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Möglichkeit einer weitern Reduktion der Schutzmanuschaft in Abrede, so» der» weist auch die Nothweudigkeit einer Vermehrung derselben nach. Na mentlich soll die Zahl der berittenen Schutzmannschaft vermehrt werden Es sind gegenwärtig circa 27000 bestrafte Personen zu überwacht». Die be arbeitete» Sachen, die im Jahre 1856 sich auf 348568 beliefen, steigerten sich im Jahre 1857 auf 354024. Münster, 30 März. . . . Sieben den Werken der Industrie fällt eine andere Gattung von Baute» i» daS Auge, Folge reaktiver Bestrebungen der römisch-katholischen Kirche. Mit seltener Schnelligkeit wächst ei» Kloster um das andere aus dem Boden von dem Orden der Krankenschwestern, welche ihre LebenStage der Barmherzigkeit widmen, bis zu den betenden Nonnen, die hinter vermauerten Fenstern ei» einsames Stilleben aufsuchen, und den gelehrten Jesuitenkollegien, deren zahlreiche Jünger von hier in die Welt gehen. Jene Kirchenanstaltcn haben den „Schrecken der Säkularisa tion" noch nicht vergessen, um nicht für den Fall der Wiederkehr auf Si cherung zu denken. Daher ist der Boden mit seinen Anneren an fromme Privaten gehörig, deren Familie er wieder zufällt, sobald Ereignisse irgend welcher Art die Auslösung der Corporation bewirken. (N . P. Z .) Baden. Karlsruhe, 26. März. Sämmtliche Bürgermeister dcS Landes (wir haben deren 1582) sollen bei amtlichem Auftreten als äuße res Zeichen ihrer Würde mit einer silbernen Kette bekleidet werden, die sie um den Hals tragen und welche in einer Kapsel das Brustbild des Groß herzogs enthält. Zu diesein Ende ist von der großherzoglichen Münzver waltung die Lieferung von 4746 Schuh silberner Erbsenkctten ausge schrieben. ' (Allg. Z.) Schweiz. Aus Bern vom 1. April wird dem Schwäbischen Merkur telegraphirt: „vr. Kern berichtete in der BundeSrathssitzung über die Verhältnisse zu Frankreich. Wegen der Konsulate noch unentschieden. Ein Kreisschreiben ist über das Paßwesen erlassen. — Gordon, der englische Gesandte, geht nach Hannover; er wird durch Herrics, jetzt in Peru, ersetzt." Eine Depesche aus Bern vom 1. April im Frankfurter Journal be sagt: „Der persönliche Bericht des schweizerischen Gesandten in Paris, Or. Kern, lautet: Frankreich besteht auf der Consulatserrichtung. Verweigert der Bundcsrath die Erequatur, daun droht Frankreich mit der Entziehung der Erequatur der schweizerischen Consuln. vr. Ker» empsiehlt warm die Erequatur." Italien. Modena. In Carrara nahm die Polizei in der Nacht vom 21. März ein beträchtliches Waffendcpot in Beschlag, das im Hause eines Marmorarbeiters versteckt war, und verhaftete 25—30 Personen. Frankreich. l-i Paris, 1. April. Die Art und Weise, wie die englische Mu sterkanone, daS Geschenk der Königin Victoria, aufgenommen und, fast noch mehr, wie diese Aufnahme vom Moniteur mitgetheilt ward, wird allenthalben als eine Friedensdemonstration angesehen. Wer zu lesen ver steht, liest aus dem Vorgänge sowie aus der Erzählung desselben das Be streben des Kaisers heraus, das Westbündniß dauernd zu erhalten, und so sicher zählt man auf eine Verständigung zwischen der kaiserlichen Regierung und dem Ministerium Derby, daß vie Jndiabillfrage, durch welche, wie man einsicht, die Existenz des englischen Cabinets ernstlich bedroht ist, auf den Geldmarkt nicderdrückend eingewirkt hat. Ein Ministerwechsel in England unter den jetzigen Umständen wäre, wie man hier meint, insofern von Be deutung, als Lord I. Russell die meiste Aussicht hätte, an die Spitze der Gewalt zu gelangen, und es bekannt ist, daß der Führer der Whigs der französischen Allianz nicht sehr gewogen ist. Wie versichert wird,- arbeitet man von hier aus darauf hin, daß das Cabinet Derby gegebenenfalls die hinlänglichen Concessionen zu seiner Selbsterhaltung mache, und man gibt sich höher» Orts der Hoffnung hin, daß die Tories fortregieren werden, selbst wenn die von ihnen eingebrachte Bill fallen sollte. Bei dieser Be schaffenheit der Dinge ergibt es sich von selbst, daß alle die