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— Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Etwaige Vergleiche de« deutschen Vorgehen« in der lu- xemburger Sache mit dem russischen Bersahren in der Frage de« Schwarzen Meere« sind völlig unzuirefsend. Die Erklärungen de« Bundeskanzler« waren keine AuskUndigung de« Vertrag« von 1867, sondern nur die Folge der vor Beginn de» Krieg» gegebenen Erklärung, deutscherseits würde die Neutralität Luxemburg« nur so lange geachtet, al» die Franzosen sie respectirten und die luxemburger Regierung selbst sie aufrecht erhielte. Deutschland muß dafür sorgen, daß unsere Truppen, in»besondere bei der bevorstehenden Belagerung Longwy», nicht weiter gefährdet werden; kann die« die grobherzogliche Regierung der Ostbahn gegenüber nicht, so müssen wir selbst eintreten. — Die National-Zeitung bemerkt über Oesterreich und Preußen: Wir möchten der Neuen Freien Presse, wenn sie wirk lich ein „vorurtheilslose« und freundschaftliche« Zusammen gehen Oesterreich-Ungarn« mit Deutschland" wünscht, den wohlgemeinten Rath ertheilen, nicht länger Preußen und Deutschland in einem Gegensätze zueinander aufzufassen und Preußen fort und fort zu verunglimpfen, während sie dicht daneben Deutschland ihrer wärmsten Sympathien versichert. Ehe dieses widerwärtige Gebaren in der deutsch-österreichi schen Presse nicht aushört, wird auch da« Mistraucn in die österreichisch-ungarische Politik, namentlich Norddeutschlands, nicht verschwinden. — Die Weser-Zeitung schreibt zu Bismarck'S Note nach Wien: * Damit wäre der froh zu begrüßende Anfang zur Be endigung einer langen verhängnißvollen Eifersucht und Feindschaft gemacht, welche so völlig widernatürlich erschien bei der Harmonie der wahren Interessen beider Völker. Jahrhundertelang hat die vergangene alte Kaiserwürde Deutschland und Oesterreich zusammengehalten, auf unge zählten Schlachtfeldern haben wir zusammen im Bunde ge kämpft und noch dieses Jahrhundert sah die Armeen in den Freiheitskriegen auf der entscheidenden Walstatt bei Leipzig vereinigt gegen den gemeinsamen Feind. Wenn irgendwo zwei große Völker in aufrichtiger Freundschaft und einem Bündniß zu Schutz und Trutz gegen außen zueinander stehen sollten, wie sie einst treu zueinander gehalten haben zu den Zeiten der Vater, so sind es Deutschland und Oester reich ! Bringen wir dem neuen Jahre den warmen Wunsch entgegen, diese Freundschaft uns zurückmführeu. — Dem Schwäbischen Merkur berichtet man au« Berlin vom 23. Dec.: „Der Kaisertitel wird sich dem Wortlaute des ReichtagSgesctzes an- schließen. Die, Königin wird Kaiserin, gemäß dem Brauch der Hofetikette. Der Kronprinz und die Prin zen behalten voraussichtlich den Titel: Königliche Hoheit.^ — Hr. vr. Johann Jacoby hat anläßlich der ihm vom wiener Demokratischen Vereine am Neubau übersendeten Zustimmungsadresse nach dem wiener «Wanderer» folgendes Schreiben an den Obmann dieses Vereins gerichtet: Hochgeehrter Herr! Die durch Ihre gütige Vermittelung mir zugegangene Adresse de« Demokratischen Verein« in Wien hat — al« Beweis wohlwollender Theilnahme und übereinstimmender Gesinnung — mich innig erfreut. Em- pfangeu Sie und die andern Mitglieder de« Verein« mei nen herzlichen Dank dafür. So trostlos die politischen Zu stände der Gegenwart sind, wir wollen — im festen Ver trauen auf den Sieg der Wahrheit — nicht müde werden, an der Verwirklichung unserer Grundsätze zu arbeiten. Die Geschichte lehrt: Wo Recht und Freiheit de« Bürger« mis- achtet werden, da find Schlachtenglück und KriegSruhm nur ein glänzende« Elend. Auch in unserm Volke wird diese Erkeuntniß sich Bahn brechen und ein in Freiheit