Volltext Seite (XML)
Freitag. DK Z-iHÜ, «r- schrillt »«« Gonntag« tiglich Nachmittag« für den folgenden Tag. .1, , r Preis für da« Birrteljahr >'/, Lytr.! jede einzelne Nm» nur L Ngr. — Nr. 18 MW AllMim Kkitmg «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Iuscrtlouogebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. 22. Januar 1858. Zn beziehen durch alle Voll tmler de« Zn - und Luttanvee, sowie durch die kirpedilion in Leipzig lOuerstraße Nr. 8). Deutschland. Preußen. LerUn, 20. Jan. Die Männer der Kreuzzeitung, in und außer der Kammer, haben in dem kürzlich erschienenen Heft der Ber liner Revue eine Art von neuem Programm ausgestellt. Verdient eine solche Kundgebung schon an und für sich immer allgemeine Aufmerksamkeit, so ist dies gegenwärtig bei den außerordentlichen Verhältnissen, in welchen wir uns jetzt in Preuße» befinden und aus deren spccieller Veranlassung die Programmaufstelluitg erfolgt ist, noch in viel Höhen» Grade der Fall. Darum macht die Kundgebung in den hiesigen politischen Kreisen denn auch ein so besonderes Aufsehen. Die Herren erklären der Regierung förmlich den Krieg. Das Programm ist in der Form einer Besprechung der Thron rede gehalten und knüpft fvcciell an die Schlußworte an: „Die Regierung Sr. Mas. des Königs glaubt, in ihren gewissenhaften Bestrebungen für das Wohl des Landes unter den schmerzlichen und schweren Verhältnissen der Gegenwart um so sicherer auf Ihren Beistand rechnen zu dürfen" re. Diese Worte, heißt es nun, seien eine an alle zur Opposition geneigten Mitglie der des HauseS gerichtete Appellation, „durch keine selbständige» Anträge oder durch Anregung prineipseller Debatten rc. der Regierung eine Lag« zu erschweren, die von schmerzlichen und schweren Verhältnissen der Gegen wart ohnehin schon stark getroffen wurde". Damit könnten, da in der Thronrede ausdrücklich der Stand unserer innern und äußern Verhältnisse als sehr befriedigend bezeichnet werde, nur die Krankheit des Königs un? die dadurch hervorgerufcnen Schwierigkeiten gemeint sein. Diese Schwierig keiten verkleinerten sich und verschwänden aber mit den: Zunehme» der Bes serung des Königs, und e§ lasse sich auf dieselben als auf normirende Be dingungen überhaupt nur so lange Hinweisen und ihre Berücksichtigung von Seiten eines durch Eidschwur verpflichteten hochpolitischen Körpers verlan gen, als sie noch nicht im Schwinden begriffen seien. Somit sei dieser Schlußsatz der Rede des Ministerpräsidenten geeignet, den schönen und er hebenden Eindruck zu verwischen,-welchen seine anfängliche Ankündigung in Betreff der Besserung des Königs machte. In beiden Fällen aber, möge man sich mehr dem Eindruck des ersten oder deS letzten Satzes hingcben, bleibe den Vertretern des Volks die Pflicht, den Charakter der Appellation zu Prüfen, d»« an ihre Loyalität gerichtet werde. Die Berliner Revue spricht ihre Meinung über die Sache nun dahin aus: Sei die Hoffnung auf Wie derherstellung begründet und die Wiederherstellung selbst nahe, dann sei auch kein Grund zu. «k»er so außergeivöhnlichen Zurückhaltung vorhanden; sei aber die Hoffnung noch entfernter, oder fehlten ihr die Aussichten mehr und mehr, so steigerten sich auch die Bedeutung und Pflicht des Landtags immer mehr und erhoben ihn nach den Bestimmungen der Verfassung zu einer Höhe der Macht, auf welcher er prüfend und bestätigend das Thron- recht M wahren habe Hier kynne die Regierung nun der besten Loyalität gewiß fein; „aber ein Anderes sei eS doch, die Regierung Preußens aus allön Kröten zu stützen, und ein Anderes, eine bestimmte Pertretung die ser Regierung, bestimmte Principien und