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26 lc . betreffenden Verhältnisse in Deutschland ganz genau kennt, so würde der Constitutionnel eigentlich sich auch gar nichts vergeben, wenn er sich ferner auch aus Deutschland schreiben ließe, daß die Anschauungen, welchen Hr. o. Scheel in diesem Augenblick zu Paris gern Eingang verschaffen möchte, durchaus die richtigen seien. Hr. v. Scheel ist nämlich der Meinung, daß, wenn der Bundestag sich mit dem, was Dänemark ihm etwa anbiete, nicht zufrieden geben wolle, die die Herzogthümer betreffende Angelegenheit als dann nicht mehr als eine speciell deutsche, sondern als eine europäische be trachtet und demgemäß auch vor eine europäische Eonferenz zur Entschei dung gebracht werden müsse. Man dürfte indessen in Paris zwei und drei mal Bedenken tragen, einer Tendenz Raum zu geben, die, weil Deutschland ebenso fest und einig als in seinem Rechte ist, nur eine politische Nieder lage für ihre Träger zur Folge haben könnte. Wir haben endlich noch ein Wort über die jetzt veröffentlichte russische Depesche an daö kopenhagcner Cabinet (Nr. 295) zu sagen. Man rühmt diese Depesche als einen Bewis der Deutschfreundlichkeit Rußlands, hebt insbesondere hervor, daß in derselben von Schleswig mit keinem Worte die Rede sei, daß also die auf diesen Punkt bezüglichen früher» Angaben in einzelnen Blättern falsch seien re. Wir ha ben, wie wir dies schon bei einer frühern Gelegenheit bemerkt haben, für gewisse Dinge einen etwas harten Kopf, und so können wir denn auch jetzt nicht begreifen, wie Rußland, welches in Däneniark und in den Herzogthü- mern heute noch ganz dasselbe Interesse hat und verfolgt wie früher, nun mit einem male aufrichtige Sympathien für Deutschland und die Herzog thümer fühlen soll. Die Vergangenheit und die übrigen faktischen Verhält nisse liegen doch so' klar vor Jedermanns Augen; wir begreifen nicht, wie, allem diesen gegenüber, Russenfreundc und sonstige Optimisten uns noch schöne Phrasen und dergleichen vorhalten wollen. Deutschland gegenüber lautet die Depesche allerdings freundlich; wir sind indessen gewohnt, bei russischen Aktenstücken die Worte zu wägen und insbesondere auch zuzu sehen, was etwa zwischen den Zeilen zu lesen. Rußland spricht allerdings von den Verpflichtungen, welche Dänemark 1852 dem Deutschen Bunde gegenüber übernommen habe, es spricht aber zugleich auch seine große Be friedigung darüber aus, daß die deutschen Regierungen die Sympathien ihrer Bevölkerungen für die Herzogthümer in so „gerechte» Schranken" ge halten. Rußland räth der dänischen Regierung zu einem „Abkommen", und es hofft, daß die Erklärung, welche die dänische Negierung in Frank furt abgcbcn lasse, einem freundlichen „Arrangement" den Weg nicht ab- schnriden werde. Schmeckt das etwa nach einem Verlangen auf volle Er füllung Dessen, was das Recht Deutschlands und der Herzogthümer ist? Und die mündlichen „Erläuterungen", welche der russische Gesandte der De pesche hinzuzufügen beauftragt wird, worauf beziehen sie sich? Stützen sollen sich diese „Erläuterungen auf die russische Kenntniß der Angelegen heit der Herzogthümer und der Bundesgesetze. Welches nun aber die rus sische Auffassung von der Angelegenheit der Herzogthümer ist, das weiß »ran ja ganz genau, und wir berufen uns eben auch nur auf eine be kannte Thatsache, wenn wir daran erinnern, daß diese für Deutschland grundfeindliche Auffassung Schleswig principicll ausschließe» will. Und nun glaube» unsere Phrasenmacher und sonstigen Nachbeter alles siegend wider legt zu haben, wenn sie auf eincni Worte herumreiten und sagen, daß das Wort „Schleswig" in der Depesche gar nicht vorkomme. Alle Ursache haben wir, uns darüber zu freuen, daß wir noch etwas anderes haben, wovon wir die Geltendmachung des deutschen Rechts zu erwarten haben, als von der russischen Auffassung und sonstigen Fürsorge. Dieses andere ist die Einheit, die in dieser nationalen Sache in Deutschland besteht, und an welcher alle gegnerischen