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Mittwoch. Stetig. Di« Fellini er b-eiUt mit «»ImthMe »«» Bointag« täglich Nachmittag« für dcn folgtn»rn Tag Preis für da« Btrrtrlfahr l >/^ Thtr.; jede ei»jN»k Nummer s Ngr. ^ ,, ,, — Nr 16. — ' . . - . - Aklilscht AllMim Zkllllilg. «Wahrheit a»b Recht, Freiheit und Gesetz I- 20. Januar 1858 Zu dezi^r« durch aCe P,fi- ämter dr«2»» «I» Suitande«. saune durch die Srprditi»« i» Leipsig (Quersiraße Nr. O. LnsertionsgcbStzr für den Raum einer Zette S Ngr. Deutschland. Frankfurt a. M., 16. Jan. In der B undeStagSsitzung vom 14. Jan. erstattete der am 29. Oct. v. I. niedergesetzte Ausschuß ausführ lichen Vortrag über die Verfassungöangclcgenheit der Herzogthümer Hol stein und Lauenburg; die Versammlung beschloß, die Abstimmung über die Anträge deS Ausschusses in vier Wochen vorzunehmen, und es wird sich Vorbehalten, sodann auf diese Angelegenheit weiter zurückzukommen. (Nr. 15.) Der dänische Gesandte für Holstein und Lauenburg zeigt an, daß er in kurzem noch eine Erklärung über die Beschwerdeschrist der lauenbur- gischen Ritter- und Landschaft, nebst Beleuchtung derselben, überreichen werde, verwahrte gleichzeitig im allgemeinen den Standpunkt seiner Ne gierung in dieser Angelegenheit, und sicherte dabei die sorgfältige und un parteiische Prüfung der Sache zu. (Frkf. Bl.) Preußen. ^Herlin, 18. Jan. Seitens der Polizeibehörde soll man, wie man hört, jetzt mit dem Plane umgehen, in Betreff der Presse eine Neuerung, oder vielmehr Ergänzung ein treten zu lassen. Die Thea terjournale waren bisjetzt von der Cautionsstettung frei. An und für sich war das auch ganz in der Ordnung,, indem diese Journale nur wissenschaftlicher und theatergeschäftlichcr Natur sind, rcsp. so äußerlich er scheine». Es ist aber durch diese Prärogative nach und nach ein Misbrauch entstanden, der ins Ungeheuerliche geht, besonders hier in Berlin. Per sonen, Kunstler, Schriftsteller, Kunstinstitute re. werden beschimpft, discrc- dttirt, verfolgt, verleumdet und auf jede mögliche Art in ihren Interessen beschädigt, blos auö dem Grunde, weil sie mit diesen oder jenen Personen sich in keine theatergeschäftliche Verbindung einlasse» wollen. Dieser Wirth- schaft, deren Details in einzelnen Fällen der empörendsten Art sind, soll nun dadurch ein Ende gemacht werden, daß die Inhaber von Theaterjour- »ale» gehalten sein sollen, ebenso gut wie die Herausgeber von Politischen Zeitschriften, eine Kaution zu bestellen.—.Wenn man durch die Stadt geht und die Vorbereitungen ansieht, welche für die große Illumination am 8. Fcbr. getroffen werden, so muß man in der That staunen. Eine solche Illumination wird in Berlin, vielleicht in ganz Deutschland, noch nicht ge sehen worden sein. Für die Illumination der Communalgebäude allein werden an. 15,000 Thlr. aufgewendct. Die große Fontaine vor dem Museum wird an jenem Abend, statt Wasser, einen mächtigen Feucrstrahl hoch in die Luft spielen lassen. Dem vorläufig bereits festgesetzten Programm für den Einzug des Neuvermählten Paares am 8. Fcbr. entnehmen wir Folgen des : Der Einzug findet statt Mittags 1 Uhr. Kanonensalven und das Ge läute sämmtlicher Glocken verkünden das Eintreffen des Zugs am Branden burger Thor. Eröffnet wird der Zug mit einer Schwadron Gardcdrago- ner, welcher , in drei sechsspännigen Hofwagen, daS männliche Personal des Hofstaats der Neuvermählten folgt. Dann folgt eine Schwadron vom Re giment-Garde-du-Corps mit der Musik, hierauf, in einem von acht Pfer den gezogenen Galawagcn das Neuvermählte Paar mit der Oberhofmei sterin