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741 mch Mer Akssm Berrttmig waren schwankend, denn er sagte auch aus, er habe dem Kinde statt jenes Mittels nur Eremortartari gegeben. ES war aber bald nach der Darreichung de- PulverS bei dein Kinde ein so auffal lender Zustand etngetreten, daß ein Arzt herbePerufen wurde, der auS den Angaben der beiden Verwandten des Knaben und auö den KrankheitSerschei- nungen aus den Gedanken einer Vergiftung geleitet wurde, welche Ansicht auch ein außerdem noch hinzugerufcner Arzt theilte. Bei der chemischen Untersuchung konnte zwar eine Spur von Gift nicht aufgcfunden werden, was indessen bei vegetabilischen Giften auch nicht der Fall ist, das Gut achten des BezirkSgerichtsarzteS lautete aber dahin, daß mit höchster Wahr scheinlichkeit eine Vergiftung des Kindes, sowie daß ein EausalitätSverhält- niß zwischen dem ihm gegebenen Mittel und dem Tode desselben stattgefun den habe, und daß die gegebene Dosis hinreichend gewesen sei, den Tod herbeizuführen. Zn der Sitzung des Bezirksgerichts bekräftigte der Bezirks gerichtsarzt 'diese Beweisführungen eidlich und es folgten hierauf mehrere an ihn von der Staatsanwaltschaft und dem Professor 0r. Bock gerichtete Fragen, welche letztere sich auf die Beschaffenheit des Kehlkopfs, des Rücken marks, die Drüsenanschwellung, die angebliche Aufgetriebenheit deö Bauchs, die Expansion deö BlutS, die Gehirnerweichung (ob diese mittels der Lupe beobachtet worden?) und aus die Krankheitserscheinungen bei dem fraglichen Kinde bezogen. Hiermit schloß die Beweisaufnahme und es begannen dann die Schlußvorträge. z Freiberg, 15. April. Vor dem hiesigen Bezirksgericht wurde ge stern und vorgestern über eine Ärt «muss oolöbro verhandelt. Es erhielt dieselbe ihr allgemeines Interesse nicht sowol durch ihre eigene Bedeutung als vielmehr durch »die Persönlichkeit, welche den Mittelpunkt der ganzen Verhandlung bildete. Der Rittergutsbesitzer Müller in Wegefarth bei Frei berg, ein in der ganzen Umgegend durch seine Individualität bekannter Herr, war des Meineid- angeklagt von einem roßweiner Kaufmann bezüglich ei nes WerthobjectS, was der letztere zwar geliefert hatte, der erstere aber nicht bestellt haben wollte, obschon eö theilweise zur Verwendung gekommen war, im Betrage von etwa 40 Thlr». Vorgestern fand hauptsächlich daS Zeu genverhör statt. Der größte Theil deS TageS, nur einige Stunden ausge nommen, ward bis zum späten Abend darauf verwendet. Einer der wich tigsten Zeugen hatte sogar auS Oberschlesien rcquirlrt werden müssen, weil er in der Zeit (vor ungefähr drei Jahren), wo das Geschäft zwischen dem Kläger und Beklagten gemacht worden sein sollte, bei dem letzter» Verwal ter gewesen war. Gestern srüh 8 Uhr begannen die Verhandlungen von neuen» und dauerten bis abends 8 Uhr ununterbrochen fort (der Gerichts hof gönnte sich nur einigemal wenige Minuten Rast) nnd endigten mit be schränkter Freisprechung deS Beklagten unter Absprechung der politischen Ehrenbürgcrrechte. — In der Zeit vom 16. Dec v. I. bis zum 31. März d. Z. sind fol gende Veränderungen in dem Firmen- und Procurawesen i» Kö nigreich Sachsen zur Kenntniß deö Vorstehers der leipziger