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täglich Nachmittag« str »t« sollen»« La«. .-> > ' - Drei» Pir »«« Bicrlrljahr »V, SN» ! t«»« etn,«l«r Nmnmn 7 w»«. - Nr. 7<». - . DMscht Atztmm Zeitung. «Kahrhrit «ud Acht, Frcihtit «ad Gesetzt» ll / ! . , ' t Der Rapoleonismus und die Preffe. ---- Leipzig, 24. März. Es gehört zu den inner» Widersprüchen, an denen der Imperialismus in Frankreich krankt, daß derselbe mit einer un abhängigen öffentlichen Meinung und einer freien Preffe nicht bestehen und doch glich wieder eben diese Presse und diese öffentliche Meinung nicht ent behren kann. Er unterdrückt und vergewaltigt dieselbe im eigenen Lande und sucht doch durch die Mittel der Ueberzeugung, deren freien Gebrauch »r dort nicht bcrstattet, auf die öffentliche Meinung anderer Länder zu wir- kty, wohin seine Gewalt nicht reicht. Schwer begreiflich bleibt dabei nur, Wie er hoffen mag, die erstrebte Ueberzeugung von seiner Vortrefflichkcit assderWärtS hervorzubringen, wenn er im eigenen Lande so wenig Glauben dabanhat oder voraussetzt, daß er immerfort wieder, statt zur freien Dis- tusssöU, zu äußern Machtmitteln seine Zuflucht nimmt. " Eben jetzt wieder strebt der NapokeoniSmuS, durch das Organ der Ppesse nach zwei Seiten hin seinen Principien und seinem Verfahren An erkennung zu verschaffen. In der vielberufencn Broschüre „dlapolvon III et l^nglolarro" (deren Urheberschaft man auf den Kaiser selbst zurückführt «ad deren Pathenfchast daS amtliche Blatt, der Moniteur, übernommen hat), ist der Versuch gemacht, das Urtheil der englischen Nation zu Gunsten des Wlpoleontschen Regime zu stimmen, und fast gleichzeitig damit erscheint auf deutschem Boden eine Flugschrift, „Napoleon IN. und seine Zeit" betitelt (Stuttgart, 3- Scheible), worin das Gleiche, ja noch mehr mit Rücksicht auf Deutschland- angestrebt wird. Die Beantwortung jener erstern officiösen Kundgebung! des französtsche» Jmperialisntus mag billig der englischen Pu- bllristik, die sich bereits diesem Geschäfte mit gewohnter Freimüthigkeit und Derbheit unterzogen hat, anheimgegeben bleiben; auf diese letztere Schrift wenigstens einiges zu erwidern, wenn dieselbe auch eine gründlichere Be- leuchttrng kaum verlohnen dürfte, scheint uns Pflicht der deutschen Presse. Zur Rechtfertigung des soeben darüber gefällten summarischen Urtheils wird eS genügt«; einige Sätze daraus anzuführen, in welchen deren Tendenz: die unbedingtist« Anpreisung deS französischen Imperialismus und seiner wohlthätigen Wirkungen auch über Frankreichs Grenzen hinaus, zunächst auf Deutschland» mit einer Naivetät zu Tage tritt, über die man lachen könnte, wenn man flicht zugleich darüber empört sein müßte, daß eine im Dienste eines fremden Interesses schreibende deutsche Feder sich unterfängt, dem Patriotischen Gefühle und dem gesunden Menschenverstände der Deut? scheu so etwa- zu bieten. „Nach welcher Seite wir uns hinwenden"—in die sen Worte» faßt die Schrift „Napoleon Hl. und seine Zeit'! am Schlüsse ihren Inhalt (eine fortlaufende Apologie und Verherrlichung deS gegenwär tigen Kaisers der Franzosen) nochmals zusammen (S. 158)— „überall sto ßen wir auf hüls- und trostlose Zustände; nur in Frankreich finden, wir einen Lichtpunkt, hell genug, um ganz Europa zu erleuchten. Verkennen Wir denselben nicht! Er kann Unsere (!) inner» Zustände wie unsere (!) äußern Verhältnisse erhellen. Lassen wir nnS nicht durch einen unfruchtba ren Affenpntriotismus (8iv!) irrt führen! Denn nochmals, ein Name wie Napoleon gehört in der. Bestimmung- die ihm die-Fürsehung gegeben und tN der sie ihn sichtbar, schützt Und erhält,, nicht. Einem Lande, nicht Einem