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124 sdtzung auf eine ändert Pfarr« nachzusuchen habt. Hr. Pfarrer KriegSmann f^lt indessen nicht geneigt stin, ditst Btgnadigung anzunthmtn, sondern »ialmehr die Absicht haben, demnächst seine Strafe im CorrectionShauS an zutreten und während dieser Zeit seine Pfarrei verwalten zu lassen. War- tm wir die weitere Entwickelung ab." Oesterreich. Htvicn, 17. Jem. In einigen Tagen wird Hr. v. Bvurqueney, der französische Botschafter am wiener Hofe, auS Paris hier eintreffen und persönlich die Versuche zu einer Verständigung zwischen den Höfen von Wien und Paris über ihre infolge der Rockkstcation der Donau-NavigationSacte entstandene Differenz einleiten. Officielle Be richte aus Paris melden, daß man dort es ganz wohl fühlt, daß der Schwer punkt in dieser Angelegenheit, von welcher der frühere oder spätere Zusam mentritt der Pariser Konferenz abhängt, einzig und allein in Wien zu su chen sei. Man sucht daher in der französischen Hauptstadt einen Weg ein- zuschlagen, der mehr versöhnlicher Art ist und aus baldige Verständigung mit dem wiener Cabinct abzielt. Hierselbst ist man zwar fest entschlossen, dir von Frankreich behauptete Conrpetcnz der Pariser Konferenz bezüglich der Revision und Sanction der Donau-NavigationSacte im Princip nicht anzuerkennen, jedoch nichtsdestoweniger zu einer annehmbaren TranSaction in dieser Frage sich herbeizulassen. Wie ich vernehme, wäre es vorzüglich daS Cabinet von St.-James, welches in vermittelnder Weise für eine Ver ständigung in Wien wirken läßt. Das londoner Cabinet, welches anfäng lich gänzlich der Auffassung des wiener Cabinets bezüglich der der Pariser Konferenz zu machenden Vorlage der Donauactc sich angeschlossen hatte, wünscht nunmehr, ohne im geringsten sich auf den Standpunkt Frankreichs in dieser Frage zu stellen, daß Oesterreich sich diesfalls nicht so starr an seine Auf fassung binde und eine Verständigung mit Frankreich nicht zurückwcisc. Es ist gegründete Aussicht vorhanden, daß daS letztere auch nicht geschehen werde, wenngleich in diesem Augenblick das wiener kabinct ein Memoire vom Stapel laufen ließ, welches, für sämmtliche Cabinete der Großmächte bestimmt, mit scharfer Logik darthut, daß die Donauferstaaten keine Revi sion und Approbation der soeben zu Stande gekommenen Vereinbarung zu- laffen können. Es kann gar nicht anders sein, daß auf dieses umfassende diplomatische Aktenstück des wiener Cabinets nicht nur von Seiten des pa riser Cabinets, sondern auch aller übrigen bei der obschwebcnden Frage in- teressirten Cabinete ebenso umfassende Repliken nächstens hier einlangen wer- den, welche allerdings swenig zu der Aussicht beitragen können, daß eine Verständigung und infolge dieser der Zusammentritt der Konferenz in Pa ris so bald erfolgen werde. Dafür mag cs zum Tröste dienen, daß alle andern die Organisation und künftige Gestaltung der Donaufürstenthümer betreffende Fragen so ziemlich als erledigt anzusehen sind und wenig Hindernisse einer allgemeinen Verständigung in den Weg legen dürften. Dem von den Donaufürstenthümcrn selbst geäußerten Wunsche nach Erhal tung des Statusquo mit einigen liberalen Aceessorien, zu welchen die Pforte autonom sich bestimmt finden dürfte, werden die meisten der Großmächte nicht entgegensein. Dafür wird die Frage über die Erblichkeit der Für stenwürde in der Moldau und Walachei nicht so wegen deS Princips als vielmehr der Realisirung halber bei der große» Zahl von intrlguirenden Kandidaten um den erblichen Purpur zu manchen Schwierigkeiten und kon troversen Anlaß bieten. Italien. Sardinien. Turin, 15. Jan. Gestern brach im Univerfitätspalast Feuer auS, das bald gelöscht wurde, ohne namhaften Schaden anzurich ten. — Hier herrscht große Entrüstung über das Attentat gegen den Kaiser Napoleon, man bereitet Beileids- und Glückwunschbczeigungen vor. Die Quästur ist in voller Thätigkeit; es wurden Hausuntersuchungen ge halten, jedoch ohne Erfolg. Man spricht von der Ausweisung vieler Flücht linge; der