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42 recht gekommen. Vielleicht wird die spätere Geschicht schreibung da-Schreiben au- Friedrich-ruh vqm 15.De«. 1878 al« den Anstoß bezeichnen, ver diese gewiß von jedem Gesichtspunkt au- lebhaft zu wünschende defini tive Klärung de- öffentlichen Geiste- und in deren Gefolge die Wiederbefestigung der hin und herschwan- kenden Zollgesetzgebung zu Wege brachte. Sache der parlamentarischen Parteien ist es, wenn wir Englands Borbilde trauen wollen, nicht, derartige tiefe GeisteS- kärypfe der Nation al- solcher vorwegzunehmen. Sie setzen am Enve nur in Gesetze und Maßregeln um, was in der öffentlichen Meinung nach erschöpfender freiester DiScusston triumphirt hat." Der Hannoverische Courier (den man wegen seiner Beziehungen zu Hrn. v. Bennigsen als eine Art von officiösem Organ der national-liberalen Partei anzusehcn pflegt) weist den Vorwurf, zurück, als ob die Gegner der Zollpolitik des Reichskanzlers, speciell die national-liberalen, kein eigene- positive- Programm hätten und verträten. Wohl sei, meint er, in wiederholten Erklärungen von Führern der na tional-liberalen Partei ein „Programm" enthalten, welche- den ganzen Umkreis der von dem Reichs kanzler angeregten Fragen umschreibe, und, bestände bei uns die parlamentarische Regierung, so würde er hinzufügen: „Wir glauben, daß ein liberale- Mini sterium für dieses Programm eine Majorität, wenn nicht im gegenwärtigen Reichstage, doch bei den Neu wahlen, finden würde." Als einige der Hauptpunkte dieses Programms glaubt das Blatt auf seine eigene Verantwortlichkeit aus den erwähnten Kundgebungen Folgendes herauslesen zu können: Die Matricularbeiträge sind zu beseitigen, weil da» Reich auch finanziell auf eigenen Füßen stehen muß und weit jene Beiträge manchen Einzelstaaten zu unleugbarem Bedruck gereichen. Die eigenen Reichseinnahmen, welche an die Stelle der Matricularbeiträge zu treten haben, dürfen nur indirekte sein, weil einer Reichs-Einkommensteuer, ab gesehen von andern Gründen, schon die Verschiedenheit der directen Steuersysteme der Einzelstaaten entgegensteht, und sie können indirecte sein, weil in unserm aus directen und indirekten Abgaben zusammengesetzten Steuersystem die letz- tery zur Zeit ein« Verstärkung eher vertragen al» die er ster». Zur Belegung mit solchen neuen oder erhöhten Ver brauchsabgaben eignet sich in erster Reihe der Laback, dann einige andere Artikel allgemeinen und doch nicht schlechthin unvermeidlichen Verbrauches, wie Kaffee, Thee, Zucker rc. — aber nicht behufs der Erzielung ungemeffener Summen, sondern etwa in der Höhe der Matricularbeiträge des nächsten Etatsjahre«. Fallen die Matricularbeiträge fort, so muß dem Reichstage gleichzeitig ein Ersatz sür das ihm jetzt vermöge der Existenz dieser Beiträge zustehenden Ein- nahMebewilligungsrechtt« zutheil werden; denn imallgt- mein« ist uns eine starke Volksvertretung ebenso nöthig wie «in« starke Regierung, und insbesondere in finanzieller Hinsicht ist sicher, daß mit den Ausgaben nur sparsam um geht, wer selbst für die Einnahmen zu sorgen hat. Für diesen „constitutionellen" Ersatz würde, meint der Hannoverische Courier, vielleicht die jährliche Be willigung einer BerbrauchSabgabe, etwa des Kaffee- zolleS oder der Zuckerbesteuerung, in der für jedes Jahr erforderlichen Höhe al- da- Einfachste erscheinen. Bon diesem finanziellen Theile eines positiven Pro gramms sei der handelspolitische unbedingt getrennt zu halten. In Betreff der Handelspolitik spricht sich da- Blatt gegen deck Bruch mit dem bisherigen Sy stem aus, fügt dann aber hinzu : Dir« schließt nicht aus, daß für einzelne Produktions zweige besondere Verhältnisse jetzt eine Verstärkung des Zollschutze» so gut rechtfertigen können, wie