Bokse, sondern der Welt an." An einer andern Stelle (S. 134) wird der prutschen -Presse wegen ihrer „Tüchtigkeit, Gediegenheit, Gründlichkeit" ge- schineichekt, aber sogleich hinzugesetzt: „Höhnten wir nur etwas vorurtheils- freier, etwas unparteiischer sein. Der Fluch der deutschen Presse ist, daß sie Ach oft durch- kleinliche Rücksichten bestimmen, in ihren Ansichten beschränken läßt." Und > als ejn Beispiel solcher „Beschränktheit" wird unmittelbar dar auf angeführt: „Wie kann sie z. B. immer und ewig auf die angebliche Knechtung der Presse in Frankreich zurückkommen- immer und ewig die an gebliche Unabhängigkeit der englischen Preffe in den Himmel erheben? Es ist weder die französische Presse geknechtet noch ist dir englische Presse frei und unabhängig.« So steht es wörtlich zu lesen in der Schrift „Napoleon Ist. und seine Zeit "! Solcher Blödsinn richtet sich selbst, und auch hier gilt wieder der akte-Spruch von den ungeschickten Freunden, die schlimmer sind als die schlimmsten Feinde. Man muß von der Seite, von wo aus jene Schrift, wenn nicht abgcfaßt, doch veranlaßt ward, uns Deutsche» doch allzu wenig gesunde« Menschenverstand und unbefangene Beobachtung zutrauen, wenn man sich einbildet, daß Absurditäten dieser Art hier etwas anderes zu Wege zu bringen vermöchten als ein unmuthiges Gefühl darüber, dqß man uns für bvrnirt genug hält, an so etwas zu glaube«. Wir sind überzeugt, der kluge Kopf, zu dessen unberufenem Prophet sich der Urheber dieser Schrift gemacht- hat, denkt in diesem Punkte besser und richtiger von den Deutschen. Die Tendenz der Schrift ist mit wenigen Worten zu bezeichne» ; sie heißt nach ihrer negativen Seite: Haß gegen Oesterreich und ziemlich gleich gültige- wtM nicht misachtcnde Behandlung Preußens, nach ihrer, positiven: «in Bündniß. Deutschlands mit Frankreich, richtiger ausgedrückt, eine Ein- und Unterordnung Deutschlands in ein von Napoleon III., „dem wahren SS. März 1858. Zu «II« DlH- LxUer »«« 3»- und «u«1»m««, sawi« »arck di« Srp«di»i»»:w Leipzig tvüerstraß, Nr. q, TnsertiopsgebShr für drn Raum «wer Z«tl« 2 Nzr . . ! Genius der modernen Politik", dietirteS, geleitete- und beaufsichtigtes Sy stem der Staaten und der Staatsordnungen. ES genügt, dieses Projekt in seiner ganzen Naivetät offen gelegt und gekennzeichnet zu haben; dagegen oder darüber mehr sagen hieße dem ge sunden Sinne ves deutschen Volks unrecht thun. Deutschland. Preußen. ^Oerlin, 23. März. Man weist darauf hin, wie die Angaben, daß Preußen in einem besondern Circular die Veröffentlichung der Bundesprotokolle verlangt habe, dementirt worden seien. Mit diesem' Demenfi ist eS eine eigene Sache, oder vielmehr mit jener Auffassung ist cs eine eigene Sache, welche in der betreffenden Berichtigung ein Dementi erblicken zu müssen glaubt; denn die Berichtigung, um die eS sich hier han delt, ist eben nur eine formelle, und in der Sache selbst ändert sie gar nicht-. Die Sachlage ist folgende. Es cristirt allerdings ein preußisches Circular, find zwar eben aus Anlaß bekannter Vorgänge aus der jüngsten Zeit zu Frankfurt a. M. In diesem Circular verlangt Preußen in klaren und be stimmten Worten eine genaue Beobachtung der bundestägigen GeschäftSoG- nimg und eine getreue Veröffentlichung der BundeStagsverhändlungen nach den desfalls bestehenden Beschlössen und Bestimmungen. Bei der betreffen« den Sachlage ist eS natürlich, daß Preußen eine getreue Veröffentlichung der Bundestagsverhandlungen nicht jetzt erst zu beantragen, sondern einfach nur die genaue Befolgung dessen zu verlangen braucht, Ivas in Bezug auf den fraglichen Punkt bereits seit mehrern Jahren beschlossen. In dieser