Volltext Seite (XML)
Luther" (Berlin, G. Reimer). Der Verfasser behandelt den reichen Stofs in drei Abschnitten, deren erster den Mönch, der zweite den Reformator, der dritte den Kirchen- fiister Luther vorsührt. Ueberall, besonders aber in der letz ten Periode, stoßen wir aus schroffe Widersprüche, die in der Anschauungswelt Luther'S unvermittelt nebeneinsnder- liegen oder sich zwischen seine Ansichten und dem, wa« er im Leben dulden wollte, aufthun. Lang weiß diese Wider sprüche scharf zu beleuchten, sie aus dem Bildungsgänge de« aus dem Mittelalter hervorgewachsenen und das Mittelalter bekämpfenden Riesen herzuleiten und zugleich in ihnen die Keime der noch heute in der lutherischen Kirche fortdauern den Divergenzen auszuzeigen. Denn bekanntlich berufen sich die starr Orthodoxen, die Pietisten und StaatSkirchler ebenso sehr und vielleicht mit ebenso vielem Recht auf Luther als die Rationalisten und die Anhänger des für organische Eut- Wickelung der lutherischen Lehre wirksamen Protestantenver eins. Der Verfasser weist nun an der Entwickelung des Re formator« und durch eingehende Besprechung seiner bedeu- tcndern Schriften nach, was wir von ihm festzuhalten und was wir unbedingt auszuscheiden haben, wenn wir nicht selbst jene mittelalterlichen Reste in alle Ewigkeit weiter schleppen wollen. — Au« Erfurt vom 22. Dec. meldet die Thüringer Zei tung folgenden Unfall: „Der vorgestern Abend 11 Uhr hier eingetrossene Bahnzug konnte in den Bahnhof nicht so fort einfahren, und e» hielt kurze Zeit außerhalb des Schmidt« stedterthore« ein Theil de« Zuge« über dem Wallgraben. Bon den mit diesem Bahnzuge beförderten Mannschaften de» 2. Trainbataillons mochten zwei Soldaten glauben, sie seien am Perron angekommen, össneten eigenmächtig die Thür ihre« Loupe's, um auszusteigen, sanden jedoch keinen Boden unter ihren Füßen, sondern stürzten in die eisigkalten Ge wässer des 18 Fuß tiefen Wallgrabens. Der eine der Ver unglückten wurde sofort mittels zusammengeknüpster Decken aus dem Wasser gerettet, in dem provisorischen Militär- quartiere der früher» Reglerschule untergebracht und ist gestern weiter gefahren, während der zweite Verunglückte len, wobei alle Activa und Passiva der beiden Reiche gewissermaßen in einen Topf zusammengeworfen wür- den und wir schließlich für den Compagnon im Sü den, wenn er in-Wanken geriethe, mit unserm wohl- arrangirten Vermögen eintreten müßten, auf ein sol che- Compagniegeschäft wird da« neue Deutsche Reich so wenig eingehen, wie cS der Norddeutsche Bund oder wie e- Preußen für sich gethan hätte. Der Zusammentritt der londoner Conferenz in der Schwarze-Meer-Frage ward noch unmittelbar vor den Feiertagen erst für Ende de- Januar in Aus sicht gestellt; jetzt wird als Termin derselben spätesten» der 3. Jan. angegeben. Auch Frankreich soll dabei vertreten sein, durch Hrn. Thier- oder Hrn. Jule» Favre, ohne daß indcß bisher darüber, wie die Anerkennungs frage gelöst sei, etwa- Bestimmtes verlautet hat. Betreffs de- angeblichen Sonderabkommens Ruß lands mit der Pforte wird jetzt gemeldet, dasselbe beziehe sich wesentlich auf Tunis, welche» wieder in «iu straffere« Vasallenverhältniß zur Pforte zurückzu führen, schon längst ein LieblingSplan der Pforten regierung war. An Frankreichs Widerstande sei dieser Plan bisher immer gescheitert; jetzt glaube man den Moment für dessen Verwirklichung günstig, und Ruß land sei geneigt, die Pforte darin durch ihr Ansehen zu unterstützen, wogegen die Pforte in der Schwarze- Meer-Frage den russischen Wünschen sich gefügig zeigen würde. Die rumänische Frage hat keinen Schritt vor wärts gethan. Nur wird bestätigt, daß Fürst Karl