geeintes republikanisches Deutschland die — wenn auch vielleicht spät«, doch sichere — Frucht der Erkenntniß sein. Mit de mokratischem Brudergruß Ihr Königsberg, 18. Dec. 1870. vr. Johann Jacoby. Preußen. Im Hannoverschen Tageblatt vom 22. Dec. erläßt Hr. O. Meding eine aus Billa Joi- lette datirte Erkläruug, in welcher er die Angabe des SonntagSblatteS des hannoverischen (welfischen) Wahl vereins, daß er eine Flugschrift „Graf Platen und die hannoverische Legion" geschrieben habe oder zu schreiben beabsichtige, als eine Lüge bezeichnet und daran folgende, ein gewisses pikante» Interesse in Anspruch nehmende Drohung knüpft: Ich habe bisher den von gewisser Seite, die ich nicht zu bezeichnen braucht, gegen mich gerichteten verschiedenen hämischen Angriffen und niederlrächtigen Verleumdungen au» einer vielleicht zu weit gehenden, aber gewiß leicht be greiflichen Rücksicht nur ein absolutes Stillschweigen ent gegengesetzt und werde au« dieser Zurückhaltung auch nur den äußersten Provocationen gegenüber heraustreten. Sollte die« geschehen müssen, so wird e« nicht in Flugschriften und Zeitungsartikeln, sondern vor den Tribunalen geschehen, und muthmaßlich von denen am bittersten und tiefsten em pfunden werden, deren Interessen jenes Sonntagsblatt zu dienen glaubt. Der Verfasser und Urheber jene« Artikels und ähnlicher Angriffe mögen dann an entsprechender Stelle die Früchte der Saaten verantworten, welche sie mit gro ßem Behagen ausstreuen. Uebrigen« wird, wie ich hoffe, niemand, der mich kennt, mir die Einfalt zutrauen, daß ich in dieser großen und ernsten Zeit dem Publikum zumuthen könnte, sich — mit dem Grafen Platen zu beschäftigen. — AuS Berlin vom 22. Dec. wird der wiener «Presse» telegraphirt: „Minister v. Mühler soll, wie verlautet, zurücktrelen und der Geh. Legation«- rath v. Keudell alsdann dessen Portefeuille überneh men." UnS selbst ist von Berlin nichts zugegangen, was diesem Gerüchte zur Bestätigung diente. Oesterreich. Die Neue Freie Presse schreibt aus Wien vom 24. Dec.: Die Meldung der Times, daß Fürst Karl von Ru mänien nun thatsächlich an die Mächte ein Memorandum 2834 gerichtet hätte, welche« sich über die Unhaltbarkeit der durch den Pariser Vertrag für die Donausürstenlhümer gefchaffe- nen Lage verbreitete, wird un« von unterrichteter Seite al« im wesentlichen richtig bezeichnet. Um e« genauer zu Präci. streu, jo ist hier gestern ein Handschreiben de« Fürsten Karl an den Kaiser eingetroffen, welches aus di« Ueb«rr«ichung eine» solche» Memorandum» an da» kaiserliche Labinet vor bereiten soll. Da« Schreiben deutel den Inhalt dieser Denk- schrift, die in den nächsten Tagen zu gewärtigen ist, nur in allgemeinen Zügen an. Zwei Pnnkte scheinen darin haupt sächlich betont zu sein: da« Bedürfniß einer unabhängigern Stellung Rumänien« nach außen und einer Revision der bestehenden Verfassung (in conservativem Sinne?) nach innen. Der Schritt de» Fürsten Karl traf, wie wir schon melden konnten, die Mächte nicht unvorbereitet; einen Augen blick schien Preußen sogar geneigt, die rumänische Frage in da« Programm der demnächst nach London zu berufenden Lonferenz einzuschmuggeln; doch verblieb es bei einem dis- creten Versuche, und die londoner Berathung wird sich de finitiv nur mit der PonluSsrage zu beschäftigen haben. Was nun die erwähnten Vorstellungen de» Fürsten Karl betrifft, so ist der Standpunkt, welchen Oesterreich-Ungarn denselben gegenüber einzunehmen hat, klar genug vorgczeichnet: da« wiener Labinet wird, wie wir vernehmen, den Fürsten Karl mit seinem Anträge nach einem selbständigen Platze unter den europäischen Souveränen an die oberherrliche