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— Anläßlich de» Besuches de» dänischen KönigS- paare» in Berlin äußert die Provinzial-Corrrspon- denz: „Aus der herzlichen und freudige« Aufnahme, welche die dänischen Majestäten bei dem Kaiser und seinem königlichen Hause gefunden, haben dieselben sowie daS dänische Volk entnehmen können, welchen hohen Werth der Deutsche Kaiser und sein Hau» und mt ihnen die deutsche Nation auf freundschaftliche Beziehungen zu dem dänischen KönigShause und Volke legen." Der Kölnischen Zeitung wird auö Berlin ge schrieben: „Während die Cumberland'sche Angelegen heit bei der Anwesenheit des Königs von Däne mark in den Gesprächen gutem Vernehmen nach gar nicht erwähnt wurde, soll der König Christian gelegent lich die Sorge, welche die griechische Frage seinem Sohne, dem König Georg, bereite, nicht verhehlt haben. Eine eingehende Besprechung darüber konnte in Ab wesenheit deS Fürsten Bismarck um so weniger statt finden, als Dänemark bei der Sache nicht betheiligt ist. Man hat übrigens auch noch bemerkt, daß der König und die Königin sich mehrfach besonders freund lich mit dem Feldmarschall Moltke unterhalten haben." — Dem Schwäbischen Merkur wird aus Berlin gemeldet: „Man versichert, Rußland zeige sich von der Mittheilung über die Bestimmungen des deutsch- österreichischen Abkommens befriedigt. Anderer seits wird bestätigt, das Octoberbündniß sichere den Schutz der gegenseitigen Interessen, namentlich der Stellung Oesterreichs auf der Balkanhalbinsel." — Der StaatS»Anzeiger theilt mit: „Se. Maj. der König haben gernht, Ihrer kaiserl. Hoh. der Cä- sarewna und Großfürstin Marie von Rußland den Lnifen-Orden mit der Jahreszahl 1813/14 zu verleihen." — Die National-Zeitung schreibt: „Man theilt uns mit, daß das Befinden des Reichskanzlers ein durchaus normales sei, und daß danach zu erwarten stehe, den Fürsten alsbald iu Berlin zu sehen. Es ist bekannt, daß ihn zunächst der Wunsch, seine Tochter und sein Enkelkind zu begrüßen, hierher führt. Ob er einen länger» Aufenthalt in Berlin nehmen und sich, wie in parlamentarischen Kreisen angenommen wird, an den Berathungen des Landtages über die Eisen dahnvorlage betheiligen möchte, oder ob er in Aus führung eines srühern Planes nach kurzem Verweilen hierselbst sich nach Friedrichsruh begeben und dort bis zum Beginn der Reichstagssession verweilen will, dar über verlautet zur Zeit nichts Bestimmtes." — Auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oct. 1878 wurde das Verbot der vom communistischen Arbeiter bildungsverein in London herausgegebenen periodischen Druckschrift „Freiheit" auch auf diejenigen Nummern dieses Blattes erstreckt, welche unter der Aufschrift „Daö alte Banner" zur Ausgabe gelangen. Ferner wurde verboten die in Reichenberg (Böhmen) erschei nende periodische Druckschrift „Volksfreund, Central organ der socialdemokratischen Arbeiterpartei Oester reichs". Preußen. Die National-Liberale Correspondenz meint, es deute, manches darauf hin, „daß in der welfischen Frage ein entscheidender Wendepunkt nicht mehr fern sei". Ob dieser Wendepunkt in einer Verständigung oder in dem definitiven Abbruch weite rer VerständigungSversuche besteht, wolle sie nicht zu entscheiden versuchen. Ein Symptom für da» letztere finde mau in der gereizten Stimmung, welche neuer dings der Abg. Windthorst wieder zur Schau trägt; nicht nur der Stand der Verhandlungen mit Rom, sondern auch derjenige der Welfenfrage scheine dem Führer deS Centrums und des Welfenchum« den Hu mor verdorben zu haben. Mit beiden Angelegenheiten bringe man übrigens auch die erwartete