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DNER PHILHARMONIE Freitag, den 6. Januar 1978, 19.30 Uhr -SnnfH^benH den 7. Jonuor 1978, 20.QQ Uhr -Sonn-tog-r-den-ß^Je<iuor 1978, 20.00-Uhr 5. Z Y K L U Festsaal des Kulturpalastes JUGEND S - K O N Z E R T- und 5. KONZERT IM ANRECHT C HEITERE MUSIK AUS DREI JAHRHUNDERTEN Dirigent: Hartmut Haenchen, Schwerin Solist: Burkhard Glaetzner, Leipzig, Oboe Johann Sebastian Bach 1685-1750 Antonio Vivaldi 1678-1741 Friedrich Schenker geb. 1942 Suite Nr. 1 C-Dur BWV 1066 Ouvertüre Courante Gavotte I und II Forlane Menuett I und II Bourree I und II Passepied I und II Konzert für Oboe, Streicher und Cembalo C-Dur (F.VII/Nr. 6) Allegro non molto La rghetto Minuetto Erstaufführung Zum 300. Geburtstag des Komponisten am 4. März 1978 Konzert für Oboe und Streichorchester (1974) Allegro Quieto Allegro Erstaufführung PAUSE Antonin Dvorak 1841-1904 Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88 Allegro con brio Adagio Allegretto grazioso Allegro ma non troppo HARTMUT HAENCHEN, 1943 in Dresden ge boren, erhielt als Mitglied des Dresdner Kreuzchores unter Prof. Rudolf Mauersber ger die entscheidende musikalische Grund lage. Seit 1960 studierte er an der Musik hochschule seiner Heimatstadt Gesang, seit 1963 auch Dirigieren (Chordirigieren bei Werner Matschke, Orchesterdirigieren bei den Professoren Rudolf Neuhaus und Horst Förster). Danach wurde er 1966 als Direktor der Robert-Franz-Singakademie und als 2. Kapellmeister des Staatlichen Sinfonieor chesters Halle engagiert. Beim Carl —Maria- von-Weber-Wettbewerb der Stadt Dresden 1971 gewann er den ersten Preis für Diri genten, 1973 weilte er zu einem Studien aufenthalt bei der Leningrader Philhar monie, 1975 beim Carinthischen Sommer in Österreich. 1972/73 wirkte er als 1. Kapell meister an den Städtischen Bühnen Zwickau, 1973—1976 a | s Dirigent bei der Dresdner Philharmonie von 1974—1976 zugleich als Leiter des Philharmonischen Chores. Seit 1976 ist er Chefdirigent der Mecklenbur gischen Staatskapslle Schwerin und Mu sikalischer Oberleiter des Staatstheaters Schwerin. Gastdirigate führten ihn zu den führenden Orchestern der DDR, in die CSSR, nach Ungarn, in die Sowjetunion, nach Bulgarien, Rumänien, Japan. Groß britannien, in die BRD, nach Spanien, Italien. Umfangreiche Aufgaben übernahm er auch für Funk, Schallplatte und Fern sehen. BURKHARD GLAETZNER wurde 1943 in Po sen geboren. Die erste musikalische Aus- bjjdung erhielt er 1958-1962 an der Musik schule der Stadt Berlin. 1962-1965 studierte er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler" in Berlin (sein Lehrer im Fach Oboe war Prof. Hans Werner Wätzig) und hatte 1965/66 eine Aspirantur an diesem Institut inne. Seit 1966 ist er als Solo-Oboist am Leipziger Rundfunk-Sinfonieorchester und daneben seit 1969 als Lehrbeauftragter an der Leipziger Musikhochschule „Felix Men delssohn Bartholdy" tätig. Bei internationa len Musikwettbewerben errang er Preise und Diplome (1968 Genf, 1968 Prag, 1970 Budapest, 1971 Kritikerpreis der III. Musik biennale Berlin). Er ist Mitglied des Trios „Aulos“ sowie der Gruppe Neue Musik „Hanns Eisler" und absolvierte zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und Schallplattenpro duktionen. Erfolgreiche Gastspiele als So list führten ihn 1973 zum „Warschauer Herbst", in viele Städte der DDR, in die UdSSR, CSSR, VR Polen, VR Bulgarien, BRD, nach Frankreich, Kuba und Südame rika. ZUR EINFÜHRUNG Zu Johann Sebastian Bachs Orchesterwerken gehören neben den verschiedenen Solokonzerten für einzelne Instrumente und den berühmten Bran denburgischen Konzerten vier