869 nicht, als er noch nicht Kaiser war. Da« soll keine Beleidigung sein, es ist lediglich eine Pflicht in der Ausübung unserer politi schen Grundsätze und ... (Sehr großer Lärm, den die Glocke, de« Präsidenten nur mit Mühe zu beschwichtigen vermag.) Präsident vr. v. Forckenbeck: Ich glaube nicht, daß die frühern Fälle, die sich ereig neten, als ich noch nicht Präsident war, noch im Reichstage erörtert werden können. Da der Herr Redner aber die selben, erwähnt hat, so muß ich ihm denn doch sagen, daß sein Sitzenbleiben denn Hoch auf unsern allverehrten Kaiser a lcrdingS die monarchischen Gefühle des Reichstages und de« ganzen deutschen Volke«'auf «ine so arge Weise verletzt hat, wie es kaum ans eine andere Weise hätte geschehen können. (Allseitiger, stürmischer Beifall.) Ich erkläre da« nachträglich. . Abg. Liebknecht: Der Gebaute gar au eine MajestätSbeleidigung lag un- absolut fern und ich würde umgekehrt sagen: Wenn in Deutschland die Republik proclamrrt wäre, würde ich den Herren... (Furchtbarer Lärm. Rufe: Von der Tribüne! Schluß! Herunter!) Präsident vr. v. Forckenbeck: > . Nachdem ich den Redner zweimal zur Ordnung gerufen und ihn auf die Folgen nach der Geschäftsordnung auf merksam gemacht habe, werde ich nunmehr, wenn der Redner mcht selbst die Tribüne verläßt, die Frage nach der Geschäftsordnung an da« Hau« richten, ob e« dem Abg. Liebknecht noch weiter da« Wort lassen will. (Bravo!) Abg. Liebknecht: Ich wollte nur noch in wenigen Worten ... (Rufe: Von der Tribüne! Lärm.) Präsident vr. v. Forckenbeck: Meine Herren! Ich habe die Frage nach der Entzie hung de» Worte« noch nicht gestellt! Abg. Liebknecht: Ich verzichte auf» Wort. (Verläßt die Tribüne.) Bevollmächtigter zum Bundcsrath, königlich preu ßischer Minister des Innern Graf zu Eulenburg: Meine Herren! Au« den Ausführungen des Vorred ner- habe» die beiden Vorwürfe widergeklungen, welche sich schon anderweitig gegen die officiell gegebene Begrün dung der Anwendung de» Gesetzes vom 21. Oct. 1878 auf Berlin und dessen Umgebungen haben vernehmen lassen, der Vorwurf nämlich, daß in dieser Begründung zu viel enthalten sei, indem ungerechtfertigte Besorgnisse über die Zustände der öffentlichen Sicherheit hervorgerufen würden, und der entgegengesetzte, daß nicht genügendes thatsächliches Material angeführt worden sei für die Anwendung jener Maßregel. Ich bemerke schon jetzt, daß die beiden Vor würfe sich gegenseitig aufheben, und daß der Schluß ge stattet sein möchte, daß gerade die knappe Form der Be gründung das Richtige getroffen hat. Nicht minder unbe gründet aber ist der Vorwurf, daß bei Verhängung sdes kleinen Belagerungszustandes und bei den Verhandlungen im Abgcordnetenhause die Ihnen gegenwärtig vorliegende Darstellung nichts Neues enthalte. Nicht darauf wird es ankommen, ob jetzt neue Thatsachen und neue- Material angeführt werden, sondern nur darauf, ob die angegebenen Gründe zutreffen und für die Maßregel ausreichend sind. Nach der Voraussetzung im Eingang« de» ß. 28 des Ge setze« ist die Frag«: War in Berlin und seiner Umgebung Gefahr für die öffentliche Sicherheit vorhanden und in welcher Weise läßt sich dies nachweisen? Zunächst ist es unrecht) wenn der Herr Vorredner gesagt hat, diese öffent liche Gefahr könne nur bestehen in der Gefahr eine» Krieges oder eines Aufruhrs. Es «st gerade der specifische Unter schied des 8- 28 des SocialistengesetzeS, daß die Verhän gung de» kleinen Belagerungszustandes nicht