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W.L41. Leiprt,. ««»««*. Pr«i« «W. Dcutschc Mgcmkinc Ztitiliig «Wihrheit »d Recht, Freiheit »»- Gesetz!» DievSt«,, 15. Ott-Ler 187S. Instkate fixt L» di- I^pkditiou M scodt». Z»strtt»»»,»-Itzr '. str ti» ep»lte»>»ile >» Ps^ „wr «UqcM« « W. Telegraphische Depeschen. "tvien, 13. Oct. Die Montags-Revue bespricht die letzten beiden Circnlardepescheu der Pforte nnd bemerkt dazu: Die gesammte politische Welt ist darin einig, daß die Pforte nicht leicht einen unglücklichern Schritt unternehmen konnte. Da» englische Cabinet hat sofort das ungebührliche Aufinneu der Pforte zurückgewiesen und die übrigen Re gierungen werden voraussichtlich diesem Beispiele folgen. Gegen die Verleumdungen der Disciptin unserer Truppen werden wir uns selbst zu schützen wissen. Wenn die Pforte die Convention entbehren zu können glaubt, dann besteht das vorbehaltlose Mandat de» Berliner Longresse», das die unverrückbare Rechtsbasis für das Vorgehen Oesterreich« bildet. Durch die Weigerung der Pforte, die Verhand lungen fortzusetzen, hat Oesterreich seine ActivnSfreiheit wiedererhalten; welche innerhalb des Rahmen« de« Berliner Vertrages eine volle und unbedingte ist. Oesterreich wird diese Freiheit nicht misbrauchen und ohne eine vertrags mäßige Nöthigung an allen Zugeständnissen festhaltrn, welche e« der Pforte in der Convention cinzuräumen gedachte. WaS die Besetzung de« Sandschaks Novibazar anbelangt, so werden sicher weder die Vorstellungen der Pforte bei den Mächten, noch die Rücksichten aus die in dem Sandschak stehenden türkischen Streitkräfte Oesterreich an dem Voll züge der ihm durch den Berliner Vertrag eingeräumten Maßregeln hindern. Oesterreich zieht hierin ausschließlich seine eigenen Interessen zu Rathe. Augenblicklich liegt kein Bedürfniß für die Ausdehnung der Occupatio« über ihre bisherigen Grenzen vor, aber der Berliner Vertrag hat das Recht Oesterreichs zur Garnisonirung des Sandschaks ohne Liausel festgestellt. Da- wiener Cabinet wird von diesem Rechte unzweifelhaft ohne Zögern Gebrauch machen, sobald Vie Ausübung desselben durch die Sachlage geboten und vortheilhaft erscheint; daran werden die Lirculardepeschen per Pforte so wenig ändern als der Abbruch der Conven- tiensverhandlungen. Ivieu, 13. Oct. Das Fremdenblatt constatirt, Karatheodory'S Eröffnungen gegenüber Andrässy entsprächen keineswegs der vom Standard veröffent lichten. Note. Die hier abgegebenen türkischen Erklä- ruMn entbehren jedes offensiven oder provvcatorischen .Charakters. Oesterreich hat der Pforte noch nicht ge- autw ortet, dürfte aber beiläufig Folgendes erwidern: „Oesterreich sei bereit, die von der Pforte gewünschten guten Beziehungen aufrecht z« erhalten- vorausgesetzt, daß die Pförke loyal alle Akernommenen Verpflich tungen erfülle. Durch das Scheitern der Convention infolge der türkischen Weigerung sei Oesterreichs Stand punkt zum Berliner Vertrage nicht verändert, Oester reich werde Europas Mandat ausführen mit oder ohne Convention. Ueber die Besetzung deS Sandschaks Novibazar sei eine Verständigung erwünscht; sollte die selbe wieder durch die Schuld der Pforte scheitern, so werde Oesterreich die Besetzung dennoch vornehmen, sobald der geeignete Zeitpunkt eingetreten sei." Nowi- iow hatte gestern mit Andrässy eine einstüydige Unter redung, vermuthlich bezüglich der Haltung der Pforte. («Post«.) Ludapcst, 13. Oct. Von guter Quelle erhalte ich folgende Information; „Die türkische Note ist, wie