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Angelegenheit ihre Erledigung gefunden Huben dürste. Ob die äußerste Rechte, wie angedroht wurde, wirklich etwaö AparteS wollen werde, muß abgewar tet werden. Man glaubt indessen, daß die -Herren schon aus Klugheit keine Stellung rittnehmen werden, durch welche ste sich blamiren könnten, und daö würde eben jede Stellung im Gefolge haben müssen, welche mit der zwi schen sämmtlichen übrigen Fraktionen bestehenden Einigkeit in irgendeiner Beziehung nicht übereinstimmen würde. — Die vereinigten Sitzungen der beiden Häuser deö Landtages werden, wie die «Zeit» hört, im SitzuugSsaale deö Abgeordnetenhauses stattfinden, der zu diesem Zwecke schon eingerichtet wird. — Der Neuen Preußischen Zeitung ging folgende Notiz zur Veröffent lichung zu: „Versammlung der Fraktion vr. Stahl-V. Plötz am Diens tags 19. Oct., abends 8 Uhr, im gewöhnlichen Lokale." — Auf Anordnung deS Evangelischen OberkirchcnrathS und mit Geneh migung des Prinz-Regenten wurde gestern in allen Kirchen das allgemeine Kirchengebet mit folgender Einschaltung verlesen: Laß, o Herr, deine Gnade groß werden über den König unsern Herrn, er höre unsere Gebete für seine völlige Genesung nach deinem gnädigen Wohlgefallen und nimm deinen Gesalbten in deine heilige Obhut. Erhalte die Königin, seine Gemahlin, und segne sie in ihrem Dienste der Liebe und der Hülfe mit Kraft aus der Höhe. Gib dem Prinzen von Preußen zu seinem Regentcnbcruf den Geist der Weisheit, des Raths und der Stärke, der Erkenntniß und der Furcht des Herrn, und hilf ihm, sein schweres Amt zu deiner Ehre und zum Wohle des Landes ver walten. Sei mit der Prinzessin, seiner Gemahlin, mit dem ganzen königlichen Hause und allen, die ihm anverwandt und zugcthan sind. Erhalte sie uns bei lan gen, Leben, zum beständigen Segen und christlichem Vorbilde. Beschütze das könig liche Kriegsherr und alle treuen Diener des Königs und des Vaterlandes. — Die Nation al-Zeitung vom 18. Oct. bemerkt in Betreff der ge strigen Beschlagnahme ihres Blatteö: „Die gestrige Nr. 485 der National- Zeitung ist polizeilich mit Beschlag belegt worden, und zwar, wie cS in der betreffenden Verfügung des königlichen Polizeipräsidiums heißt, «wegen der im Leitartikel enthaltenen Schmähungen der Einrichtungen des Staats (§. 101 des Strafgesetzes)». Der Leitartikel war überschrieben: «Zu den Wahlen», und ging in seiner Tendenz dahin, daß im Hinblick auf die Vergangenheit eine größere Befestigung des Rechtszustandcö zu erstreben sei." — Wie die Volks-Zeitung sagt, ist ein Artikel deS Publicist gegen die Kreuzzeitungspartei von der Polizei nachträglich der Staatsanwaltschaft zur Verfolgung übergeben worden.. Wie es scheint, wird die Anklage gegen das Blatt wegen Gefährdung deö öffentlichen Friedens durch Aufreizung rc. erhoben werden. — Die Bank- und Handels-Zeitung schreibt: „In der endlichen Erledi gung der holstein-laueuburgischen Angelegenheit scheint die Wendung, welche auch die auswärtige Politik Preußens nimmt, zunächst zum Ausdruck kommen zu sollen. Unsere Negierung hat kürzlich Vorschläge zu einem ener gischen Auftreten des Deutschen Bundes gegen Dänemark nach Wien ge langen lassen, und es steht nunmehr eine Verständigung mit Oesterreich zur Durchführung der Forderungen des Bundes zu erwarten." — Zum Vollstrecker seines Testaments hat der verstorbene Geh. Lega- tionsraih Varnhagen v. Ense, wie die Spener'sche Zeitung hört, den Buchhändler Georg Reimer letztwillig bestimmt, und seine bedeutende höchst interessante Autographenfammlung der weimarischen Bibliothek vermacht. — Aus Koblenz vom 17. Oct. wird der Kölnischen Zeitung berichtet: „Heute morgens hatte-in der hiesigen Liebfraucnkirche ein Auftritt statt, der allgemeinen Schrecken und Entsetzen verbreitete. Während nämlich beim Hochamte der Priester gerade im Begriff war, daö Evangelium zu lesen, springt plötzlich ein wohlgekleideter Mann mitten in der Kirche auf, zieht