die schärfern Bestimmungen der bezüglichen preußischen Gesetze zur Vor aussetzung haben, sondern daß schon unter andern Umstän den zur Ausführung dieser Maßregel geschritten werden kauü. Außerdem bra'ilcht die Gefahr nicht eine direct« zu sein; da« Wort „unmittelbar" wurde schon in der ersten Lesung in der Commission gestrichen, seine Wiedereinfügung in der zweiten Lesung und demnächst im Plenum von neuem abgelehnt. Das sind die Grundlagen, auf denen sich die Regierung schlüssig zu machen hatte. Welche« waren nun die thatsächlichen Grundlagen? Meine Herren, das ganze Gesetz vom 21. Oct. 1878 geht davon aus, daß durch die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie in ihrer Agitation eine den öffent lichen Frieden gefährdende Aufreizung vorhanden sei. Da« Maß dieser Gefahr wird naturgemäß nach den verschiedenen Localitäten verschieden sein, und es wird sich in dem Ver- hältniß erhöhen, al« die Anzahl und die Bedeutung der dort vereinigten Socialdemokraten sich steigert und gleich zeitig die Intensität ihrer Agitation. Daß in allen diesen Beziehungen Berlin eine hervorragende, fast exceplionelle Stellung einnghm gegenüber dem übrigen Lande — es wird schwerlich nothwendig sein, darüber den nähern Nach weis zu führen; wir haben die Acten der Behörden, die diesen Nachweis geführt haben. Bereit« mehrere Monate vor dem Erlaß de« Gesetzes hat Se. Maj. von der Frei heit, die Paßpflichtigkeit einzuführen, Gebrauch gemacht und zwar unter Voraussetzungen, die ganz dem Sinne de« 8. 28 des Gesetzes entsprechen. Wenn dem gegenüber der Einwand, gemacht ist und aus der Rede des Vorredners durchzuhören war, daß aus dieser Grundlage überall der 8. 28 hätte zur Anwendung gebracht werden können, so ist dieser Einwand thatsächlich unbegründet. In der That kann ich zu meiner Genugthuung constatiren, daß an vielen Orten die Agitation zurückgetreten ist, ja an manchen fast gänzlich anfgehört hat. Ferner aber würde dieser Einwand nicht für da« Angeführte beweisend sein; man könnte viel mehr di Frage aufwerfen und sie ist aufgeworfen worden, ob nicht auch an vielen andern Orten Gelegenheit zur Ver hängung dieser Maßregel vorhanden war. Nach dieser allgemeinen Darstellung der Situation in Berlin führe ich im einzelnen die Thatsache» an, die jene Annahme zu begründen geeignet sind. In dieser Beziehung nimmt der Bericht zunächst darauf Bezug, daß die Social demokraten bestrebt waren, in geheimen Versammlungen und Verbindungen. ihre Agitation .fortzusetzen. Der Vor redner hat daran die Bemerkung geknüpft, daß, wäre die« wahr dann ein criminalrechtliche« Einschreiten auf Grund der 88- 128 und 129 de« Strafgesetzbuches hätte stattfinden müssen. Nun, wenn wir hätten warten müssen, bi« in der That Sesetzverletzungen begangen wären, um zn Repressiv- maßregeln zu kommen, dann hätten wir dieser ganzen Gesetzgebung nicht bedurft; es sollten nn» eben durch da« Gesetz auch die Mittel zu präventiven Maßregeln, nicht blos zu solchen gegen vollendete Thatsachen gegeben werden. Gerade in diesem Sinne ist auch 8- 28 gemeint. Ich erinnere Sie nun daran, und da« trifft auch für die sämmtlichen folgenden Punkte zu, daß die Hauptsachen von dem Vorredner durchweg zugestanden worden sind. Er findet e« vollkommen natürlich, daß seine GesiqnungS- genossen beim Mangel öffentlicher Versammlungen im Ge- Heimen zusammentreten. Ebenso kann ich mich daraus berufen, daß weder in der Presse noch bei der Verhandlung im