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986 französische JntcrvcntionSlust verursacht, hat sich momentan daS Jtttcreffe, welches man an der Eröffnung der Pariser Konferenz nimmt, im allge meinen etwas abgeschwächt. Dafür ist daS politische Leben in den Hofkrci- sen der moldo-walachischen Hospodare zu besonderer Regsamkeit er wacht und berührt zunächst sämmtliche Coterien des höher» rumänischen Adels und BozarenthumS. Da gibt eS Missionen und Prtvatreisen in Menge nach Konstantinopel, Wien und Paris, welche sämmtlich durch einen even tuellen Artikel des künftigen Organisationsstatuts für die Douaufürstcnthü- mer ihre Veranlassung finden. Ich meine nämlich damit die Frage wegen der künftigen Besetzung der moldauischen und walachischen Throne, welche sowol die gegenwärtigen Hospodare als die übrige gesammte hohe Aristo kratie in den Donaufürstenthümern in hohem Grade in Anspruch nimmt. Die Competenten um die in Jassy und Bukarest vacant werdenden Throne sind sehr zahlreich und werden immer noch sich mehren. Die beiden jetzi gen HoSpodare der Moldau und Walachei, die Fürsten VogorideS und Ghika selbst möchten höchst ungern von dem vom Sammtbaldachin umschatteten Sitze herabsteigen, und denken bei Zeiten daran, ihrer jetzigen Stellung zur Permanenz zu verhelfen. Die Aussichten sind lockend genug, um alle ihre gegenwärtigen Bemühungen gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Winkt ihnen doch die Aussicht, nicht allein für Lebenszeit den Purpur zu tragen, son dern auch dem Vaterlande auS ihrem eigenen Stamme Nachfolger geben zu können. Unter de» beiden Hospodaren der Moldau und Walachei ist jeden falls Fürst VogorideS derjenige, welcher ungleich größere Negentenvorzüge als sein College in Bukarest, Fürst Ghika, seit ihrer beiderseitigen Regent schaft an den Tag gelegt hat. Besonders hier weiß man die vorzüglichen Eigenschaften des Fürsten VogorideS sowie dessen kluge und taktvolle Hal tung in der letzten schwierigen Epoche genau zu würdigen, sowie man aus diesem Grunde geneigt scheint, seine eventuelle Candidatur um. die voraus sichtlich in Zukunft erblich werdende Fürstenwürde zu unterstützen. Fürst VogorideS kennt in dieser Beziehung die Ansichten des wiener Cabinets und sucht sich letzteren angesichts der so nahe bevorstehenden Entscheidung dieser Frage gegenwärtig zu halten. Nach dieser Richtung hin scheint auch die letzte von feiten des Fürsten VogorideS hierher erfolgte Sendung des Groß bojaren Photinos erfolgt zu sein, sowie andererseits der Kaimakam der Walachei, Fürst Ghika, in Konstantinopel einen Stützpunkt für kommende Eventpalitäten zu suchen scheint, wie dies die Sendung seines Sohns nach der türkischen Hauptstadt zu beweisen scheint. — Der Schlesischen Zeitung wird aus Wien vom 16. Mai geschrieben: „Auf telegraphischem Wege ist vorgestern der Befehl nach Venedig abgegan gen, daß die daselbst vor Anker liegenden zwei Dampffrcgatten mit Truppen nach Cattaro abzusegeln haben. Nach Ausschiffung der Streit kräfte, welche aus einem Jägerbataillon, zwei Bataillonen Infanterie und einer Batterie bestehen, werden die beiden Fregatten in den dortigen Ge wässern stationirt bleiben." Frankreich. Bei der Nachwahl im Departement Haut-Rhin ist der Candidat der Opposition, Migeon, mit 14367 Stimmen zum Deputirtcn gewählt wor den. Der Candidat der Regierung, Keller, erhielt 12994 Stimmen. — Auf Anordnung der betreffenden Behörden ist eine Untersuchung in der Penne'schen Duell fache angestellt worden; cs wurden in deren Folge zwei Berichte abgefaßt, von denen der eine leiser j der andere lauter und energischer bedauert, daß ein Offizier, der als Zeuge bei dem Zwei kampfe gewirkt hatte, als Fortführer des Kampfes auftrat. In diesen Berichten wird die handgreifliche Beleidigung des Hrn. Hyene, die gegen den bereits verwundeten Hrn. v. Penne erfolgte und die für eine unbe streitbare Thatsache gilt, mit Stillschweigen übergangen. Dieser Hr. Hyene ist seit acht Wochen