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Dienstag. > .Htj.'N " j/ ' - ' > Leip»»-.,.«« ä«U»»« «' sch«i»t Mit »«« ti,»iUaß« tiißlich nachmittag« far »« fol,«»«» Lag pr^O für »af Viettkljahr j»« «»»«!»« Nummer t Ngr. — Nr. L26. — 38. September 1858. MW MkMM Mmig. e - i f 1 -- ii - ! ü ' i. > ' , > - i «Wahrheit und «echt, Freiheit »d «esetzi» Zu beziehen durch «Ne Post ämter de« 2«- «n» Hutlande«, sowie durch di« «roedttio» in Leipzig svuerftraIz Nr. S). 2nsertio«»gebiihr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. i^!^, s l."'.'' Pi.' 7 .1 ' ' > ' . !.' -- . . Ser Napoleonismus in Gegenwart und Ankunft. Leipzig, 27. Sept. Dit Weltgeschichte, welche in ihrem innern We sen nicht- Andere- ist al- die Geschichte der fortschreitenden EntwtckelungS- stufen in dem allgemeinen Bildungsgänge der Völker und Staaten, weist hier und da Rückschläge in diesem Gange gerade bei Nationen nach, auS deren Scho- ein ganzes Jahrhundert seinen vorwärts treibenden Anstoß er hielt^ Unter welchem alte lebensunfähige StaatSsystecke zusammcnstürzten und die Völker äuS dem dlten lethargischen Schlafe zu einem neuen Leben erwachten üüd sich verjüngten. Einen solchen staatenerschütternden Stoß gab Frankreich in seiner Revolution und nur grobe Unwiffenhelt oder die Di plomatie wird heut zu leugnen wagen, daß unsere gesammten neuen Staats- grundsätz» der conttnentälen Regierungen von dort als ihrem Ausgangs- PUNK anhtben. Die heullgen Zustände diese» Frankreich sind bei einem Vergleiche mlt der Vergangenheit eine geschichtliche große Ironie. Frank reich, da- seit einem halben Jahrhundert an der Spitze der europäischen Bewegung steht, Frankreich,! daö im Namen der bürgerlichen Freiheit die schwersten Kämpft durchgefochten und bestanden Hat, da» seit dem Sturze des ersten Kaiserreich- sich in das parlamentarische System vollständig ein gelebt zu haben schien — dieses Frankreich ist dem Absolutismus verfallen. Die französische Verfassung von 1848 ließ dies voraussehen, ohne daß eS hierzu eine- besonder» prophetischen Blicks bedurft hätte. Sie ver lieh auf der «inen Sette das gesammte öffentliche Recht der Nationalver sammlung! auf der andern die gesammte öffentliche Macht fast ausschließlich dem Präsidenten. Wie nah lag hier das Gelüst, mit dieser Ungeheuern Macht, die den Beschlüssen der Nationalversammlung untergeordnet sein sbllte'uüd'denselben, wo nöthig, die Geltung nach außen zu verschaffen hatte,, die Nationalversammlung »selbst zu sprengen und mit einem Gewalt schlagt auf daS gesammte öffentliche Recht mit der höchsten Macht zu ver binden und an sich zu reißen. Macht ist für alle Menschen, die ihr nahe stehen, jene goldene Frucht, der sie, wie Yon einer, geheimen ^ Gewalt ge trieben, nicht widerstehen, die sie um jeden Preis zu erlangen suchen. Auf diesem Wege gelangte Napoleon lll. auf den Kaiserthron und Frankreich sollte bald eine neue Epoche Heraufziehen sehen, wie sie nicht erwartet Her den konnte. AuS natürlichem Selbsterhaltungstrieb begann er. die gesaznmte Macht de» bureaukratisch - centralisirte» Frankreich gegen dieses selbst, gegen die vermeintlichen oder wirklichen Feinde seine» Staatsstreichs vom 2. Dec. 1851 zu richten und Tausende von Männern, gegen welche kein? Anklage vorlag, welche kein positives Gesetz übertreten hatten, selbst Abgeordnete ohne Recht- al« da» der Gewalt, ohne richterliches Urtheil, allein wegen ihrer politischen Gesinnung , in die Verbannung oder «ine wegen ihres verpesteten KltmaS bekannte Strafcolonie zu schicken. , - .7 - Durch deiz Staatsstreich hatte Frankreich, fast über Nacht eine andere Gestalt und Verfassung erhallen und das Volk — huldigte mit 10 Stim men gegen ein«. Hier liegt für