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2238 Wir schließen hieran noch folgende Mittheilung ^er Kölnischen Zeitung, welche wieder ein neue- Bei spiel zu den schon vorhandenen zahllosen liefert, wir deutscher ErfindungSgcist leider so oft durch die „Un gunst der Verhältnisse" (nicht am wenigsten durch den Mangel eines PatentgesetzcS für ganz Deutschland, Lem nun endlich abgeholfen ist) uni seine besten Früchte gebracht ward. Die Kölnische Zeitung schreibt: An» dem uns vorliegenden Auszüge der Verhandlun gen der am 28. Oct. 1879 zu Bochum abgehaltenen ordent lichen Generalversammlung der Actionäre des Bochumer Verein« für Bergbau und Gußstahlsabrikation ersehen wir, daß schon vor zehn Jahren ein aus denselben Grundsätzen beruhendes Verfahren von dem Hiittendirector G. A. Frank, zur Zeit in Düsseldorf, in Vorschlag gebracht worden ist. Demnach gebührt das Vorrecht einer so hochwichtigen Er findung einem Deutschen. In der genannten Generalver sammlung ist diese Thatsache ausdrücklich mit actenmäßigen Belegen festgestellt worden. Die Ungunst der damaligen Verhältnisse hat allerdings Hrn. Frank an der praktischen Ausführung seiner Erfindung verhindert, sodaß nach zehn Jahren die nahezu gleiche Erfindung als eine neue und eng lische auftauchen konnte. Deutsches Reich. X Serbin, 28. Nov. Der Kaiser hat unterm 13. Nov. folgende Qrdre an den Reichskanzler ge richtet, die sich auf die neue Organisation des Po st und Telegraphenwesens bezieht: Ich habe den unterm 5. Nov. mir überreichten Bericht über die Ergebnisse der Reichs-Post- und Telegraphenver- waltung während der Jahre 1876—78 mit ungemeiner Be friedigung über die bedeutenden Leistungen auf diesem für die Volkswohlfahrt so wichtigen Gebiete durchgesehen. Die Bereinigung des Post- und Telegraphenwesens hatzwischen beiden Zweigen des Verkehrs eine so bedeutende Wechsel wirkung hervorgerufen, daß die Leistungen derselben unge achtet des wirthschaftlichen Druckes, der während des in Betracht kommenden Zeitraumes geherrscht hat, glänzend hervorgetreten sind. Mit besonderer Anerkennung habe ich an der Hand des Berichtes wie die fortschreitende äußere Ausdehnung, so das Streben nach innerer Vervollkommnung der Verwaltung verfolgt. Ich beauftrage Sie, dem Ge ueralpostmeister wie allen Beamten, durch deren dienst freudige Mitwirkung die geschilderten Resultate erzielt sind, meinen kaiserlichen Dank auSznsprechen. — Der König und die Königin von Däne mark sind am 28. Nov. früh zu kurzem Besuck in der Hauptstadt des Deutschen Reiches eingetroffcn. Obgleich sie sich jeden Ehrendienst verbeten hatten, so war doch der Kronprinz zur Begrüßung auf dem Bahnhöfe erschienen. Um 12 Uhr nahmen dir Equi pagen des Kaisers und der Kaiserin den Weg nach Lem Schlosse. Am Fuße der Treppe, die zu dem Appartement der königlichen Gäste führt, wurde das Kaiserpaar vom Ehrendienst und dem Kammerherrn v. Ende empfangen und nach der Galerie geleitet, die zu den Königskammern führt. In denselben kamen Lie dänischen Majestäten dem Kaiserpaar entgegen, König Christian IX. in dänischer Generalsuniform mit Lem Bande des Schwarzen Adlerordens. Der Kaiser hatte zu der Uniform des 1. Garderegiments zu Fuß das blaue Band des Elcfantenordcns angelegt. Die Begrüßung war lebhaft und freundlich. Die Con- versation wurde in deutscher Sprache geführt. Am Arm de« Kaisers trat zuerst die Königin von Däne mark in den Empfangssalon ein, am Arm des Königs von Dänemark folgte die Kaiserin. Der Besuch währte über eine halbe Stunde. Nach der Rückkehr Ihrer Majestäten in das Palais erfolgte der Besuch der dänischen Majestäten bei dem Kaiserpaare. In der Vorhalle des PalaiS kamen ihnen der Oberhof- und Hausmarschall Graf Packler und der Hofmarschall Graf Pcrponcher mit zwei dienstthuenden Kammer- Herren entgegen und geleiteten den allerhöchsten Besuch in die Gemächer Ihrer Maj. der Kaiserin. Auö den selben kamen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin