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Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit »ud Recht, Freiheit »d Gesetz!» Sounutztitz 18. J«,«ar 187S. Zusrrotr p»» «> »ie Expkditi»» W reipjig M ft,»«. 2»stHi,,,-t»Utzr sür »ie « Pf» »ut« «w^siuwt»» Pf. «r. 15. Leidig. «qchet« a«t»«»a»t^» UV>4. Preis »icri«ll!»rl«q 7M. »Pf. Skdr cmjelae Ru«»« «Pf. Telegraphische Depeschen. *Aerli», 16. Jan. Von Sr. Maj. Glattdecks- corvette Nymphe, 9 Geschütze, Commandant Cor- vettenkapitän Sattig, sind Nachrichten aus Barbadoes vom 31. Dec. 1878 eingetroffen. Sr. Maj. Kauonen- bootKomet, 4 Geschütze, Commandant Kapitänlieu tenant Frhr. v. Senden - Bibran, ist am 29. Dec. Z878 von Konstantinopel in See gegangen und unter Anlauf von Mitylene am 4. Jan. in Smyrna cin- getrofscn. * Stuttgart, 16. Jan. Abgeordnetenkammer: Auf die Frage deS Abg. Schwarz (Linke), welche Stellung die Regierung zum Gesetzentwurf betreffend die Strafgewalt des Reichstages einnehme, erwidert der Niinisterpräsident v. Mittnacht, eine definitive Entschließung werde erst erfolgen in der Zwischenzeit zwischen der Berathung deS Ausschusses deS BundeS- ratheS,und derjenigen des Plenums. Diese sei indeß oft so kürz, daß er keine Verpflichtung übernehmen Wune, der Kammer Mittheilung zu machen. Wolle Schwarz den Einfluß der Kammer geltend machen, so müsse er einen andern Weg als den der Inter pellation wählen. Schwarz behält sich einen bezüg lichen Antrag vor. * Darmstadt, 16. Jan. Der ll. Kammer ist «ne Vorlage zugegangen betreffend den Verkauf deS hessischen Antheils an der Main-Weser-Bahn an Preußen. *8om, 16. Jan. Gutem Vernehmen nach wird nach Analogie des eben abgeschlossenen provisorischen italienisch - französischen Handelsvertrages auch zwischen Italien und der Schweiz ein Handels- vcrkrag abgeschlossen werden, in welchem sich beide Staaten die Rechte der meistbegünstigten Nationen ein- räumen. * Versailler, 17. Jan. Die im Senat und der Deputirtenkammer verlesene Erklärung der Mi chi st er bezeichnet die jüngsten Senatswahlen als eine DÜMna . uud Ermuthiguyg der Regierung, welche .MtzÄBWWWWWM Ausführung veS Berliner Vertrages gerichtete Polllik fortführen werde. Die Erklärung erwähnt der Be gnadigung von 2225 Verurtheilten der Commune und sichert die Beobachtung der Gesetze über das Vet- hältniß zwischen Staat und Kirche zu. Die Regie rung werde unerbittlich sein gegen antirepublikanische Beamte. Das Cabinet wünscht die baldige Berathung der Zolltarife, kündigt eine Reihe anderer Vorlagen au und constatirt die gute Lage der Finanzen. Die Linke des Senats nahm die Erklärung beifällig auf; Lie Rechte schwieg; die Deputirtenkammer verhielt sich kühl. *wien, 16. Jan. abends. Meldungen der Poli tischen Correspoudenz. AuS Konstantinopel von Heuke: „Dem Vernehmen nach soll beiden russisch- türkischen Friedensverhandlungen die von der Musikalisches auS Leipzig. ** Leipzig, 17. Jan. Im 13. Gewandhaus» roncert, Donnerstag, 16. Jan., vermöchte uns nur der zweite Theil tiefer auzurrgen. Nicht als wenn wir gegen die einzelnen vorgeführten Nummern deS erste» au sich etwas einzuwenden hätten, obgleich ein CykluS noch so vortrefflicher Solostücke selbst in bester Exccutirung schwerlich im Stande sein möchte, Beet- hovcn's „Sinkoma vroioa" aufzuwiegen, so