Deutschland die groß« geschichtliche Erfah rung, daß, die große Mass« des Volks politisch gesinnungslos ist. Der ganze Staat-mechaniSmuS, die Idee de,- StaatS steht ihm zu fern, di« Masse deS VollS wird, nur von den großen Interessen, welche die gesammte Nation angehen, berührt. Dem französischen Volle in dieser seiner Masse war cs gleichgültig- ob .hie oberste Gewalt sich zwischen einer Nationalversammlung und rmem Präsidenten theilte, oder die Gesammsmacht iw den Händen eines Manne- sich befand- d«r daS Resultat seiner Abstimmung nur seinem hi storischen Namen,,Napoleon" verdankte,, denn er war weder als Feldherr, noch als Staatsmann mit politisch-schöpferischem Genius, noch sonst Jmrch Verdienst« um das Land der Nation bekannt. Dem französischen Volk« würde, eS aber nie gltichgültig sein, wenn es seine Integrität von außen .her angktastet sähe, eS würde alsdann wie Ein Mann einstehen und jeden Angriff auf daS Land und die Nationalehre zurückschlagen. Der Absolu tismus hat seine Spitze erst seit dem Mordversuche der italienische» Pro paganda erreicht. Während dieser von außen kam und, wi« die Untersu chung ergab, im Lande selbst feine Mitschuldigen betheiligt waren, richtete sich jetzt dennoch die Verfolgungsmanie mit doppelter Strenge gegen Frank reich selbst, welches staunte und mit Recht über diese thatsächliche Anschul digung klagte. Die Gewalt des Ministeriums des Innern kam, zum ersten mal in dex neuen Geschichte, in die Hand eines Generals, und ein Spio- nirsystem begann, welches, in dieser Ausdehnung noch ungekannt, bis in die Kreise der Familie seine Polypenarme streckte. Von da an verlor das Hatstrreich immer sichtlicher seine Popularität in derBourgeoiste, der gebil deten und wohlhabenden Klaffe, dem eigentlichen Kern deS Volks, der über die Dauer der.französischen Verfassungen bisher jederzeit entschieden hat, als derjenige Theil der Bevölkerung, welcher allein klargedachte, vernünftige und durch Erfahrung erprobte bürgerliche Zwecke verfolgt. Denn der So- cialiSmuS weiß nicht, was er will, der Republikantsmus will, was er nicht kann, der Legitimismus will das Unvernünftige, die übrige "große Mehr heit will heut dieS, morgen jenes oder, was dasselbe ist, gar nichts, und folgt dem P!ittelstande,,der^ Bourgeoisie, HessenBildyng und Wohlhabenheit zusammen immer stärker sind als die Ueberzahl der Mgsse. Die Bourgeoisie mit dem ihr zunächsten dritten Stand macht den eigentlichen Staat auS, denn eine feste Koalition deS AhelH eristirt seit dem Stur^ des mittelalter lichen Feudalsystem» .nicht mehr. Der Ades vermag vielleicht noch einzelnes durch Gunst der Zcitlqge, er vermag nichts mehr für die Dauer gegen Volk und Zeitströmüßg, den» er beruht allein aus Litel und Geburt, der Mit telstand dagegen auf Einsicht und Vermögen; der Adel verlangt Vorrechte kraft VorurtheilS, der Mittelstand nichts alS die Anerkennung seiner wahren gesellschaftlichen Bedeutung. Mit dem Verluste der Popularität in der Bourgeoisie hat der Napo- leonismuS seine beste Stütze verloren, und hierin liegt für die Zukunft ein Moment, welches später in der politischen Katastrophe hervortreten wird. Der Franzose glaubt heute mit dem Stürze der gegenwärtigen Verfassung nichts mehr zu verlieren. Die Verfassung hat sich im Volke bereits sePst untergraben, und eö entsteht für Deutschland zu allererst die Frage: welche siSendung werden die französischen Zustände endlich nehmen? Frankreich kehrt entweder zum ConstitutionaliSmuö mit der Orleans'schen Dynastie zurück, oder eS wird Freistaar. Für daS Bestehen des lctztern fehlen in Frankreich die ersten Bedingungen: Fähigkeit der Selbstverwaltung der Provinz und her Gemeinde. Eiü Staat, der seit einem halben