Gerüchte von Besuchen und Gegenbesuchen der Beherrscher der beiden verbündeten Reiche auf nichts weiter als auf Voraussetzungen beruhen. Die Abreise des Her zogs v. Malakow nach London ist auf den 12. März festgesetzt; der Mar schall hat häufig längere Unterredungen mit dem Grafen Walewski, um sich in die Geschäfte, welche ihm obliegen werden, gehörig einzuweihen. Wie man sagt, bemüht sich der Soldat schon jetzt, etwas feinere Formen anzu nehmen, und zeigt er sich verständiger in dem neuen Fache, als man allge mein vorausgesetzt, sodaß man wirklich glaubt, daß aus dem Marschall Pe- lissier ein leidlicher Diplomat geschnitzt werden könne. — Der kaiserliche Hof soll beabsichtigen, sich in der schönen Jahreszeit nach Fontainebleau zu begebe» und die erwarteten Besuche der Königin von Holland und der rus sischen Großfürstin Helene, Witwe des verstorbenen Großfürsten Michael, zu erwarten. — Viel ist in der amtlichen Welt von einer Bcobachtungs reise des Generals ESPinasse in den Departements die Rede, wie der jetzige Minister des Innern, vom Kaiser dazu veranlaßt, im Jahre 1852, kurz nach dem Staatsstreich eine Beobachtung gemacht. Man will wissen, daß Ludwig Napoleon eine große Meinung von dem Blick, von der Auffassnngs- reisc, überhaupt von der Beobachtungsgabe des Ministers hege.— Auf hö here Anordnung bat die Stadt Paris beschlossen, neue Arbeiten aus führen zu lasse», uni bei der Stockung der Geschäfte den Arbeitern nach zuhelfe». 160 Mill. Fr. sollen auf die Werke verwendet werden, welche zur Ausführung kommen, von welcher Auslage Paris 60 Mill, und der Staat 100 Mill, bestreiten würde. — Was die Entscheidung deS englischen Cabinets über die Suezfrage anlangt, glaube ich bei meiner Mittheilung von neulich beharren und trotz der Erklärungen deS Hrn. D'JSraeli im Parlamente behaupten zu können, daß die französische Regierung von dem Cabinet Derby die ausdrückliche und bestimmte Zusicherung erhalten, sich dem Durchbruche deS Kanal- nicht entgegenzusetzc». Nur wünschte das Ca- binct vorläufig diese Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, bis eS die bren nendsten Fragen erledigt und die Hauptschwierigkeiten beseitigt haben würde, um nicht allzu viel auf einmal zu unternehmen und seine Kräfte zu sehr theilen zu müssen. Man darf also annehmen, daß Frankreich nach dieser Richtung hin bis ans weiteres zufrieden gestellt ist. — In einem Artikel der «Presse» wird von England sehr entschieden die Zustimmung zur Durchstechung der Landenge von Suez verlangt. — Die Patrie sagt über die Besitznahme der Insel Perim durch die Engländer: „Wenn die europäischen Nationen die Schiffahrt desj Rothen MeereS nicht in Englands Hand geben wollen, wenn die Unabhängigkeit der Türkei keine Fiction sein soll, so ist eS nothwendig, daß sic auS dcr Besetzung Perims durch die Engländer unverzögert eine der wichtigste» po litische» Frage» machen." — Der Moniteur enthält über das Geschenk der Königin von Eng land folgende, in sehr schmeichelhaften Ausdrücken abgefaßte Mittheilung: Eine Kanone und ein Munitionswagcn, welche dem Kaiser von Ihrer Maj. dcr Königin Victoria geschenkt worden, wurden diesen Morgen durch eine Abthei- lung berittener Artillerie dcr kaiserlichen Garde in den Hof der Luilerien gebracht. Der Kaiser hat in Begleitung Sr. Erc. des Lords Cowley, des Kriegsministcrs und des Generals de Lahittc, des Vorsitzenden des ArtillericausschusseS, mit dcr größten Genauigkeit dieses Prachtstück der englischen Artillerie in Augenschein ge nommen, in welchem sich mit dem Comfort, den unsere geschickten und sorglichen Nachbarn in allen Gegenständen bewähren, die vollendetste Ausführung der ver schiedenen Theile in Holz und Eisen verbindet. Der englische Major Andrews hat unter Mitwirkung eines geschickten Fabrikmeisters den Mechanismus und die Be stimmung aller Theile dieses schönen Kriegsmaterials nacheinander geschildert. Die Kanone, ein Neunpfündcr, hat eine sonst nicht gewöhnliche Politur und Glanz und führt den Wappenschild von Frankreich mit