Instanz, also nach Konstantinopel, verweisen, und nicht minder eine Einmischung in die rumänische Verfassungsfrage, für deren Lösung es ja im Lande selbst an kompetenten Factoren nicht fehlt, ablehnen. Oesterreich wird in dieser Angelegenheit jede« Arrangement, aber auch nur ein solche» gutheiße», welche» mir freier Zustimmung der Pforte einer- und der rumänischen LandeSverlretung andererseits zu Stande ge- bracht worden ist. Irren wir nicht, so theilt auch England vollkommen diesen Standpunkt, und dürften, da man in Konstantinopel sich ohne Zweifel sehr schwierig zeigen wird, die Anträge des Fürsten Karl noch für einige Zeit xia ckesiüeri» bleiben. — DaS Neue Wiener Tagblatt erzählt in einer „Originalcorrespondenz" aus Pesth „zur Geschichte der Nachtragsmillionen" (fürs Heerwesen) Fol gendes: Nach Beendigung de» unglücklichen Feldzugs im Jahre 1866 stellte sich die Nothwendigkeit heraus, die Wehrkraft de« Reichs den geänderten Verhältnissen anzupassen. Unter Leitung de» Frhrn. v. Kuhn soll nun ein Vorschlag zur Heeresorganisation ausgearbeitet worden sein, der nach ein gehender Berathung sür zweckentsprechend befunden und an allerhöchster Stelle genehmigt wurde. Nach diesem Vor schlag« nun würden alle jene vorbereitenden Handlungen unternommen, welche zur Durchführung der Organisation nothwendig waren und welche in kurzer Zeit ein paar Mil- lionen Gulden in Anspruch nahmen. Da« Geld war ver ausgabt und schon war man daran, in der ganzen Sache weiter vorwärts zu schreiten, als Erzherzog Albrecht, der eine längere Zeit in Frankreich geweilt und sich dort eifrigst mit dem Studium der französischen Heeresorganisation be faßt hatte, an höchster Stelle ein Memorandum zur Begut achtung vorlegte, da» mit aller Ausführlichkeit den Nach weis liefern sollte, wie schlecht die in Angriff genommene HeereSorganisaiion sei, wie sie den Anforderungen der Zeit nicht entspreche, und daß es unbedingt nothwendig sei, die österreichische Armee nicht nach dem Muster der preußischen, sondern nach dem Muster der französischen zu organifiren. Die Sache wurde infolge dessen wieder reiflich erwogen, und das Resultat dieser Erwägungen war eine Verordnung, wonach die vom Krieg«minister vorgeschlagene und bereit» in der Durchführung begriffene Heeresorganisation verworfen und die vom Erzherzog Albrecht vorgeschlagene, als die bessere, zur „Danachhandlung" dem Kriegsministerium em pfohlen wurde. Damit war der Lonflict zwischen dem Erz- Herzoge Albrecht und dem Frhrn. v. Kuhn gegeben. Da« bereit» verausgabte Geld war zum Fenster hinausgeworfen und der Staaisseckel wurde zum zweiten mal mit bedeu tenden Summen in Anspruch genommen, um die österreichische Armee nunmehr nach dem Muster der französischen zu ge stalten. Was zur Durchführung diese« neuen System« für nothwendig befunden worden war, geschah. Schon waren neuerdings Millionen verausgabt und die neueste Organi- sation war in vollstem Zuge, al» der französisch - preußische Krieg ausbrach, der io wenigen Tagen den Beweis lieferte, daß kein Grund vorhanden sei, sür die französische Heeres organisation besonder« zu schwärmen, und daß e» somit auch besser gewesen wäre, wenn man bei der Organisation der österreichischen Armee sich die französische Organisation nicht zum Muster genommen hätte. Es mußte also folgerichtig mit der Durchführung de« Albrecht'schen System« inne gehalten und auf da« erste vom Kriegsministerium vor geschlagene zurückgegriffen werden. Oesterreich steht also heute ungefähr dort, wo es wenige Monate nach dem un glücklichen Feldzuge von 1866 stand, nur mit dem einzigen Unterschiede, daß das Budget de« Kriegsministeriums um viele