Ministerrath hat sich versammelt. (Oest. Cz.) Ara« kreich. * Paris, 17. Jan. Begreiflicherweise ist das Attentat auf den Kai ser noch der Hauptgegenstand, mit dem sich die Tagespresse beschäftigt. Der Moniteur theilt heute die Anreden des Präsidenten vom Senat und deS Präsidenten vom StaatSrath an denselben mit. Nachdem der Präsident des Senats seine Ueberzeugung kundgethan, daß diese Complote nicht von Frank reich herrühren, „welches dem Kaiser drei Volksbeschlüffe gegeben und auf alle Anrufe dieselbe Antwort ertheilt habe", fuhr er fort: Frankreich beharrt bei seinen Beschlüssen, und es freut sich, daß cs an seiner Spitze einen Fürstin erblickt, der die Gewalt hergesteüt und zugleich alle Quellen seiner Größe wieder erschlossen hat. Verharren wir demnach bei dem Grundsatz der Autorität, welche Frankreich in Ihnen verkörpert sicht. Ew. Maj. wird den Senat bereit finden, diesen Grundsatz fest in allen gesetzmäßigen Folgerungen auf recht zu erhalten; denn durch die Bresche der erschlafften Gewalten sind die Revo lutionen cingedrungen, und Frankreich will aufrecht, stark, groß und einig bleiben und sich nicht in die Reibereien der Parteien herablassen oder schmählich in den Sa turnalien der Anarchie umhcrtaumcln. Doch cs handelt sich noch um etwas An deres. Der aus Frankreich vertriebene revolutionäre Geist hat im Auslande sich ein« Heimat erwählt und ist Weltbürger geworden. Aus diesen gegen Europa in Europas Mitte selbst errichteten äußern Bollwerken wurden die fanatischen Meu chelmörder mit dem Auftrage ausgesandt, Eisen und Feuer auf den Fürsten zu schleudern, welcher in seinem gewaltigen Arme den Schild der europäischen Ord nung trägt, — jene abscheulichen Verschwörer, deren Politik der Mord ist und welche sogar schwache Frauen angreifen, nicht wissend, daß cs auch unter diesen solch« gibt, deren Beherztheit sich bis zum Heldenmuth erhebt. Da aber diese un versöhnlichen Revolutionäre, alle Pflichten der Gastfreundschaft mit Füßen tretend, ihre Zerstörungswuth zu einer gemeinsamen Sache gemacht haben, wcöhalb sollten sich di« Regierungen und Völker nicht gleichfalls zur gerechten Nothwchr den Bei stand einer solidarischen Unterstützung leiben? Da« Völkerrecht gestattet da«, die Billigkeit und da« allgemeine Beste machen e« zur Pflicht. B«s,Ml«r- ist map sie« der Mäßigung Frankreich«, der Weitheit seine« Herrscher« und, hcq, »ürch deAy» Politik geleisteten, nicht hoch genug anzuschlagenden Diensten schuldig, Die«, -K«, ist heut« Frankreichs Ruf, die« die Stimme d«I Senat«! Der Präsident deS StaatSrath- legte in seiner Rede besonder», Nach druck darauf, daß Jeder bei dem Gedanke« a» die Leiden schaudern müsse, welche der Sieg dieser verderbten Rotte über Frankreich nicht allein, son dern alsbald über ganz Europa gebracht haben würde. Auch er schloß hieran den Wunsch, daß diese Gemeinsamkeit der Gefahren endlich auch eine ge rechte und große Gegcnscitigkcit unter allen Völkern Hervorrufen werde, damit jene elenden Meuchelmörder, welche das Gastrecht, daS sie bei befreun deten Nationen finden, und den Schutz der Gcsetzc zum Schmieden von Complotcn und zur Verfertigung von Höllenmaschinen misbrauchen, endlich auS dem gesitteten Europa, dessen Schmach und Gefahr sic sind, vertrieben werden. In dem zweiten Theile seiner Anrede sprach der Präsident nament lich von der Steigerung der Liebe und Anhänglichkeit des französischen Volls an die kaiserliche Familie gegenüber dem Hasse, den ihre Feinde durch elende Mordversuche bekunden. Indem der Kaiser den großen Staatskörperschaften dankte, sprach er gegen dieselben sein festes Vertrauen auf deren Mitwirkung und Ergebenheit aus. Er setzte hinzu, er werde, obwol er vollkommen entschlossen sei, die Maßregeln, welche als nothwendig erachtet werden wür-. den, zu ergreifen, nicht von den Pfaden der Festigkeit und Mäßigung ab- wcichen, die «r bisher eingehalten habe. Jede dieser Reden wurde wieder holt durch die lebhaftesten Zustinunungsrufe unterbrochen und schloß unter dem Beifall aller