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soll e« einer Auzahl FraucS-Tireurs gelungen sein, au» der Festung zu entkommen und die Wälder zu gewinnen. Wah. rend unsere würtembergische Garnison bisher ein ziemlich erträgliche« Leben führte, ist dies mit einem mal anders geworden. Die Leute haben einen überaus schweren Frld- dienst gegen die Freischaren zu leisten, die die Gegend un sicher machen. Hinsichtlich dieser Freiwilligen sind die schärssten Maßregeln getroffen; wer gefangen wird, ist dem Kriegsrecht verfallen, und dieses bestraft diese Art Krieg- sührung mit dem Tode. — Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: In welcher Weise die französische Milnärpartei zum Kriege gehetzl hat, geht auch aus einem Briefe des Generals Lucrot an den General Trochu hervor, von welchem sich eine Lopie im Cabinet des Kaisers gesunden hat. Der be treffende Bries ist am 7. Dec. 1866 in Paris angclangt: wir entnehmen demselben folgende Stelle: „Während wir pomphaft und lange darüber berathen, was man thun müsse, um eine Armee zu haben, entschließt sich Preußen ganz einfach und sehr lhätig, unser Land zu überfallen. Es kann 600000 Menschen und 1L00 Kanonen in Linie stellen, ehe wir für Organisation der Cadre« ge- sorgt haben, die nöthig sind, um 300000 Mann und 600 Kanonen zu stellen. Es gibt auf der andern Seite de« Rheins keinen Deutschen, der nicht den Krieg für nahe be vorstehend halt.... Wer nicht blind ist, kann nicht zweifeln, daß der Krieg am nächsten Tage auSdricht.... Ich beginne zu glauben, daß unsere Regierung mit Verrücktheit geschlagen ist. Aber wenn Jupiter beschlossen bat, sie zu verderben, vergeßen wir nicht, daß die Geschicke unser« Landes und unser eigenes Lo« durchaus an ihre Geschicke geknüpft sind, und da wir noch nicht von dieser traurigen Tollheit ergriffen sind, machen wir alle Anstrengung, um diesen verhängnißvoll abschüssigen Lauf, der direct zum Abgrunde führt, aufzu halten I" So drängte dieser wortbrüchige General Ducrot schon AuSgang 1866 auf den Krieg, den er nun mit Schande bestanden hat. — Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt un- term 5. Oct.: Heute kommen uns theilS durch Ballonberichte aus Pari», theilS durch Journale aus der Provinz zum ersten mal positive Angaben zu über Bestrebungen, welche dahin zielen, dem gänzlich aussichtslos gewordenen, nur weitern Ruin und Auflösung erzeugenden Widerstande Frankreichs ein Ende zu machen. In einem am letzten Donnerstag in Paris abgehaltenen Ministerralhe sollen die Herren Favre und Arago die Ansicht vertheidigt haben, daß der einzuberufenden Constituante sofort die Frage vorzulegen sei, ob man nicht Frieden schließen solle; Ke'ralry, Trochu und Rochefort hätten sich indeß dieser Meinung widersetzt. Ganz entschie den spricht sich im Westen Frankreichs die öffentliche Mei nung sür den Frieden aus. So äußert sich der Courrier du Havre in folgender Weise: „Friedel Da« ist der Ruf, welchen in diesem Augen blicke Millionen Stimmen erheben in den sünf Welttheilen, ebenso gut in dem niedergedrückten und zu Boden gewor fenen Frankreich als in Deutschland, das von unerwarteten Triumphen berauscht ist; in dem verständigen England und in dem praktischen Amerika; in dem vorausblickenden Ruß land wie in dem loyalen Spanien und in Italien, dem der Krieg noch in frischer Erinnerung ist. Von überall her er hebt sich dieser Ruf zum Allerhöchsten und sucht den Him- mel gnädig zu stimmen, da die Führer der Völker ohne Erbarmen sind." Mit Bezugnahme auf diesen mehr vom Gefühle einge gebenen Artikel, der ohne weitere Rücksichtnahme ans Lage, Umstände und Bedingungen zunächst auch nur an das Ge fühl appellirt, äußert sich das Journal de Fecamp des wei tern in folgender Weise: „Ohne diesen dithyrambischen Stil