Börse gekom men: neuangemeldete Firmen waren 167; erloschene Firmen 105; Besitz- Veränderungen 56; neuertheiltc Prokuren 30; erloschene Procuren 18. . Neuere Nachrichten. * Petersburg, 16. April. (Telegraphische Depesche.) Vom 1. Juli d. I. ab haben alle zur Ausfuhr sowol wie zur Einfuhr kom menden Waaren noch 5 Kopeken vom Steuerrubel behufs Verwendung für die durch den Eisenbahnenbau nöthig wer den Grcnzbauten zu zahlen. — DaS Eis der Newa ist noch fest. F e u i l * Von Ludwig Rellstab geht uns folgende Corrcspondcnz zu: Berlin, 15. April. Heute wird der am 12. April so plötzlich verstorbene Professor und Custos der Königlichen Bibliothek, Siegfried Wilhelm Dehn (Rr. 87), bestattet. Es wird mit großer Feierlichkeit geschehen, da der Verstorbene wegen seines Wissens und Wirkens in den weitesten Kreisen gekannt und geehrt war. Der ganze Domchor, dem er einige Zeit mit als Lehrer vorgestanden, wies ihm das Grabgeleit geben. Die Tonkunst verliert in dem Dahingegangenen in ihrem wis senschaftlichen Gebiet einen wahrhaft unersetzlichen Mann; schöpferische Gabe besaß er nicht; doch war er auch ein tüchtiger praktischer Musiker durch ausgezeichnetes Cellospiel, das ihm vollkommen hie Stufe eines Künstlers sicherte. Unendlich über wiegend aber war seine antiquarische Gelehrsamkeit und seine in die künstlichste Formenbildung bis zur vollkommen freiesten Beherrschung eingedrungene Lheoretik. Ursprünglich war die Musik nicht sein Lebensziel. In Altona am 25. Fcbr. 1800 geboren (die Angaben schwanken zwischen dieser Zahl und 1799), besuchte er dort bis zum dreizehnten Jahre die Schule und widmete sich dann der Forstwissenschaft, die er mit der Praxis, als Jägerbursche, begann. Ein Schuß, den er durch einen unvorsichtigen Jagdgcnossen (Grafen Pleß) bei einer großen Jagd in den linken Fuß erhielt, machte ihn zur Lortsetzung dieser Laufbahn unfähig; auch war sie ihm an sich schon zuwider geworden. Er ging daher im sechzehnten Lebensjahre nach Eutin auf das dortige Gymnasium und holte mit angestrengtem Eifer die so lange unterbrochene Schulbildung nach. In dieser ganzen Zeit hatte er aber die Musik als Lieblingsstudium fortgetrieben, auch durch praktische, öffentliche Leistungen bei öffentlichen' Aufführungen. Znoessen widmete er sich auf den Wunsch seines Vaters (der als schwedischer Consul in Berlin, und überhaupt in wichtigen diplomatischen Geschäften verwendet, eine sehr angesehene Stellung bekleidete) dem Studium der Rechte. Er ging 1822 nach Leipzig, besuchte auch noch mehrere andere Universi täten, und kam 1824 nach Bersin, wo er der schwedischen Gesandtschaft attachtrt wurde und vielfach seinen eigenen Vater in Geschäften vertrat. Er war in der wohlhabendsten Lage. Doch plötzlich verlor sein Vater sein ganzes Vermögen (1829), und da auch der Lod desselben bald darauf erfolgte, gericth der Sohn m die äu ßerste Bedrängniß. Er hatte der Regulirung der Vermögensangelegenheltcn halber schon früher seine amtliche Lhätigkeit aufgegeben. So sah er sich nunmehr in wahrhafter Bedürftigkeit; es fehlte ihm zuweilen das Gelb, Holz und Licht zu beschaffen! In dieser Lage ermannte sich sein energischer Geist. Ein edler Mu siker, der