entgegen und führten das königliche Paar in den Salon der Kaiserin ein. Die Visite Ihrer Maje stäten im königlichen PalaiS war von gleicher Dauer wie die deS Kaisers und der Kaiserin im Schlosse. Die Königin von Dänemark war in ein Costüm von dunkelblauem Sammt gekleidet, das mit einem dunkeln Millefleursseidenstoff verziert war. Nach der Rückkehr in das Schloß empfingen die königlichen Gäste die Besuche des Kronprinzen, des Prinzen Wilhelm und der hier anwesenden Prinzen des königlichen HauseS und von Geblüt, die dann auch erwidert wurden. Um 4'/z Uhr fand im runden Saal des königlichen Palais dem Könige und der Königin von Dänemark zu Ehren ein Galadiner von einigen 90 Gedecken statt. Unter den Geladenen befanden sich außer dem Könige und der Königin von Dänemark nebst Gefolge und Ehrendienst und den Mitgliedern der kaiserlichen Familie nebst Ge folge und dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin rc., der russische Botschafter v. Oubril, der großbritannische Botschafter Lord Russell und Gemahlin, der dänische Gesandte v. Quaade und Gemahlin, der LegationS- rath Frhr. v Gyldencrone, die activcn Staatsminister, Generalfeldmarschall Graf Moltke, die Generale der Infanterie und Cavalerie, die Generallicutenants und die obersten Hofchargen rc.. Abends wohnte der Hof mit seinen Gästen der Vorstellung im Opernhause bei. Nach dem Schluß der Vorstellung begaben die aller höchsten und höchsten Herrschaften sich ins Schloß, woselbst beim Könige und der Königin von Dänemark ein Familiensouper stattfand. — In der am 27. Nov. unter dem Vorsitz des Staats ministers Hofmann abgehaltenen Sitzung des Bundes- rathes erfolgten zunächst Mittheilungen über das Ausscheiden des bisherigen preußischen Justizministers vr. Leonhardt aus dem Bundesrathe und die Ernen nung des Staatssecretärs im Reichs-Iustizamte vr. v. Schelling zum preußischen Bevollmächtigten sowie über die Anmeldung von Commissaren zur Vertretung der zur Berathung kommenden Vorlagen aus dem Ge biete der Landesverwaltung von Elfaß-Lothringen. Die Ueberweisung eines Präsidialantrages auf Bctheiligung des Deiches an der Ausstellung in Melbourne sowie mehterer AefeHentwürsLWr Elsaß-Lothringrn betreffend .->) die Erhöhung der Licenzgebühren für den Klein verkauf von Branntwein rc. , b) die Verwendung von Zuchthengsten, o) die Feststellung des LandeShaushalts- etatS für 1880/81, <i) die Aufnahme einer Anleihe, e) die Ausführung des Gerichtskostengesetzes rc., k) die Vergütung der Reisekosten für die Geschworenen rc., 8) die Zwangsvollstreckung in da« unbewegliche Ver mögen rc. und d) die Gewerbegerichte an die betheilig- ten Ausschüsse wurde genehmigt. Ein Antrag Preu ßens, die im §. 28 des Gesetzes gegen die gemein gefährlichen Bestrebungen der Socialdemokratie vom 21. Oct. v. I. vorgesehenen Anordnungen für die Stadt Berlin, die Stadtkreise Potsdam und Charlotten burg und die Kreise Teltow, Niederbarnim und Ost havelland von neuem auf ein Jahr treffen zu dürfen, gelangte einstimmig zur Annahme. Weiter wurde die Wahl eines Mitgliedes der DiSciplinarkammer in Bromberg vorgenommen und den Anträgen des Aus schusses für Zoll- und Sleucrwesen entsprechend, über einige auf die Zollbehandlung von Haargarn, Schweine fett und Abfallwachs bezügliche Eingaben Beschluß ge faßt. Hinsichtlich hex Verwendung Lyn Tabackssurry- gaten erklärte die Versammlung auf den vom dritten, vierten und siebenten Ausschuß deshalb erstatteten Be richt die Verwendung von Kirsch- und Weichselblättern gegen Entrichtung einer Abgabe von 65 M. für 100 Kilogramm der Blätter in fabrikationsreifem Zustande bei der Herstellung von Tabacksfabrikaten für statthaft und stellte gleichzeitig die für die Verwendung der ge dachten Surrogate erforderlichen Controlvorschriften fest. Den Schluß bildeten Mittheilungen über neuerdings eingegangcne Eingaben und die Regelung ihrer ge schäftlichen Behandlung. — Man schreibt der Magdeburgischen Zeitung aus Berlin: Nach den Abmachungen, welche im Monat September zu Wien zwischen den leitenden Staatsmännern Deutsch- lands und Oesterreichs in Bezug auf handelspoli tische Fragen getroffen wurden, hatte sich in beiden Staaten die Ueberzeugung gebildet, daß eine Vereinigung auf dem Handelsgebiete ohne jede Schwierigkeit herzustellen sein würde. Mit um so größerm Erstaunen ist daher die Nachricht ausgenommen worden, daß die eingeleiteten Be sprechungen über Verlängerung des vorjährigen Meistbe- günstigungSvertrageS nicht zu einem Einverständniß geführt haben. Dieses negative Resultat findet seine einfache Er klärung aber dann, wenn man die grundlegenden Verhält nisse näher betrachtet. Offenbar sind beide Regierungen bei den letzten Verhandlungen von verschiedenen Voraus setzungen ausgegangen. OesterreichischerseitS hob man die jenigen Punkte hervor, welche bei den vorjährigen Ver- Handlungen am meisten Schwierigkeiten machten, nämlich den Rohleinenverkehr und die Beschlagnahme österreichischer Eisenbahnwaggons. Deutscherseits dagegen hatte man bei den gegebenen Versprechungen viel weitergehende Gesichts punkte im Auge. Abgesehen von dem Wunsche nach dem Abschluffe eines allgemeinen Handelsvertrages mit verein barten Zollsätzen legt mau in Berlin den Hauptwerth aps die ebenfalls verabredete Bereinigung in Bezug auf Eisen- bahngütertarife. Die österreichischen Staatsbahnen, der größte gegenwärtig in dieser Art existirende Lomplex, und das geschlossene Netz, welche« die preußischen Staatsbahnen nach dem vollzogenen Ankäufe der Privatbahnen bilden werden, sollen künftighin als ein gemeinsames System in Verbindung gebracht werden. Bei diesem verschiedenartigen Standpunkle ist es nicht zu verwundern, daß die Dele- girten deL-beiden Regierungen, die nach ganz verschiedenen Richtungen hin instruirt waren, nicht zu einem Abschlusse gelangen konnten. Was die Forderungen der österrei chischen Delegirten anlangt, so waren von deutscher Seite schon früher verschiedene Versuche gemacht worden, den Wünschen Oesterreichs entgegeuzukommen. Schon der vor jährige Vertrag enthielt eine Clausel zu Gunsten des öster reichischen Bahnmaterials, die Praxis deutscher Gerichte machte jedoch diese Llausel sofort illusorisch. Sodann wurde in dem Gesetzentwürfe betreffend da« Pfandrecht an Eisenbahnen bestimmt, daß fremdes Bahnmaterial nur mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde beschlagnahmt werden dürfe. Der Entwurf kam jedoch im Reichstage nicht zur Erledigung, und der Reichsregierung sind daher nach dieser Seite hin die Hände zunächst gebunden. Auch hinsichtlich der Nohleinenfrage stand ein Beschluß des Reichstages einem Einvernehmen hinderlich im Wege. Alle diese Hindernisse werden sich bei dem herrschenden guten Willen ohne be sondere Schwierigkeiten in der nächsten Reichstagssession beheben kaffen; gegenwärtig waren sie unübersteiglich. Daß der Statusquo auch nach dem 1. Jan. beibehalten werden wird, ist al« sicher anzufehen, wenn auch der Meistbegün- stigungsvertrag nicht formell verlängert werden sollte. — Ein wiener Correspondent der «Post» bestätigt leider, daß, da man österreichischerseitö nicht gewillt mehr Geschmack konnten wir dem Scherzino von Säuret und dem zugegebencn Stück von Wieniawski abge winnen. DaS relativ Beste war noch die dem Scherzino vorausgehende Ballade von Moszkowski, welche wenig stens bei allem VirtuoS-Effectvollen musikalische Ab geklärtheit und Einheit zeigte. Künstler von Hrn. Sauret'S Bedeutung sollten ihre Kräfte nicht an derartige musikalische Clownstücke ver geuden, sondern sie in den Dienst edlerer Aufgaben stellen. Leipziger Stadttheater. ^Leipzig, 29. Nov. Den Goethe'schen Spruch: „Wer den Dichter will verstehen, muß in Dichters Lande gehen", könnte man auch variiren in Bezug auf das wirkliche volle Verständniß italienischer Schau spielkunst, deren rhetorische und mimische AuSdruckS- mittel vielfach andere sind, bedingt durch die leicht- fließende