Personen, welche diese Regierung vorübergehend erfüllen, zu cosssetviren und ihnen beizustehen". Sollte man nicht »leine», sein blaues Wunder zu hören? Die Kreuzzeitungsmänner, weiche den „WustercoNstitutionalismuS", wie sie cS nannten, d. h. dieHerr- sthäft bestimmter Parteiprincipien, immer verspottet und sich so laut ge rühmt haben; däß es ihnen zu danken sei, daß diese Abt von Negierung in PrellßcN Nicht aufgekoNnnen sei — dieselben Kreuzzeitungsmünner spre chen fetzt von einem „jewdiMett" Ministerium, und was sie, in Bezug auf andere, alS priucipielk verwerflich bezeichneten, das soll üüf sie selbst keine ANWrmMnß finden s'.die PetsöNrn Nnd PriNcipken, die ihneN'nicht gefällen, die sollen fort! Was man an den Kreuzzeitungsmännern habe, das Müßte man längst; niemals aber ist es «loch durch sie selbst in so klarer, oder viel mehr in so etilffer Weift horvorgttreten, wte .es hier geschieht. So weit gehst MIN','daß MtM sich i« 's»tNcr> uveigenstcu Gestalt zeigt und vergißt, Wie doch selbst dtr Teufel noch diuen gewissen zweckdienlichen Anstand be- lMhW; indem er, Mil der Pferdefuß ihm bei den Lent«,l schaden könne, sich falscher Wtlden bedient. Aber -weiter. - Unter den gegenwärtigen Ver- hälluisscn trete nun dieser Gegensatz zwischen der Regierung und ihren zeit weiligen Vertreter» nicht undeutlich hervor. Es handle sich darum, daß die Regierung der Entwickelung der letzter» Jahre ihöe Shätige Gunst zuwendc und der neu vorbereiteten cyNserpafiven Hrdnung der Dinge die Hand reiche. Das Ministerium habe aber dieser Entwickelung seine Neigung nicht geschenkt, und-es sei mit,Recht gefragt worden, ob-die offene Feind schaft ei«tS Ministeriv-ms A»Mswald-Rittb«rg-B«thumnn nicht - vorzuziehrn gewesen wäre. Lächerlicher oder unverschämter als hier sind die Dinge nie mals auf den Kopf gestellt wprdcn. Wer hat denn die neue Gemeinde ordnung beseitigt? Wer hat denn die obrigkeitliche und polijfiMe Ge walt der „kleine» Herre»-- ,c. wieder hergestellt? Hat Hr. v. Gerlach vor zwei Jahren nicht selbst auf der Tribüne wörtlich ausgerufen: „Wir haben, meine Herren, eine Regierung, so eonservativ, wie wir sie seit 50 Jahren in Preußen nicht gehabt haben!" Aber es ist den Krcuzzeitungsmännern mit diesen Phrasen auch gar nicht so ernst gemeint, wie wir gleich sehen wer de». Es könne also, wird nun aus dem Angeführten gefolgert, zu einen» Appell nicht geschwiegen werde», der sich an die natürlichen Gefühle eines Preußen wende, „aber doch noch etwas anderes fordere alS KonigStrcue und Vaterlandsliebe--. Wir müssen hier wieder einige Worte einschaltcn. Wir haben bisjetzt gemeint, die Kreuzztitungsmänmr hatte» als ihren Leit stern nur Königstreue und Vaterlandsliebe. Ist der Aufsatz, von dem wir sprechen, nun wirklich das Programm von mehreren dieser Herren, so wür den wir daraus allerdings folgern müssen, daß es außer Königstrcuc und Vaterlandsliebe noch ein Drittes gebe, dem man folge, und zwar vor allein folge, nämlich daS eigene Interesse. Zum Schluß heißt es Nun, daß manche bei dem Wort „Ministerkrisis-- leicht bedenklich werden könnte». Sei denn aber eine Ministerkrisis, wenn sic eintreteu müsse, wirklich so schlimm? Eine MinisterkrisiS sei indessen nur das Acußerste, was angenommen werde. Bis her handle es sich nm keine MinisterkrisiS. . . . Nicht? Es ist oben gesagt worden, daß ein Ministerium Auerswald w. besser sei für die Partei als die jetzige Regierung. Wie kann man sich so widersprechen? Indessen wir haben oben bereits bemerkt, daß eS den Herren Mit ihren Vorwürfen gegen die gegenwärtige Regierung, in solchem Maße wenigstens, auch gar nicht so ernst geweint sein