war doch der Unterschied in den Orchesterleistungen einerseits und den Sololeistungeu andererseits ein so bedeutender, daß uns im allgemeinen nur die erstem Befriedigung zu gewähren vermochten. Wir sagen „im allgemeinen", denn technisch ging zwar alles ganz vortrefflich, bezüglich deS Ensemble ließen aber einzelne Stellen im Scherzo sowie im Finale noch zu wünschen übrig. Im Scherzo (zweiter Theil) kam die Stelle mit dem Anschluß der Bässe an die Bratschen rhythmisch nicht klar genug, sowie der darauffolgende Eintritt der übrigen Streichinstru mente und namentlich kurz darauf der der Holzblas instrumente die ersten beiden male nicht absolut genau; desgleichen gingen im zweiten Theil des Trios und später im Finale die bewegten Gänge zwischen Fagott und Flöte nicht ganz exact zusammen , (das erste Fagott blieb um ein Merkliches zurück). Endlich hätte die bekannte O-moll-Stelle mit dem Thema in den Bässen und der Sechzehntheil-Begleitung in den zweiten Vio linen und Bratschen noch etwas grandioser und ge wichtiger hervortreten können; ebenso hätten im „Trauer marsch" einige Nuancen noch feiner ausgearbeitet und Pforte zu zahlende Entschädigung auf den Betrag von 100 Mill. R. S. herabgemindert worden sein. In folge der Intervention einer katholischen Großmacht ist eine gemischte Commission eingesetzt worden zur Untersuchung der Uebelstände, durch welche die christ liche Bevölkerung Armeniens neuerdings be drängt wird."— Aus Odessa von heute: „Eine An zahl von der russischen Regierung gecharterter Schiffe wird am 26. Jan. in Burgas eintreffen, um die Truppen nach Odessa, Nikolajew und Sewastopol zu verschiffen, worauf alsdann die weitere DiSloci- rung erfolgt." * Lonflantiuopel, 16. Jan. Regierungsseitig wird bekannt gegeben: DaS Gesetz über die Verant wortlichkeit der Minister wird die Zahl der StaatSminister feststellen und die Functionen der Mi nister ohne Portefeuille beseitigen, da diese Functionen nicht mit einem Cabinet vereinbar sind, in welchem die Verantwortlichkeit jedem der einzelnen Minister für sich zufällt. Der Großmeister der Artillerie und der Minister der Evfkafs (frommen Stiftungen) werden nicht unter die Zahl der verantwortlichen Minister ge zählt. ES wird ein auf der Grundlage der Verfassung vorgeschlagenes Gesetz über die Freiheit der Presse erlassen werden. Ferner wird unverzüglich Vorsorge getroffen weödcn für die. Errichtung eines öffent lichen Ministeriums und eines Notariats in allen Gerichtsbezirken des Reiches, da diese beiden In stitutionen als unentbehrlich für den regelrechten Gang der Justizverwaltung erkannt worden sind. DaS Finanzministerium wird in mehrere Abteilungen gelheilt werden. An der Spitze einer jeder dieser Ab- theilungen wird ein dem Minister der Finanzen ver antwortlicher Generaldirector stehen. Der Finanz minister wird seinerseits wieder der Deputirtenkammer gegenüber verantwortlich sein. — Die Regierung hat vermittels eines Arrangements mit der, Banque Otto mane und den bedeutendsten Creditinstituten von Ga- lata Vorkehrungen getroffen, um das im Umlauf be findliche Papiergeld bis zum Betrage von 100000 M- .monaM MckzuMm^Die Regierung geht hierbei von der Annahme aus, daß es durch diese Maßregel in Verbindung mit den' sonst projectirten möglich sein