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16 Montag, 16. 2. 1987 ■ 20.00 Uhr Schauspielhaus Berlin, Großer Konzertsaal CHORSINFONISCHES KONZERT MAURICE DURUFLE Requiem für Soli, Chor, Orchester und Orgel I Introitus II Kyrie III Domine IV Sanctus V Pie Jesu VI Agnus Dei VII Lux aeterna VIII Libera me IX In Paradisum Dresdner Philharmonie Dresdner Kreuzchor Kammerchor des Beethovenchores der Singakademie Dresden Einstudierung: Christian Hauschild Dirigent: Martin Flämig Solisten: Uta Selbig, Sopran Annette Markert, Alt Armin Ude, Tenor Hermann Christian Polster, Baß IQÖ^STR AWI NSK)>^ R eq u iem^gBÜ^esTurKont ra-Alt, Baßr^ht5r7jndö?ühesier LUIGI DALLAPICCOLA Canti di prigionia für Chor und Or chester BELA BARTOK Cantata profana „Die Zauberhir sche“ für Tenor, Bariton, gemischten Chor und Orchester, Text nach ru mänischen Volksliedern STRAWINSKY: REQUIEM CANTICLES Im Alter von 84 Jahren schuf Strawinsky mit dem „Requiem canticles“ ein Werk von wahr haft künstlerischer Vorausschau. Die musika lische Sprache wurde klarer und gleichzeitig plastischer, emotional kontrastreicher. Über wunden ist auch der Eklektizismus des „Can- ticum Sacrum“ oder die eintönig herbe Ar- chaik der „Threni“. Das „Requiem“ ist Stra winskys schöpferisches Fazit, nicht nur des halb, weil es seine letzte große Komposition darstellt, sondern auch, weil es vieles aus dem angehäuften künstlerischen Erfahrungs schatz des Komponisten in sich aufgenom men hat, es synthetisch miteinander ver schmilzt und verallgemeinert. Uns fasziniert der lebendige Sättigungsgrad, ich möchte fast sagen: die „Materialität“ an der Musik des „Requiems“. Strawinsky bezieht sich auf die Semantik der Gestaltlösungen, die sich in der katholischen Totenmesse herausgebildet haben, und behandelt sie auf eigene, zeitge mäße Weise. So erhellt die inhaltliche Bedeu tung der dahinfegenden Passagen des Kla viers mit den Streichern im „Dies irae“, des Trompetenrufs im „Tuba mirum“, des beben den Schauders in den Flöten und Streichern in „Rex tremendae“, der Klagewendung in „Lacrimosa“, der Choralstellen in „Libera me“ und der Anklänge an das Totengeläut im „Postludium“ in den Timbres von Celesta, Glocken und Vibraphon. 42 b.