Anwesenden. Der Constitutionnel versichert wiederholt, daß die Kaiserin bei der drei maligen Erplosion eine bewunderungswürdige Kaltblütigkeit bewiesen habe; die Fürsorge des Kaisers sei sofort auf die Opfer der Katastrophe gerichtet gewesen; derselbe habe vielfache Befehle und Anordnungen ertheilt, auch sei es nicht unbemerkt geblieben, daß der Kaiser dem verwundeten General Roguet seinen Paletot wieder angezogen habe, welcher voll von Löcher» war, die von den Wurfgeschossen herrührten. Unter den Personen, welche sich neben dem Polizeicommissar Hebert besonders ausgezeichnet haben, nennt der Constitutionnel den Brigadier Alessandri, denselben, welcher bekanntlich den Mörder Pianori fcstnahm. Er verhaftete einen mit einem Revolver Bewaffneten mitten unter den Volkhaufen. Die gerichtliche Untersuchung wird ohne Unterlaß fortgeführt. Ein« große Anzahl Zeugen sind bereits verhört worden, unter andern auch die Besitzerin des Hötels, wo Picrri und Da Silva wohnten. Wie das Paps versichert, lassen die erhaltenen Aufschlüsse keinen Zweifel zu über das Vorhan densein eines Complots, das im Auslände vorbereitet wurde, und über die Beziehungen, welche zwischen den Meuchelmördern und den londoner Flücht lingen bestanden. Demselben Journal zufolge geht aus der Untersuchung hervor, daß die Wurfgeschosse aus den Reihen der Menge selbst geschleu dert wurden. Die Patrie theilt über die Verhaftung Pierri'S folgende Einzelheiten mit: „Bekanntlich verdankt man dem Polizeicommissar Hebert die Verhaf tung Pierri's. In dem Augenblick, wo letzterer festgenommcn wurde, ver lor er den Kopf. Er fürchtete wahrscheinlich für sich selbst die mörderische Wirkung der Höllenmaschine, die er in der, Tasche hatte, denn er rief meh rere male: «Nehmt euch in Acht! Nehmt euch in Acht! Denn eS könnte ein Unglück geschehen!»" Orsini soll dem Hrn. Bonnefoy, dem Assistenten des Untersuchungs richters Treilhard, nachdem er anfangs seine Identität zu leugnen gesucht, mit der Bemerkung: „Waö thut mein Name zur Sache, ich heiße Legion!" zugestanden haben, daß er derjenige sei, dessen Antecedentien ihm vorgele sen wurde». Unter den Verdächtigen, die dem Kaiser unlängst durch Car dinal Antonelli bezeichnet worden, soll sich namentlich auch Picrri befunden haben. Die Italiener des 14. Jan. gehören dem Vernehmen nach zu der Partei, welche sich „die Männer der That" nennen und denen Mazzini bei weitem nicht muthig und thatkräftig genug erscheint. Der Zustand des Polizeieommissars Hebert, der 16 Wunden erhalten hat, ist ungeachtet dessen doch befriedigend. Sein Arzt hat ihm gestattet, einige Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Die Kleider und der Hut, die Hebert trug, sind von den Bruchstücken der Wurfgeschosse buchstäblich durch löchert worden, und man muß cs als ein Wunder annehmen, daß er mit dem Leben davonkam. Die Patrie erzählt den heroischen Act cines Lancier der Garde. Ein Detachement dieser Waffe war bekanntlich für die Oper befehligt worden. Die Detonationen fanden Statt, die Verwundeten wurden weggetragen, eine Viertelstunde war vergangen, und die Lancicrs standen noch immer da in Reih und Glied und mit gezogenem Säbel. „Ist jemand verwundet?" fragte jetzt der Offizier. „Ich!" antwortete ein Lancier, indem er den mi litärischen Gruß machte. Er fiel dann in Ohnmacht, und in einigen Mi nuten war er todt in Folge seiner Wunden. Der Unglückliche hatte unter den Waffe» den Todeskampf gekämpft. Großbritannien. L Lonvoit, 16. Jan. Das Attentat auf Ludwig Napoleon's Le ben hat in allen politischen Kreise» Und in der City keine geringe Sensa tion hervorgerufen, und die Börse war gestern und heute weit gedrückter als selbst die pariser. In der City beschäftigte man sich allerdings we niger mit der unmoralischen Seite des Attentats als mit den politischen Folgen, wenn der Mord geglückt wäre, und damit, welche unseligen Con sequenzen das Ereigniß auf den Markt in seinem gegenwärtigen Zustande gehabt hätte. Kein Monarch Europas, sagte man, sei so identisch mit der