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«r. 274. Leipzig. scheine Preis ei»»el»e §?»«««, DcuWe Mgriiicmc Zeitung. «Wahrheit »id Recht, Freiheit »nd Gesetz!» C»«t»g, SZ. Notze»tek 187V., Lnsersle p»» «» die Ux»e»lti»« t» tcipji, P> >«»»«». Sisrrlioigrbltzr Pr »ic S»«lt-»,eUe »» N, i»tn »» Pf. Telegraphische Depeschen. * Lektin, 19. Nov. Sr. Maj. GlattdeckScor- «ette Freya, acht Geschütze, Commandant Corvet- tenkapitän v. Hippel, ist am 8. Nov. auf der Rhede von Funchal (Madeira) zu Anker gegangen und be absichtigte am 11. Nov. die Reise nach Montevideo fortzusetzen. Sr. Maj. Kanonenboot Cyclop, vierGeschütze, CommandantKapitänlieutenant v. Schuck mann l-, hat am 10. Sept, den Hafen von Hakodade «erlassen und ist am 13. Sept, in Wladiwostock ein- getroffen. *Lötu, 20. Nov. Bei den hier von der zweiten Klaffe vorgenommenen StadtrathSwahlen wurden alle sechs von der liberalen Partei ausgestellten Can didaten niit großer Majorität gewählt. * Hamburg, 21. Nov. Bei einem gestern Nach mittag in dem Hause Wexstraße 21 infolge einer Gasexplosion entstandenen bedeutenden Feuer sind mehrere Menschen verunglückt. Vermißt werden im ganzen 10 Personen; mehrere verkohlte Leichen sind bereit« aufgefuudrn. (S. unter Freie Städte.) * München, 20. Nov. Die Abgeordnetenkam mer hat den Antrag des Abg. SchelS auf Einführung einer Klassenlotterie mit allen gegen 12 Stimmen ab gelehnt. Der Finanzminister hatte sich sehr nachdrück lich gegen denselben ausgesprochen. * Karlsruhe, 20. Nov Bei der Bureauwahl der ».Kammer wurden gewählt: zum PräsidentenLamey, znm Vicepräsiventen Friedrich Fauler. Sodann wurde vom Finanzminister das Budget unter ausführlicher Darstellung der Finanzlage vorgclegt. * Straßburg i. L., 19. Nov. Wahlen zum Lan- deSausschusse. Gewählt wurden: In Weißenburg ter Bürgermeister Charpentier, in Metz (Stadtkreis) Abel, in Metz (Landkreis) Thierarzt Antoine, in Alt- Arch Baron p. Neinack, in Hagenau Notar KleinclauS, iu Erstem Baron Hugo Zorn v. Bulach, in Saar burg Reichstagsabgeordneter Germain, in Zabern Gol denberg, in Mülhausen (Stadtkreis) Adjunct Schmer- Her, in Rappoltsweiler Bürgermeister Klee; inThann Bürgermeister Eberhardt, in Gebweiler Notar Heim- burgcr, in Saargemünd Reichstagsabgeordneter Iau- mz, in Diedenhofen Rennig, in Chäteau-Salins Grody, in Bolchen Salomon, in Forbach Massing. Abel, Antoine, Germain und Iaunez sind Protestler, die Parteistellung von Rennig, Grody, Salomon und Massing ist noch zweifelhaft, die übrigen sind Auto- «misten. Men, 21. Nov. DaS österreichische Levante- geschwad er ist vom PiräuS nach Smyrna abgegangen. (Wes.-Z.) *Ludapest, 20. Nov. Die liberale Partei hat die Vorlage betreffend die zehnjährige Fest stellung deS KriegSstandeS einstimmig acceptirt. * Parts, 20. Nov. Der Präsident Grcvy und Ler Conseilpräsident Waddington haben heute der auf der Reise nach Madrid hier eingetrosieneu Erz herzogin Christine von Oesterreich einen Besuch abgestattet. — Der Minister für öffentliche Arbeiten Freycinet hat dem Präsidenten Gr^vy einen Gesetzent wurf vorgelegt betreffend die Bewilligung eines CreditS von 600000 FrS. zur Vornahme der für den Bau ! einer Eisenbahn durch die Sahara erforderlichen ! Vorarbeiten. — Ein Telegramm aus Madrid meldet, die Mutter der Kaiserin Eugenie, Gräfin Montijo, sei heftig erkrankt, die Kaiserin sei von ChiSlehurst abgereist, um sich zu ihrer Mutter zu begeben. *pari», 21. Nov. nachmittags. Die Erzher zogin Christine und deren Mutter, die Erzherzogin Elisabeth, haben heute Morgen die Reise nach Spanien