nachahmen zu wol len, sagen wir mit dem Courrier du Havre: ja der Friede ist das sehnliche Verlangen aller menschlich fühlenden Her zen in Frankreich, Deutschland und Amerika. Ja, der Friede ist der Wunsch Frankreichs. Ja, Frankreich, besiegt und ge- demüthigt, wünscht und verlangt den Frieden. Jeder Wi derstand ist künftig ohnmächtig. Er wird nur eine neue Hekatombe von einer Million Leichen zu der Million von Lei chen hinzufügen, welche auf den Feldern von Weißenburg, Rcichshofen, Jaumont und Sedan modern. Wir sind be siegt, zeilreten, wie zu keiner Zeit eine Nation es gewesen ist. Hören wir auf, uns mit neuen Hoffnungen zu ver blenden und aus eine unmögliche Vertheidigung zu viel Hoffnung zu setzen. Wir sind ehrenhaft besiegt. Unsere Armee, die nicht mehr ist, hat heldenmülhige Anstrengungen gemacht. Sie hat sich auch die Achtung der Sieger erwor ben. Die Ehre ist gerettet. Wir sind besiegt. Demüthi- gen wir un«! Haben wir die Würde de« Unglück«! Un terwerfen wir uns schweigsam, bescheiden! Der Friede, der Friede allein, der überall von ganz Frankreich gefordert wird, kann die Zukunft de« Lande« retten, indem seine Menscheu und HülfSquellen geschont bleiben. Zur Stunde müßen wir im Hinblick auf das Unglück des Vaterlandes den Muth haben, den Nacken zu beugen und um Frieden zn bitten." So denkt und schreibt man in der Provinz, wo keine durch phantastische Illusionen getäuschten Vollsmassen jede Regung der Vernunft ersticken oder terroristisch znm Schwei gen bringen. Die Maße der Pariser sreilich gefällt sich zu sehr in ihrer Heldenrolle, solange dieselbe für jeden einzel nen noch verhältnißmäßig ungefährlich ist, um an die Be dürfnisse Frankreich» zu denken. — Den Hamburger Nachrichten schreibt man aus Helgoland vom 27. Sept.: Die Franzosen machen jetzt mit ihrer allmächtigen Flotte, au« Mangel an anderweiter Beschäftigung, Spazierfahrten in der Nordsee, denn einen andern Zweck wird doch wol kaum das Erscheinen des französischen Ostseegeschwa ders hier bei Helgoland im Laufe des gestrigen Tages ge- habt haben. Es ist ja auch möglich, daß Hr. Willaumez sich den Walplatz Hal besehen wollen, wo sein Herr College Fourichon so viele Lorbern geerntet hat; ein Wunder wäre e« nicht, wenn nächsten« in französischen Zeitungen von einem Bombardement Wilhelmshaven« viel Aufheben« gemacht würde, denn die französischen Schiffe sind wirklich den Fort« Wilhelmshavens so nahe gewesen, daß sie von dort au» mit Hülfe eine« Fernrohrs haben bemerkt werden können. Gestern Morgen zwischen 7 und 8 Uhr kam da« Geschwa der in Sicht nördlich von Helgoland, in südlicher Richtung steuernd. Wieder passirten die unüberwindlichen Panzer schiffe dicht an der Westseite Helgolands entlang. Die An zahl der Schiffe betrug 13, davon waren 7 größere Pan zerschiffe, ü Corvetten und 1 Monitor, von dem ich nicht« weiter zur Beschreibung sagen kann, als daß es der Rocham- beau war; derselbe tagte nur niedrig über der Waßerstäche empor unv ist auf dem Verdeck mit einer Art von Thurm versehen, woraus die Kanonen hervorragten. Zwei Corvet- ten gingen südlich vor Helgoland vor Anker, die übrigen 11 Schiffe steuerten ununterbrochen weiter, Wilhelms haven zu. Die Mannschaft eines hier an Land kommenden französischen Boot« von der Corvette Bonrayne belehrte uns, daß wir e« mit der Ostseeflotle, von den Franzosen genannt Nordercadre, seligen Andenkens, zu thun hatten. Eine Blo- kade war nach ihrer Aussage nicht beabsichtigt, dahingegen ein Angriff auf die preußische Flotte, welche Admiral Willaumez auf dem Rückwege aus der Ostsee nach Cher- bourg en passant mitzunehmen beabsichtigte. Da« waren in der That schöne Neuigkeiten, und gespannt lauschten wir den ganzen Nachmittag, um den Kanonendonner vou Wil- Haven zu hören, denn daß die