der Unterschrift: „Io dlapoleon III krom Ouoon Victoria." Ihre Maj. die Kaiserin erschien mit dem kaiserlichen Prin zen, um durch ihre Gegenwart zu beweisen, wie sehr sic die Aufmerksamkeit der Königin zu schätzen wisse. Der Kaiser hat, als er sich zurückzog, Lord Cowley so wie dem Major Andrews, dessen Erklärungen er mit lebhaftem Interesse gefolgt war, seine vollkommenste Zufriedenheit zu erkennen gegeben. — Wir haben bereits mitgetheilt, daß einer Deputation aus Macon, die sich an den Minister des Innern, General Espinasse, gewendet hatte, die Erlaubniß ertheilt worden ist, eine Subscription zu Gunsten ihres berühm ten Mitbürgers Lamartine zu eröffnen. Diese Deputation wurde vom General Espinasse empfangen, und der Constitutionncl veröffentlicht jetzt folgende Zuschrift an die Abgeordneten: Paris, 28. März 1858. Meine Herren! Ich habe die sEhre gehabt, dem Kaiser die Veranlassung Ihres gestrigen Besuchs mitzutheilen. Se. Maj. ist tief ergriffen von dcr Lage, in dcr sich Hr. v. Lamartine befindet, und fest überzeugt, daß es für Frankreich Ehrensache sei, diese Lage sich nicht durch Verlängerung noch verschlimmern zu lassen. Niemand unter uns dürfte gleichgültig bleiben, wenn iS sich darum handelt, einer der größten literarischen Berühmtheiten unserer Zeit Bei stand zu leisten, und dcr Kaiser weiß besser als sonst jemand alle Verdienste Ihres, ruhmreichen Mitbürgers zu würdigen. Dcr Fürst, welcher seit zehn Jahren gegen die Ercessc der Demagogie kämpft, vergißt nicht und wird niemals vergessen die von Hrn. v. Lamartine der heiligen Suche der Ordnung im Jahre 1848 geleisteten Dienste, sowie daß durch seine hochherzige Energie Frankreich so vieles Elend und so viele Schmach erspart wurde. Ich crthcile die Erlaubniß zu der Subscription, zu der Sic edelmüthig die Initiative ergriffen haben, meine Herren, und ich habe das Vergnügen, Ihnen zugleich ankündigen zu dürfen, daß der Kaiser zuerst seinen Namen auf die Liste setzen will. Genehmigen Sic, meine Herren, die Versicherung dcr vollkommcnstcn Ergebenheit. Der Minister des Innern und der allgemeinen Sicherheit: Espinasse. — In Paris ist dcr frühere Polizeipräfect Carlier gestorben. — Es gehört zu den charakteristischen Zügen des zweiten Kaiserthums, daß das Titel- und Ordens wesen auf alle Weise gepflegt und poli zeilich geregelt wird. Einen Beitrag dazu liefert das Decret vom 27. März, welches im Moniteur steht und wodurch den Mitgliedern der Gesellschaften zu gegenseitiger Hülfe, denen Ehrenmedaillen verliehen worden, erlaubt wird, diese an einem schwarzen Bande mit blauen Streifen zu tragen, jedoch nur innerhalb des Gcsellschastsgebäudes und während der Versammlungszeiten. — Dem Frankfurter Journal wird von der französischen Rheingrenze un- term 26. März geschrieben: „Man fühlt in ganz Frankreich die noch nie so dagewesene Macht des Klerus; man fühlt sie besonders stark im Pro testantischen Elsaß, wo mit Hülfe der Jesuiten überall neue Ankäufe zu Errichtung von Klöstern und kirchlichen Anstalten gemacht werden! Um die protesiantischen Bevölkerungen zu überstimmen, siedelt man immer mehr aus dem Innern koyimende Nichtprotestanten und eigentliche Franzosen an, so daß, wo früher in den größern Städten mehr als die Hälfte Protestanten waren, diese nur kaum ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Leider ste hen aber auch in dieser letzten kirchlichen Gemeinschaft mindestens vier Par teien einander entgegen, unter denen die Strenglutheraner, wie überall, die Brücke in das römische Lager schlagen! Wir dürften noch für unsere Glau bensbrüder hoffen, wenn den politischen Blättern nicht die religiöse Polemik verboten wäre. Der klerikale Einfluß wird von dorther auch auf das rechte Nheinufer wirken und mit Hülfe günstiger Concordate auch den politischen Blättern in religiöser Beziehung Schweigen aufzuerlegcn wissen! Bald wird keine andere Wahl mehr sein als zwischen Nom und Deutschland! Und als Repräsentantin des Protestantismus muß Berlin als ein neucS Babel ver schrien werden."