wird, da» Papiergeld ganz zu unter drücken. Die vor kurzem zur Einziehung der Kaimeü bestimmten 50000 Pfd. sind in obiger Summe nicht einbegriffen. * Äthen, 16. Jan. Der griechischen Regierung ist noch immer keine Nachricht darüber zngegangen, an welchem Orte die Commiffarien zur Feststellung der griechisch-türkischen Grenze zusammentreten sollen. Auf alle ihre diesbezüglichen Anfragen ist ihr nur geantwortet worden, daß der Zusammentritt an dem anfangs von der Pforte bezeichneten Orte nicht stattfinden solle. Die Regierung erblickt darin ein neue« Zeichen, daß die Pforte die Erledigung der Frage verzögern will. » - ' « » - einzelne Uebergänge noch schöner motivirt sein müssen, wofern der Ausführung in jeder Beziehung das Prä- dicat der Vollendung zuerkannt werden sollte. Jedoch war, wie schon gesagt, die Ausführung in allen übrigen Theilen so gelungen, daß der große Beifall des Publi kums, welchen Kapellmeister Reinecke zugleich im Na men des Orchesters entgegcnnahm, als ein vollkommen gerechtfertigter zu bezeichnen ist. Kommen wir nun auf den ersten Theil. Derselbe litt angesichts der darauffolgenden Eroica-Symphonie an zu großer Länge, die um so empfindbarer wurde, als die Leistungen der beiden Solisten: Frl. Hedwig Roland aus Wiesbaden (Gesang) und Concertmeister Otto Hohlfeld aus Darmstadt (Violine), den hohen An forderungen, welche man an Künstler, die im Gewand- Hause auftretcn, stellen muß, nicht ganz entsprachen. Hr. Hohlfeld trug Spohr'S Coucert Nr. 7 in L-moll und Romanze und Scherzo aus der Suite Nr. 2 von Franz RieS vor. DaS AnerkennenSwerlhe an seinem Spiele war die gewissenhafte und saubere Durchführung des figurativen Theiles der vorgetra genen Stücke. Dagegen mangelte es Hrn. Hohlfeld wieder gar zu sehr an eigener Auffassung, und was er in letzter Beziehung bot, traf keineswegs den Nagel auf den Kopf, wie z. B. die stellenweise gar zu lar moyante Behandlung deS Adagios in dem Spohr'schen Concert bewies. Den anfänglich etwas kleinen, ge deckten Ton sowie eine gewisse Unfreiheit in einzelnen Trillern (erster Satz) und Staccatos wollen wir gern auf Rechnung der Befangenheit setzen, nicht aber ' manches Unschöne in der Lagenverbindung und das constante Zuhochspielen, selbst wenn eS, wie im vor- . * Washington, 15. Jan. Die Repräscntanten- kammer hat die Gesetzvorlage angenommen, wonach GrcenbackS als Zahlungsmittel für Einfuhrzölle die nen können und wodurch die Negierung zur Ausgabe von 3proc. und in 4proc. Bonds convertirbaren De- potcertificaten im Werthe von 10 Doll, ermächtigt wird.— Die LegiSatur von Colorado hat den Re publikaner Hill zum Mitgliede des Senats in Wa shington gewählt. Die Wuchergesetze im preußische» Landtage. * Lerttn, 16. Jan. Der erste Gegenstand der Tagesordnung in der heutigen Sitzung des Abgeordneten hauses ist die zweite Berathung des Antrages der Abg. Krech und Genossen auf Annahme des Entwurfes eiue- Ergänzungögesetzeö zudem Gesetze vom 27. April 1872 betreffend die Ablösung der den geistlichen und Schul instituten, sowie den frommen und milden Stiftungen zustehenden Realberechtigungen. Abg. Hildebrandt befürwortet als Berichterstatter der Commission die Annahme des Antrages Krech, der folgendermaßen lautet: Die im Z. 4 des Gesetzes vom 27. April 1872 betreffend die Auslösung