Wegnahme der preußischen Schiffe nicht so ganz still von statten gehen würde, konnten wir wol voraussetzen. Es war nnd blieb indeßen still und friedlich, und um 5 Uhr nachmittags kehrten die Franzosen wieder um und gingen in nordwestlicher Richtung seewärts, in derselben Anzahl, wie sie gekommen waren, woraus man wol den Schluß ziehen konnte, daß Hr. Willaumez sein eo passant.Geschäsl aufgegeben hatte. Wenn man die Stim mung der Matrosen nach den Aeußerungen der hier an Land gewesenen Mannschaft der französischen Schiffe beurtheilen will, scheint daraus hervorzugehen, daß alle sich große Dinge von der Republik versprechen. Der Name Napo leon'« wurde nur in Begleitung von Schimpfworten aus- gelprochen. Heute ist weil und breit kein Franzose zu sehen, und der gestrige Besuch wird wol der letzte sein, den überhaupt in diesem Kriege die Franzosen in den deutschen Gewässern machen. — Der Frankfurter Zeitung schreibt man vom Ober- rhein unterm 3. Oct.: Die von Ulm in Strasburg angekommene Deputation der dortigen Stadtbehörden fand freundlichste Aufnahme. Die Ulmer bieten Unterstützung an Geld und Lebensmitteln an, wollen sich auch um Kinder, welche durch die straSburger Katastrophe verwaist sind, «nnehmen, welches edle Werk von feiten Manheims und anderer Städte nachgeahmt wird. Die Zahl der zerstörten Häuser Strasburg« wird auf 340, der Schaden auf 200 Mill. FrS. angegeben. — Der Kölnischen Zeitung schreibt man aus Berlin vom 3. Oct.: In der von Ludwig Napoleon seinem Labineischef dictirten Note, welche die provisorische Regierung zu Pari« unter den geheimen Papieren de« Kaisers soeben veröffent licht hat, ist der Plan aus Belgien, wie ihn die preu ßische Enthüllung de» Benedetti'schen Entwurf« mitgetheilt hatte, durchaus bestätigt. Die kaiserliche Regierung halte zur Zeit jener Enthüllung in Paris bekanntlich amtlich be- hauplet, der Plan einer deutsch-französischen Lonspiration wegen Belgiens sei von dem Grafen Bismarck auSgegan- gen, von Frankreich aber zurückgewiesen worden. Diese be wußte Unwahrheit ist nunmehr als solche durch jene jetzt publicirte Note de« Kaisers documenlirt. Es war ein Na poleonischer Plan, für welchen Preußen gewonnen und durch welchen es, wie dort ausdrücklich gesagt ist, compromittirt werden sollte. — Etwas derb, aber richtig, sagt die Magdeburgi- sche Zeitung -in einer Besprechung des Berichts des Hrn. Jules Favre über seine Verhandlung mit dem Grafen Bismarck: Jule« Favre ging au« La Ferrieres mit der Ueberzeu- gung fort, daß seine Reise keineswegs nutzlos gewesen sei. Denn er habe „die Zweideutigkeit vernichtet, in welche Preußen sich einhüllte, und welche zu zerstreuen Europa uns nicht beistand". Er habe herausgebracht, daß Preußen drei Departements und zwei Festungen verlange. Zu dieser Enthüllung hätte er nicht zu reisen brauchen. Graf Bis marck hatte bereits am 16. Sept, in einer Circulardepesche offen dies Verlangen bekannt. Jules Favre aber meint, jetzt weide Europa für den heiligen Boden Frankreichs ein treten, jetzt sehe alle Welt, daß in diesem Kampfe die Ge walt über da« Recht herstürze. Es sind wieder die Gedan ken eines Irrsinnigen. Wenn Frankreich siegt, dann nimmt es uns Land ab, das versteht sich von selbst; wenn es aber besiegt wird, dann dürfen wir ihm kein Land abnehmen, das versteht sich auch von selbst. Es gibt nur Eine Heilung sür diese Verrücktheiten — und unser deutsches Heer ist so eben dabei, diese Heilung mit dem kranken Hirn der Fran zosen vorzunehmen. — Ueber die Mission des Hrn. Thiers äußert die preußische Provinzial- Correspondenz: Die Hoffnung der Republik, bei den europäischen Groß mächten irgendwie Hülfe zu finden, ist inzwischen gleichfalls völlig geschwunden. Der Abgesandte der provisorischen Re gierung, Thier«, hat wie in