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982 Stahl und Eisen. Die Fortschritte in der ßoheisener^euffunff Deutschlands seit 1880. 22. Jahrg. Nr. 18. Aus dem Lahn- und Dillgebiet erhält der Ruhrkohlenbezirk zweierlei Eisenerze, nämlich Rotheisenstein mit 48 bis 52 % Eisen und reich lich 20 % Rückstand, und Manganerze mit 22 bis 38 % Eisen, 7 bis 24 % Mangan und 18 bis 25 % Rückstand. Die Transportlänge für diese Steine beträgt etwa 220 Kilometer, die Fracht etwa 4 eN, der Preis für Rotheisenstein etwa 15,60 e und für Manganerze 14,50 I. Der Phosphorgehalt ist nicht unbedeutend und das Möllerausbringen wegen des hohen Gehalts an Rückstand gering. Während die Rotheisensteine sich durch sorgfältige Aufbereitung auf gute Gleichförmigkeit bringen lassen, schwankt der Metallgehalt der Manganerze gewöhnlich in ziem lich weiten Grenzen. An Schwefelkiesabbränden werden ungefähr 100000 t (Preis an der Ver brauchsstelle etwa 15 (6) und an inländischen Eisenschlacken (Preis 14,5 46) ungefähr 550000 t verarbeitet. Die Eisensteingruben von Hüggel, von der Porta und von Bredelar fördern zusammen 400 000 t. Die Verwendung dieser Erze wird ebenso wie die der überseeischen Erze bei der Besprechung der Herstellung der einzelnen Eisen sorten nachgewiesen werden. Vorerst mögen jedoch noch einige allgemeine Bemerkungen über die Wege Platz linden, welche die überseeischen Erze bei der Einfuhr nehmen. In Betracht kommen für Rheinland und West falen als Seehäfen die an der Rheinmündung liegenden holländischen Häfen Rotterdam und Amsterdam, welche fast die ganze Einfuhr vermitteln, und in neuerer Zeit Emden. Mit geringen Ausnahmen, deren später noch Er wähnung gethan werden soll, wird fast die ge- sammte Einfuhr überseeischer Erze in Rhein land-Westfalen verarbeitet. Fast ausschliefslich vermitteln die Rotterdamer Rheder den Umschlag überseeischer Erze in der Weise, dafs sie dem Hochofenwerke Erze bestimmter Herkunft nach Analyse loco Hochofenwerk verkaufen. Diese Erze werden den am Rhein belegenen Werken zu Wasser, den im Kohlenrevier liegenden entweder zu Schiff bis Ruhrort und dann per Bahn oder auch direct von Rotterdam aus per Bahn zugeführt. Letzteres ist ermöglicht durch die niedrigen Frachtsätze, welche die holländischen Eisenbahnen für diese Transporte berechnen. Durch den starken Verkehr haben Rotterdam und Amsterdam sehr günstige Seefrachten, auch be mühen sich die Rheder, durch den Bau von Specialdampfern die Kosten, besonders auch die des Umschlages vom See in das Rheinschiff oder den Waggon, niedrig zu halten. An der Rhederei auf dem Rhein ist Deutsch land mehr wie zur Hälfte betheiligt. Die Ge- sammttragfähigkeit der Rheinschiffe und Schlepp kähne beträgt 2 733 000 t. Davon kommen 50 % auf deutsche, 37 % auf niederländische und 1.3 % auf belgische und andere Schiffe. Die Rhederei des Rheins sucht die Selbstkosten eben falls herunterzudrücken und hat es durch den Bau ausgezeichneter Schleppdampfer sowie durch die Vergröfserung des Laderaumes der Rhein schiffe (bis auf 2000 t und mehr) ermöglicht, dafs die Eisenerze für etwa eine Mark f. d. Tonne von den holländischen Seehäfen nach Duisburg- Ruhrort gelegt werden können. Nach Dort mund-Hörde erwachsen für diese Erze etwa Frachtkosten von 3,50 M f. d. Tonne, einerlei, ob dieselben über den Rhein oder ob sie direct gehen. Nahezu dieselbe Fracht, wenigstens für die jenigen Werke, welche nicht unmittelbar am Wasser liegen, mufs für die Transporte über Emden bezahlt werden, doch ist die Zusammen setzung eine andere. Trotzdem die Länge des Wasserweges nur einen Unterschied von 50 km zeigt (Dortmund—Emden 270 km), betragen die Frachtkosten auf dem Kanal einschliefslich Um schlagskosten 2,00 bis 2,50 , also mehr wie das Doppelte der Frachten auf dem Rhein. Der Kanal ist erst kürzlich eröffnet (1899), Emden als Seehafen ist seither von geringer Bedeutung gewesen, und da Alles neu geschaffen werden mufste, ist Mangel an Schiffen vorhanden. Zudem beträgt die Anschlufsfracht für Entfernungen von etwa 15 km vom Kanal etwa 10 .JL. Die er heblichen Aufwendungen, die der Preufsische Staat für Emdens Hafen gemacht hat (Emdens Aufsenhafen ist auf 11,5 Wasser gebracht worden), die Thatsache, dafs der Kanal den Gebrauch von Schiffen von 900 bis 1000 t Tragfähigkeit zu-, läfst, sowie die Aussicht, durch den Bau von Zu bringerbahnen die Tarife der Staatsbahn unter schreiten zu können, läfst jedoch erwarten, dafs auch dieser Verkehrsweg für die Roheisenerzeugung im Kohlenrevier selbst von Bedeutung werden wird. An der Gesammterzeugung Deutschlands nahm im Jahre 1901 Westfalen und Rheinland mit 38,7 % theil, an der Erzeugung der verschiedenen Eisensorten wie folgt: Puddel-Spiegeleisen . . Bessemereisen Thomaseisen ..... Giefsereieisen in Deutschland in Rheinland- Westfalen . 22,6 °/o 10 °/o . 74,2 °/o 11,5°/ . 38,4 °/o 57 o /o . 43,2 % 21,5 •/« Den ersten Platz innerhalb der Gruppe nimmt das Thomasroheisen ein, 57 % der Er zeugung der Gruppe entfallen auf diese Sorte. Mit Ausnahme der Mehrzahl der Werke am Mittelrhein und von Krupp stellen fast sämmtliche Hochofenwerke dieses Eisen her. Zumeist sind diese Hochofenwerke mit Stahlwerken verbunden. In diesem Falle wird das Eisen den Convertern flüssig zugeführt. Thomasroheisen wird ver arbeitet im directen Verfahren auf folgenden Werken (nach Assessor Tübben): Bochumer Verein ... in 3 Convert. zu 5 t Fassung Deutscher Kaiser . . „ 4 „ „ 18 t „ Hösch „3 „ „ 12 t „