Gräfin Perponcher, dann wieder eine Schwadron vom Regiment Garde-du-CorpS, dann zwei sechsspännige Höfwagen mit dem weiblichen Personal pes Hofstaats der Neuvermählten und zum Schluß wieder eine Schwadron Gardedragoner. Die «Zeit» berichtet auö Berlin vom 18. Jan.: „Der Prinz von Preußen trat gestern Abend 6V2 Uhr mit dem kölncr Schnellzuge die Reise nach London über Calais an. Der Prinz Friedrich Wilhelm gab sei nem Vater bis Potsdam das Geleit und übernachtete dort im Cabinets- hause. In dem Gefolge deS Prinzen von Preußen befanden sich der Oberst v. Alvenslebcn, die Adjutanten v. Boyen und Graf v. d. Goltz, der Hof marschall Graf Pückler, der Geh. Cabinetsrath Jllaire, der Geheimrath v. Arnim, der Hofrath Borck, der Cabinetssccrctär Noel, der Leibarzt vr. Laner rc. Dem Vernehmen nach gedenkt der Prinz von Preußen in den letzten Tage» dieses Monats von London hier wieder einzutreffcn und wird wahrschei»lich am 28. Jan. die Rückreise von England antreten. Der Prinz Friedrich Wilhelm kehrte heute Mittag von Potsdam nach Ber lin zurück." Min-cn, 17. Jan. Der Obcrstlicutenant Deetz ist seiner Function als Commandant hiesiger Festung enthoben und als Oberst zur Disposition gestellt. Als Nachfolger wird der Major Graf v. d. Goltz in Potsdam bezeichnet. Hr. Oberst Deetz war bekanntlich früher Parlamentsmitglied und auch Commandant zu Frankfurt a. M. (Köln. Z.) — Die vielen Mittheilungen, welche die Zeitungen über den Unfug mel den, der in verschiedenen Städten Baierns in Betreff des Abschneidenö von Zöpfen getrieben wird, scheint, wie das Verordnungs - und Jnteüigenzblatt mittheilt, ein berliner-Dienstmädchen zu einem eigentümlichen Roman veranlaßt zu haben. Das Mädchen hat seiner Herrschaft einen abgeschnit tenen Zopf mit der Behauptung präsentirt, daß ihr solcher in einer völlig räthselhäftcn Weise auf dem Wilhelmsplatze abgcschnitten worden sei. Sie will von niemand gestoßen, auch nicht auSgeglittcn sein, sie Witt niemand gesehen haben, dennoch will sie hingefallen sein und, zu Hause angckommen, bemerkt haben, daß ihr der Zopf fehle. Sie hat auch niemand um Hülfe gerufen und niemand hat sie fallen sehen. Obwol cs nicht unmöglich wäre, daß der Unfug des ZoPfabschneidenS, in Folge der vielen betreffenden Zei tungsartikel, auch in Berlin Nachahmung gefunden hat, so machen doch die sofort angestellten amtlichen Ermittelungen es höchst wahrscheinlich, daß daS Mädchen die Unwahrheit sagt und sich selbst den Zopf abgeschnitten hat. Es erscheint dies um so wahrscheinlicher, als sie einen starken Haarwuchs hat und das rasche Wachsen deS HaarS erwarten kann, auch erwiesener maßen eine eifrige Zeitungsleserin ist und namentlich die Artikel über daS Abschneiden der Zöpfe in Baiern gelesen hat. Der Hang, sich eine Wich tigkcit beizulegcn oder die Mildthätigkeit ihrer Herrschaft rege zu machen, mag das Motiv zu ihrem Verfahren abgegeben haben. Baiern. Lj München, 16. Jan. Die Neuesten Nachrichten von gestern erachten sich für autorisirt, bezüglich der Zopfabschneiderei zu erklären, daß im Ganzen 14 Fälle zur Anzeige gekommen seien, wovon sie ben lediglich auf Angaben der Beschädigten beruhen, einer widerrufen wor den und die weitern sechs Fälle mit zwcifelerregenden Umständen begleitet seien, dann daß ein in Neuhausen vorgekommener Fall sich durch den Wi derruf der Beschädigten als unwahr darstelle. Diese Berichtigung verur sacht viele Heiterkeit im Publicum, welches sehr gut weiß, welche Bewandt- niß es mit dem Widerrufe des Mädchens von Neuhausen, dem doch in der That der Zopf abgeschnitten worden