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1669 kn auch die zahlreich«» dasckhst auSgebrachten Trinksprüche, wie der deS Prälaten Zimmermann, der Leipzig in Bezug aus die Jahre 1631, 1813 und 1832 als evangelische Stadt, als deutsche Stadt und als Gustav-Adolf- Stadt bezeichnete und, als Geh. Kirchenrath Dittenbcrger aus Weimar auf ihn selbst ein Hoch auSgebracht hatte, neben dem „Zimmermann" auch seine vielen Gehülfen, die „Zimmergesellen", nicht zu vergessen bat; der Toast deS ArchidiakonuS vr. Tempel von hier auf die fremden Gäste; der deS RectorS Professor Tuch auf den neubegründeten Gustav-Adolf-Verein der hiesigen Studirenden; der Toast deS Pastors Geffcken aus Hamburg auf 0r. .Hoffmann und der des letzter» auf vr. Stephani hier, den trcuverdienten Actor des Gustav-Adolf-Vereins; der poetische deS Pastor pvinmrius Mallet auS Bremen, der, obwol der Schwedenkönig selbst gefallen, Leipzig das „Gustav-Adolf-Hanptquartier" nannte; der lateinische deS Pastors Swaluer quS Amsterdam, der den Dank der Holländer für die ihnen gewährte freund liche Aufnahme ausdrückte; der des vr. Hoffmann auf Hrn. Hofprediger Käuffer auS Dresden; der des Geh. Kirchenraths Dittenbcrger aus Weimar aus die deutschen Buchhändler rc. Mit besonderer Spannung aber lauschte man den Worten deS Pastors Voigdt aus Königsberg, der zunächst Gellert als einen Mitbegründer der jetzigen Bildung rühmte und gegen manche Verdächtigung derer, die auf seinen Schultern ruhen, in Schutz nahm, die ungenügende Befriedigung der nach der Schlacht bei Leipzig gehegten Er wartungen und die „matte Politik", zu der man damals den König von Preußen verlockt, beklagtz, die neben dem Glauben hergehende Liebe, die sich in Großmann's Stiftung zeige, hervorhob, den Behörden Leipzigs für die den Festbesuchern gewährte,freundliche Aufnahme dankte und mit einem Hoch auf den leipziger Hauptverein schloß. Ein Hoch des Prälaten vr. Zimmermann aus Darmstadt galt Hrn. Stadtrath Lampe hier (der auch wie wir noch zu erwähnen haben, am Vorabend des Festes eine große Zahl der Fcsttheilnehmer bei sich bewirthete und zu dem Zweck sein Grundstück, die Milchinsel, prachtvoll illuminirt hatte). Ebenso haben wir noch anzu führen, daß gestern Abend für die Fcsttheilnehmer ein Conccrt im Gewand- hauSsaale veranstaltet war (s. Feuilleton). Endlich dürfen wir nicht vergcs- F k u i l * Wir theilen heute den Schluß des gestern begonnenen Artikels über die Legung des transatlantischen Telegraphentaus mit: Während des Sonntags nahmen Wind und See noch mehr zu. Die Lhätig- keit und Sorgfalt der Wachthabenden (der zwei Ingenieure Moore und Hoar) wurde auf die äußerste Probe gestellt. ZedeSmal, wenn das Schiffshintertheil von einer Woge gehoben wurde, mußt« die Lauhaspel gelockert werden, damit keine Stockung eintrat, bei welcher da» Lau jedenfalls zerrissen wäre. Während der Nacht hatte man fast jede Hoffnung aufgegeben, daß das Kabel bis zum Morgen halten würde, und manche blieben wach, um den Schlag zu hören, den das Zerreißen des Laues Hervorrufe, d. h. die Kanone, welche das Fehlschlägen aller Hoffnungen verkünden würde. Dennoch hielt das Kabel, welches im Vergleich mit dem Schiffe, aus dem «S glitt, und den riesenhaften Wogen wie ein dünner Draht sich ausnahm; den noch hielt es, nur einen silbernen Phosphorstreifen auf dem Wogenschwall zurück- laffend, der dem Schiff nachrollte. Auch am Sonntag Morgen besserte sich das Wetter noch nicht; immct noch