die Herabsetzung desselben früher durch thatsächllche Umstände gerechtfertigt köpf des vorigen ÄahreS hinaus zu einem Ausdruck, der sich bereits mit attischen Werken der Phidiassischen Zeit berührt. Ucber der Stirn zeigt er noch eine dreifache Reihe künstlicher Buckellöckchen wie der eben- genannte vorjährige Bronzekopf; hinten ist da- Haar indeß in einen einfachen runden Wulst genommen und nicht lang herabhängend wie dort. Die letztgenannten Funde zusammen sind wohl ge eignet, die archaisch-dorische Kunst des Peloponneses — denn dieser gehören sie ohne Zweifel an — zu leben diger Anschauung zu bringen. Von der Vorzüglichkeit der außerhalb Olympias bisjetzt ganz unbekannten größern Terracotta-Statuen de- 5. Jahrhundert- erhielten wir noch einen neuen Beweis in dem Untertheil der — bereits dem freien Stil angehörigen — Gruppe eines Silen mit Pferde hufen, der eine Nymphe gehalten zu haben scheint. Da- von der lctztcrn allein erhaltene Gewand ist mit vielen Mustern reich bemalt. Zu dem großen Schatz der drei früher» Jahre, den Giebelsculpturen des ZeuStempelS, gesellen sich immer noch neue ergänzende Stücke: so der Untertheil der Deidamia de- Westgiebels, so ein Kopf und mehrere Pferdefragmente vom Ostgiebel. ES bleibt neben den größern allgemein kunsthistori schen bedeutenden Funden noch jener große Rest der alltäglich in Menge zuströmenden kleinern Gegenstände, die al- Einzelwerk keinen besonder« Werth beanspruchen können. Sie sind dem Fernstehenden von geringerm Interesse und verhalten sich wie die rein topographi schen zu den architekturhistorischen Funden: ihre Be deutung besteht wesentlich darin, daß sie uns die erschien; hierüber sind Untersuchungen bereit« »»gestellt und kann man neue ««»leite»; ihr uubtsaageu za prüfende« Er- arbniß muß dir SMschtiduag bestimmen. Insofern da« Ausland unsere aus de» Export anßewirseueu Industrien feindselig behandelt, ist ferner der Bersüch gerechtfertigt, für dieselben durch Kampfzöll« ein« b«ss«r« Stillung zu er- zwingru. Ab«r dies« sind gerade so sorgfältig wie die Finanz- und die Schutzzölle gesondert zu behandeln; einer „allgemeinen Eingangsabgabe" bedars e» al« Kampfzoll theil» nicht, auch ist sie ganz ungeeignet dazu, weil die Ve- lallung vieler Waaren gerade den un» benachtheiligenden Landern völlig gleichgültig ist. „DaS wäre", sagt der Hannoverische Courier, „ein -positive» Programm», wie unS scheint — eia um- fassendeS, keineswegs doktrinäre-, und klare-. Fall es keine Aussicht hat, von der Regierung acceptirt zu werden, so ist e- doch vielleicht für de» nächsten Wahl- kautpf kein ganz schlechte»." Der Stand der deutschen Bolksconsumtioa. Unter obigem Titel bringt Böhmert'» Social- Correspondenz folgenden Artikel: „Der Weihnachtsmarkt deS Jahre- 1878 hat wie der an die bittere Thatsache erinnert, daß die Massen de- Volke» gegenwärtig mit harte» Entbehrungen und Sorgen für den nächsten Tag zu kämpfen haben. Da- Geschäft hat sich im Vergleich mit dem Vorjahre nur an wenigen Orten verbessert und an vielen verschlechtert; denn zahlreiche Arbeiter sind brotlos oder müssen sich mit niedriger« Löhnen begnügen. In den klaren Win tertagen vor dem Weihnachtsfeste drängten sich zwar in den Straßen unserer Großstädte viele Beschauer an die prächtigen Schauläden, aber außerhalb war mehr Leben al- drinnen, wo meist nur billige Sachen verlangt wurden. Die Ungunst der Geschäftslage läßt sich namentlich auch aus den Klagen der Material- waarenhändler erkennen, bei denen sich doch vor Weih nachten gern auch der ärmere Bürger einmal mit den nothwendigen und einigen entbehrlichen Dingen für die Familie zu versorgen pflegt. Diese Versorgung ist seit 1875 im Rückgänge - begriffen. Wir müssen dieser Sachlage ernst ins Gesicht sehen und