Ankunft des Reichskanzlers in Verbindung. Die National-Liberale Correspondenz spricht sich dahin aus, eine Abfindung mit dem hannoverschen Prätendenten sei auf anderer Grundlage gar nicht denkbar, als auf der des bestimm testen und Hindcndsten Verzichts desselben auf alle han noverschen Thronansprüche und ebenso auf die braun schweigische Erbfolge. Unter dieser Voraussetzung würde die Rückgabe deS WelfenfondS wol nirgends auf Wider spruch stoßen. X Berlin, 3. Dec. Die Weser Zeitung hat die Nachricht gebracht, daß der kaiserliche Geh. Oberre- gierungSrath v. Möller seine Pensionirnng nachge sucht habe. Diese Nachricht ist indessen vollständig aus der Luft gegriffen. Hr. v. Möller hat seine Pensionirung weder nachgesucht, noch denkt er daran, sie nachzusuchen. dl.t..e. Bertin, 3. Dec. Der Kreis der für die Verstaatlichung ausersehenen Eisenbahnunterneh mungen wird demnächst durch die Rheinische Eisen bahn erweitert werden. Am 18. Dec. wird die ent scheidende Generalversammlung stattfinden und nach der in der jüngsten außerordentlichen Generalversamm lung zu Tage getretenen Stimmung und der an die Direction ertheilten Vollmacht zu Unterhandlungen mit der Regierung wird an dem Zustandekommen des Ver- trageS nicht zu zweifeln sein. Ob die Regierung die Absicht hat, auch mit diesem Project noch die gegen wärtige Landtagösession zu befassen, wissen wir nicht. ES möge aber daran erinnert werden, daß auch ent schiedene Freunde der Verstaatlichung den dringenden Wunsch hegen, die weitere Durchführung des Werkes nicht zu überstürzen, sondern eine Ruhepause eintreten zu lassen, da sich alle von den Gegnern vorausge sagten Gefahren steigern müssen, wenn in einem allzu raschen Tempo vorgegangen wird. — Die Commis sion zur Berathung des Gemeindeabgabenge setzes hat in ihrer gestrigen Sitzung zu K. 10 (Bei- tragspflicht zu den auf den Grundbesitz gelegten Ge- meindeabgaben) beschlossen: s) auf Antrag des Abg. Schmidt-Sagan: „Dienstwohnungen der Beamten wer den hierbei nicht als dem öffentlichen Dienste gewidmet betrachtet"; b) auf Antrag des Abg. Baurschmidt: „Die zu einem Gewerbebetriebe des Staates, insbe sondere zum Betriebe der Eisenbahnen gehörigen Ge bäude, sind im Sinne des gegenwärtigen Gesetzes als zu einem öffentlichen Dienste oder Gebrauche bestimmt nicht anzusehen." Die HK. 11—13 sind unverändert nach der Regierungsvorlage angenommen worden. — Ueber die Arbeiten des Landtags bemerkt die National-Liberale Correspondenz: „An einem der ersten Tage nächster Woche, wahrscheinlich am Dienstag, wird das Abgeordnetenhaus in die zweite Berathung der Eisenbahnvorlage eintreten und dieselbe sowie die dritte Lesung so rasch wie irgend möglich erledigen, damit auch das Herrenhaus daS Gesetz noch vor dem Weihnachtsfeste erledigen könne. DaS Herrenhaus wird seine Arbeiten am 12. Dec. beginnen. Dem raschen Gange der Parlamentarischen Arbeiten ent spricht die große Anstrengung, zu der die Abgeordneten gegenwärtig genöthigt sind. Zu den alltäglichen Plenar sitzungen, die meist gegen fünf Stunden währen, ge sellt sich in den Abendstunden und häufig auch noch vor den Plenarsitzungen eine Reihe von Commission»- sitzungen." — Die Provinzial-Correspondcnz erörtert die Gründe, welche zu der Verlängerung des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemo kratie geführt haben, und bemerkt schließlich: „Solcher Sachlage gegenüber konnte auf die Anwendung aller zulässigen Mittel der Abwehr und der Sicherung der Haupt- und Residenzstadt und ihrer Umgebungen nicht verzichtet werden. Die Regierung hat die vorerwähnten Anordnungen in dem Bewußtsein