1. Juli 1902. Eisenindustrie und Schiffbau in Deutschland. Stahl und Eisen. 705 Den Franzosen ist das Verdienst zuzusprechen, den Stahl — denn es handelt sich in der ersten Zeit um ein hartes Material — zum Schiffbau in gröfserem Umfang Anfang der 70er Jahre eingeführt zu haben, nachdem Martin mit Hülfe des Siemens-Gasofens die Erzeugung von Flufs- metall auf dem offenen Herd gelungen war. Die Annalen der Institution of Naval Architects und des Iron and Steel Institute sind Zeugen der Erst nachdem in Deutschland der basische Procefs und zwar sowohl in der Birne wie im offenen Herd eingeführt war, trat ein Umschwung ein, und immer schneller und schneller eroberte sich das Flufseisenblech den Markt und drängte schon in den Jahren 1894 bis 1898 das Schweifs eisen-Schiffsblech fast ganz zurück, bis dieses schliefslich in der heutigen Zeit so gut wie ver schwunden ist. Bahnbrechend ging vor, nach Millionen Tonnen Abbildung 2. (Grofsbritanniens Roheisen- und Stahlproduction und Eisen- und Stahlschiffbau. heftigen Kämpfe, welche es gekostet hat, bis das Flufseisen (Mild Steel) sich Bahn gebrochen hatte; in England und Deutschland kam dieses Material erst Anfang der 80er Jahre für den Schiffbau allgemeiner in Aufnahme, nachdem der englische Lloyd im Jahre 1878 das Flufseisen (zumeist weicher Stahl) zum Bau von Schiffen bez. Schiffs kesseln zugelassen hatte, und zwar mit einer Materialstärkenreduction von 20 % für den Schiffs körper und 25 °/o für Kesselbleche gegenüber Schweifseisen. Von deutschen Werften, namentlich für den Kriegsschiffbau, wurde das im offenen Herd mit saurer Zustellung hergestellte Material im Anfang der 80er Jahre zumeist von Stahlwerken bei Glasgow und von steierischen Hütten bezogen; alsdann nahm Krupp die Herstellung erfolgreich auf. meiner Unterrichtung, der Hörder Verein, welcher um die Mitte der 80er Jahre sich mit grofser Energie auf die Herstellung von Schiffbaumaterialien warf und in kurzer Zeit in der Lage war, nicht nur alle Schiffsbleche, sondern auch alle Profile und Winkelstahle zu liefern; thatsächlich lieferte er auch das gesammte Material für eine erhebliche Anzahl grofser Schiffe ohne Beihülfe anderer Werke. Das Leistungsvermögen der deutschen Blech- fabrication vergröfserte sich vom Jahre 1880 durch Umbau der alten und Errichtung von neuen Walz werken mächtig. Nach einer für vorliegenden Zweck eigens eingezogenen Statistik, zu welcher 25 Grobblechwalzwerke* Angaben lieferten, ist * Aufserdem sind in Deutschland noch etwa 35 Feinblechwalzwerke vorhanden, welche ausschliefslich Feinblech, d. h. Blech unter 5 mm Dicke liefern.