dürfen die Stimmung der kapitalärmern Klaffen nicht verheim lichen, welche nachdrücklich betonen, daß es vor allem noththue, mit der Verminderung der StaatsauSgaben und dem Einschränken von oben herab anzufangen, wenn cs in den untern Schichten besser werden solle, und daß man an alles andere eher denken dürfe als an Vertheuerung der nothwendigsten Nahrungsmittel. Die allgemeine Entwickelung der socialen Lage deS deutschen Volke- zeigt unS allerdings im letzte« Men schenalter einen entschiedenen Fortschritt. Die deutsche BolkSconsumtion hatte bis zum Jahre 1875 erheblich zugenommen und sich namentlich von 1867 an über raschend gehoben. Man kann dies namentlich an Ar tikeln des großen ConsumS, wie Zucker, Bier und Fleisch, nachweisen. Deutschlands Zuckerverbrauch hatte sich nach der officiellen Statistik des Deutschen Reiches von 1841—70 nur langsam gehoben. Er betrug pro Kopf der Bevölkerung im Jahrfünft 1841—45 jähr lich nur 5,u Pfd., 1851—55 6,7« Pfd., 1861—65 9,«r Pfd., 1866—70 S,w Pfd., dagegen 1871—75 13,-o Pfd. Der Bierverbrauch hatte ebenfalls noch in unserm Jahrzehnt enorm zugenommen. Man produ- cirte im Deutschen Reiche mit Ausnahme von Baiern, Würtemberg, Baden und Elsaß-Lothringen im Jahre 1872 16,102179 Hektoliter Bier, 1873 19,654903 > ' —k ' - specielle Physiognomie der antiken Altis mit allen ihren Bronzegeräthen, Dreifüßen, Becken, geweihten Waffen, Thierbildern rc. vorführen. E» genüge des halb zu erwähnen, daß die Inventare an kleinern Bronzen während der vergangenen sieben Wochen um 500 Nummern, darunter z. B. wieder neue treffliche Greisenköpfe, Stücke alterthümlicher getriebener Re liefs, an Münzen um mehr als 300 Nummern und an den (meist architektonischen) bemalten Terracotten um gegen 400 Nummern gewächsen sind. Endlich hat uns die niue Arbeitsperiode auch an Inschriften ungewöhnlich viel und Gutes gebracht: nämlich nicht weniger als vier größere — freilich auch nicht vollständig erhaltene — archaischeBronzeinschriften, durch Inhalt wie Dialekt bedeutend. Unter den Stein inschriften sind hervorragend die mehrerer Künstler argivischer Schule: die Basts, an der sich DädaloS der Sohn des PatrokleS nennt, ist auch dadurch merk würdig, daß sie bereits in Hadrianischer Zeit um gekehrt und als Untersatz einer andern Statue ver wendet wurde. Ein anderer Bathronblock, an dem sich die Künstler AthanodoroS und AsopodoroS nennen, ist eine willkommene Ergänzung zu den mehrern be reits früher auSgegrabenen Blöcken, die zusammen ein uns unbekanntes großes Weihgeschenk eines gewissen Praxiteles trugen, an welchem nicht weniger als vier Künstler gearbeitet hatten. AuS den Erfahrungen eines englischen Socialisten. Die augSburger Allgemeine Zeitung theilt Auszüge mit aus einem unlängst in London erschienenen interes- Hektolitre, 1874 20,494914 Hektoliter und 187S 21,388228 Hektoliter. Der Fleischverbrauch im König reich Sachsen betrug, von 1836—45 durchschnittlich nur 32,« Pfd. pro Kopf der Bevölkerung, 1846—55 auch nur 32,» Pfd., dagegen 1856—65 44,o und 1866—75 50,s Pfd. Insbesondere ergab sich seit 1867 mit einziger Ausnahme de- KriegSjahre» 1870 eine stetige Zunahme des sächsischen Fleischverbrauchs, der im Jahre 1873 auf 53,v Pfd-, 1874 auf 58,» Pfd. und 1875 auf 59,s Pfd. pro Kopf der Bevöl kerung gestiegen war. Aber seit dem Jahre 1875 ist ein Rückgang tin getreten. Die gewaltigen politischen und finanziellen Erschütterungen werfen ihre sichtbaren Schatten auf das deutsche WirthschaftSleben, und die sprungweise Erhöhung der BolkSconsumtion, welche mit einer sprung weisen Erhöhung der Unternehmergewinne und Löhne Hand in Hand ging, hat sich bitter gerächt. Wir können di« plötzlich erhöhte Lebenshaltung nicht fest- hälten, sondern müssen uns mit einer allmählichen