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DRESDNER PHILHARMONIE Sonntag, den 25. Dezember 1977, 20.00 Uhr Montag, den 26. Dezember 1977, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Johannes Winkler Solist: Andreas Buschnakowski, Karl-Marx-Stadt, Orgel Henry Purcell 1659-1695 Johann Sebastian Bach 1685-1750 Georg Friedrich Händel 1685-1759 Suite aus „The Fairy Queen" (Die Feenkönigin) Prelude Hornpipe Air Rondeau Hornpipe Tanz der Feen Prelude Tanz des Gefolges der Nacht Affentanz Chaconne Sinfonia für Orgel und Orchester D-Dur Vorspiel zur Kantate BWV 169 Sinfonia für Orgel und Orchester E-Dur Vorspiel zur Kantate BWV 49 Konzert für Orgel und Orchester A-Dur op. 7 Nr. 2 Ouvertüre A tempo ordinario Adagio Allegro PAUSE Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Sinfonie C-Dur KV 551 (Jupiter-Sinfonie) Allegro vivace Andante cantabile Menuett (Allegretto) Molto allegro ANDREAS BUSCHNAKOWSKI, einer der namhaftesten Organisten der mittleren Generation in unserem Lande, wurde 1936 in Leipzig geboren. Er studierte an der Musikhochschule seiner Hei matstadt in den Jahren 1954—1958 bei Diethard Hellmann und bei seinem Vater Werner Buschna kowski und absolvierte 1964—1966 eine Aspirantur bei Prof. Robert Köbler. 1964 gewann er den 2. Preis im Fach Orgel beim Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig. Seit 1958 ist er als Organist an der St. Jakobi-Kirche in Karl-Marx-Stadt tätig und unterrichtet außerdem seit 1961 on der Pädagogischen Hochschule Zwickau (Klavier und Theorie). Erfolgreiche Konzertreisen führten Andreas Buschnakowski, der 1974 mit der Verdienstmedaille der DDR ausgezeichnet wurde, in die UdSSR, CSSR, nach Polen, Jugoslawien, Ungarn, Indien, Schweden. Dänemark, England, Belgien, in die Niederlande, nach Spanien. Österreich und in die BRD. Ferner ent faltete er eine rege Tätigkeit für Rundfunk, Schallplatte und Fernsehen. ZUR EINFÜHRUNG Als Englands wohl bedeutendster nationaler Komponist gilt, wenn man von dem 1976 verstorbenen Benjamin Britten absieht, ein Meister des 17. Jahrhunderts: Henry Purcell. Der musikalischen Tradition seines Vaterlandes, insbesondere dessen Volksmusik, zutiefst verpflichtet, aber auch Einflüssen aus Italien, Frank reich und Deutschland aufgeschlossen, schrieb er großartige Vokalwerke, Kan taten, Kirchenmusiken, die Oper „Dido and Aeneas" (1675), fünf Halbopern (das sind Opern mit gesprochenem Dialog oder Schauspiele, in denen die Musik einen bedeutenden Anteil einnimmt), Kammermusikwerke und Dutzende von Schau spielmusiken. Die aus dem Jahre 1692 stammende Halboper „The Fairy Queen“ (Dief eenkönigin), die zu den wertvollsten und edelsten Schöp fungen des englischen Meisters zu rechnen ist, stellt in textlicher Hinsicht ein Arrangement von Shakespeares „Sommernachtstraum" durch einen Anonymus dar. Purcells Partitur zu dem Werk war kurz nach seinem Tode verschwunden. 1701 setzte man 20 Guineen für den Finder aus, freilich ohne Erfolg. Erst gegen die Wende des 19. Jahrhunderts wurde eine vollständige Partitur wiederaufge funden, zum Teil von des Komponisten eigener Hand. Die Musik ist in verschie denste Formen aufgeteilt, Arien, Chöre, Tänze, Orchesterstücke. Aus der großen Zahl von reinen Instrumentalstücken (Vor- und Zwischenspiele, Aufzüge, Tänze) zu Purcells „Sommernachtstraum-Musik" erklingt zu Beginn unseres heutigen Konzerts eine Auswahl von zehn reizvollen Sätzen, die die lyrische, anmutige und auch heiter-groteske Seite Purcellscher Kunst so recht zeigen. Da gibt es zwei festliche Preludes, zwei lustige Hornpipes (altenglische Schalmeientänze), ein liedhaftes Air, ein Rondeau (Rundgesang), einen „Tanz der Feen", einen „Tanz des Gefolges der Nacht", einen „Affentanz" (mit ulkigen Sprüngen und Haltepunkten) und eine die Suite beschließende, herrliche Cha conne (alter italienischer und spanischer Tanz im langsamen 3 / t Takt mit Basso ostinato und Variationen), deren Anfang die bekannte Händelsche d-Moll-Sara bande vorwegnimrpf:. Unsere Suite vermittelt ein kleines Bild von der Buntheit der Purcellschen Partitur, die eine Menge allegorischer Personen und Figuren vorsah. Im umfangreichen Leipziger Kantatenschaffen Johann Sebastian Bachs begegnen uns einige Werke, in denen die Orgel in einem oder mehreren Sätzen als obligates Instrument eingesetzt wird und in denen der klangliche und kon zertante Reiz dieses instrumentalen Musizierens voll ausgekostet wird. Obwohl die Orgel in den betreffenden Stücken durchgängig nur zweistimmig geführt ist und der Baß mit dem Continuo gleichläuft, so ergibt sich doch in den verschie den besetzten Sätzen ein vielfältiges, wechselvolles Musizieren im Sinne des Instrumentalkonzertes, an dessen Entwicklung Bach bekanntlich wesentlichen An teil hatte (er war der Schöpfer des Klavierkonzertes). Meistens griff er auf be reits vorhandene Instrumentalstücke zurück, die er für den neuen Verwendungs zweck bearbeitete. So sind die Sinfonia genannten konzertanten Vor-