Millionen belastet worden ist, ohne mit diesen Aus- gaben einen praktischen Erfolg erzielt zu haben. Für die österreichischen Steuerzahler eine recht be» ruhigende Erkenntniß! — Die grazer «Tagespost» bringt aus der Feder eine« Führers der katholischen Partei einen Aufsatz gegen die Umtriebe der katholisch-conservativen Vereine betreffs RomS und des Reichskanzlers. Der Ver fasser beschuldigt den Fürstbischof Zwerger der Uebertretung des christlichen Sittengesetzes, der Ver führung der ihm anvertrauten Seelen. Der Fürst bischof müsse das von ihm gegebene Aergerniß durch öffentlichen Widerruf der Verdächtigungen gegen Beust gutmachen. — Au« Graz vom 24. Dec. berichtet man dem Neuen Wiener Tagblatt: „Peinliche Sensation macht hier die Bekehrung eines sterbenden, bereit« unzu rechnungsfähigen Protestanten zum KatholicismuS durch Barmherzige Schwestern, welche im Allgemeinen Kran kenhause die Krankenpflege besorgen und Proseliten- geschäfte mit vielem Eifer betreiben." Frankreich. Der Observer bringt au» Paris vom 7. Dec. folgenden Brief: Unser« einzige Verbindung mit der äußern Welt ist in dem Pollbemel der amerikanischen Gesandtschaft enthalten, dem Gras Bismarck gnädiglich «inen wöchentlichen Ein- und Ausgang gestattet hat und der uns gewöhnlich einige Nummern der Time» und hier und da den Observer bringt. Wir können versichern, daß Pari» in seinem jetzigen Zu stande nicht werth ist, gesehen zu werden. Drei Zehntel der Läden sind geschlossen und ebenso die ersten Restau rants. Die Bignon« sagen, daß sie gezwungen sind, die Lase» Riche und Fay zu schließen. Durand hat geschloffen oder ist auf dem Punkte e» zu thun, und die Bevölkerung ist gezwungen, sich Karten zu verschaffen, selbst um einen Teller Pferdefleisch bei Duval zu erhalten. Weder Reis noch Salz ist zu erlangen. Oel und Lichte sind nur sür die Reichen. De« Nacht« wird die Dunkelheit um so sicht barer durch die wenigen in den Straßen brennenden Oel- lampen, und im Grand Lase sowie in den kleinern LafeS riecht e« so nach Terpentin, daß man zurückgeschreckl wird. Es ist die» die Folge der Petroleumlampen, denn unser Gas ist ziemlich zu Ende, und das wenige, da« uns noch bleibt, ist sür die Ballons bestimmt (consuore), die Ihnen von unsern Leiden berichten. Unser Ga» ist verdunkelt, un sere heitern Lase» und Straßen sind angewiesen auf Oel und Petroleum, die nur dazu dienen, unsere freudenlosen Herde und der Speisen mangelnden Tafeln zu erleuchten, wäh rend der einzige Gegenstand der Unierhaltung das verhalt- nißmäßige Verdienst oder Bedenken bezüglich Pferde-, Maul thier - oder Eselfleischs, der Raiten, Hunde, Katzen, Au- tilopen oder andern Wilde» ist. Wir sind mit dem^aräin ä'aodimstisution zu Ende; wir haben den Inhalt aller Kä fige aufgegeffen und beginnen mit einer gewissen Wohlge- sälligkeit von Kannibalismus zu sprechen. Wir dürfen ganz sicher sagen, wenn die Preußen zu uns hereinkommen soll ten, daß sie keine Neigung zeigen werden, von uns zu essen, denn wir sind alle so dünn, daß wir, wenn auch noch so gut zubereitet, nur ein zähes Gericht sein würden, und wenn Graf Bismarck wirklich gesagt, daß er uns in unserer eigenen Sauce zu kochen gedenke, so muß er eilen, denn sonst wird er wenig Sauce in un» finden. Um den Hunger zu vertreiben, sind wir gezwungen, endlose Eigar- ren zu rauchen. Suppenküchen sind sür die niedern Klassen eingerichtet und die Armen können sich daselbst wenigsten« den Magen füllen mit Pferdefleischsuppe und einigen Kör nern von angefettetem Reis. Reiche dagegen werden ab gewiesen, und wa» anfangs ein Scherz war, dann eine Unbequemlichkeit, dann ein Aergerniß, hat sich nun zu einer