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2379 Insofern jedoch in diesen Aeußerungen der bestehenden Landesverfassung Be stand und Werth abgesprochen und deren Beseitigung mit der Art und Weise, wie der Verfasser und angebliche Genossen desselben, die wir nicht kennen und deren Eristenz wir nirgend« voraussetzen, ihre landständischen Rechte autüben, in Verbin dung gebracht wird, halten wir uns verpflichtet, dergleichen Anmaßung zurückzu weisen und über unsere allerhöchste Willensmeinung keinen Zweifel bestehen zu las sen. Wie oft auch die Mängel unserer Einrichtungen uns schon entgegengetretcn sind, so liegt es un« doch fern, einkallmählich fortschreitende Verbesserung derselben in Zweifel zu ziehen, und wie wir fest entschlossen bleiben, die bestehende Landes verfassung, soviel an uns ist, kräftig aufrecht zu erhalten und zu schützen, so halten wir das bessere Vertrauen fest, daß, wenn eine wahrhaft patriotische und einmü- thige Gesinnung von den Trägern der bestehenden Verfassung bethatigt wird, dies heilsamere Resultate für das Vaterland herbeiführen wird als alles Erpcrimentiren mit neuen VerfassungSformen. Nachdem darauf der suSPendirte Vicelandmarschall angezeigt hatte, daß der Ritter v. Maltzahn auf Pccratel als Vicelandmarschall eintreten werde, verließ man diesen Gegenstand. Freie Städte. Hamburg, 29. Nov. Bereits bei der Uebcrgabe des Budgets für 1858 mußte, wie der Weser-Zeitung geschrieben wird, darauf hingcwiesen werden, daß die Handelskrisis deS vorigen Jahreö einen sehr empfindlichen Einfluß auf unsere bedeutendsten Staatseinnahmen aus üben werde, und konnte das Budget nur mit einem für jetzt noch aus den Ueberschüssen früherer Jahre zu deckenden Deficit von 445000 M. Beo. aufgemacht werden. Die Erfahrungen der bisherigen zehn Monate dieses Jahres haben jedoch, wie dies der Nath in den Motiven zu dem bereits erwähnten Anträge auf Prolongation der Accise sich veranlaßt sicht mitzu- theilen, ergeben, daß selbst die im Budget herabgesetzten Änschläge den Hauptabgaben^ nach zu hoch gegriffen waren. So wird sich denn wahr scheinlich ein bedeutendes Jahresdeficit ergeben, wenn es auch nicht völlig so groß werde» sollte als der Anschlag von 445000 M. Bco. Und diese Min dereinnahme dürfte nicht vorübergehend sein, sondern nach der jetzigen Lage der VerkehrSverhältniffe, wo allein bei den hauptsächlichsten indirccten Ab gaben, dem Zoll, dem Stempel und der Abgabe von den Eigenthnmsver- ändernngen der Immobilien, sich zusammen ein Ausfall von 1,200000— 1,300000 M. Bco. herausstellt, namentlich im nächsten Jahre und wol länger wiederkehren. Unter den Präpositionen des Senats, denen die heu tige Versammlung Erbgesessener Bürgerschaft ihre Genehmigung ertheilte, befanden sich folgende: Mittheilung der Abrechnung Les Staatshaushalts für 1857 mit dem Anträge, die Scparatkasse der Raths- und Bürgerde- putation von 1842 aufzuheben und das künftige Provenu der Bauplätze sowie die noch unrealisirten Hypothekenposten der allgemeinen Staatskasse zu überweisen; Prolongation der Accise auf zwei Jahre; Prolongation der Thorsperreabgabe auf zwei Jahre; Prolongation der Abgabe von den Zei- tungsinseraten auf zwei Jahre. Oesterreich. AWien, 30. Nov. Nach den Mittheilungen, welche ich von sehr competenter Weise erhalte, ist man in unsern höchsten Kreisen keineswegs der Ansicht, daß der in den pariser Blättern widerhallende KriegSlärm, welcher bis zur Stunde von feiten dcö amtlichen Organs der französischen Negierung kein Dementi erfuhr, eine reine Privatmani festation des leidenschaftlichen Hasses der französischen Journalistik gegen Oesterreich sei. Im Gegcnthcil ist seither in unsern gouverncmentalen Krei sen durch merkwürdige Zwischenfälle der Verdacht, daß Frankreich mit ver hängnißvollen Planen bezüglich Italiens sich befasse, zur festen Ueberzeu- gung geworden. Wenn nun auch der amtliche pariser Moniteur, wie viel leicht zu erwarten ist, mit einer berichtigenden Erklärung bezüglich der so alarmirendcn Kriegsgerüchte noch nachträglich hcrauSrücken sollte, so darf man den Effect