Abgeordnetenhaus« diese Behauptung von irgendeiner Seite bestritten worden ist; im Gegenthcil haben damals mehrere Redner und viele Preßorgane ausdrücklich constatirt, daß dergleichen stattfände und zu Besorgniffeu veranlass«. F«rn«r behauptet der Be richt, daß die Socialdemokratie daraus au«gegaugen sei, Unzufriedenheit in der Bevölkerung und Haß gegen die Re gierung zu erregen, um auf diese Weise solche Gärung her- vorzurufen, daß die ganze Agitation, nicht bis» der Soeias- demokrattn, sich gegen das Gesetz al« die vermeintliche Ur sache aller dieser Uebelstände kehre. Diese Wahrnehmung beruhte zunächst auf Aeußerungen der socialistischen Presse, die allerdings vorgekommen sind, zweiten« aus einer Reih« der sorgfältigsten Beobachtungen über das Benehmen sol cher Personen, welche demnächst ausgewiesen worden sind, und gerade diese Thiitigkeit ist e- gewesen, die un« die Ueberzeugung aufgedrungen hat, daß e« nicht möglich sein würde, auch nur zu äußerer Ruhe und Frieden zu getan- gen, ohne daß die Agitatoren und Führer von de» von ihnen Beeinflußten getrennt und entsernt würden. Was den Besuch der Versammlungen anderer Parteien betrifft, so war auch die« während der Verhandlungen de» Reichstages bereits angekllndigt und hat sich schon kurz nach der Verhängung des Belagerungszustandes in vollem Maß« bewährt. Die in dieser Beziehung eingetretenen Ereigniffe werden Ihrem Gedächtnisse nicht entschwunden sein, da» Austreten der Socialdemokraten bei den Stadtverordneteu- wahlen, ihr Eintreten in die Versammlungen der Fort schrittspartei. Vor Ihnen allen hier hat der Beweis statt- gesunden für die Jmportirung auswärtiger, verbotener auf rührerischer Schriften. Die Herausgabe von Zeitungen seitens de« Hrn. Most al» Grund für die verhängte Maß regel anzuführen nennt der Vorredner eine Verwechselung von Ursache und Wirkung. Nun, die Einführung derarti ger Schriften ist bereits vor der Verhängung geschehen und seitdem in wachsendem Maße vor sich gegangen. Der Vor redner hat selbst zugestanden, daß die «Tagwacht» in Zürich ein ganz altes Organ ist und in umfangreichem Maß« nach dem Erlaß des Gesetzes eingeführt worden ist; seitdem hat in der That die Jmportation solcher Schriften, namentlich Zeit- und Flugschriften, in außerordentlichem Maße zuge» nommen. Der Vorredner hat bereit« genannt die »Laterne» von Karl Hirsch und da« von Most in London herauSgege- bene Blatt -Die Freiheit». So hieß e« übrigens ursprüng lich, chamäleonartig wechselt es mit jeder neuen Nummer, die immer als Probenummer erscheint, seinen Namen, pre digt aber in seiner Tendenz vollkommen gleichmäßig die Revolution mit einer Offenheit, einer Unverblümtheit, welche bisher wirklich selten vorgekommen ist. Der Herr Vorredner hat gesagt, er würde die Aeuße rungen seiner Parteigenossen im Auslande nicht de«avouirrn; ich glaube, e« wird lehrreich sein, einige« von dem Inhalte der letzten Nummer diese« Organe« Ihnen mitzutheilen. Da» Blatt ist roth gedruckt, bezeichnet sich selbst unter der Ueberschrift „Der 18. März" al« Agitationsnummer »nd beginnt mit der wilden Dichtung von Freiligrath: „Die Todten an die Lebenden." Es folgen Stimmen au« dem Pantheon der Revolution, ein Extract von Aussprüchen von Marat, Baboeus, Htbert; ich will Ihnen einen Satz aus dem letzter« citiren: „Wenn baS Volk einmal gesagt hat, es wolle Freiheit und Gleichheit, so sind alle, welche «s nicht wsllen, seine Feind«, st« müssen strrben." Es wird dann