London, so auch in Wien und Petersburg keinen Boden für die gewünschte europäische Ver mittelung gesunden. In Petersburg scheint er von eigentlichen Anträgen Abstand genommen zu haben, vermuthlich weil er sich überzeugte, daß dieselben völlig vergeblich sein wür den. Die Regierung de« Kaiser» hat, abgesehen von den erneuten Zeichen ihrer sympathischen Bewunderung für die deutsche Kriegführung, ihre eigenen friedlichen Absichten neuerdings nach allen Seiten zu erkennen gegeben. Hof fentlich wird da« Scheitern der ThierS'schen Sendung dazu beitragen, da« Friedensbedllrfniß ,n Frankreich endlich zum Durchbruch gelangen zu laßen. Dies ist sreilich in ent scheidender Weise nicht früher zu erwarten, als bi« auch Paris den Ernst der Belagerung vollauf erfahren ha ben wird. Deutschland. **SerUn, 5. Oct. Neben neuern Vorschlägen in Betreff des Friedensschlußes zwischen Deutschland und Frankreich ist bekanntlich auch der gemacht worden, Zucht und Schulung unter harten, aber tüchtigen Fürsten, der allgemeinen Wehrpflicht vor allem, dem Palladium des preußischen und hoffentlich nun des gesammten deutschen Staats, das aber bis auf die neueste Zeit dem übrigen, besonders dem südlichen Deutschland fehlte. Dieses Institut macht den Staat und die Pflicht gegen denselben in allen Schichten der Bevölkerung gleichsam allgegenwärtig; mit jedem Sohne, der heranwächst, jedes Jahr, wenn die Zeit der Hebungen kommt, wird jede Familie aufs unmittelbarste und lebendigste an den Staat, aber mit der Pflicht gegen denselben auch an dessen Ruhm und Stärke, an die Ehre, ihm anzugehören, erinnert. Glauben Sie mir, mit den so geschulten Preußen verglichen sind wir Süddeutschen doch nur, wenn Sie mir den niedrigen Ausdruck nachsehen wollen, gemüthliche Bummler. Mit unserer GemüthSwärme und Treuherzigkeit geht eine gewiße Bequemlichkeit, Lässigkeit und Weichlichkeit Hand in Hand. Wir leben so gern nur nach Herzenslust, während in Preußen gleichsam der kate gorische Imperativ seines großen Philosophen als staatliches Pflichtgefühl das ganze Volk durchdringt. Wie leicht hier selbst der Vorzug zum Fehler wird, können wir am besten an uns Würtembergern erkennen. Die ständische Verfassung des kleinern Landes, „das alte gute Recht", von dem noch Uhland sang, war jahrhundertelang der Hort, wodurch es, trotz aller despotischer Eingriffe, doch seine Zustände immer in leidlicher Ordnung erhielt, während ein trefflicher Jugend unterricht in hohen wie nieder« Schulen die Durchschnitts bildung hob und dem Volke das Bewußtsein dessen gab, was es au seiner Verfassung nnd Verwaltung hatte. Da« hat nun aber andererseits einen Geist der Selbstzufrieden heit, des beschränkten Behagens in den kleinen Verhältnissen großgezogen, dec einer Ausdehnung des politischen Gesichts kreises äußerst hinderlich geworden ist. Dem echten und gerechten Würtemberger war sein Ländchen die Heimat alles Richtigen, Soliden und Gediegenen; über der Grenze fing für ihn alsbald theil« Unverstand, theilS Schwindel an, und das preußische Wesen insbesondere lebte bis in die neueste Zeit nur als Zerrbild in seiner Vorstellung. So ist es ge kommen, daß ein übrigens höchst begabter und tüchtiger deutscher Stamm oder Stammestheil doch in politischer Hin- stchl während der letzten Jahre sich als den zurückgeblieben sten gezeigt hat. Schon der Krieg von 1866 übrigen« mit seinen Erfol- gen gab unsern Süddeutschen viel zu denken: der jetzige Krieg, so steht zu hoffen, wird die Berichtigung ihrer Vor stellungen vollenden. Sie müßen einsehen, daß, wenn sie auch diesem Kampfe ihre Arme geliehen haben, doch Preu ßen den Kopf dazu hergegeben hat. Ohne den preußischen Kriegsplan, der sie leitete, ohne die preußische HeereS- cinrichtung, der sie sich anschließen konnten, würden