Un terscheidung besteht die Berichtigung Ganz in Uebereinstimmung hiermit steht cs auch, wenn di» «Zeit» auS^icfem Anlaß die Erklärung veröffent licht, welche von Preußen im Jahre 1853 bei der Bundesversammlung über die Veröffentlichungsfrage abgegeben worden ist. Zur weitern Dev- vollständigung deS Hierhergehörenden verdient sodann noch erwähnt zu wer den, daß, neben dem preußischen, auch ein österreichisches Circular eristtrti Veranlaßt scheint das eine dieser Circulare durch das. andere nicht, sonder« jedes für sich, wenn auch allerdings auS demselben Anlaß- entstanden j« sein. Das österreichische Circular versucht »ämlich das Verhalten d«S öster reichischen Präfldialgcsandten Grafen Rechberg als richtig und untadelig aufrecht zu halten. Die Frage ist indessen, ob die betreffende Mühe, ßm klaren Bestimmungen der Geschäftsordnung gegenüber, nicht als eine verlo rene zu betrachten; so viel wir wenigstens von der Geschäftsordnung Wis sen, dürfte dem Präsidium keineswegs das Recht zustehen, von der Erklä rung eines deutschen Bundesmitgliedes deshalb keine Notiz nehmen zu las sen, weil die Erklärung mit dem Bemerken abgegeben worden, daß sie eben nur in der Form einer Erklärung und nicht in der Form eines Antrag- abgegeben werden solle. Und das war gerade mit der hannoversche» Erkssö- rung, um die es sich hier handelt, der Fall. Es ist vom höchsten Interesse der deutschen Bundesregierungen, in dieser Beziehung keinen Präcedenzspü eintreten zu lassen, sondern sofort Verwahrung dagegen einzulegen und mit asset» Nachdruck die geeignete Abhülfe zu verlangen. Wir beschränken uns für jetzt apf diese einfachen Andeutungen über das Thatsächliche der Sachlage. — Wir haben seinerzeit bemerkt, daß die Vorschläge, welche däntscherseits jüngst in Frankfurt in vertraulicher Weise gemacht worden sind, nicht als befrie digend angesehen werden dürften. Diese unsere Ansicht hat sich durch die vertraulichen Gcgcneröffnungen, welche in Frankfurt gemacht wurden al- richtig erwiesen. Infolge dieser Gegenbemerkungen sind die dänischen Vor schläge nun nach Kopenhagen zurückgegangxn, um dieselben nochmal-, im Sinne einer Erweiterung, der Berathung der dänischen Minister anhrimzu.- geben. Hiermit im Zusammenhänge steht die telegraphische Depesche guS Kopenhagen, welche meldet, daß die Antwort der dänischen Regierung a» den Bundestag am 20. März an den dänischen Bundestagsgesandtcn v. Bü low nach Frankfurt abgcsandt worden sei. Die Antwort, von welcher hier die Rede, besteht eben in jenen ersten, nunmehr nochmals revidirten däni schen Ausgleichungsvorschlägcn. Einer hier umgehenden Version zufolge sollen die betreffenden Concessionen, nach stattgehabter nochmaliger Bera thung, nun auch allerdings ein« Erweiterung erfahren haben. Ob unk in wieweit dies wirklich der Fall ist, bleibt abzuwarten; Vorsicht ist auf jfdo» Fall geboten. Wundern müßte man sich, wenn, die Dänen, auch bci nun mehr erweiterten Concessionen, in der Hauptsache sich dennoch nicht ei»e listige Hinterthür offen gehalten hätten. Uebrigens sind die dänischen Mi nister durchaus in der Lage gewesen, alle Illusion in Bezug auf eine ge hoffte Einmischung des Auslandes zu Gunsten der dänischen Wünsche und Prätensionen schwinden zu lassen. Die Korrespondenz Havas berichtet von so heftige» Erörterungcil zwischen dem russischen Gesandten v. Ungern- Sternberg und dem dänischen Minister dfS Auswärtigen, daß infolge der selben die beiden Herren jeden persönlichen Verkehr eingestellt hätten. Wir find natürlich nicht in der Lage, von den Persönlichen Unterredungen zwi schen den genannten Herren etwas wissen zu können; jedenfalls aber ist die