Künste, sie mögen auftrctcn wie sie wollen, schei tern müssen. Baiern. München, 31. Dec. In den ersten Tagen des kom menden Jahres wird ein hiesiger Hofkaplan in der öffentlichen Sitzung des Bezirksgerichts München abgeurtheilt werden, welcher des Verbrechens der Widersetzung gegen die Gendarmerie angeklagt ist. Wie cs gewöhnlich geht, wenn derartige Personen sich eines Vergehens schuldig gemacht haben und die öffentliche Verhandlung lange Zeit auf sich warten läßt, so hatte sich auch in dieser Sache bei einem großen Theil des' Publikums die Mei nung gebildet, die Justiz getraue sich nicht gegen diese» Geistlichen einzu schreiten. Diese Meinung ist nun auf eine eklatante Weise widerlegt. Hof fentlich wird sich auch die Meinung, die sich bezüglich des bekannten Blu mendiebs, eines Barons v. T., in ähnlicher Weise gebildet hat, auf dieselbe Weise widerlegen. — Gegenwärtig herrscht hier die Grippe in einem au ßerordentlich hohen Grade und es sollen nach ärztlichen Mittheilungen mehr als 20,OM Menschen von derselben befallen sein. — Die wegen des Ha- berfeldtreibens ausgcschicktc Erecutionsmannschaft ist noch nicht zurück gekehrt, indem noch nicht ein einziger Thcilnehmer an demselben ermit telt wurde. Württeniberg. NStuttgart, 3. Jan. In unserm Lande werden Petitionen gegen das Entschädigungsgesetz vorbereitet, eine solche ist bereits von einem landwirthschastlichen Verein auf der Alp an die Kammer der Abgeordneten beschlossen worden, des Inhalts, die Kammer zu bitten, sie möge die Vereinbarung mit den StandcSherren verwerfen. Zugleich sucht die Partei des «Beobachter» sowol *die Entschädigungs- als die Con co rdatS frage, die beide in den nächsten Kammersitzungen behandelt wer den sollen, zu verschieben, indem dieselben nicht eher gründlich gelöst wer den können, bis die Frage über die Bundesreform eine allseitig befriedi gende Erledigung gefunden hätte. DieS gelte namentlich in Betreff der po litischen Seite der beiden Fragen. Insbesondere sei ein Concordat mit der Curie für einen Staat von den Pachtverhältnissen Württembergs ein ge wagtes Unternehmen, denn e« gebe nicht nur der römischen Kirche, sonder« jeder auswärtigen katholischen Macht rechtlichen Anhalt, sich, wenn e» ihr beliebe, in unsere Angelegenheiten zu mischen. Wo fände nun unser Land gegen solche. Gefahren eine Stütze? Am Deutschen Bunde? Wenn man von diesem spreche, so seien immer die beiden Hauptmächte desselben, Oester reich und Preußen, gemeint. Oesterreich aber habe selbst schon mit Rom ein Concordat abgeschlossen, über welches selbst Katholiken ihre Bedenken haben, und seine politischen Vertheidiger wissen diese Bedenken hauptsächlich nur mit dem Grunde zu beschwichtigen, daß die Gefahr für eine Macht wie Oesterreich nicht so groß sei als für einen kleinern katholischen Staat, Hierin liege keine Beruhigung, daß Württemberg, falls eS einmal über sein Concordat zu seufzen haben sollte, bei Oesterreich starken Trost finden werde. Also bei der Protestantischen Macht Preußen? Aber Preußen sei gegen die Curie so nachgiebig, daß es seine Nachgiebigkeit nicht erst in dir besondere Form eines Vertrags zu bringen brauche. Sonnt wäre hier vor der Hand auch nicht viel zu hoffen. Nassau. Langcn-Ächwalbach, 30. Dec. Pfarrer Kriegs mann hat seine Strafzeit in der Correctionsanstalt zu Ebersbach noch immer nicht «»getreten und fungirt noch sowol als Pfarrer wie auch als Schulvorstand. (Mittclrh. Z.) Thüringische Staaten. Weimar, 4. Jan. Heute fand die Er öffnung des durch großherzoglichcS Dekret berufenen außerordentlichen Landtags statt. Die großherzogliche Proposttionsschrtft, welche Staatsrath Stichling vortrug, erwähnte, daß die allgemeine Handelskrists auch die In dustrie deS Großherzogthums berührt und daß die Staatsregicrung, uni dauernde Nachtheile abzuwendcn, die Aufwendung außerordentlicher Mittel beschlossen, dazu aber die Mitwirkung der Stände für erforderlich erachtet habe. Indem wegen alles Weitern auf ein dem Landtage vertraulich