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Dienstag. — Nr 172. — S7. Juli 1858. Lcipjig. Di« Zeitung er scheint mit Autnahme de« Sonntag« täglich nachmittag« für den folgenden Tag. Preis für da« Vierteljahr 1'^ Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr Dklltllht MWtim ZMillg. «Wahrheit uud Recht, Freiheit und Gesetz!- Zu beziehen durch alle Post ämter de« In- und Au«landc-, sowie durch die Erpedltion in ! Leipzig lOuerstraße Nr. v>. Insertionsgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. Der «Zeit» schreibt man aus Frankfurt a. M. vom 23. Juli: „In Ler gestrigen Sitzung des Bundestags ist die holsteinische Angelegenheit noch nicht zur Berathung gelangt, da der Ausschuß ungeachtet wiederholter Sitzungen die Vollendung des zu erstattenden Vortrags bis gestern nicht hat bewirken können. Dagegen wird mir die erfreuliche Thatsache als zu verlässig mitgetheilt, daß sich die anfänglichen Meinungsdifferenzen über die Bedeutung der dänischen Antwort im Wege der Diseusston in der Hrt aus geglichen haben, daß der seitens Preußens gemachte Vorschlag die Grund lage für die zu stellenden Anträge bildet. Gegenwärtig ist der bisherige Referent, der königlich bairische Gesandte, mit der Ausarbeitung des Gut achtens beschäftigt, und erwartet man, daß dasselbe am 29. Zuli zur Vor lage gelangen wird. Uebrigcns bringt der wiener officielle «-Korrespondent der augsburger Allgemeinen Zeitung vom 21. Juli über die actuelle Lage dieser Angelegenheit eine Darstellung, welche vielleicht den Intentionen des wiener Cabinets entsprechen mag, keineswegs aber der wahren Sachlage conform ist. Bei dem Aplomb, mit welchem der erwähnte Korrespondent -auftritt, ist cS erforderlich, seine Mittheilnngen auf den einfachen Thatbe- stand zurückzuführen. Es versteht sich nicht von selbst, wie er angibt, daß von einer sofortigen Einleitung der Bundeserecutivn nicht die Rede sein kann. Cs versteht sich ebenso wenig von selbst, daß man am Bunde sich damit begnügt, dieselbe nur «vorläufig« als eine Eventualität näher ins Auge zu fassen. Es steht ferner keineswegs fest, daß Oesterreich und Preu ßen kein Kontingent zu den Erecutionstruppen stellen werden; vielmehr ist gerade bei den bisherigen Verhandlungen von der Betheiligung beider Staa ten neben und mit andern ausgegangen. Der Grund für diese Enthaltsam keit Preußens und Oesterreichs, welchen der wiener Korrespondent einfach als «einleuchtend» bezeichnet, ist demnach gar nicht vorhanden; «einleuchtend« ist nur, daß der wiener Korrespondent die «Eventualität« vorläufig verta gen und die Pflicht ihrer Geltendmachung erforderlichenfalls auf die Batail lone der «übrigen Bundesstaaten» übertragen will. Aber «hinter ihnen blei ben, zu jeder (?) Action bereit, Oesterreich und Preußen mit ihrer ganzen Macht stehen». Die Angelegenheiten, welche gestern die Bundesversammlung beschäftigten, boten wenig allgemeines Interesse dar und betrafen thcils Mi- litärverwaltungs-, thetlS Rechnungs- und Unterstützungsangelegcnheiten. Den Kanzlei^iencrn der Militärcommisfion ist eine Unterstützung bewilligt wor den. Hervorzuheben wäre nur noch, daß infolge deS Eintritts des neu- ernannten kurhessischen Bundcstagsgesandten die Ergänzungswahl für die Ausschüsse stattgefunden hat, welchen früher Hr. v. Dörnberg angchört hat. Der Ausschuß für die Aufhebung der Spielbanken ist infolge des be treffenden preußischen Antrags in der letzten Zeit wiederholt zur Berathung zusammengetreten. Wie man höbt, wird der großherzoglich oldenburgische Gesandte Hr. v. Eisendccher, welcher dieser Angelegenheit ein besonderes Interesse zuwendet, binnen kurzem den Bericht der