sich wirtlich an die Großmächte gewendet und de^en Vermittelung angerufen habe, und zwar nicht bloS zur Herstellung einer größern äußern Unabhängigkeit Ru mäniens, sondern — was höchst eigenthümlich wäre — auch zu einer innern Verfassungsänderung. Zugleich wird aus Wien gemeldet, daß man dort die Absicht habe, den Fürsten einfach an seinen Suzerän, den Sultan, zu verweisen. Schwerlich möchte damit die rumänische Frage auS der Welt geschafft sein. Inzwischen hat in Bu karest ein Ministerwechsel stattgefunden, dessen Folgen sich noch nicht recht übersehen lassen. Ob eine dieser Folgen der soeben gemeldete förmliche Widerruf jener frühern Erklärung ist, bleibt abzuwarten. Die Antwort der luxemburgischen Regie rung auf die BiSmarck'sche Note soll abgegangen s«in. Doch kennt man ihren Wortlaut noch nicht. Die Jn- dependauce belge wußte !so viel zu sagen, daß sie eine sehr lange Auseinandersetzung enthalte, durch welche die Regierung des GroßherzogthumS sich von dem ihr gemachten Vorwurfe, die Neutralität des Lande» nicht genugsam gewahrt zu haben, zu reini gen versuche. Ein telegraphischer Auszug des ActenstückS, der inzwischen einging, enthält, wie vorauszusehen war, «ine Bestreitung der deutscherseits erhobenen Beschwer den, die Versicherung, daß Luxemburg seine Neutra- lität gewahrt habe, soweit es nur gekonnt, endlich eine Berufung an den Vertrag von 1867, den nicht eine einzelne Macht werde einseitig aufheben wollen und können. Mehrfach wird jetzt berichtet, daß an eine Um gestaltung des elsässischen Volksschulwesens bereits von der interimistischen Verwaltung Hand an gelegt werde, und zwar, wird hinzugesetzt, im Müh- l er'schen Sinne. Ob überhaupt während des Pro ¬ ben Wallgraben durchschwamm, zur Schmidtstedierthorwache eilte und von Mannschaften der letzter« zum Bahnhöfe be gleitet wurde, woraus derselbe, ohne seinen völlig durch näßten Anzug gewechselt zu haben, mit dem eben abgehen den Zuge weiter fuhr." — Au» Siegen wird mitgetheilt: Als hier das SiegeS- fest von Sedan durch allerhand Straßenaufzüge gefeiert wurde, an denen sich selbstverständlich die liebe Straßen- jugend stark betheiligte, kam so ein kleiner Knirps von sie ben Jahren zu spät zum Mittagessen. Zu Hause angekom men, wollte er sich «ans kayon über die erkaltete Suppe hermachen, wurde aber von der Mama ernstlich bedeutet: „erst beten". Gehorsam legte der Kleine den Löffel wieder hin, faltete die Händchen und betete: „Lieber Gott, kannst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein. Amen!" — AuS Gießen vom 22. Dec. berichtet man der augS- burger Allgemeinen Zeitung: „Der ordentliche Professor der Philologie und Director des Philologischen Seminars an hiesiger Hochschule, vr. Lu d wig Lange, folgt zu Ostern einem höchst ehrenvollen Rufe an Vie Universität Leipzig. In dem Verfasser de» berühmten Buches über die «Römi schen Alterthümer» scheidet von un« eine ungewöhnlich viel seitige und gediegene Lehrkraft, ein um das höhere Schul wesen unser« Lande» seit zehn Jahren hochverdienter Pä dagoge, ein liebenswürdiger College und ein wahrer Patriot." — Die Volk»-Zeitung entnimmt dem Briese eine» Unteroffiziers Folgende«: „Von unserm Bataillon wurde ein Dorfbewohner decorirt und schrieb seiner Frau, daß er jetzt da» Eiserne Krenz trage. In dem nächsten Briefe, welchen er von seiner Frau erhielt, stand wörtlich Folgende«: «Mit betriptem Herzen habe ich in dein Brief mein herzlibsteS Man gelesen, da« du mußt tragen ein Eisernes kreuz, ach du armer Mann, e« sind ja so fille Leute dort, warum mu»t du den grade das Eiserne kreuz schlep pen wa» mekst du auch deSelwegen gemacht?»" — Folgende seltsame