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830 Stahl und Eisen. Rheinisch - Westfälische Gefüge des Stahls sich bei gleicher Qualität und Härte durch die Behandlung ändern kann, wenn es — kühl geschmiedet heifs geschmiedet — ausgeglüht —- sehr heifs geglüht — sehr heifs geglüht und dann gut gehärtet — gut gehärtet — heifs gehärtet — zu heifs gehärtet oder gar vollständig verbrannt wird. Es ist hiermit ein hochinteressantes Bild für die äufsere Beurthei- lung des Stahls geschaffen, an welchem man einestheils lernen kann, dafs die Korngröfse nicht für die Qualität, sondern nur für die Härte des Stahls einen gewissen Mafsstab bietet, indem mit zunehmender Härte das Korn feiner wird, andern- theils aber auch erkennt, dafs bei gleicher Härte das Korn wieder sehr verschieden ist. Werth hat diese Verschiedenheit besonders für das Er kennen von Fehlern beim Härten, wobei bekannt lich bei der Stahlverarbeitung am meisten gefehlt wird. Ferner liegen grofse Brüche bis zu 250 qmm aus, die Dichtigkeit und Gleichförmigkeit des Materials erweisend. Dabei zeigen Brüche ge härteten Stahls bis zu 150 qmm, wie tief die Härtung gedrungen ist. Heber dem oben erwähnten Schrank läfst ein grofser Carton der Königl. mechanisch-technischen Versuchsanstalt in Charlottenburg das Gefüge des Stahls an mikroskopischen Photographien von geätzten Stahlschliffen in bis zu 2140 facher linearer Vergröfserung erkennen. Ein besonders interessantes Bild bietet darunter die Veränderung des Gefüges, welches aus derselben Stange her rührender Werkzeugstahl mit 1 °/o Kohlenstoff durch gutes Härten, — Ueberhitzen — Anlassen erfahren hat. Wir erwähnen ferner eine reiche Collection von Stählen in allen möglichen Quer schnitten und Stärken und eine lange Reihe von W erkzeugen der verschiedensten Art, wie sie zur Metallbearbeitung Verwendung finden. Unter letzteren seien ein vollständiges aus Ober-, Unter- und Seitenmessern bestehendes Trägerscheeren- messer, ein einzelnes grofses Obermesser 580 mm breit, ein Paar 2800 mm lange Tafelscheeren messer zum Schneiden von Kupfer-, Messing- und Tombakblechen, ein Paar 3 m lange Messer, etwa 8 Ctr. wiegend, für eine Eisen- und Stahl- blechscheere, sowie ein Paar 60 mm dicke Messer zum Warmschneiden von Stahlblöcken, naturhart, besonders erwähnt. Dafs der Bischoffsche Stahl nicht nur zu groben Werkzeugen Verwendung findet, wird durch eine Zusammenstellung von Werkzeugen bewiesen, die von Kunden des Werkes hergestellt sind, worunter sich eine Reihe von Fräsern, Spiralbohrer, Reibahlen, Taschen- und Rasirmesser, sowie Präge- und sonstige Werk zeuge befinden. An der westlichen Seite der Halle treffen wir, gleichfalls an die Siegener Collectivausstellung anschliefsend, den in übersichtlicher und ge schmackvoller Weise angeordneten Aufbau der Gufsstahlfabrik Industrie - Ausstellung. 22. Jahrg. Nr. 15. J. C. Söding & Halbach, Hagen i. W. (Plan Nr. 45). Wir sehen dort zu beiden Seiten in systematischer Anordnung lange Stäbe von Werkzeuggufsstahl, die in einen aus Schweifsstahlstäben gebildeten erkerartigen Vor bau auslaafen. In den beiden Ecken sind je ein be sonders grofses Scheerenmesser für Blechscheeren ausgestellt, während daneben kleinere Messer in den verschiedensten Formen und Gröfsen aus gelegt sind, die sowohl in roh geschmiedetem, als in schnittfertig bearbeitetem Zustande geliefert werden. Eine Specialität der Firma bilden Bohr- meifsel für Tiefbohrungen, welche in unbearbeite tem und gebrauchsfertigem Zustande vorgeführt werden. Aufserdem sind noch zwei Pyramiden aus Tiegel- gufsstahlscheiben aufgestellt, welch letztere für Fräserscheiben, Holzfräser, Rollscheerenmesser, Druckrollen u. s. w. Verwendung finden. Ein an der Rückwand stehender Schrank enthält Bruchproben des Rohmaterials für die Tiegelstahlfabrication, sowie von rohen Blöcken und geschmiedeten Stangen in den verschiedenen Härtegraden und Qualitäten, gehärtet und ungehärtet. Aufserdem sind Bruch proben von Schweifsstahl, Stahl auf bezw. um Eisen gesch weifst ausgelegt. Ueber dem Schrank hängen zwei Magnete von je 40 kg Tragkraft mit je einem Ambofs von etwa 30 kg Gewicht belastet, die aus einem von der Firma gelieferten Specialgufsstahl hergestellt sind und die Qualität desselben in Bezug auf die Permanenz des Magnetismus vor Augen führen sollen. Hämmer und Werkzeuge aus Tiegelgufsstahl für Schmie- derei, Schlosserei, Schiffbau, Steinbearbeitung, Bergbau u. s. w. werden in über 300 verschiedenen Modellen und Gröfsen vorgeführt. Die Mitte der Koje nimmt die Ambofsausstellung ein, welche aus 30 Ambossen in den hauptsächlich gangbaren Formen des In- und Auslandes besteht und die selben in stufenweise anwachsenden Gröfsen bis zu 750 kg Gewicht vorführt, wohl dem schwersten in Deutschland fabricirten Stück dieser Art. Der letztere ist, wie die übrigen Ambosse, aus vielen Theilen unter der Hand zusammen- geschweifst und mit einer Stahlbahn versehen, während das Hobeln der Bahnen und Kanten, das Bohren und Stofsen der Löcher im Inter esse einer genauen Bearbeitung und einer voll endeten Fertigmachung maschinell geschieht, ein Verfahren, das die Firma bereits seit Ende der 80er Jahre betreibt und dem sie wohl zum gröfsen Theil ihren Ruf als bedeutendstes Ambofs- hammerwerk Deutschlands verdankt. An die Ausstellung von Söding & Halbach grenzt unmittelbar die des Limburger Fabrik- und Hütten-Vereins. (Plan Nr. 46.) Es werden hier im wesentlichen Walzproducte des Stahl- und Eisenwalzwerks vorgeführt. Neben Bandstahl und Bandeisen in