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Ur. 5. KttpM. Erschein »V«. Preis «tKelMrllq 1«. 50»f. »»« rt-ttlie «»»»«, -V». Kieustuß, 7. I««« 1879. Instrste - ß»» »» di« «rpchitt,» t» M smd«. I»serll«,»,e--Hr st« di« MpilUsjell« M W, >uU«r Stvr»»t>t ps. DcüWt Mgmkim Zcitmg. «Wahrheit »ad Recht, Freiheit »ad Erseh! Telegraphische Depeschen. * kom, 4. Jan. abends. Der Osservatore romano schreibt, da« vom Deputaten Massino wegen Bildung siner couservative» Kammerpart«i verösfentlichte Programm sei für die Katholiken unannehmbar. — Hie Nachricht, eS sei ein Circular an die Bischöfe ergangen, worin den Katholiken die Theilnahme au de» politischen Wahle« gestattet worden sei, wird von dem Osservatore romano für unbegründet erklärt. * Ls«, 4. Jan. Die Verhandlungen «egen Wie- Lerbestellung eines officiSsen russischen Vertreter- Leim Vatikan sinh vollständig gescheitert. De« Fürsten Uruffow gelang seine Mission nicht, weil über mehrere wichtige Differenzpuukte ein Einvernehmen nicht zu erzielen war. * vom, 5. Jan. Der Proceß Passanayte vyx L«» Asstsen zuNeqpel ist ^»uf den 48. Jan. anberaumt. * MavrtV» 3 Ian. abends. In der heutige» Sitzung der Depütirtenkammer wurde da- Men «inen Sergeanten und zwei Soldaten wegen Verschwö rung gegen da» Leben ihre» Chef» gefällte TodÄ- ürthÄ, welche» morgen in Ceuta vollstreist werde» soll, zur Sprache gebracht. Mehrere Deputirte brachten eine» Aytrag auf Umwandeluug her Todesstrafe in eine nudere Straft ein. Der Ministerpräsident CanovaS del Castillo «achte dem gegenüber geltend, daß das Militärgesetz die Execution der Verurtheilten vor- schrtibe. * Madrid, 4. Ian. Die Hinrichtung Mo«^ casi'S ist erst heute früh 8'/, Uhr erfolgt; eine große ^Volksmenge wohnte der Hinrichtung hei, beobachtete »ber die größte Ruhe und Ordnung. * pärio, 5. Ian. nachmittags. Nach dem voll ständig vorliegenden Resultat der heute stattgehabten Seyatorenwahle« gewannen die Republikaner 41 Sitze. SämmtliHe frühere Senatoren der republika nischen Partei wurden «iedergewLhlt. Von den seiten- EawHättn «ur- schäfter in KoWantinHÄ, Fourniers wievergewählte» stBhrm Senatoren der conservativin Partei befinden M der Marschall Canrobert, Dtpedr», General d'ESpeuille», -Montgolsier, Dutreit, Belcastel, Bthic, Pourcet und Meaup. Zwei Stichwahlen find erforderlich. - . . > * Paris, 5. Jan. abends. Der neue Senat wird aus 119 Mitgliedern her cpnservativen und 176/ dar unter 64 heute gewählten, Mitgliedern der republika nischen Partei bestehen. Die Republikaner werden so mit eine Majorität von 57 Stimmen haben. * London, 5. Ian. Nach hier vom Cap einge- ganzenen Nachrichten ist die Entscheidung der Zulu- Grenzcommission. zu Gunsten der Zulu» ausgefallen. Die Botschaft der Capregierüng an den König der Zulu» fordert unter anderm die Auflösung der Zulu- Armee und die Rückkehr TNNnnedias als Residenten; Cdnard von Hartmann über Socialdemokratie «nd Iesuitiömus. 