der den geistlichen und Schulinstituten, sowie den frommen und milden Stiftungen zustehenden Realbe- rechtungen (Gesetzsammlung, S. 417) bezeichneten Pente« können, auch wenn sie bereits rechtsverbindlich feststehen, auf Antrag des Berechtigten wie des Verpflich teten nach Maßgabe der 88- 4—7 und 10 des gedachten Gesetze« abgelöst werden. Nur die in dem Anträge gesperrt gedruckten Worte beantragt die Commission zu streichen. Abg. v. Götz tritt dem ganzen Anträge entgegen, der große berechtigte Interessen verletze. Regierungscommissar Geh. Regierungsrath Glatzel versichert, daß sich die Regierung diesem Anträge nicht widersetzen werde, wenn er die Zustimmung beider Häuser des Landtages finde. Abg. v. Rauchhaupt befürwortet die Annahme de» Antrages Krech, ebenso Abg. v. Bandemer. Der Antrag wird in der von der Commission vor geschlagenen Fassung angenommen. Es folgt die Berathung des Antrages des Abg. Frhr. v. Schorlemer-Alst wegen der Wuchergesetze, der so lautet: Das Hau« der Abgeordneten wolle beschließen: Die königliche Staatsregierung auszufordern: sofort eine ein gehende und umfassende Ermittelung eintreteu zu lassen be treff« des Bedürfnisses und der Möglichkeit wirksamen legis» lativen Vorgehens gegen den überhandnehmendeu Wucher und die damit zusammenhängenden schlimmen Folgen der allgemeinen Wechselfähigkeit. Abg. Frhr. v. Minnigerode beantragt statt de» Wortes „sofort" zu setzen „baldigst": Der Gegenstand de« Antrages hatte das Abgeordneten haus schon am 21. Nov. v. I. beschäftigt, al« der Antrag steller die Regierung über ihre Haltung zu der Frage inter- pellirte. Der Hr. Justizminister 0r. Leonhardt hatte damals erklärt, daß die Staatsregierung bei aller Wichtigkeit, die liegenden Falle, seinen Grund in der zu hohen Stim mung der Violine hat. Hr. Hohlfeld scheint noch kein völlig routinirter Virtuose-vo^ageur zu sein, dürste aber durch die Beseitigung der hier namhaft gemachten Schwächen seines Spieles bald einen sehr respectabeln Grad von Kttnstlerschaft auf seinem Instrument er reichen. Beinahe, das Gleiche müssen wir nach Anhörung der Arie „Mit Zärtlichkeit und Schmeicheln" auS „Der Entführung aus dem Serail" von W. A. Mo zart und der Variationen von Rode, nur mit Ueber- tragung von dem Instrumentalen auf das Vocale, von dem Gesänge des Frl. Roland sagen. Genannte Dame hat von der Natur eine schöne Stimme mit einem nicht gewöhnlichen Umfange nach der Höhe zu empfan gen, die unsers Dafürhaltens (ähnlich der des kürzlich gehörten Frl. Sembrich) in hohem Grade coloratur- fähig ist. Zur Zeit aber hat Frl. Roland jene tech nische Vollendung ebenfalls noch nicht erreicht, die den Vortrag von Stücken wie die Variationen von Rode, welche die feinste virtuose Ausführung bedingen, im GewandhauSconcert als berechtigt erscheinen ließe. Nichtsdestoweniger wurden beide Solisten vom Publi kum, das au diesem Abend besonders verschwenderisch mit seinen Beifallsbezeigungen umging, durch Hervor ruf ausgezeichnet. Um so ungerechtfertigter fanden wir die, man kann wol sagen, beinahe ablehnende Haltung desselben gegen über der eingangs des Conccrts gespielten neuen Ouvertüre „Wikingerfahrt" von Georg Bohlmann (Manuscript), welche durch die Spontaneität ihrer Ge danken und ihr einheitliches Colvrit den Eindruck der