großen Calamität gestaltet. Wir haben vergangene Woche eine große Anstrengung gemacht, um un« Hülfe zu schaffen und um den eisernen Ring zu zerbrechen, mit dem Graf Bismarck uns umgürtet hat; sollte der Versuch mis- lingen, so werden wir bald verhungern müssen. — AuS einem vom 15. Dec. datirten pariser Ballonbriefe entnimmt das Journal de Geneve folgende Stelle: Seit meinem letzten Briefe vom 3. Dec. haben wir nur noch ein Pfund Pferdefleisch für fünf Personen auf drei Tage, macht pro Tag und Individuum 30 Grammes. Bisher haben wir Ergänzung unserer Fleischnahrung haben- können, jetzt aber ist nichts selbst für Geld aufzutreiben. Freilich bringt man Abwechselung in unsere Ernährungs weise, drei Tage Stockfisch, drei Tage gesalzene Heringe. Auf Regierungsconto verkaufen die Fleischer: Fleisch, Stock fische, Heringe und Rei«, öffnen aber nur alle drei Tage ihre Läden. Die Fleischhändler haben fast alle geschlossen, verkaufen aber gleichwol fettes Ochsenfleisch, oder das, wa« sie dafür au«geben. Frische Gemüse sind im Preise uner schwinglich. Ein schöner frischer Kohlkopf kostet 5 FrS. rc. Milch ist nur noch für Kinder vorhanden. Milchkaffee sür andere Personen gibt e« nicht mehr. Unsere gewöhnliche Nahrung besteht in Bohnen, ReiScroquetteS nnd einigen Kartoffeln. .— Die Kölnische Zeitung vom 26 Dec. schreibt: Von verschiedenen Seiten wird uns au« guter Quelle mitgetheilt, daß man in Versailles die Nachricht hat, Gam betta und die Delegation Bordeaux neigten sich jetzt ernst lich zum Frieben, aber ihre Tendenzen scheiterten an dem Willen Trochu'S, der seinerzeit die Stelle eine« Mitgliedes der Provisorischen Regierung nur angenommen, resp. be halten, wenn man die Verpflichtung emginge, nie ohne ihn Frieden zu schließen. Es scheint, daß man der Diplomatie der neutralen Mächte noch in Tours hierauf bezügliche Mittheilungen gemacht hat. Au» Pari» erfahren wir da gegen, daß Trochu im stillen den Mont-Valörien verpro- viantirt und die Absicht hat, sich nach erfolgter Uebergabe von Paris aus diese« Fort mit den ihm treu bleibenden Truppen zurückzuzieheu- Ob er von dort au«, als alter Orleanist, auf den definitiven Friedensschluß seinerzeit Ein fluß üben zu können hofft oder welche Plane er sonst hat, lassen wir dahingestellt. — Die letzten Nachrichten aus Bordeaux, dem neuen Sitze der französischen Regierung, lauten über einstimmend dahin, daß die Entmuthigung unter der Bevölkerung immer weiter um sich greift. So schreibt der Berichterstatter der Times vom 15. Dec.: Wa« Neuigkeiten angcht, find wir hier weit schlechter daran al- in Tour«, und augenblicklich wissen wir nicht einmal bestimmt, ob letztgenannter Punkt schon in den Hän den der Preußen ist. Wa« wir aber wissen, ist, daß er mit Verwundeten aus den letzten Schlachten überfüllt ist und daß währeud der letzten paar Tage nicht weniger als 12000 dorthin geschafft worden sind. So zahlreich waren die Ver wundungen in diesem Monate, daß man es für nöthig ge halten hat, die Verwundeten große Strecken weit fortzu schaffen, ehe man ihnen die zu ihrer Wiederherstellung nö« thige Ruhe verstattetc. Eine große Anzahl find auch hier nach Bordeaux gekommen; aber sie gehen viel weiter, nach Lannes und andern Orten im Süden. Wenn der Krieg so forlgeht wie in der letzten Zeit, so wird bald keine Stadt in Frankreich mehr ohne ihr Verwundetendepot sein. Wahr scheinlich gibt es nur wenige, die sich einen richtigen Be griff über die Zahl derer machen, welche während der ei len 10 Tage de» December getödtet öder verwundet wur- >en. Aus den officiellen Depeschen und Zeitungen kann man ich einmal ganz gewiß keine Idee hierüber bilden. Ver-