übergegangen zu den eigenen Geiste«- producten der Redaction, es folgt ein Artikel, der mit der Ueberschrift: „Ich war, ich bin, ich werde sein", die Ver herrlichung der Revolution nach allen Richtungen hin sich zur Aufgabe macht; folgender Passus ist daraus charakte ristisch: „Nur zu lange hatten sich preußische Junker da« Vergnügen gegönnt, das arbeitende Volk mit der Aussicht aus friedliche und gesetzliche Lösungen der socialen und politischen Fragen zu narrenseilen; denn wenn auch kein tieferer Denker an solchen Seifenblasen sich ergötzt, so gab es doch arme Teufel, welche das allgemein« Stimm, recht und ähnliche goldene Nichtse für mehr hielten al« Dudelsäcke, welche man ihnen zur Einschläferung in den Scho» geworfen hatte. Jetzt ist e» auf einmal mit alle» diesen Illusionen vorbei." Ein fernerer Artikel: „Schließt die Phalanx!" vom Herausgeber, erzählt, wie er das Blatt gegründet hat: „Darum nahmen wir di« altbewährte Werbe trommel des gedruckten Wort« zur Hand und schlugen die Wirbel der Revolution, daß sie widerhallen sollten in Hütten und Palästen, den einen zum Trost und zur Ermuthigung, den andern zum Entsetzen. Nach bestem Wissen und Können predigen wir die rothe Republik, den radicalen Socialismu«, die ganze Rebellion, die neue Rebellion!" Nun, wie die« Mit einer friedlichen Unter werfung unter das Gesetz, mit einer friedlichen Fügung nnter die Ordnung de« Staates übereinstimmt, kann ich getrost Ihrem Urtheil überlassen. Was endlich die heim liche Sammlung von Beiträgen für die Agitation betrifft, so hat der Vorredner solche ebenfalls zugestanden und nur in Abred« gestellt, daß sic für die Agitation veranstaltet worden seien; sie sollen blos zur Unterstützung der Hinter bliebenen Familien der Ausgewiesenen bestimmt gewesen sein. Jetzt könnte ich behaupten, daß er von einem andern Zeitpunkt spricht, al« von welchem hier di« Rede ist. In der Begründung handelt es sich um Sammlungen vor dem Erlaß de- Gesetzes vom 21. Oct. 1878, er spricht von sol» chen nach diesem Datum. Daß solche Sammlungen statt- gesunden haben, wird wol keiner der im Saale anwesenden Socialdemokraten leugnen. (Abg. Bebel ruft: Beweise!) ES ist ferner aus den Zusammenhang der Socialdemo kraten mit den Nihilisten hingewiesen worden. Ich bin in der That erstaunt, daß bezüglich diese» Punkle« noch irgend ein ernstlicher und erheblicher Zweifel obwalten kann. Die ganze Entwickelung der gegenwärtigen soeialistischen Strö mung weist ja ganz offenkundig auf den Zusammenhang mit der Internationale hin; e« ist Ihnen bekannt, daß diese Richtung über die gemäßigtere den Sieg davongetra gen hat. Ich brauche Sie nur an das Eisenacher, an da« Gothaer Programm, an den Genter Congreß zu erinnern, wo beschlossen wurde, daß der internationale Bund durch Lonstituirung einer allgemeinen Partei erneuert werden sollte. Außerdem lassen sich zahllose kleinere Thatsache» dafür «»führen, z. B. die Aeußerungen eines extreme» Blatte«, des SocialiSm« progressif, ferner der Umstand, daß der Internationale Arbeiterbnnd in London nach 8- 9 seiner Statuten (die beiläufig in Manheim gedruckt find) einen besondern Verein-beamten zur Agitation für die Verbreitung des »Vorwärts» unterhält, ferner die gegen seitigen Beschickungen der internationalen Longresse, endlich die gegenseitigen Unterstützungen. In einigen kleinen Ort schaften in Hannover wurden Los« der Lotterie entdeckt, di^
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