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ZUR EINFÜHRUNG Günter Pistorius wurde 1940 in Dresden geboren. Nach dem Studium der Kirchenmusik in seiner Heimatstadt setzte er 1959—1962 seine musikalische Ausbildung an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" Dresden fort. Sein Lehrer im Fach Flöte war Prof. Fritz Rucker, in der Komposition unterwies ihn Prof. Johannes Paul Thilman. 1970—1974 schloß sich ein Abendstudium in Komposition bei Manfred Weiss an der Dresdner Musikhochschule an. 1974—1976 besuchte er die Meisterklasse Prof. Johann Cilenseks ah der Weimarer Musik hochschule. Günter Pistorius ist bereits verschiedentlich mit großem Erfolg kom positorisch hervorgetreten, über das im Auftrag des Philharmonischen Chores Dresden geschriebene Werk, das heute seine Uraufführung erlebt, Gesänge desHafisfürzweiChöreundlnstrumente, teilt der Komponist mit: „Hafis, einer der sieben klassischen Dichter Persiens, wurde zu Anfang des 14. Jahrhunderts in Schiras geboren und starb um 1390. Sein eigentlicher Name war Mohammed Schems-eddin. Gelehrte, die den Koran auswendig wußten, trugen den Ehrentitel ,Hafis' (Bewahrer). Mohammed Schems-eddin war unter diesen der berühmteste und ging unter dem Namen Hafis in die Geschichte ein. Hafis hat eine Vielzahl von Gedichten und Sprüchen hinterlassen. Ich habe vier Ge dichte ausgewählt, die im Komplex einen dramaturgischen Bogen ergeben. Die Besonderheit der vier Gedichte besteht darin, daß der Dichter Wünsche, Gefühle und Gedanken nicht direkt mit ,der Geliebten' austauscht, sondern die indirekte Form des erinnernden und betrachtenden Gesprächs verwendet. Die Doppelchörigkeit meiner Komposition und die dadurch entstehende stereo phone Klangwirkung sowie eine diffizile kammermusikalische instrumentale Be setzung (2 Flöten, 2 Klarinetten, Horn, Klavier und Schlagwerk) ermöglichen eine optimale musikalische Umsetzung der dichterischen Vorlage. Das Instrumentarium untermalt, überzeichnet, verdeutlicht und vervollkommnet die musikalischen Aus drucksmöglichkeiten des Chores. Im Chor selbst finden u. a. auch neuere Kom positionsmethoden Anwendung, wie z. B. Flüstern, Sprechen, Rufen usw. Der Reiz des Zyklus liegt darin, daß jahrhundertealte Dichtung, die nichts an Wirklich keitsnähe verloren hat, mit den Mitteln heutiger musikalischer Ausdrucksweise ver bunden, eine künstlerische Einheit bildet.“ Die MesseC-Dur K V 3 1 7 schrieb Wolfgang Amadeus Mozart im März 1779 im Salzburger Hofdienst. Das neben dem Requiem bekannteste der größeren Kirchenwerke des Meisters führt allgemein den Beinamen „Krönungs messe". Einer glaubwürdigen Salzburger Tradition zufolge hat er die Messe für die Feier der Krönung des Marienbildes in der Wallfahrtskirche zu Maria-Plain bei Salzburg komponiert. Knappe äußere Form, den Wünschen des Erzbischofs entsprechend, homophone Behandlung der Chorstimmen und die Eingänglichkeit der Thematik haben Anteil an der Volkstümlichkeit des Werkes. Es ist oft be merkt worden, daß das Sopransolo des „Agnus dei“ eine Vorahnung der Arie der Gräfin „Nur zu flüchtig" aus „Figaros Hochzeit“ ist, daß das „Benedictus" wie das Rondo einer Sonate beginnt. Und Alfred Einstein hat auf das „Ernste, Tiefe, Großartige" der Mozartschen Kunst auch „mitten im scheinbar Konventionellen“ hingewiesen (Credo, Crucifixus). Das Fehlen der Bratschen im Orchester und die Posaunenbegleitung des Chores gemahnen an alten Salzburger Brauch. Günter Pistorius Gesänge des Hafis Erinnerung Weißt du noch, wie alles sich begab? Wie ich getroffen stand beim ersten Blick? Wie du zürnen wolltest, doch lächeltest? Wie mild der Mond uns schien und wie wir schwiegen? Wie die Nachtigall schlug und du mich küßtest? Wie meine Lieder Überschwang lernten? Weißt du noch, wie alles dies geschah? Das ewige Lied Ich wollte gern mein Lied dem Lobe des Höchsten und Größten: Der Erde weihn! Den Wind befragte ich um Stoff. Er sprach: Zu luftig ist mein Geist gleich deinem. Ich weiß nur vom Duft der Rosen und Lilien, vom Gesang der Nachtigallen. Singe dies alles, singe dies alles: Singe das Lob der Rose, das der Lilien, das der Nachtigallen . .. zu luftig ist mein Geist gleich deinem .. . und ist dein Stoff zu Ende, singe es erneut! Das Lob der Weilt singt man so leicht nicht aus. Die Liebesnacht Gleich einem Seher fühlt’ ich mich begeistert in Deinen Armen, Liebste! Diese Nacht, — eine Wundernacht, noch schöner nützt ich sie: Ich würde deine Rosenlippen küssen, im Liebestaumel küssen die Liebeshügel deiner Brust, wie im Triumph dann meine Flöte greifen und tausend Lieder erfinden Dir zum Preis! Du weißt es nicht Du weißt es nicht, wie ich dein eigen bin? Du weißt es nicht, wie dir gehört mein Sehnen? Du weißt es nicht, wie dein nur denkt mein Sinn. Du gehst vorbei — und läßt mich in Tränen.