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Besonder» lebhaft spricht sich die Verehrung der Rheiu- Psälzer für Se. Maj. den König aus. vom Augenblicke de» Eintreffen» und Absteigen» im Bezirksamt« an find die gegenüberliegende Seite der Straße und die Fenster der dort stehenden Häuser noch nicht leer geworden. Bon weit umher kommen Familien nach Homburg, um Se. Maj. den König zu sehen. — AuS Homburg (Rheinpfalz) vom 9. Aug. wird der Neuen Preußischen Zeitung geschrieben: Es ist ein erhebende» Schauspiel, diese Mafien reifer entschlossener Männer mit de» gebräunten Gestchtern, dem ruhigen Tritt, der kräsligen Gewehrhaltung vorbeiziehen zu sehen, wie eben in diesem Augenblicke, und schon seit drei Stunden ununterbrochen, eine Division des 12. Armec- corp« hier durch nach der sranzöfischen Grenze defilirt. ,Kein Rus, kein Gespräch, keine Unruhe, hallender Gleich- tritt. Und nach einer Bivuaksnacht, in welcher die weit geöffneten Schleusen des Himmels eine ganze Wasserflut aus die Bivuakirenden herabgeschiittet. Se. Maj. der König ist an die Ecke der engen und steil ansteigenden Seitenstraße getreten, in welcher da» Bezirksamt, da» Quar tier des Königs, liegt, um die in der Hauptstraße vorüber- defilirenden königlich sächsischen Regimenter und Jäger bataillone zu sehen. Da da« Gardecorps schon vor einigen Tagen hier durch nach derGrenze gegangen und da-12. Armee corps in der Marschbewegung das letzte war, noch heute aber ebenfalls auf der Saar eintrifft, die andern Torps der 11. Armee aber längst Forbach Pasflrt haben, so scheint die Loncentraiion für die bevorstehende rangirte Schlacht ganz nach dem Plane vollendet zu sein; denn wa« bisjetzt ge schehen, waren nur einzelne Vorstöße, und die französische Hauptmacht steht noch immer östlich Metz un» gegenüber, zwar rntmuthigt und in ihrer beleidigenden Zuversicht sehr unsicher geworden, aber eine compacte Masse tüchtiger Truppen, die sich vollständig bewußt ist, schon im Anfänge der Campagne zweier eclatanter Revanchen zu bedürfen, von deren Erfolge bei den Franzosen jedenfalls mehr ab- hängt al» bei un». Wie es heißt, hat die III. (Slld- armee) bereits Fühlung mit dem linken Flügel der II. Armee (Hauptarmee, Prinz Friedrich Karl). Der 15. Aug. steht ja nahe genug bevor, und schwerlich geht dieser Napoleoni sche Gedenktag ohne eine Entscheidung für die erste Periode de» Krieges vorüber. So viel scheint sich schon jetzt er- kennen zu lasten, daß die Franzosen nicht mehr an eine Ostensivbewegung gegen die deutschen Heere oder gar gegen deutsche» Land denken, sondern sich resignirt haben, gleich zu Anfang der Campagne in die Defensive einzutreten. — Zu der Depesche aus Herny vom 13. Aug. bemerkt der Preußische Staats-Anzeiger: Die Depesche läßt in ihrem Datum zunächst erkennen, daß das große Hauptquartier, welches in St.-Avold noch 5'/« Meilen von Metz entfernt war, sich dieser Festung aber mals um 2 Meilen genähert und nach Herny begeben hat, einem Dorfe mit etwa 1000 Einwohnern, Eisenbahn- und Telegraphenstation an der Linie Metz — St.-Avold — Saar brücken, ganz nahe Faulquemont, im Departement der Mosel und bereits im ArrondissementMetz gelegen. Pont-ä-Mousson liegt noch aus dem rechten Moselufer; von dem jenseitigen führt gegenüber diesem Orte die Haupiheerstraße durch das Departement der Maas bis Bouconville, wo sie sich nord westlich über St.