vorausgesehen, von keiner Seite zum Gegenstände einer Erörterung gemacht. Nur Rußland ließ unter der Versicherung, daß der Note keinerlei Ernst beizu messen, in Wien daraus aufmerksam machen, daß die Pforte dasselbe Spiel jetzt gegen Oesterreich treibe wie ehedem gegen Rußland. In Petersburg sei man überzeugt, daß die Pforte bei der Anklage der öfter reichischen Truppen sich keiner größern Wahrheit be flissen habe als seinerzeit bei den gegen die russische Armee gerichteten Anklagen. Der Zwischenfall erscheine erledigt, öbgleich nach der Provokation der Pforte nicht auffallend wäre, wenn'beispielSweise wiederum der Ge danke aüftauchte, der schon einmal eine gewisse Be deutung errungen und nur angesichts der wachsenden Erfolge Oesterreichs wieder fallen gelassen worden ist, der Gedanke nämlich, die Pforte durch ein entschie denes Eingreifen Europas zur stricte» und loyalen Durchführung deS Berliner Vertrages zu bringen. Ohne Zweifel würde, wenn das wiener Cabinet nur die geringste Anregung in dieser Richtung geben wollte, ein solches Votum die Antwort Europas an die Pforte bilden, aber man wird in Wien schwerlich die Politik der Wirdervergeltung und der Rancune befolgen wollen. Man hat wett mehr Interesse daran, die Pforte gegen die Folgen ihrer eigenen Fehler und Thorheiten zu schützen, als einen Act der Wirdervergeltung zu üben." (D. M.-Bl.) Wien, 13. Oct. Die partielle Demobili- sirung erweist sich als vor Mitte November nicht thunlich, eine frühere Entlastung von den Occupations- kosten wird dadurch unmöglich. — Die Rothschild- Gruppe hat TiSza 8 Millionen zur Verfügung ge stellt, mit denen der Cassastand bis zum Jahresende gedeckt ist. — DepretiS geht unter Billigung des Kai sers, aber ohne einen Specialauftrag, an die parla mentarische CabinetSbildung. Der Führer der Ver fassungstreuen, vr. Herbst, antwortete DepretiS ab lehnend. Wenn DepretiS bis Donnerstag nicht reus- sirt haben sollte, dürfte Taaffe die Neubildung deS CabiuetS versuchen. (D. M.-Bl.) Ivie», 13. Oct. Seit gestern Abend verlautet, daß DepretiS zum CabinetSchef designirt ist und das Ministerium des Innern übernimmt. Außerdem wür den noch einige sachkundige Mitglieder deS bisherigen Cabinets sowie andere dem ReichSrathe und Herren hause entnommene Männer in das Ministerium be rufen werden. (D. M.-Bl.). "Wien, 12. Oct. mittags. (Officiell.) General major Reinländer besetzte am 10. Oct. anstands los Vernograc. "Wien, 12. Oct. (Officiell.) Die von den In surgenten noch besetzt gewesene Feste Klad ns ist durch das 1. Iägerbataillon ceruirt. * Sudapest, 13. Oct. morgens. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Handschreiben des Kaisers an den Ministerpräsidenten v. TiSza, worin dieser mit der provisorischen Leitung des Finanzministeriums, Frhr. v. Wentheim mit der provisorischen Leitung des Ministerium des Innern beauftragt und der seitherige Finanzminister v. Szell der Leitung des Finanzministe riums definitiv enthoben wird. "Prag, 12. Oct. abends. In dem Proceß Skrejschovsky-Thierhier ist der Angeklagte Skrej- schovSky heute von dem Verbrechen der schweren körper lichen Beschädigung freigesprochen; dagegen der Ueber- tretung gegen die Sicherheit des Lebens schuldig er kannt worden. Das Urtheil lautet auf eine Arreststrafe von vier Monaten und auf Zahlung von 2168 Fl. Ersatz an Thierhier. Der Vertheidigcr des Angeklagten meldete die Nichtigkeitsbeschwerde sowie die Berufung gegen das Strafmaß und den Schadenersatz an. * kom, 12. Oct. Vom Fiuanzminister