Mitiheilung wird von verschiedenen deutschen Zeitungen gebracht: „Bei einem von Landshut iu Baiern entwichenen und wieder aufgegriffenen französischen Kriegsgefangenen, Namens Berkau, sanden sich Briesschaften. vor, welche die Traupmann'sche RaubmordSaffaire betreffen und die Existenz zweier weitern Mitschuldigen diese» Verbrechens darlegen. Voruntersuchung ist gegen Berlau eingeleitet, der so lange in Hast gehalten werden wird, bis man ihn im Falle eines Schuldbefunde« an französische Gerichte ausliefern kann." — Ein in einer kurmärkischen Stadt geschriebener Bries erzählt: „Als die hier gefangenen französischen Offi ziere die kräftigen und wohlauSgerüstetcn Landwehrmänner durchziehen sahen, sagten sie (und schrieben auch wol nach Haus): «Dies sind keine Preußen, sondern ausgeputzte Ruffen, denen man, sobald sie vor« Thor kommen, die Kleider auszieht und sie dann ärmlich nach Hause schickt.»" — AuS Berlin vom 22. Dec. berichtet die Norddeutsche Allgemeine Zeitung: „Als muthmaßlich Erfrorene hat die Polizei heute früh drei Leichen, die in verschiedenen. Polizeirevieren im Freien gefunden wurden, nach dem Ob- duction-hause bringen lassen. Jedenfalls waren e» obdachs lose Personen." — Endlich ist wieder eine Nachricht über vr. Living stone eingetroffen. Ein Reisender, welcher Anfang Octo ber in Natal angekommen war, berichtet, von einem andern Reisenden von der Delagoabai gehört zu haben, daß Li vingstone in Mozambique sei, wo er auf eine SchifsSgelegen- heit nach England warte. —Der Schwäbische Merkur meldet den atü 22. Dec. iu Stuttgart erfolgten Tod der Frau Agnese Schcbest,. der einst hochgefeierten dramatischen Sängerin, später Gat tin des Hrn. vr. D. F. Strauß, von dem sie sich aber nach kurzem Beisammensein wieder trennte. Die Verstor bene war 56 Jahre alt. — Marschall Wrangel hat am 26. Dec. seine diaman tene Hochzeit gefeiert. Vom Kriegsschauplätze. In ihrem neuesten Artikel „Zur Kriegslage" sagt die Schlesische Zeitung unterm 24. Dec.: Während die eine Hälfte der keuschen Armeen.in der größten und stärksten Festung der Welt eine ihr fast um das Doppelte überlegene und mit jedem Tage mehr in militä rische Zucht und Uebung hineinwachsende Besatzung festbannte, vermochte e« die andere Hälfte unserer Streitkräfte, die ge- sammle Macht des übrigen Frankreichs im Schach zu erhal ten, ihr Niederlagen auf Niederlagen beizubringen und ihr dadurch den Weg zur Hauptstadt zu verlegen. Gelingt e« — und wir zweifeln gewiß nicht daran — auch fürder alle Entsatzoperationen zu vereiteln und Pari« in nicht gar zu ferner Zeit zu Fall zu bringen, so halten wir den Krieg für entschieden. Weitaussehender Expeditionen für den Süden bedarf es also für jetzt wenigstens nicht, zumal e« gänzlich außerhalb unlers unmittelbaren Zwecks liegt, das feindliche Gebiet im eigentlichen Sinne zu unterwerfen (sxpuguaro). Auf leiten des Gegners concentriren sich zur Zeit alle Un ternehmungen auf den Entsatz der Hauptstadt; sobald sich dieser Zweck al« verfehlt erweist, wird die kriegerische Be- geisterung der Nation gebrochen und der Frieden um so au« den tü Frage der ganz unabh ihrem Sta oder verein die Schwi« oder letzter gewiß schoi schieden hä mit der do bcreit« 7(X sah, an O ist nicht zi inzwischen Das Gene schiedenen lität der E einzelnste i furchtbarer ganz enori schönen Tl Der englis dem Gene lauck. AI Paris gen schlechte L« und selbst glaubte, H gäbe gezw schreitet m opser zu l naten fest wie man 1 digt: die t cheidigung viel grüße cationen c Der Geda mehr im ! gehäuften körper abj Heerden, einer Trui Daneben Fleisches < Zuzug voi gelassen, das Corp 7000 Ma folgen stil Momme'»» eiförmiger