Versammlung vorlcgen." — Die Frankfurter Postzeitung sagt in ihrer Nummer vom 25. Juli: „In einem von der Spree datirten Artikel macht die berliner «Zeit» den Versuch, die Frankfurter Postzeitung zu denunciren. (Nr. 171.) Wir ha ben auf diese Auslassung nur zweierlei zu erwidern: Erstens ist die Frank furter Postzeitung nicht das notorische Preßorgan der österreichischen Poli tik; zum andern find (und das hat die «Zeit» wohlweislich verschwiegen) die unserm Blatte zur Last gelegten «Schmähungen» Aeußerungen eines ber liner Korrespondenten der Zeitung für Norddeutschland, auf welche die Frankfurter Postzeitung nur hingedeutet hat. Wer den betreffenden Artikel der Frankfurter Postzcitung unbefangen liest, wird die von der «Zeit» ge gen sie erhobene Anklage ungerecht finden." Preußen, z Serbin, 26. Juli. Der Ministerpräsident p. Manteuffel hat sich, wie man hört, namentlich in Bezug auf die deutsch-dänische Streit frage zum Prinzen von Preußen nach Baden-Baden begeben. Die jüngste dänische Erklärung wird p^eußischerseits als sehr ungenügend erachtet. Diese Auffassung dürfte von Preußen auch in der deutschen Bundesversamm lung vertreten werden. Zu Anschauungen, wie sie in österreichischen Or ganen der Presse sich kundgebcn, „daß der Deutsche Bund in der That einen Sieg erfochten habe und zwar keinen der mindest bedeutenden", vermag man sich hier noch nicht hinaufzuschwingen, wie sehr man dazu bereit wäre, wenn sich sür diese Beurtheilung der dänischen Erklärung vom 15. Juli auch nur ein wirklich saßbarcr und wankloser Halt böte. AlS ganz beson ders bedenklich wird hier aber der Umstand betrachtet, daß die dänische Re gierung, dem Deutschen Bunde gegenüber, unter Bestreitung der Kompe tenz desselben zur Forderung einer Aenderung ded Gcsammtstaatsvcrfassung, mit dem Vorschläge von Verhandlungen auftritt, ohne feste Grundlage, ohne Proposttion und Zusage und ohne Garantie de^ AnSgemachten, und sich auf diese Weise als ganz gleichberechtigt dem Bunde gcgenüberstellt -und die dem Bunde in bundesrcchtlichen Fragen zustehende Befugniß eines Tri bunals für die vorliegende Angelegenheit von vornherein beseitigt wissen will. Der Deutsche Bund soll mithin einen Weg betreten, bei dem er offenbar seine ganze rechtliche Stellung aufgibt. Diese hier gehegten Be denken werden zweifelsohne in der Bundesversammlung ihren Ausdruck finden. Kein deutscher Staat wünscht in der That sehnlicher als Preußen, daß die deutsch-dänische Streitfrage ihrer endlichen Erledigung und Lösung cntgegengche, indessen in jeder Beseitigung derselben, welche nicht wirklich die Rechte der Herzogthümer gewährleistet und für die Zukunft feststellt, erblickt man hier in namhaften Kreisen nur eine Fortdauer des Zustandes der Unbefriedigung, welcher keineswegs gefahrlos für den Norden Euro pas ist. — Bei den im kommenden August in Hannover zu eröffnenden Zollcon ferenzen werden kein» Berathungen hinsichts Tarifänderunge» gepflogen werden, da vor dem Jahre 1860 keine Acndcrungen in dieser Beziehung innerhalb des Zollvereins zu erwarten sein möchten. Der Zoll vereinstarif wird gewöhnlich für die Dauer von drei Jahren festgesetzt — Der wiener «Presse» schreibt man aus Berlin vom 20. Juli: „Der Rückkehr des Königs aus Tegernsee darf noch in diesem Monat entgegen- geschen werden. Derselbe wird nur wenige Tage in Sanssouci verweilen und, wie es heißt, noch vor dem Eintreffen der Königin von England wieder abreiscn. Der weitere Sommepaufenthalt wird erst endgültig be stimmt werden; vorläufig ist ein OHiseebad dazu ausersehcn, und von do>t will der König im September ins schlesische Riesengcbirge übersiedeln. Was den bisherigen Erfolg