wird ein Gesetzentwurf vorbereitet, wonach der bisher am ge ringsten besteuerte Grundbesitz künftig gänzlich von der G rund ste u er .Misstet werden soll. Dem Ver nehmen nach" wird infolge'des günstigen Standes deS Budgets pro 1879 zur Deckung der dem Staatsschätze aus der Abschaffung der Mahlsteuer erwachsenden Verluste vom Finanzminifler weder eine neue Steuer erhöhung noch auch eine neue Steuer beantragt werden. *Rom, 12. Oct. Die SanitätScommission hat für die spanischen Pilger eine dreitägige Quaran täne in Civita-Vecchia angeordnet. — DaS Journal Italic bespricht den Eintritt des Engländers Wilson und des Franzosen Blignicrds in das Cabinet des Khedive und bemerkt dazu, da Italien in Aegypten mindestens ebenso beträchtliche Interessen wie England und Frankreich habe, scheine es billig, daß Italien ebenfalls im Rathe des VicekönigS vertreten sei. Hierauf bezügliche Verhandlungen seien eingeleitet; falls die selben zum Ziele führen sollte, was man innerhalb einiger Tage wissen werde, solle das ägyptische Iustiz- portefeuille einem Italiener anvertraut werden. "Rom, 13. Oct. Der österreichische Botschafter Baron Haymerle ist hier eingetroffen. * Florenz, 13. Oct. Wie die Nazione meldet, hat der Minister des Innern in Voraussicht einer etwaigen internationalistischenBewegung an den Grenzen und in einigen Städten Italiens die streng sten Befehle zur energischen Verhinderung und Unter drückung jeden Ruhestörungsversuches erlassen. * Paris, 12. Oct. Der lebenslängliche Senator, Bischof von Orleans, Dupanloup, ist gestern Abend plötzlich gestorben. — General Grant hat Paris heute verlassen und sich nach Spanien begeben. * Paris, 12. Oct. Nach einem dem Marinemini ster von dem Gouverneur von Caledonien zuge gangenen Telegramm vom 3. Oct. sind die Bezirke von Bouloupari und Marni vollständig pacisicirt und ist in denselben die öffentliche Ordnung wiederherge stellt. Dagegen ist der Aufstand im Bezirke von Bou sail noch nicht vollständig niedergeworfen. Die dor tigen Stämme haben mehrere Colonisten getödtet und verschiedene Besitzungen angegriffen; die Aufständischen sind mit großen Verlusten zurückgeschlagen worypn. In den übrigen Bezirken Caledoniens herrscht Ruhe. Der Gouverneur hofft, daß die demnächst eintreffen- den Verstärkungen genügen werden, um die Pacisica- tion vollständig durchzuführen. * pari», 13. Oct. Der Marineminister hat, um die Wiede, Herstellung der Ruhe in Neucaledonien zu beschlennWN» angeordnet, daß der Gouverneur von Cochinchina unverzüglich zwei Compagnien Marin«, infanterie nach Numea sende. Der Kreuzer Hngon ist zu demselben Zweck aus den chinesischen Gewässern nach Neucaledonien beordert. Der Contreadmiral Du Petit-ThouarS begibt sich am 25. Oct. von Toulon aus ebenfalls nach Numea. "Paris, 13. Oct. Der heutige Figaro „glaubt z« wissen", daß Fürst Bismarck, ohne erst eine Auf forderung der französischen Regierung abznwarten, den deutschen Botschafter in Paris, Fürsten Hohenlohe, be auftragt Habe, dem französischen Minister des Aus wärtigen, Hrn. Waddington, bezüglich der jüngsten Vorgänge im Deutschen Reichstage Erklärungen zu geben, welche jede Gefahr einer Trübung der zwischen Deutschland und Frankreich bestehenden guten Be ziehungen ausschließen. "Srüssel, 13. Oct. Wie die Inde'pendance erfährt, würde die Negierung den Kammern demnächst einen die Reformen auf dem militärischen Gebiete betreffenden Gesetzentwurf vorlegen, wonach alle jun gen Leute verpflichtet sind, entweder in der activen Armee