derselben, mit Beziehung auf den eventuellen Eindruck, den sie hier machen würde, zum voraus als einen verfehlten bezeichnen. Man weiß hier im Augenblicke mehr, als man etwa am pariser Hofe selbst glaubt, und ist man einmal hier ernstlich zur Wachsamkeit aufgefordert, so läßt man sich weder durch officieüc Journalerklärungen noch durch ander weitige Versicherungen so leicht wieder in Sorglosigkeit und Vertrauen hineinlullen. DaS einzige Gute, was allenfalls eine berichtigende Moni teurnote haben könnte, wäre, daß vorläufig in den ordnungsmäßigen diplo matischen Beziehungen der Cabinete von Wien und Paris keinerlei wahr nehmbare Aenderung so leicht eintretkn dürfte. Bekennt jedoch das pariser Cabinct durch das Ausbleiben eines Dementis des erhobenen Kriegsgeschreis sich ganz unverhohlen dazu, diesen kriegerischen Intentionen nicht fremd zu sein, so scheint es mehr als sicher, daß der österreichische Vertreter am pa riser Hofe, Baron Hübner, für längere Zeit von der französischen Haupt stadt Abschied nehmen dürfte. Diese letztere Eventualität zu vermeiden, bleibt ganz und gar der Initiative des pariser CabinetS anheimgestellt, indem Baron Hübner keinerlei Auftrag von hier erhalten hat, wegen der stürmi schen Haltung der pariser Presse das pariser Cabinet zu interpeüiren. — Der gegenwärtige k. k. Generalconsul Huber in Aegypten ist in Ruhe stand versetzt worden. An seine Stelle ist der Legationsrath v. Schreiner in Konstantinopel zum österreichischen Konsul in Alexandrien ernannt wor den. Ebenso ist der k. k. Generalconsul in Belgrad, Oberst v. Nadoffawlie- witsch, durch den Legationsrath v. Jsfordiuk, zuletzt in Madrid, ersetzt wer den. " Beide Verfügungen sollen wichtige politische Motive haben. — Die Wiener Zeitung sagt über die „unerhörte Zügellosigkeit, mit welcher sich ein Theil der pariser Presse auf Oesterreich warf, während in der Hauptstadt Frankreichs das Montalembert'sche Drama spielte": „Wir wollen unS gegen die Auöbrüche der fran^sischen Presse über die «öster reichische Herrschaft in Italien« auf ein Zeugniß berufen, dem man die Un parteilichkeit nicht wird absprcchen wollen, auf daS Zeugniß, das uns am Vorabend des 24. Febr. von per parlamentarischen Tribüne herab aus dein Munde eines edeln Pairs von Frankreich in beredten Worten gegeben wurde. GS bezog sich auf die Verhältnisse Oesterreichs zu den Negierungen der Halbinsel und auf die Frage der Verbesserungen, welche in die Verwaltun gen ihrer verschiedenen Staaten einzuführen waren. Möge man dieses Zeug niß Lügen strafen, wenn man eS kann; aber wer könnte es? Fügen wir noch eine kleine Betrachtung bei und fordern wir jeden, der ein Verständ nis» für die Angelegenheiten Europas hat, auf, sich die Geschicke Italiens vorzustellen, wenn eine traurige Fügung Oesterreich gezwungen hätte, den Theil seines Gebiets, der zwischen den Alpen und dem Po liegt, aufzu geben. Man vergleiche im Gedanken die Natur und die Wirkung des frem den Einflusses, der sich dann auf dem Boden Italiens unfehlbar und aus schließlich geltend machen würde, mit dem Einflüsse, den Oesterreich, indem es ihn mit den andern Mächten theilt, jetzt dort auSübt. Gewiß nie noch sind Eroberungsgedankcn klarer zu Tage getreten, als in den tobenden Aeußerungen der pariser Presse, dic heute die ganze friedliebende Welt in Unruhe setze». Nie haben sich diese Gedanken, um ihren Ausdruck zu finden, verwerflicherer Mittel bedient." Die Ocsterreichische Zeitung bemerkt in einem Artikel über den Kriegs lärm der pariser Blätter: „Wir haben es oft und wiederholt ausgesprochen, niemand hat weniger Ursache, seine Stellung durch einen Krieg zu ge fährden, als Frankreich; niemand kann mehr dabei aufs Spiel setzen als die herrschende Dynastie. Allen andern Staaten kann ein Krieg höchstens ein Stück Land kosten; bei den jetzigen Verhältnissen Frankreichs kann ein ver lorener Feldzug ein verlorener Thron sein. Der Einsatz ist zu hoch, um ihn für eine Phantasmagorie zu wagen. Ein Kampf mit Oesterreich wäre nicht, wie die «Presse» meint, ein letzter, sondern der Beginn eines pani schen