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15. August 1902. Verwerthung der Hochofengase in Gasmaschinen u. s. w. Stahl und Eisen. 899 dieses Werkes 60 K.-W.; der Rest mit 1050 K.-W. wird auf 10 000 Volt transformirt. Davon werden 100 K.-W. an die 3,5 km entfernten Erzgruben in Gr.-Bülten geliefert und daselbst zur Beleuch tung, sowie zum Betriebe einer unterirdischen Riedler-Exprefspumpe, ferner von sechs Gestein- bohrmaschinen, einer Gruben-Locomotive, einer Erzstürzvorrichtung, einer Drahtseilbahn und der Reparaturwerkstätten u. s. w. verwendet. 950 Kilowatt werden an das 6,5 km entfernte Peiner Walzwerk abgegeben, welches damit eine Fein- strafse, Rollgänge, das Martinwerk, die Phosphat mühlen, Verladekrähne u. s. w. betreibt und das Werk beleuchtet. Gleichzeitig mit der vorstehend erwähnten elektrischen Centrale mit Dampfbetrieb legte die Ilseder Hütte zu Versuchszwecken einen 60 P. S. Deutzer Gasmotor zum Betriebe mit Hochofengas an, dessen Betriebsergebnisse durchaus zufrieden stellende waren. Nachdem nunmehr an die Anwendung der Hochofengase in gröfseren Gasmaschinen mit einer gröfseren Sicherheit herangegangen werden konnte, stellte die Ilseder Hütte zunächst ein Gebläse auf, welches von einer Hochofengasmaschine Oechel- häuserscher Art betrieben wird. Ein zweites Ge bläse gleicher Bauart ist bereits in Auftrag ge geben. Durch diese Maschinen und durch ferner I anzulegende, mittels Hochofengas betriebene Ge bläse, wird die auf vorstehende Weise in dem I Hochofenbetriebe ersparte Menge der Gase immer noch vergröfsert werden. Um diese bisher schon ersparten und in Zu- ! kunft noch zu ersparenden Mengen der Hochofen- j gase anderweitig, d. h. in dem Peiner-Walwerke, zu verwerthen, legt die Ilseder Hütte eine elek- j trische Centrale für Hochofengasbetrieb zur Er- i Zeugung von 6000 P. S. an, in der vorläufig 2 Hochofengasmaschinen von je 1000 P. S. zur Aufstellung gelangen, die mit Dynamos verbunden werden, welche die Firma Siemens & Hakke, Actiengesellschalt, in Charlottenburg liefert. Die | 2 Gasmaschinen werden von der Ascherslebener Maschinenbau - Actiengesellschaft in Aschersleben geliefert. Sie werden nach dem Patente Oechel- häuser ausgeführt und als Zwillingsmaschinen an geordnet. Die Ladepumpen liegen über Flur und sind direct an die Traverse angekuppelt, welche zur Verbindung der vorderen und hinteren Motor kolben dient. Die mit den Gasmaschinen zu ver- I bindenden Dynamos werden so gebaut, dafs ein be sonderes Schwungrad entbehrlich wird; sie erzeugen Drehstrom von 10 000 Volt. Die mit Dampf be triebene elektrische Centrale soll mit der mit Hoch ofengas betriebenen im Parallelbetriebe arbeiten. Mit 6 Stück dieser Gasmaschinen und Dynamos, I welche in einer grofsen Halle von 45mX65m aufgestellt werden, hofft man dem Peiner Walz werke anstatt der bisherigen 1300 P. S. 6000 P. S. zur Verfügung stellen zu können. - Das sind Pläne und Leistungen, wie sie bisher nur noch von den Hüttenwerken in Hörde und Differdingen in Aussicht genommen sind: die Ilseder Hütte marschirt also in der Verwerthung der Hoch ofengase in Maschinen mit Hörde und Differdingen an der Spitze dieses neuesten Fortschritts in der Eisenhütten-Technik. Das Verdienst, diese Fort schritte erkannt und in die Wege geleitet zu haben, gebührt dem Vorsitzenden des Aufsichts raths der Ilseder Hütte, Geheimen Gommerzienrath G. L. Meyer und dem Director derselben, G. Crusius. Die oben erwähnte, durch die deutsche Kraft gas - Gesellschaft in Berlin gelieferte Gaskraft- Gebläsemaschine , deren Anordnung aus der Abbildung (Seite 900) zu entnehmen ist, besteht aus einem eincylindrigen Oechelhäuser - Motor von 500 P. Se. Nennleistung, erbaut von der Firma A. Borsig in Tegel, und einem direct von der Traverse angetriebenen Gebläse, das von der Siegener Maschinenbau-Actien-Gesellschaft, vormals A. & H. Oechelhäuser, in Siegen ausgeführt worden ist. Dieses Gebläse ist mit Riedler Stumpf-Ventilen ausgerüstet und hat der Cylinder einen Durchmesser von 1600 mm bei einem Kolbenhub von 950 mm; bei jeder Umdrehung werden 3,65 cbm Wind thatsächlich angesaugt und mit einem Druck von 600 g/qem in die Windleitung gefördert. Die Saugschieber des Ge- bläsecylinders sind mit einer verschieden einstell baren Steuerungsvorrichtung versehen, zu dem Zwecke, bei höheren Windpressungen die Ansauge menge verringern und dadurch eine Ueberlastung des Gasmotors vermeiden zu können. Die Betriebs- erfahrungen haben aber ergeben, dafs diese, der Vorsicht halber getroffene Anordnung entbehrlich ist, sofern nicht ganz ungewöhnlich grofse Steige rungen des Winddruckes auftreten. Bei Druck schwankungen zwischen 500 und 700 g/qem z. B. pafst sich die Maschine den jeweiligen Be triebsverhältnissen ganz von selbst an, ohne dafs also der Maschinist den Schieber, der die Menge des zur Verbrennung gelangenden Gases regelt, zu verstellen braucht. Steigt der Winddruck auf 700 g oder fällt er auf 500 g, so verringert bezw. erhöht sich ganz selbstthätig die Umdrehungs zahl, die bei dem gegenwärtigen Betriebe durch schnittlich etwa 100 in der Minute beträgt, aber nach Bedarf noch gesteigert werden kann, in entsprechender Weise und wird für den betreffenden Winddruck constant; ebenso stellt sie sich wieder auf durchschnittlich 100 in der Minute ein, sobald der normale Winddruck von 600 g/qcm wieder erreicht ist. Die Leistung des Gasmotors erhält sich also bei wechselnden Winddrucken annähernd constant und zwar selbstthätig. Dabei darf natür lich keine Beeinflussung des die Brennstoffmenge bestimmenden Schiebers durch einen Regulator stattfinden. Ein solcher ist an der Maschine auch vorgesehen worden, wurde aber, da er sich als