Hauptmann, bereits ein Vierziger und früher Fecht meister gewesen. Dem Nord wird aus Paris geschrieben, daß das (bereits erwähnte) neue Duell zwischen Hrn. v. Pommereur und dem Guidenoffizier Marquis v. Gallifct durch die Aeußerung des erstern veranlaßt wurde, der Zweikampf zwischen Hrn. v. Penne und Hauptmann Hvene sei ein Mord und kein Duell gewesen. Hr. v. Gallifet sah in dieser Aeußerung eine Beleidigung gegen die ganze Armee und forderte Hrn. v. Pommereur. Der Zustand des Hrn. v. Penne, welcher sich etwas gebessert hatte, ist wieder sehr bedenklich. — Am 16. Mai hat der Proeeß der 36 wegen des Putsches in Chä- lons-snr-Saönc in Anklagezustand Versetzten in Chälons begonnen. Der Putsch fiel bekanntlich in der Nacht vom 6. auf den 7. März vor. Die Gazette des Tribunaur bringt die Namen der 36 Angeklagten und be zeichnet als den Hauptanstifter des Vorfalls den Küfer Simon Sereh, ge nannt Henri. Großbritannien. * London, 19. Mai. (Telegraphische Depesche.) Der Morning Herald meldet, daß die Türkei die englisch-französischen Vorschläge in der monte negrinischen Angelegenheit angenommen habe, und daß die fünf Mächte wahrscheinlich bald die betreffenden Commiffarien ernennen werden. Die beschlossene Conferegz mit dem Oberhause, bezüglich der Juden- eidbill, hat unter Zuziehung Rothschild's stattgesunden. — Die so Plötzlich in Richmond an einem heftigen Grippeanfall gestorbene Fürstin Helene Luise Elisabeth Herzogin von Orleans, des verewigten Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin und der eben falls verewigten Erbgroßherzogin Karoline (des Großherzogs Karl August von Sachsen-Weimar Tochter) einzige Tochter, war am 24. Jan. 1814 gebo ren; am 30. Mai 1837 wurde sie mit dem Prinzen Ferdinand Philipp Karl Heinrich Ludwig Joseph von Orleans (Herzog von Orleans und französischer Kronprinz) vermählt. AuS dieser Ehe sind zwei Söhne, Prinz Ludwig PMpp Albert von, Orleans, Gras von Paris, Sichern am 24. Ang. 1838, und Prinz RoArt Philipp Ludwig Tuge» Ferdinand von Orleans, Herzog bon ChartreS, geboren am 9. Nvv. 1840, entsprossen. Am 13. Juli 1842 wurde die Frau Herzogin von Orleans durch den plötzlichen Tod ihres Gatten (in folge eines Sturzes) Witwe und erhielt am 24. Febr. 1848 bei Ludwig Philipp's Abdankung als Regentin die Vormundschaft über ihren Sohn, den Graten von Paris. Da eS ihr bekanntlich aber nicht gelang, die An erkennung ihres Sohneö als König zu erreichen, so sah sie sich gezwungen, auS Frankreich zu flüchten. ES ist bekannt, daß die Fran Herzogin von Orleans seitdem viel in Deutschland, meist zu Eisenach gelebt hat; erst im vorigen Jahre hatte sic ihren Wohnsitz in England genommen. (N-Pr.Z.) Türkei. Aus Triest wird unterm 18. Mai Folgendes berichtet: „Hier einge troffene Privatnachrichten aus Ragusa melden, daß viele Montenegriner, nachdem sie die gemachte Beute unter sich vcrtheilt, in ihre Heimat zurück- gekehrt seien. Ein Trupp Montenegriner unter Vukalowitsch mit Bewoh nern von Grahowo und der Umgegend vereint, haben mehrere türkische Dörfer geplündert, verbrannt und blokiren Klobuk. Huffein-Pascha soll im Besitze einer Originalerklärung des Bevollmächtigten Danilo's sein, welche zu dem Schluffe berechtigt, daß der Angriff der Montenegriner am 13. Mai während eines abgeschlossenen Waffenstillstandes und während des Rückzugs der Türken von Grahowo nach Klobuk erfolgt sei." Die officielle Wiener Zeitung vom 18. Mai sagt: „Das amtliche Blatt der französischen Regierung enthält auch eine telegraphische Depesche aus Ragusa vom 13. Mai folgenden Inhalts: «Die türkische Armee ist in das montenegrinische Gebiet eingedrungen. Sie besetzte Balosar und Wituc, das niedergebrannt wurde. Am 11. Mai überzog fle daö Gebiet von Grahowo. Sic griff die Montenegriner an, die sich muthvoll vertei digten und ihre Stellungen behaupteten.» So weit die Depesche der fran zösischen Negierung. Man sieht auf den ersten Blick, daß sie, was Angriff und Vertheidigung von feiten der