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Deutsch« Verkehrs-Zeitung einen gewiß beherzigen«- wrrthen Vorschlag. In der berechtigten Voraussetzung, daß dir Beamten der Post-und Telegraphenverwabtung nicht zurückstehen werden, einen Beweis der herzlichen Thtilnahme an dem schönen Familienfeste zu geben, werden dieselben aufgefordert, ihre Beiträge der Kaiser- Wilhelm-Stiftung für die Angehörigen der Post- und Telegraphenverwaltung zuzuwenden. Eine möglichst allgemeine Betheiligung mit mäßigen Beiträgen wird al« werthvoller bezeichnet, al« hohe Beiträge Einzelner. Wenn überall nach ähnlichen Grundsätzen verfahren wird, ist jedenfalls eine sinnige und allgemeine Fest- feier gesichert. — Infolge der Nachrichten über die Fortdauer der Pesterkrankungen im südlichen Rußland hat daS ReichS-Gesundheitsamt die Maßregeln in Vor bereitung genommen, welche bei weiterm Borrücken der Seuche zur Abwehr der Gefahr von unsern Grenzen erforderlich werden. Um diesen Maßregeln durch ein gemeinsames Vorgehen mit Oesterreich die möglichste Wirksamkeit zu sichern, hat sich der Geh. Regierung«» rath Vr. Finkelnburg im Auftrage deS Reichskanzler« nach Wien begeben, wo derselbe die erforderlichen Ver abredungen mit den österreichisch-ungarischen Sanitäts behörden trefsen wird. — Dem Frankfurter Journal geht auS Berlin folgende sensationelle Nachricht zu: „Es soll geplant werden, auf die sieben noch nicht ausgewiesenen so cialdemokratischen Abgeordneten, sobald sie sich in Berlin zur Reichstagseröffnung einfinden, den kleinen BtlagerungSzustands-Paragraphcn anzuwcnden und die selben ebenso aus Berlin auSzuweisen, wie dies mit den Abg. Hasselmann und Fritzsche der Fall war." (?) — Der Weser-Zeitung schreibt man aus Berlin vom 18. Jan.: Das Schreiben de« Fürsten Bismarck an den LandeS- culturrath des Königriiche« Sachsen, welches wir vorgestern mittheilten, hat in einer für uns freilich nicht überraschen den Weis« die Bertheidiger des Programm« vom IS. Dec., welche, wie neulich die Norddeutsche Allgemeine Zeitung, in der allgemeinen Eingangsabgabe nur eine Art Eontrplabgabe sehen wollten, all »dsurckum geführt. Der Reichskanzler bestätigt, daß er grundsätzlich eine Besteue rung der landwirthschaftlichen Produkte des Auslandes be fürwortet, also vor allem der Vieh- und Getreideeinfuhr, und zwar betrachtet er den Einfuhrzoll al« ein Aequivalent für die Besteuerung der Producte der deutschen Laudwirth- schast durch Grund- und Gebäudesteuern. Daß auch auf den landwirthschaftlichen Producte» de« Auslandes bereit« die dort zur Erhebung gelangten Realsteuern lasten, ist dabei übersehen. Wenn von den im Inland« einer in- dixecten Besteuerung unterworfenen LonsumtiouSartikeln — .Branntwein, Zucker ,c. — bei der Einfuhr au« dem Aus lande ein entsprechender Zollsatz erhoben wird, so stellt dieser ein Aequivalent dar für die inländische LonsumlionS- steuer. Die landwirthschastlichen Producte unterliegen aber im Jnlande keiner VerbrauchSabgab«, deren Aequivalent in einem Eingangszoll von ausländischen landwirthschaftlichen Producte» gefunden werden könnte. Grund- und Gebäude- steuern werden erhoben nicht ausschließlich von dem zum Betriebe der Landwirthschaft verwendeten Grund- und Ge° bäudebesitz, sondern gelten theil« generell als ei» Aequivalent für die Sicherung, welche jedem Besitz die StaatSeinrich- tungen gewähren, theil« sind sie quasi unmittelbare Reve nuen von StaatSeigeuthum. Aber, alle Voraussetzungen zu gegeben, würde die Eingangsabgabe doch nur dann als Aequivalent für die inländische Steuer zu betrachten sein, wenn dem ausländischen Fabrikanten der Eingangszoll zur Last fiele. In Wirklichkeit aber wird nicht der ausländische Fabrikant, sondern der inländische Consument den Preis zuschlag bezahlen müßen, und zwar nicht nur von der Ein- Schließlich möchten wir als weitern Fehler der Com- pofition die Anhäufung unmotivirter Wendungen im vierten Act bezeichnen. Daß