der Sommercur betrifft, so wird derselbe allseitig als ein sehr befriedigender angesehen, insofern als der körperliche Zustand des Königs ein ganz besorgnißloser ist und die nervöse Schwäche weitere Fortschritte nicht gemacht hat. Das geistige Befinden des Monarchen soll sogar gestattet haben, daß die Königin mit ihrem Gemahl über die Regie- rnngsfrage ausführlich sprechen konnte. Dieses Gespräch soll gutem Ver nehmen nach auch bereits ein gutes Resultat erzielt und der König seinen Entschluß, abzudanken, bestimmt zu erkennen gegeben haben; indessen, heißt cs, habe der Prinz von Preußen vielfache Bedenken geltend gemacht, und die königliche Familie habe sich dahin vereinigt, daß der König seinen Bru der, den Prinzen (Wilhelm) von Preußen, zum Mitregenten ernennen werde, dem selbständig bis zur etwaigen Genesung des Königs die vylle Rcgierungsgewalt überlassen sei. Wie man sagt, wird dieser Beschluß schon in nächstem zur Veröffentlichung durch die Gesetzsammlung gelangen." Saarbrück, 20. Juli. Unter vorstehendem Datum schreibt die Saar Zeitung: „Der Zustand des Paßwesens, wie es gegenwärtig hier an der Grenze gehandhabt wird, ist ein fast unerträglicher, unnatürlicher. Bei den verwandtschaftlichen, commerziellen und sonstigen nahen Beziehungen, mit welchen wir zu unserm Nachbarstaate fortwährend stehen, sollte — wenn es doch einmal nicht anders zu machen ist — das Paßwesen zum min desten in die Hände einsichtsvoller, gebildeter Männer gelegt werden; denn wie leicht und oft können Fälle eintreten, wo das Wohl und Wehe, Glück und Friede ganzer Familien von dem Ermessen, der augen blicklichen Stimmung eines solchen Beamten abhängig gemacht sind! Wir theilen mit Vielen die Ueberzeugung, daß die Art und Weise, wie das Paßwesen hier an unserer Grenze gehandhabt wird, nicht im Sinne der jenigen ist, welche es ins Leben zu rufen durch ein Attentat veranlaßt wor den sind, das gewiß nirgends, mehr Abscheu und Indignation hervorgerufen hat, als gerade in Deutschland und vorzüglich hier an der 'Grenze, und wir wollen die Hoffnung immer noch nicht aufgebcn, daß im Interesse so- wol der dies- als jenseitigen Grenzbewohner von entscheidender Stelle herab bald diesem unwürdigen Zustande ein Ende gemacht werden wird." Baiern. L) München, 23. IM. Ein Hoscavalier des Prinzen Adal bert, der Kürassieroberlicutenant Graf Oberndorf, wurde gestern morgens in einem Wäldchen bei Nymphenburg von einem ehemals österreichischen Offizier, dem Marchese Ostini, in einem Pistolenduell lebensgefährlich verwundet und soll bereits gestorben sein. Ostini hat sich geflüchtet. Die Veranlassung zu dem Zweikampf gab ein Brief Oberndorf's, in welchem er Ostini an Bezahlung des ihm schuldigen Kaufpreises für ein Pferd mahnte. Da die Sache durch Oberndorf vor das Ehrengericht des Regi ments gebracht werden mußte, dieses aber wegen Dislocirung des Regi ments nicht so schnell zusammenbcrufen werden konnte, als es Ostini for derte, so fand sich letzterer veranlaßt, seinen Gegner auf der Straße mit der Reitpeitsche zu schlagen, worauf dann tas Duell vor sich ging. München, 24. Juli. Die Professoren der Universität haben heute die Wahl des Rectors für das kommende Studienjahr vorgenommen. Nach dem Professor vr. v. Bayer die Wahl abgelehnt, wurde vr. Pözl (von der juristischen Facultät) zum Rector gewählt. In den akademischen Senar wurden hierauf gewählt: die Professoren Stadlbauer, Bluntschli, Kaiser, Buchner und Streber. Nürnberg, 22. Juli. Die gestrige Nr. 200 des Nürnberger An zeigcr wurde unter Angabe des H. 19 des PreßgesetzcS confiScirt. Die Ve schlagnahme dürfte ein Corrcspondenzartikel „Aus der Pfalz, 19. Juli",