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Dienstag. Leipzig. Die Zeitung er scheint mit Au«»ohm« de« Sonntag« täglich Nachmittag« für den folgenden Tag. Preis für da« Vierteljahr l>/, TNr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. — Nr. 74. - MW AllMiiic Kkilmig. »Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» M. März 1858. Zu beziehen durch alle Vrft- ämter de« 3n - und Au«landc«, sowie durch die Bdpeditio» in Leipzig lOnerftraß« Nr. N. Lnsertionsgediihr für den Raum einer Zeile 2 Ngr Deutschland. Frankfurt a. M., 27. März. Die Frankfurter Postzeitung schreibt: „Man sagt über die gestrige Bundcstagssitzung, die dänische Erklä rung sei dem holsteinischen Ausschüsse zugewiesen, der preußisch-hannoversche Antrag vertagt, die Mainzer UnterstützungSangelegenheit auf gutem Wege, indem die meisten der betreffenden Proposition beigestimmt und nur noch einigen Gesandtschaften die Instructionen gefehlt hätten. Der Inhalt der dänischen Erklärung dürfte bald anderweit kund werden." Nach einer Mittheilung im Frankfurter Journal stimmt die an den Bund gelangte Rückäußerung Dänemarks mit den kürzlich von der Jn- dtipcndancc belge gemachten Mitthcilungen keineswegs überein. Sie soll vielmehr bekunden, daß die von der Bundesversammlung in der holstein- lauenburgischcn Frage gefaßten Beschlüsse von dem dänischen Cabinet in ih rer Bedeutung gewürdigt worden sind und Anhaltepunkte zu einer mate riellen Lösung der Holstein-lauenburgischen Frage bieten. Preußen, t Berlin, 28. März. Die Wiederherstellung des Prinzen von Preußen von seinem Fußlciden ist jetzt so weit vorgerückt, daß derselbe mit Hülfe eines Stockes im Zimmer auf- und abgehen kann. Die von der Prinzessin von Preußen veranstalteten kleinen Abendgesellschaften werden in dem Vorzimmer des Prinzen gehalten. Hinstchts der Gestaltung der Dinge nach Ab lauf des dem Prinzen von Preußen von dem Könige übertragenen.Ma ndat s hört man in unterrichteten Kreisen die Meinung aussprechen, daß eine Verlängerung dieses Mandats auf weitere sechs Monate unter den obwal tenden Verhältnissen diejenige Entwickelung der Angelegenheit sei, welche die größte Wahrscheinlichkeit für sich haben möchte. — Die Pläne zu dem Bau des hiesigen neuen Domes sollen nunmehr die volle Genehmigung erhalten haben, sodaß in dieser Beziehung kein Hindcrniß mehr obwaltet. Zum vorläufigen Angriff der Arbeiten sollen die ausreichenden Geldmittel vorliegen. Außer der Summe, welche die königliche Bankvcrwaltung für den Dombau hcrgcgeben hat, sind auch beträchtliche Beiträge von den Han dels- und Versicherungsgesellschaften für denselben gezeichnet worden. Noch keine bestimmte Entscheidung scheint darüber getroffen zu sein, ob gleich zeitig mit dem Angriff der Arbeiten für den Dombau auch der Fortbau der Königsgräher neben dem Dome in die Hand genommen werden wird, zumal beide Bauwerke in so inniger Beziehung miteinander stehen. Be kanntlich ist der Bau der Königsgräber (Osmpo santo) schon bedeutend gefördert. —r Herlin, 26. Mqrz. Die seit Januar polizeilich gemeldeten Fälle der hier herrschenden Pocke nepidemie sollen sich bereits auf 300 bc- lqufen. Diese aber sind nur ein Bruchtheil der wirklichen Erkrankungen. Dazu kommt, daß sic sich nicht mehr auf die Arbeitsvicrtel vor den Tho ren beschränken, sondern in allen Gegenden der Stadt bei Hoch und Niedrig auftrete». Die Furcht vor dem Uebel führt zu allerlei Discussionen. Die Erfahrung, daß auch Geimpfte von der Krankheit ergriffen werden, hat Zweifel an der Kraft der Impfung hervorgerufen. Man fängt an, cs für nyfhwendig zu erachten, zu der ursprünglichen Quelle der Kuhpocken zu- rückzukchrcn.