Rechtsanwalt Lambert, uni die Heirath seiner Schützlinge zu ermöglichen, köpf- über den Reinhold Günther adoptirt, ist ganz unwahr scheinlich, und daß die Lösung durch ein „Horchen" des Frhrn. v. Hochdahl, der den Entführungsentschluß Günther'S und den Widerstand Snsanne'S im andern Zimmer hört, herbeigrführt wird, beweist, daß dem Autor hier seine technischen Mittel, um eine weniger abgebrauchte Lösung herbeizuführen, ausgegangen waren. Daß er sich aber des Vortheils beraubte, das erste Begegniß des Freiherr» und Susanne'« (im dritten Act) vor dem Zuschauer vorzuführen und dadurch eine hochwichtige dramatische Scene zu gewinnen, anstatt, wie er gethan, sie hinter die Bühne zu vrrlegen und uns von deren Ergebniß auf daS Gemüth deS Freiherr» zu berichten — das zeigt doch, daß die dramatische Technik de« Hrn. Bürger noch weiterer Ausbildung fähig ist. DaS neue Stück ermangelt jedoch nicht gewisser Vor- züge, von denen wir den als den wesentlichsten ansehen, daß der Autor es versucht hat, die Lösung eines ernsten, freilich für die Novelle geeigneter» psychologischen Pro- blepiS, soweit eS durch die Mittel eines Lustspiels möglich ist, durchzuführen. ES ist di«ses die Heilung der Melancholie des alten Frhrn. v. Hochdahl durch Adoption seiner Nichte Susanne. Die Art nun, wie dieses der Autor unternimmt, ist nicht ohne Geschick und unter Hervorkehrung mancher seiner psychologischen Züge vollführt. Wir rechnen hierher die große Scene zwischen Hochdahl und Susanne (im dritten Act), die fuhr, sondern auch von der inländischen Production. Im Jahre 1878 hat sich die inländische Getreideproduction auf 250 Mill. Ctr. belaufen; die Getreideeinfuhr im Durch schnitt der letzten sechs Jahre auf 24 Mill. Etr. Wie auf diese die inländische Steuer durch Erhebung eines Zoll sätze« abgewälzt werden kann, ist ein völliges Räthsel. Wenn Deutschland einen Getreidezoll erhebt, so ist die ein zige Folge, daß da« Getreide in Deutschland um den Zoll theuerer ist. Die 24 Mill. Etr. Zufuhr, deren Deutschland bedarf, werden also »othwendigerweise auch den Preis der im Jnlande producirten 250 Mill. Ltr. steigern. Mit an dern Worten: der inländische Lonsument, nicht der aus ländische Prvducent, muß den Getreide-oll tragen und auf diese Weise den inländischen Producenten die Realsteuern ersetzen. Natürlich aber ist auch dieser Ersatz nur ein schein barer, da die Bertheuerung der landwirthschaftlichen Pro ducte alle Lebensbedingungen und in der Folge auch die Löhne vertheuern muß, sodaß der Landwirth — aber nicht nur dieser — da«, was er auf der einen Seite gewonnen hat, auf der andern doppelt und dreifach wieder verliert. — Die Kölnische Zeitung schreibt: „Die Nachrichten aus Olympia lauten neuerdings nicht erfreulich. Die Fundstätten bleiben zwar ergiebig, aber die nasse Wit terung hat den Fortgang der Ausgrabungen gehemmt, und überdies haben Krankheiten geherrscht namentlich ist 0r. Treu zuerst von einer Lungenentzündung und sodann vom Typhus heimgesucht worden. Er ist noch immer leidend, und so ist von hier aus ein deutscher Arzt veranlaßt worden, nach Olympia zu reisen, um womöglich dem verdienten Gelehrten Hülfe zu bringen. Bedauerlich ist auch, daß daS schöne, dem deutschen Namen Ehre machende Unternehmen der Ausgrabungen in Olympia noch immer Gegner findet. Ueber August Reichensperger kann man sich nicht verwundern, wenn er sich für daS Unternehmen nicht erwärmt; denn eS werden in Olympia keine Madonnen ausgegraben, son dern nur Werke deS Praxiteles oder PhidiaS und an derer stockfinsterer Heiden. Aber auch in gelehrten Kreisen finden sich stille Gegner, welche auS engherzigen Rücksichten, die unerörtert bleiben mögen, gern die Aus grabungen hemmen und die Regierungen, namentlich die eines großen süddeutschen StaateS, veranlassen möchten, die kleine, auf dem großen deutschen Reichs ttat fast verschwindende Summe nicht weiter zu be willigen. Nachdem in Olympia