Orchestersuiten, auch Ouvertüren genannt. D.ese Werke stellen Musterbeispiele der Orchestersuite dar, wie sie in dieser Art in Deutschland zwischen 1680 und 1750 von vielen Komponisten gepflegt wurde: zyklische Folgen der verschiedenartigsten, mehr oder weniger stilisierten Tanz formen. Durch die prunkvollen, meist recht ausgedehnten Einleitungssätze im Stil der dreiteilig angelegten französischen Ouvertüre, die den l'anzsätzen vor angehen, erhielten diese Suiten auch den Namen Ouvertüre. Bachs Orchester suiten, von denen die beiden ersten vermutich noch der Zeit entstammen, in der er als fürstlicher Kapellmeister in Köthen wirkte, während die zwei anderen in Leipzig geschrieben wurden, werden durch die besonderen Kennzeichen seines Stiles, durch die selbst in den Tanzsätzen spürbare kontrapunktische Arbeit und den Reichtum der Erfindung weit über den Charakter der Gebrauchs musik herausgehoben, als die sie ihr Komponist und seine Zeit wahrscheinlich nur empfanden. Die Suite Nr. 1 C-Dur (BWV 106 6), die um das Jahr 1721 kompo niert wurde, ist wie die vierte Suite im Gegensatz zu den Orchestersuiten Nr. 2 und 3 weniger bekannt. Wie üblich mit einer kunstvoll gearbeiteten dreiteiligen Ouvertüre (langsam — schnell — langem) beginnend, bringt die Suite als ersten Tanz eine im 3 /2-Takt stehende Courante. Zwei Gavotten, graziöse rasche Tänze im '-/„-Takt, schließen sich an, wobei die erste nach der zweiten Gavotte noch ein mal erklingt. (Die gleiche Praxis wird übrigens in der gesamten Suite angewen det, soweit zwei Tänze einer Gattung vorhanden sind.) Bei dem nächsten Tanz, einer Forlane, handelt es sich um einen ursprünglich venezianischen Tanz im schnellen Dreitakt, der nicht sehr häufig begegnet. Nach zwei zierlichen Me nuetten folgen noch zwei Bourreen, deren zweite Oboen und Fagott solistisch übernehmen. Die Suite wird durch zwei Passepieds mit voll kontrapunktische: Kunst verknüpften Melodien abgeschlossen. Der in Venedig geborene und dort hauptsächlich wirkende AntonioVivaldi, dessen Geburtstag sich am 4. März 1978 zum 300. Mal jährt, war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zweifellos eine Zentralfigur nicht nur der italieni schen, sondern der europäischen Musik. 1703 wurde er zum Priester geweiht (als solcher erhielt er den Beinamen „II preto rosso" = der rothaarige (Priester). Vom Herbst 1703 bis 1740 war er Violinlehrer und Dirigent des Orchesters, später auch Hauskomponist am Ospedale della Pieta in Venedig, dessen Konzerte un ter seiner Leitung und vorwiegend mit seinen Werken bald europäischen Ruf erlangten. Diese Tätigkeit wurde durch zahlreiche Reisen u. a. nach Wien und Amsterdam und zur Aufführung seiner Opern in italienischen Städten unterbro chen. Vivaldi war einer der größten Violinvirtuosen seiner Zeit und hat als über aus fruchtbarer und vielseitiger Komponist das Schaffen fast aller Zeitgenossen beeinflußt. Er hat der Instrumentalmusik neue Wege gewiesen und sich insbe- sonders um das Solokonzert verdient gemacht. Damit wirkte er auf Johann Seba stian Bach ein, der ihn außerordentlich schätzte und mehrere seiner Konzerte auf andere Besetzungen übertrug. Vivaldi entwickelte die spieltechnische Seite (insbesondere der Violine) und trug Virtuosität in seine Musik. Dabei wandte er sich auch Instrumenten zu, die sonst nur selten solistisch eingesetzt wurden, wie die Bläser oder gar die Mandoline. Eine besondere Rolle spielte bei ihm die Oboe, die um 1700 schon eine lange Entwicklung hinter sich hatte, gehörte sie doch zum Grundbestand des Orchesters im 17. Jahrhundert. Von Vivaldis Solokonzerten für Oboe erschienen mehrere