blieb der Himmel windwärts dunkel und stürmisch; die fortwährenden Windstöße, von Regen begleitet, dienten nur dazu, die Wucht der Wogen noch zu vermehren. Allein das Lau hatte während der Nacht so viel ausgehaltey, daß man mehr Vertrauen faßte. Gegen Mittag batte man wieder 130 Meilen oder 350 Meilen im ganzen gemacht. Man hatte die tiefsten Stellen von 2400 Faden und überhaupt mehr als die Hälfte des Tiefwassers passirt, wäh rend der Lauvorrath im Schiffe noch so ansehnlich war, um bis zur irischen Küste zu reichen, selbst wenn das schlechte Wetter angehalten und die Expedition ge zwungen hätte, so viel mehr Lau, wie bis-dahin, hinaußgleiten zu lassen. So weit stand alle» gut; allein die bisherige Erfahrung hatte gezeigt, daß alle Hoff nungen in einer Minute wieder zu Schanden werden konnten. Während Sonntag und Montag blieb das Wetter stürmisch und die Gefahr des Reißens des Kabels wurde wieder nur durch die aufopfernde Achtsamkeit der Ingenieure und Leute ab gewendet. Montag mittags waren 127'/» Meilen gegen den vorhergehenden Lag zurückgelegt. Während deS Nachmittags zeigte sich ein amerikanischer Dreimast- Schooner östlich. Anfangs wurde keine Notiz davon genommen, aber als das Schiff ungefähr eine halbe Meile vom Agamemnon entfernt war, änderte es seinen Kurs und kam schief darauf zu, sodaß ein Anrennen an das Kabel unvermeidlich schien, wenn man nicht das ebenso gefährliche Mittel gebrauchen wollte, den Curs des Agamemnon zu ändern. Der Valorous dampfte voraus und löste eine Kanone, um dem Amerikaner Halt zu gebieten, und als dieser keine Notiz davon nahm, folgte ein Schuß vom Agamemnon und ein zweiter und dritter vom Valorous. Dennoch behielt das fremde Schiff seinen Lauf bei und der Agamemnon war ge- nöthigt, nur wenige Klaftern von dem andern entfernt, seinen Curs zu ändern, das einzige Mittel, um eine Collision zu vermeiden. Natürlich setzte unser Geba ren die Mannschaft des amerikanischen Schiffs sehr in Erstaunen, sodaß dieselbe sich auf Deck und Takelage sammelte. Endlich schien sie die Expedition zu erkennen und. gab derselben drei volle Hurrahs. Obgleich die Mannschaft des Agamemnon den Gruß erwidern mußte, so kam er doch nicht von Herzen, da die Dummheit oder Unachtsamkeit der andern beinahe daß große Werk vereitelt hätte. Für die jenigen, welche nicht auf dem Verdeck sich befanden und die Annäherung des Schiffes nicht bemerkt hatten, kam der Schall des ersten Kanonenschusses gleich einem Don nerschlag; denn alle sahen ihn. als das Signal des Zerreißens des Laues an. Die Dinertische waren in einem Moment verlassen und alle stürzten auf das Verdeck, wo sie indessen sofort durch den zweiten Schuß beruhigt wurden, der nur „ein Schiff im Wege", oher „einen Mann über Bord" anzeigen tonnte. Während des größern LheilS von Montag vormittags wurden die Signale vom Niagara allmäh lich schwächer, bis sie für dreiviertel Stunden ganz aufhörten. Es zeigte sich in dessen bald, daß der Fehler in Schwäche des telegraphirenden Stroms auf dem Niagara lag; denn nachdem Thomson dorthin gemeldet hatte, daß die Signale zu schwach seien und daß die Batterien verstärkt werden sollen, kamen jene bald stärker als zuvor. Mit Ausnahme solcher kleiner Stockungen schien der elektrische Zustand des niedergelässenen Draht« eher besser zu sein; denn eS ist einleuchtend, daß die niedrige Temperatur des Wassers in dieser Ungeheuern Tiefe die isolirenden Eigen schaften des Guttapercha bedeutend