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- Nr 282 k-lv Drilscht AllMiM Ming Wahrheit und Recht, Freiheit und Tesch! - -1 rau. > Loose »pt un- Viertel n find, »erden. - - vielseitige schiedensten n größern e dauernde Ähre ganz zum Theil kngland!c. nd vermag enzen vor- Chiffre K Großfürst Konstantin und Rußlands Marinepolitik. -j- Au« MiUktdeutschland, 29. Nov. Als Kaiser Alexander im Som mer v. I. den deutschen Südweste» bereiste, die dortigen Höfe besuchte, wie der nach Petersburg zurückging und im Herbst zu Stuttgart die lange vor bereitete Zusammenkunft desselben mit dem Kaiser der Franzosen, in Wei mar die iniproviflrtr mit dem Kaiser von Oesterreich stattfand, wie eifrig waren alle Zeitungen damit beschäftigt! Heute reist der Großfürst Konstan- tiu in ähnlicher Weise durch Deutschland, läßt keinen der Mittlern Höfe fei nes Weges unberührt und geht nach Italien, um vom neuerworbenen Ma rinedepot zu Villafranca auS Inspektion zu halten über eine russische Flot- tenabtheilung, welche (zum ersten male seit Rußlands Eintkitt in daö euro päische System) ihre bleibende Station im Mittelmeere zu finden bestimmt ist. Während er sich aber auf dem Wege dorthin befindet, tritt auch das wennschon hementirte Gerücht hinzu, wonach auch Monaco mit seinen Häfen von Rußland „erworben" sein soll. Alse diese Umstände erscheinen auffallend genug, um unS wenigstens die Stellung zu vergegenwärtigen, welche der Großfürst in dem sich neugestaltenden Rußland einnimmt, und die Richtung, als deren Vertreter er bezeichnet wird. Der Großfürst, jetzt ein Mann von 31 Jahren, galt schon als Jüng ling, wie er äußerlich dem Kaiser Nikolaus auffallend gleicht, so auch sei nem Charakter nach als dasjenige Glied der kaiserlichen Familie, welches mit den orthodor-nativnalen, und starr autokratischen Principien des Kaisers am fraglosesten übereinstimmte. Ja, während des orientalischen Kriegs und des sen Steigerung bis zum Aeußersten, gegen welche bekanntermaßen die Vor stellungen und Bitten des größten Theils der kaiserlichen Familie fruchtlos gerichtet waren, ward Großfürst Konstantin in Rußland selbst so sehr als unbedingter Vertreter eines Kampfes „bis auf den letzten Mann und die letzte MnSkcte" betrachtet, daß sich sogar die Sage ausbildete, Kaiser Niko laus sei eine Zeit lang ans dem Punkte gestanden, das Princip der legiti men Thronfolge zu Gunsten seines zweitgcborenen Sohnes umzuändern. Noch beim unerwarteten Hinscheidcn des Kaisers ging es als stille Hoffnung durch die natlonalaristokratische Kriegspartei, der Thronfolger Alerander werde, ähnlich wie einst sein Oheim, Großfürst Konstantin, zu Gunsten seines jün- gern Bruders auf eine Krone verzichten, deren nächste Erbschaft ein unab sehbarer Entscheidyngskrieg, bis zu einem gewissen Punkte selbst ein Exi stenzkampf Rußlands gegen Europa war. Ja sogar als Alexander ll. den Thron bestiegen und die ganze blutige Erbschaft des Reichs auf sich genom men, galt es für eine ausgemachte Thatsache, daß dieser Entschluß nicht ohne die lebhafteste und drängendste Einwirkung deS Großfürsten - Großadmirals erfolgt sei, welcher für seine Flotte Gelegenheit gefordert habe, die Beschä mungen glänzend auszugleichen, welche die russische Kriegstüchtigkeit bisher zu Lande und zu Wasser erfahren hatte. Als aber die Dinge so gestellt wa ren, daß Rußland in tiefster Erschöpfung seiner Kräfte und „angesichts ei ner furchtbar anwachsenden Koalition" zum Eingehen auf den Frieden ge zwungen wurde, da konnte man es wieder auS den russischen Organen deut lich heraushören, daß vorzugsweise Großfürst Konstantin (welchen Kaiser Alerander überdies eventuell zum Reichsregenten für den Fall seines Able bens vor erreichter Volljährigkeit des Thronfolgers ernannt hatte) an der Ueberzeugung festhalte, daß ein Friede, auf welche» sich einzulassen Rußland durch „die vorübergehende Gewalt de^ Umstände" genöthigt werde, „weit entfernt, für Europa einen festen und namentlich dauerhaften Frieden zu sichern, nur-dazu dienen könnte, diesen Frieden ewigen Verwickelungen zu unterwerfen". Seitdem haben sich die Verhältnisse und Umstände vielfach geändert. Rußland hat so ungeheure Aufgaben zur Vollendung seiner „innern Ero berungen" in Angriff genommen, daß vorläufig alle Zwecke deS Militär staats gegen die Arbeiten des Friedens weit zurückgeschoben erscheinen. Selbst eine Reduktion der Landmacht hat stattgefunden, wie niemals seit dem An fänge unsers Jahrhunderts. Dagegen ist in derselben kurzen Zeit des Frie dens eine Reorganisation und Erstarkung des Marincwesens unter der Ober leitung und den Auspicien des Großfürsten Konstantin ins Werk gesetzt worden, welche ebenfalls beinahe beispiellos genannt werden muß. Und diese Neugestaltung ward nicht, wie eö in militärischen Dingen vom Kaiser Ni kolaus so oft geschah, blos mit glänzenden Fronten und Fanden erreicht, sonder» recht aus dem Innern herausgearbeitet. Mit der Unabhängigmachung der intellektuellen Leitung und der tech nischen Fächer des Marinewesens von ausländischen Elementen ward begon -, nm, auf die rangliche und pecuniärc Gleichstellung der Mariniers mit den Landtruppen ward sie fortgesetzt. Die Uebertragung der im Baltischen oder Schwarzen Meere getroffenen oder einzuführcnden Einrichtungen auf alle Abteilungen des Marinewesens ward ferner so ausschließlich der Machtvoll kommenheit des Großfürsten - Großadmirals anheimgegeben, daß es sogar keiner speciellen Genehmigung des Kaisers dazu bedarf. Während alle ein zelnen Branchen des Ungeheuern StaatSorganiömus eiucstheilö auf die mvg- erpackunz dhausen Ä , lichsten Ersparungen und Einschränkungen gewiesen wurden, anderntheilS darauf, ihre speciellen Zwecke dem großen Ziele der weitesten Entwickelung aller productiven Kräfte unterzuordnen, da ist das Marinewesen ausschließ lich von allen diesen Rücksichten und Hemmungen loSgcsagt, da befindet sich die maritime Politik in einer Ausnahmestellung, welche sie gewissermaßen demonstrativ als Äertreterin jenes Systems hinstellt, das ehemals mit ma terieller Machtdrohung und fortwährender Kriegsbereitschaft Rußlands Wil len maßgebend machte für Europa. Vom Landheer auf die Marine über tragen erscheint Rußlands Kriegs- oder doch Militärpolitik, deren Fortpflcge in der innern Politik unmöglich wurde, wenn der Staat nicht darauf ver zichten wollte, sich innerlich so auSzukräftigen, um dereinst, wie seine Schrift steller sagen, die jetzt unerreichten Ziele „mit besserer Kraft und nachhalti gerer Rüstung" wieder aufzunehmen. Welche Macht erwarb aber die russische Marine schon jetzt infolge die ser Sonderstellung? Wir sprechen nicht von den „Erwerbungen" am Amur^ in Villafranca und waS sonst noch Derartiges an Europas Südküsten in Vorbereitung begriffen ist. Nur auf die Verstärkung der maritimen Kriegs- mittcl sei flüchtig hingewiescn anderthalb Jahre nach einem Kriege, welcher die Schwarze-Meer-Flotte fast bis auf das letzte Schiff vernichtet und die baltische Flotte in dcmüthigenden Verstecken eingesperrt gehalten hatte. An statt 46 großer Schiffe, welche 1855 auf dem Papier standen, unter denen sich bloS wenige Dampfer befanden, schwammen 1857 schon 158 auf dem Baltischen, Weißen, Stillen und Schwarzen Meere, worunter 73 Schrauben- und Raddampfer. Anstatt 16 Equipagen bilden jetzt 48 nebst 10 Neserveequipagen deren Besatzung. Im Juli 1858, da die Rcorganisa tio» auf der Ostsee und dem Schwarzen Meere gleichzeitig als vollendet bezeichnet ward, zählte jenes 27, dieses (von den Stipulationen des Pariser Friedens beschränkt) 8 ausgerüstete Equipagen, von denen jede aus einem Linienschiff, einer Dampfsregatte oder -Corvette nebst zahlreichen Näder kanonenbooten und Schraubenkanonenschaluppen zusammengesetzt wird. Zu gleich war daö Amurgeschwader