fortgesetzt. — Die Kaiserin Eugenie, welche gestern Abend hier angekommen war und heute früh nach Madrid weiter reiste, hat während ihrer Anwesenheit hier niemand empfangen. * London, 20. Nov. Eine amtliche Depesche au» Simla von gestern meldet: „In der Nähe von Kabul sind fünf weitere afghanische Regimenter aus Turkestan angekommen, es steht deren Auflösung und die Rückkehr der Soldaten in ihre Heimat zn er warten, da die Aussichten auf einen Aufstand der Be völkerung geschwunden sind." * London, 21. Nov. Infolge der Entscheidung des obersten Gerichtshofes der Nordamerikanischen Union, daß die Statuten betreffend ein allgemeines System für die Eintragung von Waarenzeichen und die Bestrafung von MiSbräuchen der Waarenzeichen un gültig seien und wider die Verfassung verstießen, hat hier unter der Leitung von Edmund Johnson eine Deputation englischer Schutzmarkencigenthümer bei der hiesigen amerikanischen Gesandtschaft Schritte gethan. Zugleich sind da» londoner Trade-Marks-ComitL sowie die Handelsgesellschaften und Fabrikanten auf dem Fest lande aufgefordert worden, ein Gleiches zu thun. * London, 2l.Nov. Dem Vernehmen nach wird beabsichtigt, im Hydepark ein Meeting zu Gunsten der von den Irländern erhobenen Ansprüche abzu halten und würden demselben mehrere Mitglieder des Parlaments beiwohnen. — Der Marquis v. Salis bury hatte gestern im Auswärtigen Amte Besprechungen mit den Botschaftern von Deutschland und der Türkei. * Dublin, 20. Nov. Die gestern erfolgte Ver haftung von 3 Personen, welche in zur Bekämpfung der bestehenden Pachtverhältnisse abgehaltenen Ver sammlungen aufrührerische Reden gehalten hatten, rief unter der Bevölkerung große Erregung hervor und hat den Erlaß von Haftbefehlen gegen weitere 17 Per sonen zur Folge gehabt. Es heißt, die Regierung werde gegen die Verhafteten den Proceß wegen Auf- rühr» einleiten lasten. "Krüssel, 20. Nov. Repräsentantenkammer: Berathung des Etats für bas Justizministerium. Der Deputirte Goblet-Alviella spricht sein Befremden darü ber aus, daß die allgemeinen Bestimmungen bezüglich Freiherr von Lasser -f-. Die Neue Freie Presse widmet dem verstorbenen Lasser folgenden Nachruf: Im Jahre 1849, al« der Reichstag zu Kleinster zu Grabe getragen wurde, trat Laster in da» Ministerium Sta dion und wurde zuerst unter diesem Minister, dann unter Bach die Seele der neuen BerwaltungSorganisation. E« kam eine trübe Zeit für Oesterreich, in welcher die Bureaukratie zum Werkzeuge de» Absolutismus erniedrigt wurde. Laster gehörte zu dieser Bureaukratie. Er diente «iuem System, da« seinem toleranten Wesen gewiß antipa thisch war, dem er aber stummen Gehorsam widmete. Die .Geschmeidigkeit de« Politiker« sand sich auch mit diesem Systeme ab. Aber er lernte unter demselben. Der ganze Verwaltungsdienst, die ganze Beamtenschaft, der ineinander- greifende Organismus der Verwaltung, kurz der ganze viel gestaltige BerwaltungSapparat ward ihm bekannt und ge- läufig wie vielleicht keinem Zweiten vor oder nach ihm. Und in dieser Verwaltungspraxi« lernte er die Fülle der AuökunstSmittel kennen, in deren Verwendung al« Minister er später so Hervorragende« leistete. Endlich stürzte Bach. Nun war Laster'» Zeit gekommen. Und er wußte zur rechten Zeit und am rechten Orte zu reden. Es war die Zeit de» verstärkten Reichsrathes; der Absolutismus war gebrochen, aber der Bann eine« zehn jährigen Absolutismus lag noch auf dem ganzen socialen und politischen Leben der Monarchie. Die Geister begannen frei zu denken, aber über die Lippen wagte sich nur schüch tern da» freie Wort. Im