Sprache und das nationale Temperament. Leicht wird aber dieses Verständniß, wenn die Inter pretation in so virtuoser Weise uns vor Augen ge führt wird, wie dies durch die Altmeisterin Adelaide Ristori geschieht, welche, auf einer Rundtour durch Deutschland begriffen, gestern im Alten Theater hier zum ersten mal auftrat. Zur Aufführung gelangte: „LUssdvtts, kegina ck'lnglnfivrro, ckosmmo storioo in 5 slti cki ksolo kiaoomelt!" Die Geschichte der „jungfräulichen Kö nigin" und namentlich deren Berhältniß zum Grafen Essex hat einer großen Reihe von Dichtern verschie denster Nationalität Stoff zur dramatischen Bear beitung geboten. Ohne die mehr oder minder großen Abweichungen der einzelnen Essex-Dramen hier ab- wagen zu wollen, ist anzuerkennen, daß Giacometti's Bearbeitung einer Tragödie in hohem Maße Gelegen heit gewährt, den majestätischen, vor allem aber auch den leidenschaftlichen, durch schwere Schicksale zu Härte und Grausamkeit sich steigernden Charakter der Kö nigin Elisabeth in Helles Licht zu setzen. Als vollendete Virtuosin stellt die Ristori die Wand lungen des Charakterbildes dar: sie imponirt als Königin, ist rührend in den Momenten, wo innere Kämpfe und Seelenempfindungen hervortrete», feurig in den Augenblicken, wo die Leidenschaften sie beherr schen, und wirkt aufs tiefste ergreifend, wenn, durch das Schicksal überwältigt, ihr Körper schwach geworden ist und sie unter wiederholtem Aufblitzen alter Leiden schaftlichkeit zum Tode sinkt. Mit höchster Natur wahrheit versteht die Künstlerin den innigen Ton des seelenvollen GemüthSlebenS bi« zum heftigsten Auf brausen der Leidenschaft wirksam zum Ausdruck zu bringen. Der hohe Ruf der Künstlerin ist ein so fest be gründeter, daß es unnöthig erscheint, noch weiteres zu deren Lobe zu sagen; wir können uns daher auch be gnügen, zu constatiren, daß der Erfolg de« gestrigen ersten Auftreten» ein ganz bedeutender war und der Applaus de« Publikum« sich von Act zu Act steigerte. Ueber die neben der Tragödin wirkenden Schau spieler ist wenig zu bemerken; im ersten Act waren dieselben inSgesammt von einer merkwürdigen Steif heit, und auch Graf Essex trat erst allmählich wir kungsvoll hervor; bi« er in der großen ConflictSscene des dritten ActS sich zu wirklich anerkennenSwerther energievoller Darstellung emporschwang, wofür er auch Applaus erntete. Zuweilen entsprachen Bewegung und Ton der einzelnen wol nicht ganz der Auffassung deS Würdevollen und Gravitätischen, wie wir unS das Leben am Hofe der Elisabeth vorstellen; einen Groß siegelbewahrer Englands z. B. können wir unS nicht recht als quasi lustige Person denken. Die Meister- leistung der Ristori läßt aber über derartige uns be fremdende Einzelheiten hinwegsehen, und das Ganze wird in jedem Zuschauer einen unvergeßlichen Ein druck hinterlassen haben. „Brockhaus' Kleines EonversationS-Lexikon" ist in der dritten umgearbeiteten Auflage, welcher 80 Tafeln Karten und Abbildungen beigegeben werden, bereits bi« zum 34. Heft gediehen. Die letzterschienenen 4 Hefte führen den Text von Okinawa bi- Ritus fort und bringen an Abbil dungen: 2 Tafeln Zimmerpflanzen, 2 Tafeln Schädliche Insekten, 2 Tafeln Elektrische Telegraphie und in einem Doppelblatt die Karte de« Europäischen Rußland. Da« 2 Bände in 40 Heften umfassende Werk nähert sich somit seiner Vollendung, und da der erste Band desselben bereit« gebunden vorliegt, kann Brockhaus' „Kleine« EonversationS-Lexikon" namentlich auch al« eine werthvolle, gewiß willkommene Gabe für den diesjährigen Weihnachtstisch empfohlen werden. — Paul Moser'S Notizkalender al« Schreibunter lage (Berlin, Lithographische« Institut) erscheint auch diese« Jahr in vielfach vermehrter und verbesserter Gestalt. Er enthält auf 72 Seiten guten liniirten Schreibpapier« Raum für die Notizen auf alle Tage de« Jahre«, ferner auf 42 Seiten einen Anhang mit einer Fülle de« Brauchbaren für da« tägliche Leben, endlich auch noch eine Karte vom Deutschen Reiche.