feindlichen Parteien, die sich im Gebiet von Grahowo gegenüberstchen, anbclangt, de» geraden Gegensatz von dem bildet, was die uns zugekonnücnen Telegramme über die Affaire pom 11. Mai und den daraus folgenden Tagen meldeten. Es stehen sich hier wider sprechende Versionen gegenüber, Mb wir haben allen Grund, an der Si cherheit der Nachrichten festzuhalten, die uns zugingen. Die Depesche des Moniteur enthält jedoch noch einen Punkt, von dem wir glauben, daß wir ihn nicht mit Stillschweigen übergehen dürfen. Es heißt darin, daß die osmanische Armee das montenegrinische Gebiet besetzt habe. Der Moniteur geht mit vieler Eile in der Sache vor. Nachdem er vor einigen Tagen noch das Gebiet von Grahowo ein streitiges nannte, schlägt er es heute schon Montenegro zu. Im übrigen wollen wir eS noch besonders hervorheben, daß, den neuesten Nachrichten zufolge, die türkischen TrpPPen sich in die Herzegowina zurückgezogen haben. In einer weitern Note drückt der Mo niteur sein Erstaunen darüber aus, daß die Pforte, dex Schritte ungeach tet, welche die Mächte in Konstantinopel unternommen haben, um einen Zusammenstoß der feindlichen Parteien zu vermeiden, ihre Truppen dennoch marschiren ließ. Wir wollen die Aufrichtigkeit des Gefühls nicht in Zweifel ziehen, das der Moniteur ausdrücktc, dafür wird er aber vielleicht auch uns glauben, wenn wir sagen, wie sehr wir überrascht sind, von franzö sischer Seite alles Mögliche unternommen zu sehen, um die Herbeiführung einer Ausgleichung zu erschweren. Kommt sie dennoch zu Stande, so wird wol Frankreich nicht das Recht haben,, sich dieses Verdienst.zuzuschrcibcn." — Die Angelegenheit des englisch-preußischen Bischofs Gobat in Jeru salem ist so verschiedenartig dargestellt worden, daß es schwer hält, sich über den eigentlichen Stand derselben ein festes Urtheil zu bilden. Na mentlich haben die englischen Blätter, an ihrer Spitze die Times, sich beeilt, gegen den Bischof und den preußischen Consul Partei zu ergreifen, weil derjenige, der den Streit veranlaßte, ein gewisser Rosenthal, in Diensten des gleichfalls gegen den Bischof ausgetretenen englischen Konsuls steht, und die Engländer in solchen Fällen bekanntlich zunächst immer ihre Landsleute in Schutz nehmen, ohne zu fragen, »mr recht hat. Daß trotzdem das eng lische Ministerium vorläufig dem englischen Consul die Einstellung seines Verfahrens gegen den englisch-preußische» Bischof anbefohlen hat und die Angelegenheit gegenwärtig einerseits der englischen, andererseits der preußi schen Regierung zur Entscheidung vorliegt, ist bekannt. Hingegen ist über die eigentliche Veranlassung des ganzen Streits noch nichts Ausführlicheres veröffentlicht worden, und wir theilen deshalb nachstehend einiges aus einem englischen Briefe mit, den der preußische Consul in Jerusalem, vr. G. Ro sen, unterm 29. April an einen ihn über sein Verfahren zur Rede stellen den Freund in England richtete- Die betreffenden Stellen lauten in Ueber- setzung folgendermaßen: Erlauben Sie mir ein für allemal zu sagen, daß die Angabe, als ob ich Ro senthal gezwungen habe, seine Klagen gegen den Bischof und seine Freunde zurück- zunehmcn, falsch ist; ich kann es eine vorbedachte falsche Angabe nennen, die von gewissen Personen hcrrührt. Ich benachrichtigte Hrn. Bergheim, Rosenthal's Schwie gersohn, mündlich und den englischen Consul schriftlich von der Ursache der früher« Gefangenhaltung, und ich hgbe hiermit das Vergnügen, Ihnen so kurz als möglich Thatsachen zu wiederholen. Hr. Rosenthal ließ sich ein regelwidriges Verfahren, zu Schulden kommen, in dem er seine Klage gegen den Bischof und seine Freunde durch das englische Con- sulat und nicht durch das preußische einreichte. Das war allerdings keine Sache von Wichtigkeit bei einem Manne, dem es so sehr an guter Erziehung fehlt. Ich stellte ihn darüber zur Rede, machte ihm mündlich über sein Benehmen Vorwürfe, widerlegte seine Einwendungen und bedeutete ihn, in dem gesetzwidrigen Gange, den