Verstärkten Reichsrathe wurde der Rus nach einer Constitution laut; doch e« war eine vereinzelte Stimme, welche diesen Ruf ertönen ließ. Im allgemeinen wär da» Wort „Verfassung" noch nicht di«- eusfionSfähig geworden, und die Liberalen de« Verstärkten ReichSratheS selbst wagten e» noch nicht, e» «uSzusprechen. Da war e« der inzwischen Minister gewordene Laster, welcher im Ministerrathe in Gegenwart de» Träger» der Krone offen erklärte, es sei nicht» so Schreckliches, eine Verfassung zu gewähren, man müsse sich mit diesem Gedanken vertraut machen. Damit halte wieder der Praktiker der modernen Ideen gesprochen. Obwol Minister de» 20. October, half Laster dennoch den 26. Februar vorbereiten. Schmerling kam, und Laster wurde VerwaltungSminister. Er fiel mit Schmer ling, für besten Fehler er zum großen Theil mitverant wortlich war, die er aber durch seine Geschmeidigkeit im Verkehr mit den Abgeordneten milderte. Aber e» dauerte nicht lange, so stürzte da« System, da« ihm da« Amt genom men — ein System der persönlichen Willkür, in welchem dir letzten Zuckungen de« Absolutismus zur Erscheinung kamen. Dann führte thn der Weg über Innsbruck in das Minister hotel zurück, in welchem er unter Schmerling gewaltet. Seine Existenz mitten im politischen Leben als Abgeordneter war damal« für die VerfaffungSpartei von dem größten Werthe. Denn daß er in da» Ministerium an die führende Stelle berufen werden konnte, da« machte die Verfassungs partei damals, in den schlimmsten Zeiten der föderalistischen Experimente, regierungsfähig. In da« Ministerium Auers perg tretend, welche» anfangs nicht so viele Wochen bestehen zu wollen schien, al« e« schließlich Jahre bestand, faßte er die Zügel mit fester Hand und schuf durch seine Geschick lichkeit, welche mit Festigkeit gepaart war, dem Ministerium Halt nach oben und unten und fruchtbare Dauer. Jetzt stand er auf der Höhe seiner politischen Thätigkeit. Getreu seinen centralistischen Grundsätzen, suchte er die Verfassung vor weitern föderalistischen Versuchen zu schützen. Sein Werk ist die Wahlreform; ein mangelhafte» Werk vom Standpunkte einer Volksvertretung, aber doch eine werth- volle Organisation de» centralistischen Gedanken«, eine aus reichende Schutzwehr gegen föderalistische Angriffe. Wa« Schmerling mit der Februar-Verfassung angebahnt, da» hat Lasser, wenn auch für einen begrenztern GebietSumfang, verwirklicht. So darf er zu den bedeutendsten, Richtung gebenden Staatsmännern Oesterreichs gezählt werden. Ein verläßlicher Diener der Krone, war er doch auch ein treuer Freund de» Volke». Die altösterreichische Tradition in sich verkörpernd, stand er doch mit ganzer Figur in der Neuzeit, solcher Geistlicher, welche auf der Kanzel die Gesetze angreifen, nicht in Anwendung gebracht worden feie», und beantragte eine Herabsetzung der BischofSgchalte. Der Iustizminister erwiderte, er halte eine Herabsetzung der BischofSgchalte für eine nutzlose Maßregel, die dem Klerus nur Gelegenheit geben würde, sich al» Märtyrer hinzustellen. * Petersburg, 20.Nov. Der Großfürst-Thron folger und seine Gemahlin sind gestern Nachmittag 4 Uhr von ihrer Reise im Auslande wieder in ZarS- koje-Selo eingetroffen. * Loudon, 21. Nov. Der Time« wird au« Kon stantinopel vom 20. Nov. gemeldet, in amtliche« Kreisen werde zuverlässig behauptet, daß die herzliche« Beziehungen zwischen England und der Türker völlig wiederhergestellt seien. Die Pforte habe die Erklärung abgegeben, daß sie die Einführung der Re formen nicht weiter unnöthig verzögern werde. Der Marquis v. Salisbury habe versichert, er