erneuert, dadurch nicht bloS eine durch die höchsten staatlichen Interessen gebotene Pflicht zu erfüllen, sondern auch innerhalb der der Agitation vorzugsweise ausgesetzten Klaffen der Bevölkerung das Werk des Friedens zu fördern." — AuS Berlin vom 3. Dec. wird der augsburger Allgemeinen Zeitung berichtet: „Die kurhessischen Agnaten haben sich an den Kaiser gewendet behuf» Herbeiführung eines Ausgleichs über ihre Ansprüche an den kurhessischen HauSschatz. Gestern fand zwischen den Bevollmächtigten der Agnaten und den Vertretern des preußischen Fiscus eine Conferenz behufs einer vorläufigen Erörterung statt. Aeußerstenfalls würde die preußische Regierung eine Erhöhung der Apanage» bewilligen." :— Aus Veranlassung der häufigen Eisenbahn unfälle in letzterer Zeit hat der Minister veröffent lichen Arbeiten unter dem 26. Nov. einen Erlaß an die königlichen Eisenbahndirectionen gerichtet, in welchem denselben genaueste Befolgung ihrer Instructionen und größte Aufmerksamkeit auf die Apparate, welche die Sicherung richtiger Weichen- und Signalstellung be zwecken, dringend empfohlen wird. — OfficiöS wird geschrieben: „Nach der Uebersicht über die Zahl der beim Landheere und bei der Marine im Ersatzjahre 1878/79 eingestellten preußischen Mannschaften mit Bezug auf ihre Schulbildung waren eingestellt: bei der Armee 81505 Mann mit und 2155 Mann ohne Schulbildung; bei der Marine 2719 Mann mit, 110 ohne Schulbildung, im ganze» waren 86489 Mann eingestellt, wovon 84221 mit, 2265 ohne Schulbildung." — Der Westfälische Merkur hält seine Nachricht, daß die Landräche im Regierungsbezirk Münster angewiesen worden seien, dem katholischen Klerus gegen ver schiedene Bedingungen wieder die Leitung deS Re ligionsunterrichts in den Volksschulen anzu bieten, gegenüber dem DLmenti des Wolff'schen Tele- graphcn-Bureau aufrecht. Der «Germania» schreibt man aus Minden als positiv gewiß, daß dort ein ganz gleicher Versuch durch die Kreisschulinspectoren gemacht werde. Aus Paderborn wird übrigens berichtet, daß die dortigen Pfarrer bereits zu einer Besprechung zu sammengetreten sind und sich dahin geeinigt haben, die Leitung deS Unterrichts allerdings wieder zu über nehmen, sobald der Staat die entgegenstchenden Hinder nisse beseitigte, aber nicht gegen irgendwelche Bedin gungen seitens des Staates. — Mit Bezug auf den Fall des Falken (Nr. 280) sagt die National-Zeitung: „Der deutsche Schiffer, und mußte Zeichen des MiSfallens hinnehmen, was bei der Tüchtigkeit unserer einheimischen Sänger be greiflich ist. Im Residenztheater füllt daS Ausstattungsstück von Jule» Verne: „Die Kinder des Kapitän Grant", täg lich das HauS. Die splendide Ausstattung und die bunten, in starken Contrasten vor den Augen sich ab spielenden Bilder mit oft reizvollen malerischen Grup- piruogen erfreuen sich mit Recht warmen Beifalls. Im NeSmüller'schen Wintertheater hat der frühere Director des Residenztheaters 0r. Müller nebst Frau ein Gastspiel als Graf Jsolani eröffnet. DaS in die sem Theater zahlreiche Publikum zeigte den Gästen durch seine Theilnahme, daß ihre frühere hiesige Wirk samkeit hier nicht vergeßen ist. Zum Besten des Künstlerunterstützungsvereins war in hiesiger Kunstausstellung ein Gemälde ausgestellt, daS die „feierliche Begrüßung Sr. Maj. des Königs Albert als Kronprinz und Feldmarschall an der Spitze der sächsischen Truppen durch den Rath zu Dresden am 11. Juli 1871" darstellt. Das gelungene Bild ist im Auftrage der Herrmann-Stiftung von F. W. Heine für den Rathhaussaal gemalt worden. Musikalisches aus Leipzig. ** Leipzig, 3. Dec. Das gestrige vierte