lange noch nicht genug in seinem künstlerischen Werth anerkannte Bcrn- l e t o n. hard Klein, welcher Dchn's schon damals bedeutende musikalische Kenntnisse, die aber eines geordneten Systems entbehrten, hoch schätzte, machte ihm großmuthige Anerbietungen. Dehn nahm nur das eines unentgeltlichen Unterrichts an; nach 18 «tundcn schon erklärte Kle n ihn für fest in seinem System, und fähig, selbst Schüler zu bilden. Mehrere seiner eigenen übergab er ihm. Von der Zeit ab fand Dehn zuerst seinen Unterhalt als Lehrer. Die Mittel zu einer Studienreise nach Italien, welche Klein ihm großmüthig gleichfalls angebotcn hatte, lehnte Dehn ebenso würdig denkend ab; er besuchte aber späterhin ganz Italien al« Führer eines russischen Reisenden. Später machte er noch mehrere Reisen dahin, haupt sächlich in antiquarischen Geschäften. Denn im Jahre 1842 ward er, infolge sei ner vielfach bewährten Kenntnisse und Studien, CustoS der musikalischen Abthci- lung der königlichen Bibliothek, und erhob diesen bis dahin wenig gepflegten Zweig deS Instituts zu einer außerordentlichen Bedeutung. Seine literarischen Kenntnisse in allen Jahrhunderten, seine sichere Fähigkeit, die Notenschriften aller Zeiten zu lesen, erhoben ihn bald zu einer gelehrten Notabilität. Selbst schon vorgerückte Meister, wie z, B. der berühmteste russische Musiker Glinka wurden seine Schüler. Der letztere so beharrlich, daß er mehrfach nach Zwischenräumen von Jahren wie der einen längern Aufenthalt in Berlin nahm, um unter Dehn'S Leitung fortzu- studircn. Noch im verwichcncn Jahre geschah dies, bis der Lod den eifrigen Schüler überraschte; der Lehrer wurde dessen getreuester Pfleger, geleitete ihn zur Gruft, ordnete seinen Nachlaß mit sorgfältigster Lhätigkeit! Niemand konnte ver- muthcn, daß er ihm so schnell nachfolgen werde! Denn noch in den letzten Lagen, obwol seit einigen Wochen unpäßlich, war Dehn in rüstiger Kraft, und sein Tod, ein Ncrvenschlag, nicht die Folge jener kleinen rheumatischen Uebel. Wir hätten noch Vieles, über seinen Werth als Musikgelchrter, seine Energie als Charakter, seine ungemeine Beharrlichkeit und Kraft als Arbeiter zu sagen, doch muß tffes anderer Stelle und mehrerer Muße aufbichalten bleiben. Hier haben nkiß nür noch mit einem persönlichen Dank abzuschließcn, den der Verfasser dieser Zeilen der un ermüdlichen Gefälligkeit und dem sichern Rath des Hingeschiedenen schuldet, für die größere Arbeit im Gebiet des Romans, den er eben jetzt herauSgibt.^ Dehn hat einen wesentlichen Antheil daran; bei der Fortsetzung wird der Autor ihnsehr vermissen! Ungleich schmerzlicher entbehrt er ihn aber, und Tausende mit ihm, in dem Gebiet der musikalischen Wissenschaften, in welcher der Dahingeschiedene eine «relle einnahm, für die sich ein befähigter Nachfolger schwer finden wird. 8it illi tores levis! - - - - — - - ' Handel und Industrie Börsenberichte. , - S«lin, 16. April, Fonds und geld. Freiw. Anl. 100", Br.; Präm.-Anl. 113'/« Er.; StaatSschuld-Sch. 84 bcz.; Scehandl.-Pr.-Sch. —; Fdr. —; Ldr. 109 V« G. Ausländische Fonds. Poln. Schatz-Obl. 83bez.; Poln. Pfdbr. neue 88 -,z bez.; 500- Kl.-Lose867, Br.; 300-Fl.-Lose 927« bez. . ' Lunkactien. Preuß. Bankanth. 