1 Leimig, 30. Dec. Die -Germania» hat vor inniger Zeit berichtet, Eduard v. Hartmann hätte die Absicht gehabt, eine Schrift über SocialiSmuS und UltramontaniSmuS zn veröffentlichen, habe dies über nach der Annahme des SocialistengesetzeS unter lassen. Wir sind in der Lage, unsern Lesern nutz», theilen, -daß vielleicht die Flugschrift, keineswegs aber die Behandlung des Themas selbst unterblieben ist. Der Verfasser der „Selbstzersetzung deS Christen- thumS" bespricht die Endziele der Socialdemokratie und des IesüitiSmuS in seiner,-Phänomenologie deS sittlichen Bewußtseins" (Berlin 1879). Der deutsche Dichterfürst Goethe hat uns im „Faust" dm schließlichen AuSgang de» unaufhaltsamen Strebens nach vollkommener Glückseligkeit schildern wollen. Nachdem sein Held die Wissenschaft ergrün det und die Freuden deS Lebens genossen, blieb er noch immer in Zwiespalt mit sich selbst. Erst al» er sich um daS Wohl anderer und nicht um sein eigenes Glück bekümmerte und der schwärmerische Denker Ka näle zu bauen anfing, erst dann kam der Augenblick Hera», von dem er einst zu Mephisto gesagt: Di« Uhr mag stehn; der Zeiger fallen; ES sei die Zeit für mich vorbei! Auf dieselbe Weise gelangt der deutsche Denker zur theilweisen Lösung desselben Problems. Der Egois mus, der nur sein eigenes Glück erreichen und alle Sorgen auS seinem Leben wegschaffen will, muß sich ferner wird verlaygt, daß vor diesem Residenten und dem Könige alle Streitigkeit« der Europäer geschlichtet werden, sowie daß niemand ohne die Zustimmung des Residente» au-grwiese» werden dürfe. Die KriegS- Vorbereitungen dauern fort, da das Ergebniß der Unterhandlungen zweifelhaft ist. * LMMa, 31. Dec. (Officicll.) Major Gholan Naktschaband hat nach Durdar berichtet, daß ihm der Emir am 10. Dec. eröffnete, er habe angesichts de« Verlustes von AlimuSjiv und Peiwar sowie wegen deS erschüttert^ Vertrauen» feiner Truppen und da er eine» «Hern Hcherstand M wathunlich halte, be- fchloffea, hei Rußland Schutz zu suchen und seine Ängelegeoiufit einem europäischen Congreß zu unter breiten. A-kub-Ahäu sei an demselben Tage in Frei heit gesetzt worden. Demselben sei ei» Eid abgenom men worbest, daß er nach den Weisungen de« Emir händeln wolle. .Am IS. Dec. habe der Emir darauf Kabul verlassen, nachd«» er vorher sein in 70 Lack Rupien bestehende» Privatvermögen in da» Ausland gesendet. * Kalkutta, 3. Sau. (Officiell.) Der afghanische Generäl Wali-Mochamüled hat dem General Ro bert» ein Schreibe» übersendet, in welchem er seine Dienste anbietet: Zugleich theilt Wali-Mohammed darin mit, daß Jakub-Khan, welcher zu entkommen suche, bewacht werde mtd daß der Emir Schir-Ali sich nach Petersburg begebe» werde. * Lopetchagen, ö- Ja«. Der Minister de» Kriege» und det Mariue, General Dreyer, hat sein Portefeuille niedergriegt. DaS Kriegs- und daS Ma- riüeministrrium sind vvueiüander getrennt und ist erste re- dem General KäMmann, letztere» dem bi-herigtn Generaldirektor de- MarineministeriumS, Commodore Rav», übertragen worden. Peter-dura, 4. Ja». Die politische Polizei ist Um 1200 Mann verstärkt worden, welche in die - großen Städte vertheilt werden, in denen dit Nihi listen ihre»- Unfug treiben. (H. T.