bedeutend, im Sommer 1858 sogar um 10 Fahrzeuge verstärkt worden. Eine riesenhafte Dampfmaschinenfabrik in Astrachan hat ferner'seit 1857 ihre Thätigkeit begonnen, nm daS Kaspi sche Meer mit dem Schiffsmaterial unmittelbar zu versehen, dessen nächste Productionsstätten bis da in Kasan und Nischnij-Nowgorod gesucht werden mußte», während am Amur sogar eine neue Stadt, Alexandrowsk, aus schließlich zu dem Zweck entstand, um von dort aus die Marincbedürfnisse des Ochotzkischen Busens und Großen Oceans zu befriedigen. Während aber solchermaßen die strategische Kraft der russischen Flotte in riesenhaften Dimensionen während kürzester Zeit entwickelt wurde und in diesen Entwickelungen keinen Augenblick nachläßt, ward auch die De fensivkraft der Küsten in gleichem Maßstabe, namentlich aber in denjenigen Regionen gestärkt, wo nach menschlicher Voraussicht die nächste Entfaltung einer aggressive» Kriegspolitik ihre Stützpunkte suche» wird. Es ist nickt unbekannt, daß die Demolirung der Festungswerke von Riga, da die Sec- mündung der Düna von zwei Forts gedeckt und Riga selbst mit Seefahr zeugen nicht anzulaufen ist, bloS ein vollkommen nutzloses, die Stadtent- wickelung hemmendes Mauerwerk entfernt. Dagegen wird der vom Frieden untersagte Wiederaufbau von'Bomarsund durch neue Festungsanlagen anr Bottnischen Busen ausgeglichen. Auch Odessa, in der Noth des Krieges mir Erdwällen geschützt, soll einer thcilweisen Befestigung entgegensetzen; Niko lajew, die Hauptwerfte der tschernomorskischen Marine, ist bereits zu einer Hauptfeste ersten Ranges und einem kolossalen Marinearsenal geworden. Nur Sewastopol scheint vorläufig noch vernachlässigt; vielleicht bloS um erst die Hebung der in seinem Hafen versenkten Flotte zu vollenden, vielleicht auch, weil man eö als strategisch unzweckmäßigen Punkt erkannt hat. Da gegen sind Kertsch und Jcnikale, die Pförtner des Asowschen Meeres, schon wieder als starke Forts aus ihren Trümmern erstanden. An den Ufern des Amur endlich ist eine Reihe von Festungen im Entstehen, und — springen wir vom äußersten Oste» zu den südlichsten „Erwerbungen" in Europa zurück — wer bestimmt die fortificatorische Zukunft der „Stationen" des neuhergestellten Mittelmeergeschwaders? Dieses zu inspiciren, wie uns officicll gesagt wird, eilt Großfürst Konstantin nach Italien. Sardiniens Hoffnung auf Nußland-Frankreich in seiner Stellung einerseits zu Italiens „Nationalsache", andererseits gegen Oesterreich ist ebenso ein Geheimniß des öffentlichen Marktes wie Nußlands grollendes Verhältniß zu Oesterreich. Schwerlich trägt allerdings die nächste Zukunft ein aggressives Vorgehen gegen Oesterreich von der einen oder an dern Seite in ihrem Schose. Aber ei» Rußland, welches mitten in der Bauernemancipation steht, kann überhaupt nicht daran denken, auch nach Jahren bei irgendeiner Eventualität auswärtiger Verwickelungen sein Schwert entscheidend in die Wagschale zu Wersen. Mit allen Kräften drängt nun Rußlands innere Politik zum Vollzüge des EmancipationöwerkS. Großfürst Konstantin ist Mitglied des vom Kaiser persönlich präsidirten Centraleomitc, welches bei dem großen Werke die eigentliche unablässig treibende Kraft Preis für , da« Biertttjahr I'/, Thlr.j jede tiuz«lnc Nummer L,Ngr nach dem >, bei be- Lopathische (4452, 'Umpert iberg. - opau mit in Seif eruf der lern und usiische gensieht, 354-551 j446«I in unser n. it Gant' pzig eine Tochter, dius in Wilhelm n. Alfred ent Chm ese Leu- Pfarrer ostmeister r. 6ax in. 88. Kien. Znsertionsgebühr für den Raum einer Zeile Ä N.,r. Freitag. LeipN-. Die ZeMma er- scheist ichf lÄusnahme de« Lonntag» täglich nachmittag« sur den folgenden Tag. en- und liährlich Sgr. werden Hülsa i rLvk. 14418-H 14447, NM reisen bei incl.Faß, 3. December 1858. z» beziehen durch alle Post ämter de« In- und Auslände«, soivir durch die (trpedttlon in Lkipsig lOuerstraße Str. «j