oder in der Reserve zu dienen; die Dienstdauer in der Reserve würde acht Jahre betragen. Die Stellvertretung würde mit der Beschränkung aufrecht erhalten werden, daß die durch die Conscription zum Eintritt in die active Armee Verpflichteten zwar einen Stellvertreter stellen können, dessenungeachtet aber für ihre Person zur Reserve übertreten. " Kopenhagen, 12. Oct. In der heutigen Sitzung des Landsthing machte der Finanzminister Mit- theilung von einer telegraphischen Nachricht, wonach in Sainte Croix wieder geordnete Zustände hergestellt zu sein scheinen. Der Aufstand scheine niedergeworfen, auf den meisten Plantagen sei die Arbeit wieder aus genommen. Da das Telegramm von keinem Verlust an Menschenleben spreche, so könne, wenn überhaupt ein solcher stattgrfunden, seiner Ansicht nach derselbe nur ein unbedeutender sein, namentlich scheine keiner der Beamten bei dem Aufstande das Leben verloryr zu haben. "SctgraV, 12. Oct. DaS Ministerium ist nunmehr recoustituirt, dasselbe besteht aus RisticS Ministerpräsident und Minister deS Auswärtigen, LeSja- nin Kriegsminister, Alimpitsch Minister für den öffent lichen Unterricht, Lazarewitsch Iustizminister, Mikailo- witsch Minister desJnuern, Iwanowitsch Finanzminister, Vasilievitsch Cultusminister. * Leigrad, 12. Oct. Wie von authentischer Seite versichert wird, sind die von hier nach dem Auslande verbreiteten Mittheilungen bezüglich angeblicher Er klärungen deS russischen Ministerrestdenten Persiani über die Haltung Rußlands gegenüber der öster reichischen Occupation Bosniens vollkommen er funden. Dasselbe gilt von der Nachricht, daß hier eme Adresse colportirt werde, um den Fürsten zu ver anlassen, von Oesterreich Geuugthuung zu fordern. "Aukarest, 12. Oct. In der heutigen Sitzung der Depntirtenkammer begründete IoncScu den Antrag der Minorität auf Zurückweisung der Ru mänien angebotenen Dobrudscha, welche nur ein Zank apfel werden würde. Der Minister des Auswärtigen Cogalniceanu wies darauf hin, daß Europa Rumä nien die Dobrudscha zugedacht habe, um den Einfluß Rußlands zu restringiren, beide Donauufer der Macht sphäre Rußlands zu entziehen und Bulgarien in sei nen Grenzen einzueugcn. Der Minister theilte so dann der Kammer mehrere diplomatische Documente mit, namentlich einen vertraulichen Bericht Ghika's und einen ebensolchen Stourdza'S, welcher letztere jetzt zur Opposition gehöre. Aus diesen Documenten er gebe sich, daß Bessarabien schon seit der rcichSstädter Zusammenkunft für Rumänien verloren gewesen sei. Was die Iudenfrage anbclange, so schließe er sich der Ansicht Ionescu's an, daß deren Berathung ver tagt werde. Der Deputirte MäjoreScu beantragte die sofortige Anberaumung einer constituirenden Ver sammlung, der Deputirte Holban bekämpfte diese» Antrag Majorescu'S. Der Ministerpräsident Bratiano wiederholte seine im Senat bereits geltend gemachten Gründe und betonte hauptsächlich, daß der Vertrag von Rumänien ratificirt sein müsse , wenn man das rumänische Gebiet von den Russen geräumt sehen wolle. Schließlich wurde der Antrag der Minorität mit 78 gegen 20 Stimmen abgelehnt und der An trag der Majorität mit 83 gegen 17 Stimmen an genommen. Die Sitzung war eine sehr stürmische, vielfach von lärmenden Zwischenfällen unterbrochene; infolge eines solchen erklärte der Kammerpräsident, daß er sein Amt niederlege. Der Schluß der Session erfolgt voraussichtlich am Montag. * Sllkarest, 13. Oct. Ueber die gestrige Erklärung des Ministers Cogalniceanu in der Deputirtenkammer