— Mit nicht minderm Interesse wird der neue Fall, daß ein preußischer Untcrthan inS Ausland gehen mußte, um für die Verbindung mit der gewählten Lebensgefährtin die kirchliche Weihe zu erhalten, besprochen. Man erwartet mit großer Sicherheit von der Kirchenbehörde eine Umkehr auf dem cingeschlagenen Wege, mit dem sich auch viele sonst sehr kirchliche Leute nicht einverstanden erklären können. — Bei der Budgetberathung fand dieser Tage eine interessante Debatte statt. Auf eine Anfrage des Abg. Kühne gab nämlich der Handclsministcr v. d. Heydt zu, daß aus dem Gewinn der Preußischen Bank — um einem Wunsche des Königs zu entsprechen —- 25000 Thlr. zum kölncr Dvm- bau verwendet worden seien. Da nun der Staat ein Recht auf die Hälfte des Bankgewinns hat, so versteht es sich von selbst, daß ein solches Ge schenk nicht ohne Zustimmung der Landesvertretung gemacht werden konnte. Graf Schwerin rügte daher auch diese ebenso „willkürliche als ungerecht fertigte Handlung" und Hr. v. Gerlach stimmte ihm darin bei. Hr. Wentzel: Die Regierung werde am besten thun, wenn sic um nachträgliche Genehmigung nachsuchte. Der Minister folgte denn auch diesem Rache und bat um nachträgliche Genehmigung der Ausgabe von 12,500 Thlrn. (all gemeiner Beifall); die Linke aber trug nunmehr selbst (durch Hrn. v. Pa- tow) auf diese Genehmigung an, die auch jofort einstimmig crthcttr wurve. — Aus Bonn vom 26. März wird dem Frankfurter Journal geschrieben: „Die juristische Facultät der hiesigen Universität hat dein Privatdvcenten vr. Beckhaus von Michael dieses Jahres ab die Fortsetzung seiner Vorle sungen untersagt. Gründe für diese Aufsehen erregende Maßregel sind nicht angegeben, vr. Beckhaus gehört zu den besser» Lehrkräften un serer Universität; seine Vorlesungen über Römisches Recht sind vorzugs weise zahlreich besucht." Elbing, 25. März. Gestern fand hier eine Ergänzungöwahl für die Stadtverordneten statt, in welcher der Redacteur dcS Neuen Elbinger An zeigers, Hermann Niesen, fast sämmtliche Stimmen erhielt, und zwar von der nämlichen Wahlklaffe, welche unter dem „Schutze" der Polizei lauter „cvnscrvativc" Wahlen zu Stande gebracht hatte. (N. E. A.) Baiern. Nürnberg, 24. März. De» Lesern dieses Blattes ist wo! noch erinnerlich, daß vor fünf Jahren hier ein Mann, als Officiant beim königlichen Stadtcommissariate verwendet, NamenS Rang, eine anmaßende Nolle spielte und, sich seiner Stellung überhcbend, mancherlei Uebergriffe erlaubte, daher er entsetzt wurde. Es walteten jedoch besondere Rücksichten ob, und man gab ihm cine, seine Familie nährende Beschäftigung an dem Zuchthause zu Kaisheim im Kreise Schwaben. Daß er dahin komme, war der Wunsch vieler seiner Freunde. Doch daö Anschwärzen war dem ent lassenen Polizeimann schon zur andern Natur geworden, obwol er hätte merken könne», daß man damit nicht ausreicht; denn wegen Amtsehren beleidigung eines geachteten Rcchtsraths dahier wurde er früher schon ge richtlich bestraft. In dem neuen Tusculum schuf Rang das berühmt ge wordene „Schwarze Buch", dessen mysteriöses Erscheinen vor einigen Jahren ciu Hallo in der ganzen deutschen Presse hervorrief. Dafür tüchtig auf die Finger geklopft, warf Rang seine Denunciantennctze über seinen Vor stand und andere Beamte der Anstalt, und richteten sich seine Wahrnehmun gen zu einem Conglomerate von Anklagen z», das der allzeit Schreibfertigc der höchsten