-B.) ^kLMttbnrgtz die Pforte .die^Rldäuesen äufgefordtri M, bpr Abtretung, von Podgoritza nicht feindselig entgegenzutreten, und darauf hingewiesen hat, daß der Berliner Vertrag, welcher die Herausgabe von Podgoritza verlangt, ausgeführt wer den müsse, so herrsche» hier doch noch Zweifel darüber, ob die türkische Regierung den aufsässigen Albauesen ' Mit den geeigneten Machtmitteln gegenübertreten werbe. Die Agence russe gibt diesen Zweifeln Ausdruck und meint, daß die faktische Herausgabe Podgoritza« an Montenegro bei Unterzeichnung des definitive» russisch- türkische» Friedens unter die Bedingungen arlfzunehmen sein würde, von denen Rußland die Zurückziehung sei ner Tryppßn abhängig mache * Astrachan, 24. Dec. Bald nach der Rückkehr der Kösäcken au» der- asiatischen Türkei erschien im jenotaiewschen Bezirke des ' GouvertreitientS Astrachan eine Epidemie, welche von den Aerzteü alS dic Men- d»S Lebest unerträglich mache» und schließlich zum Bankrott gelangest: Denn etwas bangen, hoffen und sorgen Muß der Mensch immer'für den kommenden Morgen, Daß er de» Leben« Schicksal ertrage , Und da« schwere Gleichmaß der Tage. Das nächste Ziel, das sich alsdann vor feisten Augen enthüllt, ist die Beglückung anderer. Aber diese Richtung ergibt, zum ethischen Princip erhoben, das social-eudämonistische Princip, d. h. die Erreichung möglichst großer Glückseligkeit für die möglichst große Zahl der Menschen. Dieser Grundsatz bildet nun den Kern der socialvemokratischen Bestrebungen und das praktische Ziel der Kirche. Daher müssen die beiden Richtungen, wiewol sie von verschiedenen Punkten aü-- gegangen sind, am Ende ihrer Entwickelungsbahn zu sammenkommen: „Wenn die Socialdemokratie so Weit gesiegt hätte, um der Menschheit eine ihren Grundsätze» entsprechende Organisation zu geben, so würde sich djesesbe zu einem ! jede individuelle Selbstbestimtstuqg vernichtenden System der behördlichen Reglementirung aller privaten Thätig- ' keit ausgestalten müssen, die nur durch schrankenlose Machtbefugnisse der Behörden gestützt werden köttstte; ' d. h. die verwirklichte Socialdcmokratie verlangt einen ' absolutistischen TerroriSmuS ohnegleichen, der, wie schon > bemerkt, nothwendig auch mit einer Corruption ohne gleichen verbüriden fein würde. Die größte Schwie- - rigkeit für die augenblicklichen socialen Machthaber - würde immer nur darin bestehen, sich gegen einen Sturz zu wahren und alle Gewalten der Unzufrieden- ! heit in den reglementirten Arbeitskräften unschädlich > schenpest anerkannt wurde. Ehe man Qnarqntäuc- maßnahmen ergreifen konnte, verbreitete sich die Pest auf mehrere Dörfer. Der Gouverneur von Astrachan schritt energisch zur Einführung strengster Quarantäne. Den eingelaufenen Nachrichten zufolge ist die Sach lage schrecklichst, die Sterblichkeit sehr groß. Behuf» der Quarautänemaßnahmeu siud Truppen und Aerzte nach Astrachan beordert. * Wien, 4. Jan. abends. Meldungen der Poli tischen Corrrspondenz. Aus Konstantinopel von gestern: „Die i» dem russischen BotschästShotel fort gesetzten Verhandlungen über den russisch-türkische« Friedensvertrag nehmen eine» günstigen Verlauf. Es ist gegründete Hoffnung auf einen baldigen befrie digenden Abschluß derselben vorhanden. Nach einer verbürgten Aeußerung Karatheodory-Pascha'S hat Sürst Lobanow bei der Eröffnung der Verhandlungen i« Aussicht gestellt, daß unmittelbar nach der Unterzeich nung deS FriedenSvertragkS die theilwcise Räumung de» türkischen Gebietes beginnen werde. — Der seit Monate» beurlaubte türkische Botschafter in London, Musurus-Pascha, ist auf