Jahrhundert streng cen- tralistrt verwaltet und bis zu den kleinsten Interessen deS kleinsten Dörf chens von oben gegängelt wurde, wird sich vergeblich zu republikanisiren suchen. Ehe es aber dahin kommt, wird der Bonapartismus zuvor die äu ßersten Anstrengungen machen, wenn nicht ein neuer Mordversuch der ita lienischen oder französischen Propaganda, dazwischentritt. Die Versicherung der friedlichsten Gesinnung seitens der französischen Regierung, da» „l/om- pire o'est I» paix" hat überall einen ironischen Widerhall gefunden; den» die ungeheuer» Kriegsrüstungen und fortwährende Kriegsbereitschaft habe» der Gegenwart die Augen hinlänglich geöffnet, um zu sehen, wie es mit diesen Gesinnungen steht. Für den Fall eines Angriffs steht Deutschland in erster Linie und bei dessen innerer Zerstückelung ein anfänglicher Erfolg selbst dann zu befürchten, wenn Franikreich in Deutschland nicht selbst Bundes genossen findet. Wer die Geschichte denkend mitlebt, muß sehen, daß daS deutsche Volk durch die letzten zehn Jahre und ihre Erfahrungen gelernt hat. Das Geschrei deutscher Einigkeit ist endlich verschwunden, weil man sie als Phantom erkannt hat. Solange nicht Deutschland auS seiner Zerstückelung der staatlichen und nationalen Kräfte gerissen ist, solange nicht Deutschland Eine Macht ist, welche die kleinern Staaten verschlungen hat, solange ist da- gut gemeinte Wort-„Einigkeit" eine Träumerei der Einfalt: Ueber der Pforte unserer Zükunft steht „Einigung", als Parole, und nicht ein einiges, son dert» ein geeintes Deutschland ist eS, welches alsdann, neugestaltet und vom Geiste des Volks getragen, jeder Kriegsgefahr zu spotten vermag und den Feind jcNsett deS Rhein, dessen Politik längst ihr Auge zu nnS herüberge- wvrfen hat, zurückwerfen wird', um nicht, zum zweiten male lange Blätter der französischen RuhmSgcschichte mit deutschem Blute schreiben zu lassen! i- ! '! , ! Deutschland. Ptaükfurt a. 24. Sept. Den Haüptbestandtheil der gestrigen Sitzung des Bundestags bildete die kehler Brückenangelegenhett. Be kanntlich hat die Bundesversammlung im Juni dieses JahreS die Anlage einer festen Brücke genehmigt, sich aber über die förtificatorischen Schutz maßregeln der Bundesgrenze die nähere Beschlußnahme Vorbehalten. Im Juli "haben sich darauf mehrere Kommissare der Militärcommission nach Kehl begeben, um eine Besichtigung an Ort und Stelle vorzunehmen. Dieselben haben inzwischen ihr Gutachten erstattet, auf Gruüd dessen gegenwärtig der Militärausschuß die entsprechenden Anträge bei der Bundesversammlung ge stellt hat. Die dieöfallsige Abstimmung ist noch ausgesetzt. Huf den Vor trag des. Ausschusses hat die Versammlung einer Reihe von invaliden Offi zieren der ehemaligen schleswig-holsteinischen Armee di« Nachzahlung der Pcnsionsrückstände bewilligt. Zur Herbeiführung einer gleichmäßigen An wendung der Deutschen Wechselordnung hat die Nürnberger Commission sich über die Firirung mehrerer kontroversen Punkte gutachtlich geäußert. Sei tens der Bundesversammlung sind darauf die einzelne» Negierungen um ihre Aeußdrungen ersucht worden. BiSjetzt haben sich Baiern, Sachsen und Würtemberg zu der Einführung der Nürnberger Beschlüsse bereit erklärt Endlich hat die vorschriftsmäßige Erneuerung der ErecutionScommission statt gefunden. » (Zeit.) Preußen. Die «Zeit» meldet aus Berlin vom 25. Sept.: „Der Mi nisterpräsident v. Manteuffel begab sich gestern, 6Vs Uhr abends, an den königlichen Hof nach Schloß Sanssouci und kehrte um 9 Uhr von dort hier her zurück. Mit dem Nachtzuge ist derselbe nach Warschau abgereist." t Herlin, 26. Sept. In namhaften hiesigen Kreisen bringt man die Reise des Ministerpräsidenten nach Warschau mit der bevorstehenden