-Mihicl, südwestlich über Lommercy nach der Champagne fortsetzt. Nancy, die Hauptstadt des De partements der Meurthe, liegt am linken User dieses und am rechten des MoselfluffeS, etwa eine Stunde südlich von der Einmündung der erstern in die Mosel. Nancy hat etwa 49500 Einwohner und liegt 7'/« Meilen südlich Metz. Es ist der Sitz der Präfectur, des Bischofs, des Staats- gerichtShoseS, hat eine Akademie der Künste und Wissen schaften, Civil- und Handelstribunal, die verschiedenartigsten wissenschaftlichen Institute, sehr viele Fabriken und ist eine der schönsten Städte Frankreichs. Frouard (ein kleines Dorf mit 1500 Einwohnern nördlich Nancy) ist bereits aus dem linken Moselufer gelegen und Knotenpunkt der Eisen bahnlinien, welche nördlich nach Metz, südlich nach Nancy und westwärts über Toul und Commercy nach Epernay und Paris führen. Das Terrain zwischen Mosel und Maas ist der Defensive günstig; nach Cardinal von Widdern halten sich die beiden Flußläufe zwischen Frouard und Commercy schreibt aus der Elvestadt, die er sich offenbar halb preu ßisch, halb sächsisch vorstellt: „Die französischen Gefangenen werden sehr schlecht be handelt. Sie bekommen nur ungenügende Nahrung und sind jetzt in dunkeln Kammern «„geschloffen, wohin weder Lust noch Licht dringen. UeberdieS hat man ihnen alle» abge- uommen, was sie bei sich trugen. Die Sachsen, weit ent fernt, diese Brutalität zu billigen, verdammen sie alle Tage und sprechen ohne Scheu von den preußischen Behörden mit sehr wenig schmeichelhaften Beiwörtern." Die Niederträchtigkeit solcher Lügen müßte empören, wenn nicht der Unwille dem Erbarmen Platz machte mit der mehr als kläglichen Dummheit, mit der sie erfunden find. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: „Als ein eclatante» Beispiel französischen Eigendünkels und frecher Ueberhebung wollen wir erzählen, daß dem Kö nige ein ebenso schlecht versificirteS als lächerliches franzö sisches Kriegslied mit folgendem Briefe zugesendet wurde, den wir in Uebersetzung geben: »Majestät I Indem ich Ihnen da» Kriegslied zufertige, gebe ich mir nicht erst die Mühe, Ihnen zugleich die Com- position desselben mitzusenden. Unsere Soldaten übernehmen c», Ihnen dieselbe in Berlin selbst zu überbringen, wo sie zu erscheinen nicht säumen werden. Sie wissen ja, daß un sere Soldaten die Wege dahin kennen. Nur ein wenig Ge- duld. Ein Bewunderer Ihrer Großthaten. Graf F. Filippi de Faby. 22 Place Napolion in Cherbourg.» Um von dem Liede selbst eine Probe zu geben, lasten wir den letzten Vers (in Uebersetzung) folgen: «Ihr seht euch wiederum vernichtet Durch eine« Bonaparte Ruhm. Das eben ist ja eure Geschichte Und euer ganzes Heldenthum! Für unbesiegbar hast du dich gehalten, Geknebelt sollst du, eitles Volk, jetzt sein! Und unerbittlich werden wir die Ufer Behalten von dem schönen Rhein!» 1644 5 bi» 6, zwischen Berdun uod der Ornemündong kaum 7'/« Meilen auseinander. Die Straßen, welche von den Mvselbrückrn zu Thionville, Metz, Pont-ä-Mousson, Mellery und Frouard nach den Maa«brücken zu Berdun, St.-Mihiel und Commercy führen, haben sämmtlich anfang» den hohen, überall steilen Felsenplateaurand anzusteigen, welcher da» linke Moselufer begleitet und führen über ein behügelte», offene» Plateau, wo sie ihre Bereinigung suchen, um dann an vier Punkten an den scharf marlirten Ostrand de» öst- lichsten der drei Argonnenzüge heranzutreten. — Einer Schilderung, die Han» Wachenhusen in der Kölnischen Zeitung über den Angriff auf die Höhen von Spicheren gibt, entnehmen wir Folgendes: Die Mitrailleusen spielten fortwährend, und da diese Maschine, wie jede Mitraille, da, wo ste wirklich eialchlägt, verheerend wirkt, so erhielten z. B. Hauptmann Werner fünf, Fähnrich v. Briesen vier Schüsse ,c. Bon den 17 