verstärkten, während der außerordentliche Druck, welchem dasselbe ausgesetzt ist, sie zusammenprcßt und etwaige Lufbläs- chen und Fehler in der Fabrikation zusammendrückt und auSgleicht. Während sen, daß das Grab deS unvergeßlichen Großmann, dessen Tod der nächste Grund der Wahl hiesiger Stadt für die diesjährige Generalversammlung gewesen, wenn auch nicht Schauplatz einer besonder» Feierlichkeit, doch von de» herzugekommenen Fremden scharenweise besucht worden ist und den Eindruck vervollständigt hat, der das Fest allen Theilnehmern unvergeßlich machen wird. * Leipzig, 27. Aug. Die neuliche Mittheilung der Protestantischen Kir chenzeitung aus Leipzig über die Kirchenvisitation in Trebsen bei Leipzig (Nr. 195) beruht, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, in sofern auf cinem Jrrthum, als darin erzählt wird, die Polizei habe jeman den die Paßkartc verweigert, weil er sich der Vorladung vor den Pastor und die Kirchenvisitatorcn durch eine Reise habe entziehen wollen, und die Polizei sei für den Fall, daß ein solcher Reisczweck vermuthet werden könnte, besonders instruirt gewesen. Diese beiden angeblichen Thatsache» sind vollständig unrichtig und es hat sich bei der ganzen Angelegenheit nicht um eine „Paßkarte", sondern nur um eine „Postkarte" nach Wurzen gehan delt, die auch durchaus nicht „verweigert" worden ist. Uebrigcns hat der Betheiligte die von ihm schon länger beabsichtigte Reise auch angetreten, bevor die in ganz gesetzmäßiger Weise ihm und andern insinuirte Citation erfolgte. Unser Berichterstatter ersucht die Protestantische Kirchcnzeitung und andere Blätter, welche den Artikel gebracht, diese Berichtigung gleichfalls aufzunchmen. Personalnachrichten. Ordensverleihungen. Königreich Sachsen. Verdienstorden, Ehrenkreuz: der Director und erste Lehrer der Erziehungsanstalt zu Klein-Struppen, Braun. Militär. Königreich Sachsen. Der Oberlicutenant Genthe des 2. Reiter regiments ist zum Rittmeister und der Lieutenant Frhr. v. Friesen des 1. Reiter regiments zum Oberlieutenant der Reiterei, sowie die Portcöpeejunker Wehrhan vom 8., Adam vom 12., v. Klüchtzner vom 16. Infanterie-, Thieme vom 4.Iäger- und Starke vom 3. Infantericbataillon sind zu Lieutenants der Infanterie beför dert worden. l e t 0 n. Montag nachts besserte sich das Wetter etwas; doch war die See immer noch so hoch, daß sie jede Minute das Kabel in Gefahr brachte. Ungefähr um 3 Uhr am Dienstag morgens wurden alle am Bord durch einen Kanonenschuß von ihren Betten aufgeschreckt. Alles eilte aufs Verdeck. Wider Erwarten war das Tau unversehrt; aber gerade im ersten Grauen des Tages konnte man den Valorous sehen, wie er in ganz kriegerischer Haltung beilegte und rasch Kanone auf Kanone abfeuerte einer großen amerikanischen Barke gegenüber, welche, ohne von der Expedition etwas zu ahnen, gegen den Stern des Agamemnon zukam. Solche laute und wiederholte Demonstrationen einer großen Dampffregatte waren nicht zu verachten.und der Amerikaner ließ alle Segel herab und legte bei, ohne wie es schien zu wissen, warum. Ob er dachte von Flibustiern angegriffen zu sein, oder ob er das Vorgehen der Briten als eine neue Beschimpfung der amerikani schen Flagge betrachtete, ist unmöglich zu entscheiden; gewiß ist nur, daß der Ame rikaner in großer Bestürzung wartete, bis das Geschwader außer Sicht war. Am Dienstag war das beste Wetter seit acht Lagen; allein die See noch so hoch, daß noch immer nicht alle Gefahr vorüber