141 bez.; Berl. Kassenverein 121 Br.; Braun schweig. Bankact. 106 G.; Weimar. 100 G.; Rostocker 113 G.; Geraer 81 bcz.; Thüringer 75 7, Br.; Gothaer 79 Br.; Hamb. Norddeutschc85etw. —84 '/, Post.bez.; Vereinsbank 957, G.; Hannoversche 97 bcz. u. Br.; Bremer 1047«G.; Luxemburger 867, Br.; Darmstädter Zettelbank987« bez.; Darmst. Creditbkact. 98 7,-98/«— —99 bez. u. G.; Leipziger 757« bez.; Meininger 87 7«—V, bez.; Koburger 71 Br.; Dessauer 50—7« bez.; Moldauische Landesbank—; Oesterr. 118, 119 7,—119 bez. ", Br Genfer 617«-62'/« bez.; Disc.-Commanditanthl. 102 ctw.- 7- bcz.; B-rl. Han- dclsgesellschaft 80 G.; Schlesischer Bankverein 82 G.; Preuß. HandelSgesellsch. 81-/, bez;Waaren-Cr.-G. 96^- >/s bez.; Ges.f.Fbr. v. Eisenbbdf.837,Br.; Dcss.Cont.- Gak-act. 98 etw. bez.; Minerva-BergwerkSact. 75 G. _ Eisenbahnaotten. Berlin-Anhalt 125 bez. u. G., Pr.-Act. 92 Br > Berlin-Ham burg 108Br., Pr.-Act.102-/, Br.; Berlin-Potsdam-Magdeburg 137'/, bez., Pr- Att-^l-it. 4. u. L.90Br., 6.98'/«G., 0.98'/,Br.; Berlin-Stettin 1187, bez. u. G., Pr.-Act. —; Köln-Minden 1437,-7, bez., Pr.-Act. 101 Br., UEnn 5pc. 102 /, Br 4pc.88'/, G., HI. Cm.867« G., IV. Em. 86'/«-', bez.; Kosel-Oderberg (Wilh.) 54Br., Pr.-Act 83Br.; Düffcldorf-Elberfeld —, Pr.-Act—; Magdeburg-Witten- berae 34»/, bez, Pr.-Act 917, G.; Fr.-W.-Nordb. 58'/, bcz. u. Br., Pr °A-t. 99'/, G ; ObeW » 1287, bez., Rheinische alte 94V,^ neue 89 Br , neueste 87'/, «tw.bez., St.-Pr.-Act. 97'/, G., Pr.-Obl.-; Halle-Lhu- ringer 1177, bez. u. Br., Pr.-Act. —. vteslau, 16. April. Oesterr. Bank«. 97",, Br.; Obcrschl. Act. 1-it. 1397« Br.; 8.129'/, Br. ; 6.1397, Br. Hamburg, 15. April. Hamburg-Bergedorfer —Br., 127 G.; Berlin-Hamburger 107 -/, Br., 107 G.; Altona-Kieler 117'/« Br., — G.; Span. Jnl. «pa SS Br., — G.; Span. Anl. 17,pc. 247, Br., 247, G.; London—. Frankfurt a. M., 16. April. Nordb. —; LudwigShgfen-Berbach 144 Br.; Frankfurt-Hanau 83'/« Br.;' Krankf. Bankact. 113'/« Br. »ohne Div.); Oesterr. Ra- tionalbnkact. 1104 Br-, 1000 G.; 5pc. Met. 767, Br., 7, G.; 47,pc. Mct. 677, Br.; 1834er Lose—; 1839er Lose 122 G.; bad. 50-Kl.-Lose 857, Br.; kurhess. Lose 41'/, Br.; 3pc. Spanier 377« G.; 17,pc. 26'/«Br.; Wien 113 G.; London 1177« Br.; Amsterd. 1007,Br., '/«G.; Disc. 3 Pr. Wien, 16. April. 5pc. Mct. 81'/,; Nat.-Anl. 847,«; do. 4-/,pc. 71; 1839er Lose 1317«; 1854cr Lose 108'/«; Bankact. 973; Französisch-Oesterr. Eisenbahnact. 2907«; Nordb. 1852'/, ; Elisabethbahn —; Lheißbahn 200; Donaudampfschifffahrt — ; Cre ditbank 2437,; Augsburg 1057«; Hamburg 78; Frankfurt 105 7, Br.; London 10.18; Paris 1237,; Gold 1077«. Paris, 15. April. Die 3pc. Rente eröffnete zu 69.50, hob sich auf 69.60 und schloß unbelebt und in matter Haltung zur Notiz. Consols von Mittage 12 Uhr und von Mittags 1 Uhr waren gleichlautend 967, eingetroffcn. Schlußcursc: 3pc. Rente 69. 45; 47,pc. 93. 20; Credit-mobilieract. 726; Span. 3pc. —; 1pc. 26; Silberanl. 917«; Oesterreichische StaatSeisenbahnact. 702; Lombard. Eisenbahnact. 610; Franz-Josephsbah» 467. London , 15. April. Börse fest. Silber 617«. Consols 967,' Span. 1pc. 26 7,; Mericaner 197«; Sardinier 907«; Russen 5pc. 109'/,; 4'/,xc. 1007«.