Offizieren waren im Bataillon 2 todt, 11 verwundet, außerdem 1 Fähnrich, 1 Vicefeldwebel verwundet und 287 Mann aus dem Platze geblieben oder vermißt. Eine für die französische Armee nicht schmeichelhafte Beobachtung machte ich heute auf dem Schlachtfeld«. Den französischen Todten, welche hinten auf dem Wege der Flucht (denn Rückzug ist dies nicht zu nennen) das Feld in Masse be decken, sind vielfach einzelne Finger abgeschnitten. Die eigenen Kameraden beraubten dieselben ihrer Ringe, und da das Absehen von den starren Gliedern zu viel Zeit erforderte, schnitten sie ihnen dieselben von der Hand. Bon dem moralischen Werth dieser sranzöfischen Armee zeugten auch die kleinen Gebetbücher der Offiziere, in deren einem ich die obscönsten Bilder aufbewahrt sah. In welcher Weise der französische Soldat seinen Tornister mit allen erdenk lichen Gegenständen vollpackt, davon zeugen all« die auf dem Schlachtfeld« zu Tausenden umherliegenden »nd in dem Lager namentlich aufgehäusten Gegenstände. Jeder Spaziergang auf dem Schlachtfelde überzeugt mich mehr und mehr, daß die französische Armee hier nicht uur ihre Soldaten, sondern auch ihre Ehre, gar nicht zu reden von ihrer „Gloire", eingebüßt hat. In der Uebermacht, 89 gegen 27 Bataillone, und namentlich in solchen Stellungen, solchen Verschanzungen, mit einem Gewehr bewaffnet, da», wenn ich der Wahrheit ihr Recht lassen soll, in der That unserer Ziindnadel sehr überlegen, ließ der Feind nicht nur die Preußen die Höhen erklimmen, ohne daß die letzter« beim Ersteigen einen Schuß zu thun vermochten, da der Fuß stet« zurückglitt und keinen Halt finden konnte, er ließ sich von uns aus einem Logement treiben, in welchem con »mors sich einzurichten er wochenlang Muße hatte. Daß unsere Armee der französischen taktisch überlegen, daß erstere ihr an militärischem Geist weit voraus, im Elan aller mindestens gleichkommt, hat diese Schlacht zur Genüge be- wiesen. Unsere Leute wußten nichts von Furcht oder Be denken, als sie dünn und schwach an Zahl die Höhen hinan klommen; die Brandenburger, die immer Spaßmacher genug in ihren Compagnien haben, machten beim Sturm auf die Höhen ihre Witze, wie dicht auch di« Kugeln aus sie herab- hagelttn, wie viele ihrer auch tödlich getroffen zusammen- brachen. — Einem Specialbericht der Neuen Freien Presse entnehmen wir Folgendes: Als die Franzosen in Saarbrücken waren, lud General Froffard den Bürgermeister zu Tische. Er fragte denselben, wo alle die Truppen geblieben seien, die ihm in dem Gefecht am 2. Aug. gegenübergestanden hatten, und wollte durchaus nicht glauben, daß er mit seinen drei Di visionen mehrere Stunden lang drei Züge der Vierziger bekämpft hatte. Als ihn endlich der Bürgermeister durch seine ernstliche Versicherung überzeugte, rief der General aus: „Ist da« so, dann wehe Frankreich; jeder Mann in diesen drei Zügen ist ein Held!" Da» 40. Regiment und die 7. Ulanen haben sich unsterblich gemacht. — Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Wahrscheinlich infolge des Aufrufs, der augenblicklichen Lebensmittelnoth in Saarbrücken abzuhelfen, ist durch öffentliche Blätter sowol als durch Privatnachrichlen mehrfach das Gerücht verbreitet worden, daß bei unfern im Felde stehenden Truppen Mangel an Lebensmitteln ein- g«treten sei. Diese Gerüchte find völlig unrichtig, da der Armee bither die reichlichsten Zufuhren von Proviant jeder Art nach dem Krieglschauplatze zugesührt worden und da, selbst in so bedeutenden Mengen eingetroffen sind, daß auf amtliche Meldung von dort her weitere Nachfendungen au» den