eine solche Perle der antiken Kunst wie der HermcS deS Praxiteles zu Tage gefördert ist, würde es für Deutschland doch wahrhaft schmählich sein, wenn das unternommene Werk, daS einer glücklichen Beendigung in zwei Jahren entgegen geht, abgebrochen werden sollte. Es fehlt«, um un gründlich zu blamiren, dann bloS, daß die französische oder-englische Regierung die Unternehmung fortsetzte und zu Ende führte. Hoffen wir indcß, daß BundeS- rath und Reichstag sich nicht s» kleinlich gesinnt zeigen werden." Preußen. Der Kölnischen Zeitung schreibt man auS Barmen vom 19. Jan.: „Auf der Tagesord nung der Stadtrathssitzung vom 21. Jan. steht al- erster Gegenstand derselben: Antrag der Herren Stadt verordneten Ernst v. Eyncrn, F. Tillmanns und Ge nossen auf Erlaß einer Adresse an den Herrn Reichskanzler. Der Antrag geht dahin: »DieStadt verordnetenversammlung möge in einer Adresse an den Herrn Reichskanzler ihrer Ueberzeugung Ausdruck geben, daß die Durchführung der iy dem Schreiben des Herrn Reichskanzlers vom 15. Dec. v. I. in Aussicht ge nommenen Schutzzollpolitik die barm er Exportindustrie und damit den Wohlstand der Stadt schädigen wird; daß dieses insonderheit für die barmer Hauptindustrie eine geschickte Dialogführung zeigt und einen recht graziösen Abschluß hat. Ucberhaupt ist der Dialog die starke Seite des Autors so sehr, daß er darin hier und da sogar zu weit geht. Er läßt seine Personen viel zu viel Erörterungen anstellen, die oft gar nicht zur Sache gehören und mit ihrer Länge die Wirkung der Situation oft abschwächen. WaS er seine Per sonen sprechen läßt, ist zwar nicht sonderlich geistvoll; aber immerhin ist es die gewähltere Sprache unserer gebildeten Gesellschaft, die der Autor mit Natürlichkeit handhabt. Wenn wir nun auS dem Obigen ein Facit zu ziehen versuchen, so finden wir in der gestrigen Vor stellung das Urtheil unsers Publikums, welches zwi schen einer unbedingten Ablehnung und einer beifälli gen Aufnahme der Novität schwankte, vollkommen gerechtfertigt. Hr. Bürger wird sich darüber trösten dürfen, da einzelnes wirklich die herzlichste Bcistim- mung der Zuschauer fand. Im übrigen ist unsere Theilnahme für seine weitere Production auch durch dieses neue Lustspiel geweckt. Mit der Darstellung seines Stückes an unserm Stadttheater konnte der Autor vollkommen zufrieden sein. Die Hauptrollen befanden sich in den Händen des Hrn. Johannes (Frhr. v. Hochdahl) und des Frl. Wessely (Susanne). Der vornehme, aber melancho lische alte Freiherr konnte keine distinguirttre, in hei tern Momenten jovialere Repräsentation finden als durch den genannten Darsteller. Dasselbe gilt von Frl. Wessely, welche im ersten und zweiten Acte ihre Susanne möglichst unbefangen, offen und heiter faßte. Di« trefflich gespielte Scene des dritten Actrs brachte zu befürchten sei, wenn die von Spinnern in An regung gebrachte Erhöhung auf englische Garne zur Durchführung kommen solle.» Motivirt wird der An trag damit, daß die ZustimmungSadreffen rheinischer Nachbarstädte zu dem Schreiben des Reichskanzler« der Vertretung- der zweitgrößten Stadt der Rheinprovinz die Pflicht auferlegen, ihre abweichende Ansicht auf gleichem Wege zur Kcnntniß de« Herrn Reichskanzler- zu bringen. Der Antrag ist außer von den Antrag stellern von weitern 18 Stadtverordneten unterzeichnet, sodaß demselben eine Zweidrittel-Mehrheit sicher ist. Wahrscheinlich erfolgt die Annahme einstimmig." A.b..6. Lerltn, 20. Jan. In derselben Sitzung der Budgetcommission des Abgeordnetenhauses, wo Miquel die Bildung einer ständigen Commission sür das Gewerbeschulwesen im Anhang zu der Gestaltung der neuen neunklassigen und sechsklassigen Gewerbe schule verfocht, drang Virchow auf einen allgemeinen obersten Unterrichtsrath. Der Gedanke wird wol die Zustimmung des Hauses finden, nachdem er seiner ersten etwas peremtorischen Form entkleidet ist. Zur Forderung eines dahin gehende» Gesetzentwurfes schon