dürfte. Aber was will man denn eigentlich? Um eine MinisterkrisiS handle eS sich, wird also schließlich gesagt, bisher nicht, sonder»» „nur um Förderung und Wachhaltung einer Entwickelung, dtc in den letzten Sessionen des Landtags begönne»» habe Und die ohne große Nachtheile in ihrem Lanfe nicht wieder unterbrochen werden könne--. Aha, da läge also des Pudels Kern. Aber dieser Kern umschließt, »Vie sehr er auch an und für sich Zweck ist, noch iMmer einen ander» Ker», der die eigentliche Quintessenz des Ganzen bildet. Man kündigt den Ministern den Krieg an und sägt zugleich, daß eine Ursache zu einer solchen Kriegserklä rung eigentlich gar nicht vorhanden sei. Die Partei fürchtet bis jetzt nur, und darum ist, wenn man der Sache auf den Grund geht, auch unschwer einzusehen, daß die ganze ErPcctorattoN in ihrem eigentlichen Ziel auf eine ganz andere Person gerichtet ist als auf die Minister. Dieses Verhalten der getreuen KreuzzeitungSmänner überrascht unS nicht, aber wir halten eS im allgemeinen Interesse des Staats für höchst ersprießlich, daß die betref fende Tendenz samint allem, was drum und dran klebt, gerade im gegen wärtigen Augenblick und unter den gegenwärtigen speciellen Verhältnissen und auS Veranlassung derselben so offen uNV unverhüllt zu Tage tritt. Die Nutzanwendung wi-Ld nicht auSbleiben. t Herlin, 20. Jan. In der Commission des Abgeordnetenhauses, welche in Bezug auf die Maßregel wegen der Wuchergesetze niedergesetzt ist, soll auch das gegenwärtige Wechselrecht zur lebhafte» Erörterung gebracht worden sei» IM Gegensatz zu den Handelskammern Und kaufmännischen Körperschaften wird von Seiten der Grundbesitzer und Ackerbautreibenden Material gegen die Aufhebung der Wuchergesetze geliefert, indem die Aus sprüche per Vertreter deS Handels als einseitig erachtet werden. Bei dieser Frage gebe» die politischen Parteistellungsn keinen Maßstab ab, da die An schauungen über diesen Gegenstand bei einer und derselbe» Fraktion sehr auseinander gehen. Im allgemeinen ist die Stimmung der Mitglieder des Landtags gegen die gänzliche Aushebung der Wuchergesetze gerichtet. Ma» räumt ei«, daß ein« fläche Maßregel inr Interesse deck Handels sein könne, aber zum Frommen des Gutsbesitzers und deS Ackerbaus im preu ßischen Staats sei sie nicht. — „Die Angelegenheit de- Stahl'schen Abschieds", sagt die NatioNal- Zeitung, „ruht zur Zeit gänzlich. Derselbe hat als Mitglied des Oberkid- chenraths einen Urlaub aus unbestimmte Zeit erhallen." — Wie die Schlesische Zeitung uttterm 19. Jan. mittheilt, ist am 15. Jan eine Erderschütterung in Krakau, in allen Kreisen OberschlesicnS (äüch in Neisse) rmd selbst an vielen Orten Mittelschlestens deutlich wahr- genommen worden, namentlich in einzelnen Orten der Kreise Nimptsch, Rei chcnbach, Hirschberg, Namslau und in Breslau. (Vgl. unter Oesterreich.) Baiern. L München, 18. Jan. Bei dem gestrige» Dankamte für die Errettung des französischen Kaisers bei dem bekannten Attentate, welches die französische Gesandtschaft in der Ludwigskirche abhaltcn ließ, be merkte »ilan in der ersten Reihe der für diese Feierlichkeit besonders «rran- girten Betstühle den Fürsten Ludwig v. Wallerstein in Andacht auf den Knien .liegen. Auch der Ministerpräsident, der Minister deS Innern, die oberste»' Hofbeamten und ein großer Theil des diplomatischen Corps, all» jedoch in Civilkleidnng, wohnten der Ceremonie bei, welche mit eine»» Te- deum endigte. . , — Aus München vom 18. Jan. schreibt man der augsburger Allgc meinen Zeitung: „Der Allgemeinen Zeitung wird aus München über Bedenken berichtet, welche daö Kriegsministerium bezüglich deS Besuchs ver