heimatlichen Magazinen einstweilen ganz unterbleiben können. — Die augSburger Allgemeine Zeitung berichtet:' Au» Romanshorn meldet das Lindauer Tagblatt —und die Richtigkeit der Nachricht wird uns von glaubwürdiger Seite bestätigt: „Die Deutschen bei Mülheim über den Rhein. Mülhäuser flüchten nach Basel." Dazu bemerkt die Norddeutsche Allgemeine Zei tung : In Erwartung au«führlicherer Nachrichten von jener Seile wollen wir nur bemerken, daß Mülheim ein badischer Ort am rechten Rheinufer an der von Basel nach Freiburg führenden Eisenbahnlinie ist und ungefähr in gleicher Höhe mit der am sinken Ufer gelegenen, ungefähr drei Meilen vom Rhein entfernten großen Fabrikstadt Mülhausen ge legen ist. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung hält also die Nachricht wenigstens nicht für unglaubhaft. Die massenhafte Flucht der Bevölkerung von Mülhausen und Umgegend nach der Schweiz bestätigen Berichte in der Jndepcndance beige. — Die siebenArmeecorpSder französischen,»Rhein armee" sollen, wie die Liberte berichtet, in den Hän den der drei Marschälle Mac Mahon, Bazaine und Canrobert vereinigt werden, um die Ausführung de» FeldzugSplans zu concentriren und zu vereinfachen. Der Temps versichert, daß das Commando der Ar mee in folgender Weise modisicirt ist: Marschall Ba zaine, Chefcommandant, General,Trochu, Major-Gene ral, d. h. Chef deS Generalstabs. Marschall Leboeuf zieht sich zurück. — AuS Kiel vom 13. Aug. wird den Hamburger Nachrichten geschrieben: Die seit Ausbruch de» Krieg» an unserer Bucht in sehr großem Maßstabe betriebenenSchauzarbeiten find theil« durch gemiethete Arbeiter ausgeführt worden, theil» haben dazu auf Anordnung der Regierung die einzelnen Kreise, stet» auf «ine Woche, Arbeiter stellen müssen, deren Zahl für einen Krei» etwa 8—900 ausmachen. ES sind jetzt die Vorkehrungen gegen etwaige Angriffe der französischen Flotte in einem Umfange getroffen, daß man dem Kommen der selben mit der größten Ruhe entgegensteht. Einer etwaigen Landung, sei es auf der schleSwigschen oder holsteinischen Seite der Bucht (falls eine solche überhaupt versucht werden sollte), würden die bedeutenden dort vertheilten Truppen massen den entschiedensten Widerstand entgegenstellen. — Aus Kiel vom 9. Aug. wird der augSburger Allgemeinen Zeitung berichtet: „Seit vorgestern er scheint die französische Panzerflotte in der Stärke von 10—11 Fahrzeugen täglich vor der hie- sigen Rhede, hält sich aber in einer Entfernung von etwa zwei deutschen Meilen von den Strandbefestigun gen, sodaß von einer Begrüßung durch letztere noch nicht die Rede sein konnte." — Die Nogat - Zeitung erfährt aus zuverlässiger Quelle, daß sich vor einigen Tagen ein junger Mann, Menno nit, der sich in Danzig als Freiwilliger ge meldet hatte, als körperlich untauglich aber zurückge wiesen wurde, aus Verzweiflung hierüber in Dirschau erschossen hat. — Hr. v. Noggenbach, ehemaliger badischer Mi nisterpräsident, begab sich in der Uniform eines Lanv- wehrmajorS ins Hauptquartier des Kronprinzen. — AuS einem Privatbriefe wird der VolkS-Zeitung Folgendes zur Veröffentlichung mitgetheilt: „Es ist Da die versprochene Melodie durch die französischen Truppen nicht nach Berlin zu kommen scheint, mögen die Unserigen, wenn sie nach Cherbourg kommen, nicht verges sen, den Grafen Filippi de Faby, 22 Place Napoleon, darum zu ersuchen." — Daß eS auf den Vorpostenlinien an scherzhaften Intermezzos nicht'fehlt, möge folgendes kleine« Geschicht- chen zeigen, das der BolkS-Zeitung von einem bairischen Offizier als bis in die Einzelheit wahr erzählt wurde: „In einer dunkeln Nacht fällt in der Vorpostenkette ein Schuß. Alles wird lebendig, man glaubt die Franzosen wollten einen Ueberfall versuchen, der commandirende Offizier stürzt herbei und examinirt den Posten, der den Schuß abgegeben. «Warum haben Sie geschossen?» «A Franzos wollt' sich ebe auf alle Vier ranschleiche, da hab' i ihn g'schoffe!» «Haben Sie ihn angerusen und was hat er gesagt?» -Er könnt' nur ant- Worte,oui oui' und da hab' ich g'schoffe!» Das Terrain wird genau abgesucht, die Patrouillen gehen hin und her und endlich findet man den -Oui-Oui-Sager». Mit Triumph geschrei wird er erfaßt, hochgehoben, zum Lager gebracht und — als kostbarer Leckerbissen verspeist. Der Oui-Om- Sager war ein schöne», feiste« Wildschwein." — Die berliner VolkS-Zeitting vom 12. Aug. enthält fol gendes Eingesandt: „Mit blutendem Herzen mußte ich heute aus dem Potsdamer Bahnhofe sehen, al» Gefangene durchtransportirt wurden, daß man französischen Offizieren gut belegte Butterbrote und Wein in Hülle und Fülle an bot, während unsere braven verwundeten Krieger kaum mit einem Glas Selterwasser abgespeist wurden. Ich bin der Meinung, daß die Herren Franzosen, mit denen da eine wahre Abgötterei getrieben wurde, ebenso gut mit einer ge- wühnlichen Reissuppe satt werden, und daß unsere Sol- baten doch wahrhastig vorgehen." (Den Rest de« Brieses unterdrückt da« Blatt, da hoffentlich da» Vorstehende ge- nügen wird.) — Dem Frankfurter Journal berichtet man au« Brüssel vom 11. Aug.: „Ein Berichterstatter der Etoile belge schil- dert den Augenblick, wo der Kaiser Napoleon bei der Kunde der Schlacht von Wörth Metz verlassen und sich nach St.-Avold begeben wollte, aber wieder in da» Präfectenhotel zurllckkehren mußte auf die Kunde, daß die Preußen die Eisenbahnschienen aufgebrochen, in folgender Weise: «Im ersten Wägen saß ein Mann, in eine Kapuze gehüllt, aus dem Kopfe ein Käppi mit goldener Troddel und das Haupt gesenkt; e« war der Kaiser. Der zweite Wagen war an gefüllt von Stabsoffizieren; sie saßen sich stumm gegenüber, keiner sprach ein Wort.»" — AuS Berlin berichtet die Volks-Zeitung: „Die am vorigen Sonnabend hier eingelroffenen ersten Gefangenen transporteure hatten vom Kronprinzen Auftrag erhalten, sich bei seiner Mutter zu melden. Dies geschah auch. Die Königin schenkte jedem Soldaten eine solide Juchtenfrldtasche, in welcher jeder Beschenkte außer einem ansehnlichen Reise batzen das Bild de» Kronprinzen fand. General v. Bonin hielt den braven Leuten vor der Königin eine kleine An sprache, worin er zuletzt sagte: «Die Königin erwartet, ihr werdet auch in Zukunft euere Fahne tapfer vertheidigen.» Einer der Soldaten erwiderte: «Dat werden wir schon be sorgen.»" — Die Kieler Zeitung ist wegen des ersten Theils eines Feuilletons, welches sich mit beißender Schärfe gegen die französische Verlogenheit kehrt, von der kieler Staats anwaltschaft mit Beschlag belegt worden! Dieses Feuilleton hat — wie da« Blatt bemerkt — zum Verfasser Hr». Paul Lindau, einen Berliner von Geburt, dessen patriotische Hal tung und dessen preußische Gesinnung offenkundig ist. Es ist entnommen einer Nummer der Neuen Freien Presse, welche seit Mehrern Tagen in ganz Preußen (auch in Kiel) unbeanfiandet verbreitet ist. Wie erklärt sich dies?' — Im Hofraume des Gefängnisses von Aylesbury fand am 9. d. Mts. die Hinrichtung des Mörders der sieben Personen zählenden Familie Marshall in Denham, John Owen alias JoneS, statt.' Er trug bis zum letzten Augen blick große Standhaftigkeit zur Schau und bethenertc noch auf dem Schaffst seine Unschuld.