mit- zutheilendeS Dekret nebst einem damit im Zusammenhänge stehenden Gesetzentwurf Bezug genommen ward, sprach die großherzogliche Propositionsschrift die Hoffnung aus, daß der Landtag den Vorschlägen der Staatsregierung be reitwillig entgegenkommen werde, eine Hoffnung, welche Staatsminister v. Watzdorf demnächst auch mündlich ausdrückte, indem er namens des Groß herzogs den außerordentlichen Landtag für eröffnet erklärte. Der Vorsitzende des Landtags, Präsident Maul, rechtfertigte sodann in» Namen deS Land tagsvorstandes die Nichtberufung von Stenographen damit, daß der größte und wichtigste Theil der diesmaligen Verhandlungen vertraulicher Natur sein werde, wozu der Landtag seine Zustimmung ausdrückte. (Wenn. Z) Freie Städte. Frankfurt a. M., 2. Jan. Man schreibt der Kasseler Zeitung, daß im fürstlich Thurn- und Taris'schen Postgebiet allen Beamten und Diener», deren Besoldung den Betrag von 600 Thlrn. Nicht übersteigt, durch Verfügung der fürstlichen Generalpostdirectio» eine entspre chende Gchaltsvcrbesserung zu Theil geworden ist. Luxemburg. Luxemburg, 2. Jan. In der letzten Sitzung unse rer Kammer ist von einer eigens dazu ernannten Commission eine Adresse a» den König vorgeschlagen worden, welche die letzte Ordonnanz vom 17. Nov., durch die eine abermalige Acndcrung deS Wahlgesetzes angeordnrt ward, lebhaft als verfassungswidrig bckänrpft. Diese Ordonnanz ging be kanntlich soweit, mit der Wahl unter Umständen die Gemeinderäthe zu beauftragen, die ganz unter dem Einfluß der Regierung stehen. Die Re gierung verlangte die Vertagung der Debatte, und diese ward auf den 4. Jan. festgesetzt. Bevor die Stände auseinander gingen, mußte die Regie rung noch eine herbe Strafpredigt von Hrn. Theodor Pescatore, ehemali gem Kammerpräsidenten und anerkanntem Royalisten, hören. Gemäß die sem Redner dürfte das von der Regierung befolgte System nie hoffen, im Lande populär zu werde»; de» Einfluß der zuletzt eingetretenen Minister (v. Scherff und Augustin) verglich er mit einem giftigen Hauch, und nannte cs Feigheit seitens eines Ministers, wenn derselbe, statt die Krone zu decken, dieselbe als Schild für sich benutze. Der Eindruck, den diese Rede hcrvor- gerufen, ist nicht zu beschreiben. Die Regierung schwieg. (Köln. Z.) Oesterreich. H Wien, 3. Jan. Die Ausarbeitung des Organisations statuts, welches »ran den Donaufürstenthümern zugedacht hat, nimmt den erfreulichsten Fortgang, und es werden hier und da bereits Einzelheiten daraus bekannt, welche, wenn sie sich bewahrheite» sollten, nur Hrelgnet sind, das Vertrauen in die wirklich stauncnswerthe politische Weisheit der osmanischen Staatsmänner zu erhöhen und zu kräftige». So verlautet, daß die Pforte ein so liberales, für beide Fürstcnthümcr gemeinschaftlich berech netes Administrativsystem entworfen hat, daß »ran die Befürchtung hegt, es werden gewisse Großmächte dawider ihre Bedenken erheben. Uebrigens wäre in Konstantinopel im Princip die Erblichkeit der künftige» Hospodare i» den beiden Fürstenthümern adoptirt. Dasselbe Princip soll auch für Serbien angenommen sein- sodaß kein Zweifel mehr ist, daß der gegenwär tige Fürst von Serbien, Alexander Karageorgcwitsch, demnächst vom Sul tan mit der erblichen Fürstenwürde über Serbien belehnt werden wird. Als Candidaten für die Fürsteilwürden in der Moldau und Walachei treten der gegenwärtige Kaimakam der Moldau, Fürst Vogorides, und die Brüder Fürsten Bibcscu und Stirbci auf. Was den Erster» anlcmgt-, so scheinen sich viele Chancen für ihn zu vereinigen > und es ist nicht unwahrscheinlich, daß er mit Zustimmung Oesterreichs, und Englands den moldauischen Pur pur für sich lind seine Nachkommen davontragen werde. Nicht so gut an geschrieben scheinen die walachischen Fürstcnbewerbcr zu sein, obschon jeden falls Fürst Barbu Stirbci größerer Sympathien wie der gegenwärtige Kai- makam der Walachei Fürst Ghika sich zu erfreuen hat. Sowol Fürst Bi bcscu als Fürst Stirbci, wclchc Beide in, Augenblick in Paris weilen,