ein langes, dreischneidiges, spitzes Instrument (von dem eS sich nachher er gab, daß es eine dreieckige, an den Kanten und der Spitze sehr scharf zu- geschliffene Feile war) und versetzt damit seinem Nachbar, einem Gerichts vollzieher, einen Stich nach der untern Brust. Auf dessen Hülferuf eilt man sogleich herbei, und ein anderer Mann, der dem Angreifer Vorwürfe macht, erhält zwei Stiche. Jetzt entsteht ein Gedränge, ein Rufen und Schreien; man eilt auf den Thäter zu, der flieht hinaus, versetzt vor der Kirche einem Einjährigen von der Artillerie, der ihm nacheilt, einen Stich in den Hals, erhält aber von demselben zwei Säbelhiebe über den Kopf, worauf er endlich erfaßt und entwaffnet wird, nachdem er noch mehrere Menschen verwundet hat. Wie sich ergibt, ist der Mann geisteskrank und soll schon seit einiger Zeit Anfälle von Geisteskrankheit gezeigt haben. Er ist hier Conditor, etwa 45 Jahre alt und nicht ohne Vermögen." — AuS Bromberg wird ein Selbstmord berichtet, der in vielen ge schäftlichen Kreisen Theilnahme hervorruft. Der Gründer nnd Besitzer eines großartigen dortige» MaschincnbauetablissementS, Hr. Julius Schmidt, hat, dem Anschein nach im Zustande einer Plötzlich eingetretenen Geistesstörung, seinem Leben ein Ende gemacht. Die finanzielle Lage seiner Unternehmun gen ist, soweit sich dies bisjetzt beurthcilen läßt, nicht derart, um eine solche That erklärlich zu machen. (B.- u. H.-Z.) Baiern. Ansbach, 16. Oct. Heute kam vor dem hiesigen Schwur gericht die Anklage gegen den Ur. Hartmeyer und Ed. Newmann, beide von Hamburg, Herausgeber der Zeitung Hamburger Nachrichten, we gen Preß vergehens zur Verhandlung, und zwar, da die Angeklagten nicht erschienen waren, ohne Zuziehung von Geschworenen. Die Anklage ging dahin, sie hätten durch Aufnahme eines Artikels über die Versetzung deS Oe. Weiß nach Eichstädt in Nr. 99 ihres Blatts von diesem Jahre den Art. 26 deö bairischen Preßstrafgesetzeö (Schmähung der Regierung) ver letzt. Der Gerichtshof sprach die Angeklagten des ihnen zur Last gelegten PreßvergkhenS schuldig und verurtheilte jeden derselben zu 14 Tagen Ge fängniß (der Staatsanwalt hatte einen Monat beantragt), zu einer Geld buße von 50 Fl. und beide zur solidarischen Tragung der Proceßkosten. Zugleich wurde dem Gesetz gemäß bestimmt, daß die Hamburger Nachrichten auf solange in Baier» verboten bleiben, bis das Urtheil seinem ganzen Inhalt nach vollzogen ist. (N. W. Z.) Würtemberg. Stuttgart, 17. Oct. Der Zweck der Interpella tion Neyscher'ö, in Concordatssachen noch eine Erörterung vor der Vertagung zu veranlassen, ist vorläufig ins Wasser gefalle», da der Cultuö- ministcr abwesend ist und von seinem Stellvertreter die Interpellation schrift lich dahin beantwortet wurde, 1) daß gemäß der Convention mit Rom der Vorstand deö WilhclmsstiftS durch den Bischof zu ernennen sei, weshalb von Ertheilung von Staatsdienerrechten an den Neuernanntcn keine Rede habe sein können; 2) was den Stand der Sache über de» Vollzug des Con- cordats betreffe, so habe sich dieser nicht wesentlich geändert seit der Note deS Ministeriums des Aeußern und des Cultus, welche durch den Rechenschaftsbericht zur Kenntnißnahmc der Kammer gebracht worden sei. Nehschcr sah darin keine genügende Beantwortung seiner zweire» Frage, ob das Ministerium daS Concordat einseitig zur Ausführung bringen wolle. ES sei gewiß, daß die Negierung mcht den ganzen Staatövertrag mit Nom, sondern nur einzelne Theile in einzelnen Gesetzen zur Ausführung bringen wolle. Daö Ministe rium bewege sich seit anderthalb Jahren auf verfassungswidrigem Boden fort. Darauf mache er die Kammer aufmerksam und bitte dringend um Beschleu nigung der Berichterstattung der staatsrechtlichen Commission während be vorstehender Vertagung. (Köln. Z.) Mecklenburg. -j-Aus Mecklenburg, 16.Oct. Der Herzog Wil helm hat daS Commando des Dragonerregimeiitö übernommen, zunächst nur auf einige Monate. — Der schweriner Gewerbverein