furchtbar den Franz durch die Hal Geuer Punkte, v sich zu bei zu der vi stehen diel Karl sühr Loirearme vor. Gei Felde. D besten Gei Humor u> land komr drei Woä ernst geur — Uet 24. De< scheu C Staats-A Die H nannt nm entspringt Daours, pesche gen court, O und Vec< Somme, springt u Laufe von gießt. Al tend; ihr« 800 Einw unweit d 1V- Meil Dörfer, n Torfstiche. . — Deu Karlsr Das t war eins die Franz schwersten Marschleg an. Unse er im Ve 18, ein - Führer a commank unsere Le so verschu — AuS 18. Dec Am l in großer mehr einl mee, die straße ein fanlerieab ten bei di mont, G besetzt. 7 Nacht hin eine diese mehr gesichert sein, al« nach hierauf rasch und vollstäudiq zu bewirkender Occupatio» de» französischen Norden« eine Situation gegeben sein wird, welche die Franzosen zu einer neuen Campagne weuig ermuthigen dürste. Schon jetzt ist der Krieg«eifer in wtiteru Kreisen im Abnehmen uud nur die rUckstchi«lose Gewaltherrschaft de« fanatischen Gambetta vermag die Friedensgelüste niederzuhalten. Nach der Ta- pitulation von Pari« aber dürfte el um die Autorität Gam betta'« und seiner Collegen geschehen sein. Die neuern Ope rationen der deutschen Armeen lassen bereit« erkennen, daß man sich auf feiten unserer Heeresleitung zunächst wenigstens auf die eben angedeuteteu Ziele beschränkt. Nach Süden hin ist die Verfolgung der Loirearmee iu der Gegend von Bourge« ein Ziel gesetzt worden; nur nach westlicher Richtung, wo die Unserigen bereit» bi« Tour« und bis in die Nähe der Sarthe vorgedrungen sind, wird dieselbe noch fortgesetzt; ob sie indeß bis zum Meere ausgedehnt werden soll, bleibt vor läufig zweifelhaft. Auch nach Norden hin hat die Armee Manteuffel'» an der durch Amiens und Rouen bezeichneten Linie da» weitere Vordringen eingestellt. Alles deutet darauf hin, daß man die eigenen Operationen dem Kriegsplaue de« Gegners anpafsen, also in erster Linie nur jede« Entsatzheer von Paris fern halten will. Es steht demnach zu erwarten, daß in nächster Zeit alle Corp» der 1. und II. Armee in der Entfernung von einigen Tagemärschen um Pari« con- centrirt werden. Fällt die feindliche Hauptstadt binnen we nigen Wochen, so haben die inzwischen im äußersten Nordea und Westen, namentlich aber in den weiten Gebieten de» Süden» erfolgenden Rüstungen de« Feinde« nicht- Bedenk- liche». Gehen aber noch viele Wochen hin, ehe die Haupt stadt bezwungen ist, so kann die Nothwendigkeit «intreten» abermals eine neue Campagne zu unternehmen, ähnlich der eben bei Amien« und Orleans siegreich au«getragenen. Wir zweifeln nicht daran, daß auch in dieser neuen Campagne der Sieg unsern Fahnen treu bleiben würde, dennoch aber läßt diese Eventualität darauf bedacht sein, unsere Heere möglichst zu verstärken. Der Moment ist gekommen, wo wir alles in die Wagfchale werfen müssen, was wir irgend aufzustellrn vermögen. Wir sind deshalb darauf gefaßt, daß an die Leistungsfähigkeit, die Opferwilligkeit und den Pa- trioti«mu« Deutschland» ein neuer Appell ergehen wird. E« handelt sich nicht allein darum, de» Siegs gewiß zu sein, wenn Trochu seine immer mehr zu Soldaten heranreifeude» Mobilgarden neben der Linie noch zu Maffenaussällen ver wenden oder wenn abermals Entsatzheere den Weg gen Pari« einschlagen sollten, sondern — und hierin erkennen wir da» wesentlichste Moment — nach dem Falle von Pari« große Heere-massen aus französischem Boden zu haben, um dem Gegner die Hoffnungslosigkeit weitern Widerstande« all oo» loo zu demonstriren, nöthigenfall« aber sofort nach dem süd lichen Frankreich vorstoßen zu können, ohne unsere Occu- pation des Norden« zu beeinträchtigen. Wir dürfen weder un» wundern noch erschrecken, wenn in