war; dennoch faßten alle große Hoffnung. Der tiefe Theil der See war beinahe ganz in Sicherheit zurückgelegt, und zwar unter den ungünstigsten Umständen; cS war daher aller Grund vorhanden, anzu nehmen, daß ohne einen unvorhergesehenen Unfall auch der Rest des Wegs wohl behalten überwunden werde. Seit dem vorhergehenden Lage waren 134 Meilen <> zurückgelegt. Ungefähr um 5 Uhr abends war der abschüssige unterseischeBerg er reicht, welcher das Lelegraphenplateau von der irischen Küste trennt; und das plötzliche Seichtwerden des Wassers hatte einen sehr bemerkbaren Einfluß auf da« Kabel, welches mit jeder Minute sich bedeutend langsamer abwickelte. Um 10 Uhr ungefähr war man bei 250 Faden Liefe angelangt. Mittwoch war ein sehr ruhi ger Tag, der erste, an dem man die Zusammenfügung des Kabels hätte vorneh men können, seit dem Tage, an welchem man das Stelldichein verlassen hatte. ES war ein Glück, daß man so rasch damit vorgegangen war. Um Mittag war der Agamemnon nur noch 89 englische Meilen von der Lelegraphenstation in Ba- lentia. Das Wasser war so seicht, daß die Abwickelung des Kabels keine Schwie rigkeit mehr hatte, und daß bereits alle das Unternehmen als gelungen betrachte ten. Nachts um 12 Uhr näherte man sich der Küste, der Valorous dampfte voran, Raketen steigen lassend, um den Weg zu zeigen; obgleich der Steuermann des Agamemnon eine eigene, bessere Richtung einschlug. Am Donnerstag bei Tages anbruch lagen die steilen Felsenberge, welche die malerische Umgebung von Valen ti« einfassen, wenige Meilen vor Augen. „Niemals, wahrscheinlich seit Columbus Zeit", sagt der Schiffslicutenant, welcher die Fahrt in der Limes beschrieb, „war der Anblick des Lande« willkommener, da er eine der größten, aber auch eine der schwierigsten Unternehmungen, welche jemals begonnen worden, zum glücklichen Ende führte. Hätte der elendeste und melancholischste Sumpf der Erde vor un sern Augen gelegen, wir hätten ihn für einen erfreulichen Anblick gehalten; aber als die Sonne über der östlichen Bai aufging, mit einem tieftn Purpur die lufti gen Felsspitzen der Berge, welche ihre Ufer einfassen, bemalepd,, und die Ncbel- masse beleuchtend, welche in ihren Schluchten hingen, da lag eine Scene vor uns, welche die Phantasie des Künstlers in ihrem höchsten Schwünge nicht ersinnen kann." Am Ufer schien niemand die Ankunft der Expedition zu ahnen. Der Valorous dampfte an die Mündung des Hafens und feuerte eine Kanone ab. Um 6 Uhr warfen beide Schiffe Valentis gegenüber Anker. Sobald die Einwohner die An kunft der Schiffe bemerkt hatten, strömten alle aus den Häusern und Hunderte von Booten umschwärmten die erster«, deren Passagiere in der höchsten Aufregung die großen Neuigkeiten zu erfahren verlangten. Bald darauf trafen Signale vom Nia gara ein, wonach dieser ebenfalls im Begriff war zu landen, nachdem er 1030 Meilen Lelcgraphcntau, während der Agamemnon 1020 Meilen, verbraucht hatte. Nachdem die Schiffe Anker geworfen hatten, wurden die Dampfboote des Valo rous mit zwei Meilen Kabel beladen, um das Tclegraphentau zu landen; was, da eine steife'Brise ging, erst um 3 Uhr vollbracht war; wo der Donner der Kano nen, von den Felsen der Berge widerhallend, die frohe Botschaft verkündigte, daß die Verbindung der Alten und Neuen Welt hergestellt sei. Das Ende wurde un mittelbar darauf in den Lelegraphcnraum gebracht, an den Galvanometer befestigt und die erste Botschaft durch die ganze Länge des Drahts erhalten.