Verbesserung begnügen. Die unerbittliche Natur dör wirthschaftlichen Dinge bestraft jeden Uebcrmuth und erzwingt eine Rückkehr zur Einfachheit. . Die Statistik liefert auf fast allen Gebieten der Consumtion den Nachweis, daß seit etwa drei Jahre» der Verbrauch von Bier und Fleisch wesentlich zurück gegangen ist, daß die Bevölkerung statt deS Lagerbier» wicdcr mehr einfaches Bier und statt des theuem Rindfleisches das billigere Schweinefleisch in höherm Maße verzehrt, und daß man insbesondere auch von Luxusartikeln, wie Kaffee und Zucker, weniger al» sonst verbraucht und allgemein von den theuern zu den billiger» Cigarren oder zu dem noch wohlfeilem Rauchtaback übergegangen ist. Die Bierproduction im Deutschen Reiche ist seit 1875 von 21,358228 Hek toliter auf 20,873379 Hektoliter im Jahre 1876 und auf 20,360491 Hektoliter im Etatjahre 1877/78 zurück- gegangen. Im Königreich Sachsen war im Jahre 1876 zwar e ne bedeutende Abnahme der Production von Lagerbier, dafür aber eine Zunahme der Production von einfachem Bier, mithin nur eine Rückkehr zur Einfachheit zu bemerken; aber im Etatjahre 1877/78 ' ist auch der Verbrauch deS einfachen Biere» bedeutend herabgegangen. Man braute in Sachsen von einfachem Bier 1875 1,834016 Hektoliter, 1876 1,966732 Hektoliter, 1877/78 1,844627 HeMiter und von Lagerbier 1875 1,402500 Hektoliter, 1876 1,279418 Hektoliter, 1877/78 1,215131 Hektokiter. Die Consumtion von Rind- und Schweinefleisch war in Sachse« pm Kopf der VevölkyPyg ^76 59,6 Pfd., 1876 59,l Pfd., 1877 56,6 Pfd., und zwar vertheilt sich dieser Verbrauch auf Rindfleisch 1875 mit 25,4 Pfd., 1876 25,r Pfd., 1877 22,, Pfd. und auf Schweinefleisch 1875 34,2 Pfd-, 1876 33,» Pfd. und 1877 34,, Pfd." Der „reiche" Borsig und die „armeu" Arbeiter- (A«S der Volks-Zeitung.) Vor einigen Monaten, als der Kampf wider die Socialdemokratie seinen Höhepunkt erreicht hatte, ging die Nachricht durch die Zeitungen, daß der verstorbene Borsig ein Vermögen von 30 Mill. M. hinterlassen habe, worüber natürlich in allen Kreisen der Gesell schaft vielfache Betrachtungen angestellt wurden. Die Angaben wurden bald darauf öffentlich als sauten Buche: „Da- Leben und die Kämpfe von William Lovett in seinem Streben nach Brot, Wissen und Freiheit, »ebst einem kurzen Berichte über die verschiedenen Gesellschaften, denen er angehörte, und über die Ansichten, die er hatte" („His lüls sack Ltruggles vk IVilliam Lovett, in lÜ8 pursuil of drosch Icnovleckgo sack kroeckow, donckon, pudlwkock d^ Irüdaor sack Oo., duckgsts UM"). Der Verfasser (jetzt 78 Jahre alt), hält an seinen früher» Ueberzeugungrn von der Nothwendigkeit einer socialen Reform fest, indem er die Frage aufwirft: „ob diese Welt mit ihren reichlichen Mitteln, die ge nügen, um das Glück aller Menschen zu sichern, wenn die Welt nur richtig verwaltet wird, bloS dazu dienen soll, d«m Ucberfluffe weniger zu dienen, während die Masse deS Volkes für alle Mühe und Arbeit sehr oft nicht die allemöthigsten Unterhalt-mittel besitze". Um so wichtiger ist eS, daß derselbe in Bezug auf die Durchführung gewisser von den Socialisten empfohlener Ideen durch seine Erfahrungen zu einem negativen Ergebniß gelangt ist. Um da-Jahr 1826 oder 1828 schloß er sich der Ersten Londoner Gewerbsgcnoffenschaft (kirst doackoa Oooporstivo Irsckinß ^88ooialioa) an, und damit be gann seine socialpolitische Laufbahn. Der Erfolg dieser Genossenschaften, die dort zunächst als Consumvereiue auftraten, brach zum ersten male in jene« Jahren durch; nach einem gelungenen Beispiele in Brighton entstanden deren 4—500 in verschiedenen Theilen Eng lands. Die Mitglieder hatten einen kleinen wöchent lichen Beitrag zur Aufbringung eine- gemeinsamen Fond- zu leisten, womit sie einen Kaufladen eröff-