der nächsten Zeit olle noch in der Heimat befindlichen schlagfähigen Truppen körper sofort über die Grenzen geführt, wenn neue junge Rekruten eingestellt, alle zeitweise als unbrauchbar bezeich neten Leute einer neuen Revision unterworfen, wenn die ältesten noch dienstpflichtigen Leute zu den Fahnen gerufen, überzählige Reservisten der Cavalerie behuf« Verwendung im Besatzung-dienst mit dem Gewehr ausgebildet und an dere ähnliche Maßregeln getroffen werden. Wollen wir einen baldigen Frieden erzwingen und dabei die volle Frucht unserer Siege ernten, soll kein Tropfe» edel» Blute« ver- geben« geflossen sein, dann muß der Volkskrieg dem Volks- kriege mit vollem Gewicht entgegengesetzt werden. Danw erst wird sich der Segen unserer trefflichen Hceresorgani- sation in seiner ganzen Fülle offenbaren, dann erst werden wir die Früchte der Opfer und Anstrengungen ernten, die wir seit einem halben Jahrhundert her unserer Wehrhastig- keit gebracht haben. — Der Versailler Corrcspondent der Neuen Zürcher Zeitung schreibt über die Lage unterm 17. d. M.: Nach den von mir eingezogenen Erkundigungen glaube ich annehmen zu dürfeu, daß in jedem KriegSrathe oder in jeder Conferenz, in welcher der König, der Prinz-Marschall, v. Molike, Blumenthal und verschiedene andere Generale gegenwärtig sind, es sich weniger um die Operationen der andern Armeen als um die Einnahme von Paris handelt. Neben dem großen KriegSrathe ist hier auch eine Commission 2832 visoriumS, welche» zwischen der faclischen Besetzung und der infolge de» Friedensschlusses zu erwartenden staatsrechtlichen Erwerbung de» Elsaß und Lothringen- stattfindet, organisatorische Neuerungen angezeigt seien, die über da» streng Nothwendige (wie z. B. bei dem Post-, Eisenbahn-, Telegraphendicnste rc.) hin ausgehen, ließe sich fragen. Ganz gewiß aber wäre e» vom größten Uebel, wenn unter den vielen treff lichen Seilen der preußischen Verwaltung gerade die zur Zeit schlechteste und unpopulärste herausgegriffen und jenen Ländern aufgedrungen würde, während noch gar nicht feststcht, wer inSkünftige über diese zu bestimmen haben wird, ob die preußische, ob die Bundesregierung. Um für deutsches Wesen in jenen beiden zum Theil entdeutschten Landstrichen erfolg reich Propaganda zu machen, dazu dürften die Müh- ler'schen Regulative doch wol da» allerletzte Mittel sein. Wir freuen uns, diese heutige Tagesübersicht, die mit einer kriegerischen Nachricht beginnt, wie natür lich fast jede seit nun schon mehr denn fünf Monaten, mit einer Nachricht von eminent friedlicher und civili- satorischer Natur beschließen zu können. Eins der großartigsten Werke der verkehrerleichternden und völkerverbindenden Technik, ein wahres halbes Wun derwerk, ist, wie der Telegraph meldet, nach zehnjäh riger angestrengter Arbeit glücklich zu Stande gekom men: die Durchstechung des Mont-CeniS list vollendet! Zur directen Verbindung Frankreichs mit Italien durch eine Eisenbahn bestimmt» ward dieser Riesen- tunnel von den beiden zunächst dabei betheiligten Län dern gemeinsam in Angriff genommen. Im Jahre 1860 wurden die Arbeiten begonnen und seitdem un unterbrochen fortgesetzt; 4000 Arbeiter waren gleich zeitig dabei beschäftigt; besondere Maschinen wurden construirt, um die Durchbohrung des Felsens rascher und sicherer fördern. Auf nicht weniger als 12220 Me ter oder 36660 Fuß, also auf eine Wegstrecke von über drei Stunden, war eine solche Aushöhlung nothwendig, und das bei einer Breite von 180 Fuß und ent sprechender Höhe. Menschliche Kunst, menschlicher Scharfsinn und menschliche Ausdauer haben hier vereint wiederum einen der größten Triumphe der Civilssa- tion gefeiert.