Volltext Seite (XML)
Schüler Rudolf Wagner-Regenys an der Aka demie der Künste der DDR. Seit 1962 ist er Musikkritiker der „Berliner Zeitung". Seit eini ger Zeit tritt er auch als Dirigent eigener Wer ke zunehmend in Erscheinung. Bei der Dresd ner Philharmonie, die bisher aus seinem kom positorischen Schaffen die „Suite für Orchester" und die „Canzoni amorosi" vorstellte, leitete er im September 1980 das Kammerorchester zur Dresdner Erstaufführung von „Hommage a Rudolf Wagner-Regeny — Konzertante Medi tationen für Harfe, 13 Streichinstrumente, Schlagzeug und Celesta". Für sein im In- und Ausland vielerorts beachtetes, auch von Rund funk und Schallplatte gefördertes komposito risches Schaffen, das vor allem Orchester- und Kammermusikwerke, darunter zahlreiche kon zertante bzw. Solostücke für verschiedene In strumente umfaßt, erhielt er mehrere Auszeich nungen (u. a. Preis des Kompositionswettbe werbes des „Prager Frühling" 1966, Hanns- Eisler-Preis von Radio DDR 1977). An seiner 1 . Sinfonie hat Manfred Schu bert lange gearbeitet („Eine Sinfonie zu schrei ben bedeutet, in Tönen zu philosophieren"). Uraufgeführt wurde sie am 6. Oktober 1983 durch das Gewandhausorchester Leipzig unter Kurt Masur innerhalb des Eröffnungskonzertes der Gewandhaus-Festtage. Der Mitschnitt der Uraufführung wurde auch als Nova-Schallplat te vorgelegt, für deren Plattentasche Hansjür- gen Schaefer nachstehenden Werkkommentar verfaßte: „Den Weg zur großen, besonders ver pflichtenden Sinfonik hat sich der Berliner Komponist vor allem über konzertante Werke erarbeitet. In seiner Sinfonie stellt sich Schu bert mit großem Ernst dem hohen Anspruch des Genres. Sein Werk nimmt zu zentralen Fragen Stellung und tut dies mit einem gro ßen Maß konzentrierter thematisch-logischer, dramaturgischer Arbeit, klanglicher Differen ziertheit und Intensität. Oberflächliche Pro gramm-Illustration ist dabei nicht gefragt. Wenn aus den ernsten, dunklen Klängen des ersten Satzes (Andante) sich Rhythmus und Melos der ,Venceremos'-Hymne herausschälen, fest ins Ganze integriert, dann deutet dies durch den Gestus der Musik auf übergreifende Zusammenhänge — auf den Freiheitskampf vie ler Nationen und Völker vor allem Lateiname rikas in unseren Tagen, auf Haltungen der Trauer, der Betroffenheit, auf das Bewußtsein von Kraft, von Zuversicht, die sich mit diesen Kämpfen der Völker Lateinamerikas gegen im perialistische Unterdrückung und nationale Entmündigung für den Künstler eines soziali stischen Landes verbinden. Nachdrücklich be zieht sich Schubert für dieses Anliegen auf Ge danken von Anna Seghers: ,Man muß so schreiben, daß man hinter der Verzweiflung die Möglichkeit und hinter dem Untergang den Ausweg spürt. 1 Dem ernsten, nachdenklichen, von schmerzli chen Empfindungen und innerer Bewegtheit erfüllten ersten Satz schließen sich im zweiten Satz (Agitato), der pausenlos folgt, Klänge von bizarrer, greller Schärfe an, gedacht als .Cha rakterisierung inhumaner Kräfte' (Schubert). Der strengen Formung des ersten Satzes folgt der dramatische, explosive .Ausbruch' mit kon zertierenden Bläsern und Schlagwerk im Zen trum. Aber auch er ist konzentriert geformt, steuert einem genau anvisierten Höhepunj* zu, zersplittert sich nicht in ziellosen GestaM Voller Zuversicht beschließt der Epilog (calmo, quasi andante) das Werk. Ein Symbol am En de, die aus neun Tönen seines Namens gebil dete Klanggestalt, ist zu verstehen als be- kenntnishafte Unterschrift des Autors zu Klang und Anliegen seiner 1. Sinfonie, in der er sich als kompetenter Sinfoniker erwiesen hat, mit Sinn für genau ausgewogene Nutzung des Orchesterklanges, für den Aufbau großer Ent wicklungslinien, für intensives orchestrales Ge stalten über weite Zeitabläufe. Erfreulich zu re gistrieren, daß dieser sinfonische Erstling in zwischen auch seine internationale Bewäh rungsprobe bestand: Zur internationalen Kom ponistentribüne 1984 in Paris gehörte er zu den erfolgreichsten Werken" und wurde auf die weltweite Empfehlungsliste gesetzt. Infolge die ser Auszeichnung erklang das Werk in zahl reichen Ländern, u. a. in Mexiko, Argentinien, Angola, Dänemark, Frankreich, Österreich, in der BRD, Sowjetunion, CSSR, Ungarischen VR, VR Bulgarien. Franz Liszts bekannteste sinfonische Di^H tung „Les Preludes" hat eine längere Entstehungsgeschichte. Das Werk wurde zu nächst im Revolutionsjahr 1848 für Marseille als Ouvertüre abqefaßt, und zwar als Ein leitung zu dem Chorwerk „Les quatre Ele ments", das aus vier Männerchören auf Ge dichte von Joseph Autran bestand. Einige Jahre später bearbeitete Liszt die Ouvertüre als sinfonische Dichtung und bezog die Um gestaltung inhaltlich auf die Gedankengän ge der Ode „Les Preludes" aus den „Medi- tations poetiques" des französischen Dichters Alphonse de Lamartine (1790—1869). Von dem Werk, das am 23. Februar 1854 unter der OLEG KAG AN, 1946 in Jushno-Sachalinsk geboren, wurde seit 1953 im Geigenspiel ausgebildet, ehe er 1965—1969 am Moskauer Konservatorium bei B. Kus nezow und David Oistrach studierte und von 1969 bis 1971 daselbst eine Aspirantur innehatte. 1964 gewann er den 4. Preis des George-Enescu-Wettbewerbes Bu karest, 1965 den 1. Preis des Sibelius-Wettbewerbes Helsinki, 1966 den 2. Preis des Tschaikowski-Wettbe- werbes Moskau und 1968 den 1. Preis des Bach- Wettbewerbes Leipzig. Seit 1971 ist Oleg Kagan, der zu den hervorragendsten Vertretern der sowjetischen Geigerschule gehört, Solist der Moskauer Philharmonie. Gastspiele führten ihn in viele Länder Europas und nach Japan. In den letzten Jahren pflegt er auch nach drücklich das Kammermusikspiel mit seiner Frau Na talio Gutman und mit Swjatoslaw Richter, mit dem er Schallplatten einspielte. Bei der Dresdner Philharmonie war er seit 1968 wiederholt zu Gast.