Euterpe- Concert war ganz besonders interessant durch die Mit wirkung des Hrn. Jules de Swert, welcher sich als ViolonckllovirtuoS und Componist vorführte. Derselbe gehört bekanntlich zu jenen Virtuosen, die das Violon cell wie eine Violine zu behandeln und die schwierig sten Paffagen auf demselben mit Leichtigkeit auszu führen vermögen; das bestätigte sich auch gestern, als Hr. de Swert sein neuestes „Concert in Form einer Gesangsscene" vortrug. Wie schon der Titel seine» Werkes besagt, hat der Componist besonders die schöne, eigenthümliche Gesangsnatur des Instruments zu ver- werthen gesucht und auch wirklich herrliche Cantilenen dafür geschrieben. Das Concert besteht nur aus einem großen, fast zu lang ausgeführten Satze, welcher mit den größten Schwierigkeiten aller Art reichlich bedacht ist. Da wechseln schöne Gesangsstellen mit schwierigen Octavenpaffagen, ruhig getragene Soli mit allen mög lichen Coloraturcn und Doppelgriffen, sodaß der Vir tuos sich sowol al» „Sänger" wie als ausgezeichneter Techniker seines Instruments zu zeigen vermochte. Mancherlei Reminiscenzen erinnerten uns zuweilen an wohlbekannte Werke, deffeungeachtet müssen wir daS Concert als eine höchst beachtenSwerthe Bereicherung der Violoncell-Literatur bezeichnen. Hr. de Swert führte uns auch das „Vorspiel" zu seiner in Wies baden mit Erfolg gegebenen Oper „Die Albigenser" vor. Wir müssen offen gestehen, daß dieses Vorspiel hinsichtlich des geistigen Gehalts und der Einheit der Composition, trotz des heterogenen Charakters der ver schiedenen Motive, auf uns einen viel liefern Ein druck gemacht hat, als — wie eS schien — auf die Mehrzahl des Publikums, daS die Violoncellvorträge bedeutend beifälliger aufnahm als dieses Opernvorspiel. Hr. de Swert trug später noch ein „Adagio" von Servais und eine Piece aus Schubert'- „ölomsnts musiesls" so vortrefflich vor, daß er durch anhaltenden Beifall zur Wiederholung der letzter» veranlaßt wurde. Unser jetzt namentlich im Tenor sehr gut besetzter akademischer Gesangverein Arion sang Reinecke's „Stürme deS Frühlings", MendelSsohn's „Waffer- fahrt", „Maienzeit" von Rietz und „Die Macht de» Gesanges" von Brambach. In letzter« ist freilich die „Gesangesmacht" viel größer in Schiller's Dichtung als in der Musik, die sich nur an einigen Stellen zu intensiver Wirkung steigert. Die Solopartie diese» Werkes sang Hr. Lieban, der aber durch seinen un freien Tonansatz nicht sympathisch berührte. DaS Orchester reproducirte Haydn'S Ls-ckur-Sym- phonie im allgemeinen recht gut. Im ersten Satze war zwar die Intonation nicht immer ganz rein, und kam auch ein Pausenversehen vor, ferner hätte im zweiten das Anfangsthema etwas langsamer genom men werden können; im übrigen ging aber die Aus führung glatt und flott von statten. Auch Hrn. de Swert'S Opernvorspiel sowie die Begleitung zu de» andern Werken wurden recht befriedigend ausgeführt. In dem letzten Berichte über das Concert de» Bach-VereinS ist ein Druckfehler stehen geblieben, c» muß da in der 13. Zeile vom Schluß zurückgerechnet heißen: „Dietrich Buxtehude", nicht „aus" Buxtehude. In Oberammergau werden schon die Vorbereitungen für die im Sommer 1880 dort stattfindenden Passions- spicle getroffen. Da» Theater, in dem die Vorstellungen stattfindcn werden, ist nahezu fertig. Der Zuschauerraum, der für 5—6000 Personen, zwei- bis dreimal soviel wie die berliner Oper, Platz bietet, ist — ähnlich wie das bai- reuther Festspielhaus — aniphitheatralisch gebaut und zum größten Theil unbedeckt; nur in seinem Abschlusse nach oben tst er mit einem Dache für die bessern Plätze versehen; IlXd