verstehe vollkommen die finanziellen und andern Schwierigkeiten für die Türkei, er wünsche nicht, die Situation durch Entsendung der Flotte in die türkischen Gewässer oder Anwendung einer andern Drohform unnöthig zu ver wickeln. Die italienische Miuisterkrisis. — Leipzig, 22. Nov. Seit drei und einem halbe» Jahre ist in Italien die Linke am Ruder, aber wäh rend dieser verhältnißmäßig kurzen Zeit haben schon wiederholt Ministcrkrisen, bald partielle, bald totale, stattgefunden. Eben jetzt ist wieder eine solche eing»- treten, und zwar sonderbarerweise nicht infolge einer parlamentarischen Abstimmung, vielmehr vor Eröffnung des Parlaments. Diese häufigen Ministerkrisen, die natürlich für daL Land nicht ersprießlich sind, rühren theils von der Zer splitterung und Uneinigkeit der Linken in sich selbst und von der Ehrsucht der Führer her, die bei de» meisten größer ist al« ihr Patriotismus, theils abe» auch von gewissen sachlichen Schwierigkeiten, welche die Linke, als sie zur Regierung kam, in diese verant wortliche Stellung mit hinübernahm. Die größte dieser Schwierigkeiten ist die finan zielle. Das Gleichgewicht im italienischen Budget, ohnehin erst nach langen Mühen hergestellt und immer fort unsicher, kann nur erhalten werden mittels der sehr einträglichen Mahlsteuer. Nun ist aber diese Steuer, welche den Lebensunterhalt gerade der ärmern Klaffe» am meisten vcrtheuert, natürlich sehr unpopulär, und die parlamentarische Linke hat daher schon früher sich für deren Abschaffung engagirt. DaS Ministerium Cairoli brachte denn auch einen Gesetzentwurf zunächst wegen Abschaffung der Steuer auf die geringern Ge° treidesorten im Parlament ein und glücklich durch. Weiter zu gehen, erschien aber unmöglich, wenn mau So darf das Vaterland UberscinenHingaug aufrichtig trauern: es starb in ihm einer der besten Männer Oesterreichs! Der Erdrutsch bei Viznau, Aus Luzern rom 15. Nov. wird dem «Bund» berichtet: In der Nacht auf heute löste sich eine große Masse Ge stein vom sogenannten Biznauer Stock auf der Nordwestseitr des Rigi und stürzte in eine große Rinne, welche sich zwischen dem Biznauer Stock und dem eigentlichen Rigi be findet, etwa eine Stunde vom Dorfe Viznau entfernt, hinab. Mehrere Leute wollen dabei ein Zittern de» Erd bodens wahrgenommen haben, allein es wäre auch mög lich, daß die Erdbewegung selbst dieses könnte herbeigeführt haben. Vorläufig liegt die ganze Masse am Orte ihre« Absturzes still, allein sie liegt doch mehr oder weniger in einem Bachbette, da« freilich gegenwärtig kein Wasser führt. Merkwürdigerweise strömte nun aber heute Vormittag weiter unten eine solche Masse schwarzen, schlammigen Wasser» durch da« Bachbett daher, daß in Viznau die Sturmglocke ertönte, um Mannschaft herbeizurufen zur Beobachtung de» Bachbette«, damit dem Wasser der Auslauf in den See durch Steine oder Holz nicht versperrrt werde. Aus Bern vom 16. Nov. wird dem Intelligenz- Blatt geschrieben: Gestern früh gegen 3'/, Uhr wurden die Leute in Bu- holz oben an Vitznau durch ein furchtbares donnerähnliche» Getöse geweckt. Sie eilten zum Gemeindeammann, der Sturm läuten ließ und sämmtliche arbeitsfähige Mann schaft sofort nach dem SchrcckenSplatze oben an Vitznau sandte, allwo der sonst so friedliche Doßbach al» gewaltige Schlammassc donnernd, mit Felsblöcken und zahlreichen Tannen vermischt, das nicht überall breite Bett zu über schreiten drohte. Oben am Bitznauer Stock, an der soge nannten Stockrübi, hatte sich ein mehr al» 1000 Kubikmeter betragendes Erbstück mit daranfstehendem Wald gelöst, von