hat nunmehr be schlossen, sich mit einem Gesuch um Bewilligung einer Gelduntcrstützung zum Zweck der Begründung einer allgemeinen Gcwerbschule für Mecklen burg in Schwerin an den bevorstehenden landschaftlichen Convent zu wen den, und ist das darauf bezügliche Schreiben bereits abgesandt worden. Lippe. Aus dem Lippcschcn, 16. Oct. Die höher» Orts beschlos sene Abschaffung deö sogenannten Wcertb'schen Leitfadens und die Einfüh rung des Heidelberger Katechismus zum Gebrauche in Kirche und Schule hat im Lippcschcn einc große Aufregung der Gemüthcr veranlaßt, welche alle Klaffen der Bevölkerung durchdringt. Deputationen der Schul vorstände und der Kirchcngcmciuden an den Fürsten werden, dem Verneh men nach, immer häufiger, und die Petitionen zahlreicher, in denen auf das inständigste gebeten wird, von der Ausführung eines Beschlusses ab- zustehenj welcher nur Unfrieden in Familien und Gemeinden bringen und Heuchelei wie Fanatismus schaffen würde. Von gar manchen achtungöwer- then Familienvätern, deren wahre Frömmigkeit und christlicher Sinn sich stets bewährte, hört man es offen aussprechcn, daß sie sich nach Einführung des Heidelberger Katechismus von ihrem Gewissen genöthigt sehen würden, ihren aus der Schule und dem Confirmandcnunterrichte heimkehrcnden Kin dern zu sagen, daß die Aeltern manche Lehren dieses Buchs nicht theilen und von deren Befolgung abmahnen müßten. (Zeit.) Freie Städte, i-i Frankfurt a. M., 17. Oct. Morgen und über morgen finden hierselbst die jährlichen Urwahlen für die neue Constitui- rung des Gesetzgebenden Körpers statt. Wenn nicht alle Anzeichen der Volksstimmung trügen, wird die Majorität des Gesetzgebenden Körpers wie derum der demokratischen Partei zufallen, deren resultatreichc Strebungen für eine Besserung der hiesigen staatlichen und bürgerlichen Zustände wäh rend deö verflossenen Jahres allgemeinen Anklang und Anerkennung gefun den haben. Die Wahlzettel der demokratischen sowol wie der Gothaer Par tei circuliren schon seit einigen Tagen als Beilagen zu den hiesigen Zeitun gen. Merkwürdigerweise steht diesmal auf jedem der beiden Zettel ein — man kann wol sagen — weltbekannter Name. Unter den Urwählern der demokratischen Partei prangt der Name: Mayer Karl Frhr. v. Rothschild, und unter denen der Gothaer lacht uns I. Philipp Petsch, der Sohn des berliner Apfelwein-Petsch, entgegen. — Wie der National-Zeitung aus Hamburg geschrieben wird, soll sich unter den Umgekommenen der Austria auch Hr. Lowe von Kalbe (der letzte Präsident der deutschen Nationalversammlung) befunden haben. Von sechs namhaften Hamburger Handlungshäusern ist ein Aufruf zur Unterstützung der Hinter bliebenen der auf der Austria Umgekommenen erlassen worden. Oesterreich. A Men, 18. Oct. Während der Anwesenheit des Ge nerals Goyon in Paris hat die französische Regierung den Beschluß gefaßt, das Occupationscorps im Kirchenstaate nicht unbedeutend zu ver stärken. Hauptsächlich wird eine Vermehrung der Garnison in Rom beab sichtigt, und dieselbe dadurch motivirt, daß ein beträchtlicher Theil der der- maligen französischen Garnisonstruppen in Nom nach Civita-Vecchia abge zogen wurde, um daselbst die Ausführung der ungeordneten Befestigungs bauten zu beschleunigen. Nachdem Oesterreich seine Occupationstruppen in den römischen Legationen bereits vor längerer Zeit auf das möglichste Mi nimum reducirt hat, und nur noch in Ancona und Bologna äußerst noth- dürftige Garnisonen unterhält, muß es nicht wenig auffallend erscheinen, daß Frankreich seine Kriegsmacht im Kirchenstaate gerade jetzt wieder auf einen beträchtlicher» Fuß zu erhöhen sich beeilt. Nebstdem kann eS auch nicht gleichgültig angesehen werden, daß Civita -Vecchia zu einer französischen Fe stung ersten Ranges geschaffen wird, als wenn es sich um einc nicht mehr enden sollende Besetzung des päpstlichen Territoriums handeln würde. Dies war nun auch wirklich die Veranlassung, daß das wiener Cabinet sich an