in der nächsten Session ist die Sache noch nicht hin länglich geklärt und reif. Aber dem Minister Falk dieselbe zur Erwägung zu stellen, kann doch auf keinen Fall schaden. Wie bald er seinen großen Schulgcsetz- entwurf ganz oder theilweise zur Vorlage bringen kann, steht dahin. Bis dahin ruhen die wichtigsten Entscheidungen nicht blos über Einzelfälle, sondern über umfassende und tiefeingreifende organisatorische Maßregeln bei dem Minister und dessen Geheimräthen, zu denen man sonst ja alles mögliche Vertrauen hegt, die jedoch bei neuen Organisationen mit nicht geringerm Nutzen Sachverständige vorher anhören würden, al« die- z. B. der Ministerialdirectnr Jacobi und die Ge- heimräthe Wehrenpfennig und LüderS gethan haben vor der Feststellung des ReformplaneS für die Ge werbeschulen. Der gegenwärtige Unterrichtsminister hat allerdings noch keine erheblicher» Neuerungen verfügt, ohne zuvor Specialcommissionen berufen und vernom men zu haben, mit Ausnahme der größten von.allen, deS SchulgesetzentwurfeS, soweit derselbe überall schon definitiv feststeht. Allein ein ständiger Unterrichtsrath hat offenbare Vorzüge vor besonder« eingeladenen spe- cifischen Commissionen. In ihm bildet sich eine ge wisse Summe nützlicher Erfahrungen und Eindrücke zu dauernder Wirkung aus. Wenn er richtig zusammen gesetzt ist, bildet er für bedeutsame neue Maßregeln eine ersprießliche Vorstufe sowol für die Regierung wie für daS Abgeordnetenhaus. Ohne daß wir un« den Unterrichtsrath nothwendig auf andere Art ent stehend denken müßten, nämlich ebenfalls einfach durch die Berufung des Ministers, fühlen wir un« doch sicher genug, es werde in diesem Falle eine so autoritative Körperschaft zusammenkommen, wie nur immer möglich: in sich fassend die paar von jedermann anerkannten Koryphäen des Faches, und daneben lauter ebenso wohlbeschlagene wie wegen ihres Gerechtigkeitssinnes und Wohlmeinens unverdächtige Männer ohne allzu ängstliche Rücksicht auf ihre politische oder gesellschaft liche Stellung. Gerade wenn der Minister selbst den Unterrichtsrath zu bilden hat, muß ihm daran gelegen sein, demselben vor der LandrSvertretung und der öffentlichen Meinung ein sicheres Relief zu verschaffen. Er würde sich sonst hiermit wirklich nur eine Belästigung ihr allgemeinen Beifall. Frau Western hatte als Stephanie v. Turgie wesentlich nur zu repräsentire»; doch geschah dies nicht ohne Distinction. Der Pro fessor Hartlieb gestattete Hrn. Senger nur wenig, au- einer gewissen gelehrten Reservirtheit herauszutreten. Der etwas excentrische Rechtsanwalt Lambert war durch Hrn. Eichenwald nicht ohne Drolcrie vertreten. Der Künstler wußte die mehr seltsam al« heiter ange legte Rolle durch einige derbere Zuthaten dem Gebiete de« Komischen zu nähern. Hr. Ellmenreich vermochte seinem jugendlichen Helden der Feder Reinhold Gün ther nicht viel abzugewinnen, da selbst der Autor ihn durch nicht« andere« als Schriftsteller qualificirt, als daß er ihn ein dicke« gelehrte« Buch schreiben läßt. Au« dem, was der Geliebte Susanne'« spricht, kann man freilich auf seine Eigenschaft als Schrift steller doch schwerlich schließen. Die übrigen Personen, wie da« Gelland'sche Ehepaar (Hr. Stöckel und Frl. Forrest), Elsdorfs (Hr. Stürmer) und die treffliche Frau Mündel (Frau Spitzeder) waren durch die ge nannten Darsteller und Darstellerinnen angemessen ver treten. Die Hauptdarsteller crhielten Beifall, der sich nach dem dritten Act auch für den Autor in einen Hervorruf verwandelte. Der Breslauer Zeitung berichtet man au« Ratibor vom 14. Jan.: „In den Basaltsteinbrüchrn bei Bir«- kau hat sich am Freitag zwischen 9—10 Uhr vormittag« ein furchtbares Unglück durch Explosion von Dynamitpatro nen ereignet, welchem mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Infolge de« eingetretenen Schneegestöber« mußten die Steinbrecher ihre Arbeit in einem der Stein- brüche verlassen und waren in da« in der Nähe derselbe»