Stelle zuzustcttcn wagte. Aber die Hoffnung, seine Verdienste endlich belohnt zu sehen, trog ihn auch hier wieder; denn da er, trotz drei maliger Verwarnung, mit seinen zudringlichen Angebereien die obersten Be hörden nicht verschonte, so wurde ihm der bisjetzt gereichte Gnadengehalt entzogen nnd er auch seiner Stelle, durch welche man ihm ohnehin nichts zu thun gab, enthoben. Nun blieb ihm kein Ausweg, als wieder nach Nürnberg zu ziehen und dort wieder das zu werden, waS er früher war: Schreiber. Doch die alte Selbstüberhebung hatte den kleinen Mann noch nicht verlassen. Er verlangte vom Magistrat eine namhafte Summe für sich und seine Familie als Reisegeld; auch solle man für ihn zwei Zimmer bereit halten, da er im Sinne habe, in Nürnberg cine Zeitung herauszu- gcben. Vorgestern traf nun vom Landgerichte Donauwörth eine Requisi tion ein, infolge deren Rang, angeklagt der Amtsehrenbeleidigung des Vor standes desselben, verhaftet und in die Fronveste des hiesigen Bezirksgerichts abgeführt wurde. ' (Frkf. I.) Württemberg. Der Wiener Zeitung schreibt man auS Stuttgart vom 24. März: „Wie selten in cincm ander» Lande befinden sich in unserm kleinen Württemberg viele schöne Kirchen und ehrwürdige Orte, denen der fromme Sinn des katholischen Volks eine besonders religiöse Bedeutung bei gelegt hat; viele derselben sind nun zu andern als religiösen Zwecken ver wendet oder ist wenigstens ihr Cultus durch die Ungunst der Zeiten ver nachlässigt worden. Aber das Volk hat seine pietätsvolle Liebe für sic be wahrt, und wenn auch nicht mehr der Klang der Orgel oder der duftende Weihrauch sein Herz erfreut, so versäumt es doch nicht, an den festlichen Tagen, die mit jenen Kirchen und Orten in bedeutungsvoller Beziehung stehen, dorthin zu wallfahren. In neuester Zeit nun, nachdem infolge der Vereinbarung mit Nom die katholische Kirche bei uns wieder eine freiere Stellung eingenommen hat, hört man vielfach den Wunsch aussprechen, cS möchten diese Wallfahrtsorte wieder mit Ordensleuten versehen werde». Es soll dies auch mit den Absichten unserS hochwürdigc» Bischofs überein stimmen, und denkt man zunächst daran, die weithin strahlende Gnadenkirche auf dem Schönenberg (in» Oberamte Ellwangen) wieder einer würdigen re ligiösen Pfiege zu übergeben. Die Gläubigen der Umgegend haben zu die sem Zweck bereits eine namhafte Summe zusammengebracht." Großherzogthum Hessen. Ivorms, 27. März. Der König und die Königin von Preußen haben dem Ausschüsse des Luther-Denkmal ve re ins zur Förderung seines Unternehmens einen Beitrag von 1000 Fl. übersenden lassen. Thüringische Staaten. U Jena, 27. März. Während man hier die umfassendsten Vorbereitungen zu unserm Universitätsjubiläum zu treffen sich allseitig angelegen sein läßt, rüstet man sich auch auswärts zur würdigen Beschickung desselben. Während z. B. in München ein für die hiesige Burschenschaft bestimmter Prachtvoller Pokal ausgestellt ist und sich in Bern ein Comite aus ehemaligen jenaischen Studenten gebildet hat, an dessen Spitze der greise Professor Trorler, ein Studicngenosse Schuberts, steht, um die Betheiligung an unserm großen Feste anzuordncn und über ein gemeinsames Festgcschenk zu berathcn, bereitet der Prediger der cva» gelischcn Gemeinde zu Bek-S-Csaba in Ungarn, Ludwig Haan, Vic LcbcnS ! beschreibuugen der mehr als 1500 Ungarn vor, welche seit der Stiftung unserer Hochschule hier ihre Stulicn machten. Das Buch, welches den Titel „Zoim luingarioa" führen wird, ist sicher als eine der schönsten unsern Zu-