ist, hat, und welches nicht begreift, warum die erstgenannten acht Fälle, nicht beachtet, die weitern sechs aber als zweifelhaft betrachtet werden sollen; dann, fragt man sich, warum sol len denn die Mädchen Plötzlich auf den Einfall gekommen sein, sich die Zövfe, die doch alle an die Polizei eingeliefert wurden, selbst abzuschneiden und dann die Schuld dem Zopfabschneider beizumeffen? So sehr man von einer gewissen Seite bestrebt ist, die Vorfälle nicht nur der Zahl nach zu mindern, sondern sie alle oder doch größtentheils als Produkte der Lüge zu erklären, so ist das Publicum doch von dem Gegentheil überzeugt und weiß auch, daß mehrere Mädchen, welchen die Zöpfe abgeschnittcn wurden, keine Anzeige bei der Polizei machten, theils um „den Laufereien", wie sie sich ausdrückcn, zu entgehen, theils um nicht andern Unannehmlichkei ten ausgesetzt zu sein. So viel ist gewiß, daß eS der Polizei noch nicht ge lungen ist, irgendeines Zopfabschneiders habhaft zu werden, und da sie so außerordentliche Thätigkeit entfaltet hat, so fehlt es nicht an Gerüchten, welche einen jungen Mann aus der höhcrn Classe, der namentlich genannt wird, als Zopsabschneider hier und in Augsburg bezeichnen und als uner reichbar für den Arm der Polizei annehmcn. Dieses ist, nun gewiß der Fall nicht, aber daß die Polizeibehörden der verschiedenen Städte, in wel chen daS Zopfabschneide» vorkam, daß besonders die münchencr Polizei mit ihren vielen Hülfsmitteln und ihrer bekannten Energie die Thäter nicht zu ermitteln vermochte, bringt vielen aufs neue die Ucberzeugung bei, daß das gegenwärtige Polizeistrafverfahren veraltet und unbrauchbar geworden sei, daß ein öffentliches Verfahren sich als nothwendig darstelle und daß es nur einem solchen gelingen könne, derartige und andere Frevler bald, we nigstens schneller als jetzt, einfangen, überführen und bestrafen lassen zu können. Bei einem öffentlichen Verfahren, gebaut auf ein Polizeistrafge setzbuch, Hilst jeder redlich Gesinnte gern mit, denn er erfährt doch, wozu seine Bemühungen genützt oder warum sie keinen Erfolg gehabt haben. Bei dem geheimen Verfahren ohne Polizcistrafgesetzbuch, bei dem Festhalten an der veralteten Ansicht, daß in Polizcisachen Ankläger und Richter in Einer Person vereinigt sein müssen, bei einem Verfahren, wo so vieles allein der Ansicht des Polizcibeamten anheimgegeben ist, scheut sich jedermann, mit der Polizei in irgendeine Berührung zu kommen, und unterstützt sie also auch nur dann, wenn er gerade nicht anders kann. Einem Gerüchte zu folge, welches allgemein verbreitet ist, soll der erwähnte Zopsabschneider in der Sendlingergasse Abends 6 Uhr auf der That erwischt und insbeson dere von einem Hausknechte jämmerlich durchgeprügelt, der Polizei jedoch nicht überliefert worden sein. Diese Cur scheint bei ihm angeschlagen zu haben, denn seitdem vernimmt man nichts mehr von derartigen Bübereien. Württemberg, n Stuttgart, 18. Jan. Das heutige Bulletin über das Befinden des Königs lautet: „Obgleich bei Sr. Maj. dem König der Husten noch in einem ermäßigten Grade fortdauerd und hierdurch die Nachtruhe noch zum Oester» gestört wird, so macht die beginnende Gene sung doch Fortschritte und Se. Maj. hat gestern mit Behaglichkeit, wenn gleich mit noch schwachen Kräften einige Stunden außer dem Bette zugebracht." Nassau. Langcnschwatbach, 15. Jan. Dem Mainzer Journal wird von hier berichtet: „Heute Mittag wurde dem Pfarrer Kriegsmann seine Begnadigung von dem hiesigen Amte angekündigt. Es lautet dieselbe dahin, daß derselbe eine Summe von 150 Fl. zu erlegen und um Der-