Krieges, dessen Ende vielleicht vaS lebende Geschlecht kaum erreiche» würde. Oesterreich, das weiß man in den Tuilerien wohl, ist keine Kabylci und kein Cochinchina. Die französischen Militärs kennen unsere Armee und haben Respect vor ihr. Das französische Heer ist sicherlich ein vortreffliches, cs hat dies in der Krim bewiesen; aber unsere braven Truppen stehen kei nen andern der Welt nach. Sie werde» von kricgSgewandten, erprobten Führern geleitet und wären im Nothfaü zahlreich und kriegsbereit genug, um allein jeder Koalition gegenüberzustchen und zu siegen. Bei einem ernstlichen Conflict aber würde Oesterreich nicht allein sein; den» eine Ucbcr- gewalt Frankreichs würde dem übrigen Europa ebenso wenig munden als eine zwischen Rußland und Frankreich getheilte Weltherrschaft. Die beson nenen Männer in Frankreich wissen dicS sehr wohl zu berechnen, und der leitende Gedanke in den Tuilerien wird und kann diese Verhältnisse nicht unterschätzen." — Die Wiener Zeitung vom 1. Dec. bringt ein officielleö Dementi be treffs der neulich von einem wiener Korrespondenten der Deutschen Allge meinen Zeitung gemachten Mittheilung über eine durch die Sicherheitöbe- hörden gestörte Orgie, deren Schauplatz ein (übrigens in verschiedenen Korrespondenzen verschieden bezeichnetes) Kloster in Wien gewesen. (Nr. 276.) Die Wiener Zeitung fügt hinzu, daß der Vorstand der von jenen Gerüch ten zuerst genannt gewesenen geistlichen Corporation die ihm von de» Sichcrheitsbeamten angebotene Nachforschung nach den ersten Verbreitern, um dieselben zur Rechenschaft zu ziehen, mit der Bemerkung abgelehnt habe: „Wir dürfen uns nicht wundern, daß cs uns nicht besser geht als dem jenigen, dessen Sache wir vertreten; ihm müssen wir es überlassen, uns zu rechtfertigen, wann und wie cs ihm gefällt." Schweiz. Der «Bund» bemerkt zur Dappenthalfrage und namentlich im Hinblick auf die neulichen Bedenken der wiener Militär-Zeitung darüber: „Wir,reservircn unsere Meinung wiederholt bis zu dem Zeitpunkte, da die Frage hierseitS spruchreif ist. Unterdessen können wir aber nach dem, was wir bis heute wissen, die Bemerkung nicht unterdrücken, daß die meisten hisherigen Urtheile, auch das vorstehende, auf theilweise irrigen thatsächli- chen Voraussetzungen fußen und darum nothwendig schief gehen müssen. Wir dächten, die Sache selbst und die Interessen unfers Landes verlören nichts dabei, wenn man mit seinem Urtheil zuwartct, bis man einmal ge nau weiß, was man eigentlich anzunehmen oder zu verwerfen hat." Italien. Monaco. L'Eden, das Regierungsblatt von Monaco, erklärt ent schieden, daß der Fürst alle Verkaufsanerbietungen zurückgewicsen habe, wie glänzend dieselben auch gewesen. Das Blatt sagt unter anderm: Das Fürstenthum Monaco hält mit Stolz seine Anhänglichkeit an das reg e- rende Haus, an dessen Herkunft aufrecht, und'das erstere, seit Jahrhunderten be stehend und vom Kaiser Othon gestiftet, hat seine Unabhängigkeit inmitten einer langen Reihe von Staatsumwälzungen und politischen Stürnien aller Art zu be haupten gewußt und wurde ohne Unterbrechung von der alten Dynastie, d. h. von den Grimaldis, Abkömmlingen Pepin's, regiert! Der loyale Schutz, welchen Frank reich seit Jahrhunderten dem Fürstenthum angedeihen ließ, ist bei dem gegenwär tigen Regenten in dankbarer Erinnerung, und läßt es im Verein mit seiner Würde nicht zu, daß er seinen bisherigen Principien untreu werde und seine politischen und persönlichen Interessen zum Opfer bringe. Fügen wir noch hinzu, daß dic politi schen Institutionen des Fürstenthums jene Frankreichs sind, welche auf einer weisen Freiheit, auf Ordnung und Fortschritt fußen, so wird es um so erklärlicher, daß man jede Annexion an was immer für einen Staat entschieden zurückwcisen muß. Die antinormale Stellung der Städte Roccabruna und Mentonc, die, wie cs scheint, von der europäischen Diplomatie vergessen ist — welche Frage aber die öffentliche Meinung mit Erstaunen ins Endlose hinausgezogen sicht —, hat ohne Zweifel den obcnberührtcn Cessionsgerüchtcn Nahrung gegeben, und cs scheint für gewisse Kreise