seinen : Posten zurück gekehrt. — Der GrenzregulirungScommisfar für Montenegro, Kiamil-Pascha, ist nach Albanim abgereist." — AuS Bukarest von heute: „Von kom petenter Seite verlautet, daß da« Deficit de» Staatshaushaltes pro 1879 22,800000 Fl. be tragt, wobei aUf die Amortisation der Staatsschuld«» 5 Mill. Fl. mehr als im Vorjahre entfalle»." * Athen, 3. Ian. Wie verlautet, hat der türkische Bevollmächtigte hier die Regierung in Kenntniß gesell, daß Mukhtar-Pascha, der Präsident der türkischen Be-- grtnzung»commission, da- Dorf Koukut bei der Stadt Daria zur Zusammenkunft der beiderseitig« Commrssare gewählt habe. Beide Orte finden sich auf der Karte der europäischen Türkei nicht vor. Infolge dessen sind Rückfragen ergangen, die hoffentlich ergebe» werven, daß die bezüglichen Verhandlungen nicht sofott ntit einet Mystifikation beginnen. *LMr», S. San. abend». - Da» amtliche Blatt veröffentlicht ein Dekret, durch welche» die Vorschläge zur Organisation eines speciellen Departement- zum Zwecke einer systematischen Verwaltung und Ueber- wachung der Kanalisirungsbanten angenommen werden. ' Leipzig, 6, Januar. Unser allgeliebter Kaiser hat — ein erfreulich«« Zeichen seiner wiedergewonnenen Kraft und Gesund heit — den NeujahrSempfang in gewohnter Weise ab halten können. Die Vorsehung fei dafür gepriesen! Möge sie den hohen kaiserlichen Herrn bei gleichem Wohlsein da» ganze Jahr hindurch erhalten! In der kirchenpolitischen bder sogenannten Cultur- kaMpfsache liegen zwei bedeutsame Kundgebungen aus jüngster Zeit vdr. DaS eine ist ein Schreiben dk« zu machen. Dies können sie nun aber keinesfalls da durch, daß sie der Masse den ganzen Contrast der von ihr erhofften positiven Glückseligkeit mit ihrer allezeit elenden Lage und ihrer um nicht wenigtr elenden Zukinft offen tingestehen; um nicht gestürzt zu werden, sind sie gezwungen, der Masse die Wahr heit, selbst wenn sie ihnen klar geworden ist, zu ver hehlen und da« Volk durch Vorspiegelung illusorischer ZukunftSglückseligkeit bei guter Laune und willig zum Gehorsam zu erhalten. Woher aber diH Vorspiege lungen nehmen? Jetzt genügt dazu da» als Schlaraffen land auSgemalte Ideal deS socialdemokratischen Zu- kunftSstaateS; aber wenn dieser nun verwirklicht ist, wie dann das unausrottbare Gefühl der Glendigkeit der jeweiligen Menschheitslage einschläfern? Es bleibt dazu gar kein Mittel übrig als daS Hinübergreifen in das tranSscendentale Gebiet, wenn daS Pulver der Il lusionen für diesseits verpufft ist." „Ist also da« Princip der höchsten Glückseligkeit der größten Zahl daS allein maßgebende Moralprinclp, so ist neben der Beförderung der Verdummung unt» Btrthierung die Beförderung der beglückenden Illusio nen die höchste sittliche Pflicht." „DaS schwerste Vn> brechen gegen die Sittlichkeit, d. h. gegen daS wahre Wohl der Menschheit, muß dann in einer Handlung gesucht werde«, welche geeignet ist, Aufklärung zu ver breiten und die Wahrheit jener beglückenden Illusionen i» Frage zu stellen, und es wird die höchste Pflicht und daS heiligste Recht der Gesellschaft und ihrer Ver treter sein, solchen Verbrechen durch die Androhung der härtesten Strafen vorzubeugen und jeder Schädi gung deS Gesammtwohls durch energische Präventiv-