sie, da« müßen sie sühlen, mit all ihrem guten Willen, all ihrer Stärke und Mannhaftigkeit doch nicht« gegen die Fran zosen ausgerichtet haben. Und nicht an Muth und Tapfer keit, wohl aber an Zucht und Pünktlichkeit — das kann ihnen gleichfalls während diese« Kriege« nicht entgangen sein — haben sie noch viel zu thun, wenn sie den Preußen nach- kommen wollen. Ein größerer Staat, ausschließlich au« süddeutschen Elementen gebildet, würde wol einen wohlge nährten und vollsaftigen, aber auch einen schwammigen und unbehlllflichen Körper geben; wie ausschließlich norddeutsche Bestandtheile zwar einen festen und behenden, aber doch wol zu magern und trockenen: zu unserm künftigen deut schen Staate wird Preußen das starke Knochengerüste und die straffen Muskeln hergeben, die da« südliche Deutschland mit Fleisch und Blut ausfüllen und ausrunden mag. Und nun glaube man noch, daß ein Theil den andern ohne Schaden entbehren könne; nun zweifle man noch, daß beide bestimmt seien, erst mit- und durcheinander zum vollkom menen Staals- und Volkskörper zu gedeihen! „Herb ist des Lebens innerster Kern", bat gerade unser süddeutscher Dichter gesungen. An dem Stamme, der den Kern eines großen Staats bilden soll, iü da« herbe Wesen kein Fehler. Sie entschuldigen diese Abschweifung, hochgeehrter Herr, die allerdings mehr an die Adreße meiner Landsleute als an die Ihrige gerichtet ist; sie war aber veranlaßt durch Ihr Bedauern, von einem Aufgehen Preußens in Deutsch land noch so wenig bemerken zu könne». Meine Meinung ist, daß e« damit gute Weile hat, daß dasselbe aber, soweit es wünschenswerth, seiner Zeit sicher erfolgen wird. Auch Sie, finde ich, geben diese Hoffnung nicht auf; ja Preußens ganze Obmacht in Deutschland erscheint Ihnen schon darum nur al« etwas Vorübergehendes, weil sie, Ihnen zufolge, bloße Rückwirkung der Furcht vor Frankreich ist. Unter die Fittiche des preußischen Adlers ducken sich die deutschen Küchlein nur darum so willig, weil sie da Schutz vor dem gallischen Hahn mit seinem ewigen Scharren und Krähen zu finden glauben. Höre dieser auf, zu drohen — und dazu hoffen sie ihn zu überreden — so werden sie sich schon wie der hervormachen; mit der Gefahr, lesen wir in dem Auf satz in der «Revue», werde auch die Einheit verschwinden, und Deutschland zu seinen natürlichen Jnftincten, der Un einigkeit und dem Particularismus, zurückkehren. „Die feinen Bevölkerungen von Sachsen und Schwaben" (danke im Namen der Schwabe» schönstens für das uns ungewohnte Eigenschaftswort) „werden cs satt bekommen", meine» Sie, „sich in die preußischen Regimenter stecken zu lassen; das südliche Deutschland insbesondere werde seine frohe und freie, heilere und harmonische Lebensweise wieder an nehmen." Das letztere geht auf das preußische Muckerthum, und hier ist nun begreiflich wieder ein Punkt, wo Sie sich meiner und meiner Gesinnungsgenoffen voller Zustimmung versichert halten dürfen. Was Sie in dem oft genannten Aufsätze von dem olympischen Spott sagen, den Goethe, in das jetzige Berlin versetzt, Uber diese „frommen Krieger und gottes fürchtigen Generale" ausgießen würde, ist allerliebst. E>n CultuSministerium Mühler in einem Staat, der fick so gern den Staat der Intelligenz nenne» hört, fordert freilich den Hoh» heraus. Im vorigen Jahrhundert wurden doch erst nach dem Tode des Heldenkönigs die Wöllner und Bischofs- Werber möglich; daß jetzt der Fürst, der mit so glänzendem Erfolge Friedrich'« Schwert gezogen, zugleich tie Betbrüder Friedrich Wilhelm'« II. um sich dulden mag, ist eine selt same Atweichung; obwol, soweit es nicht zur Clique wird oder der Heuchelei Vorschub thut, auch hier das Wort in Kraft bleibt, daß e« jedem freistehen muß, nach seiner gacon selig zn werden. Es wird vorübergehen, hoffen wir, wie