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1. August 1902. Eisenindustrie und Schiffbau in Deutschland. Stahl und Eisen. 823 derartigen Höhe der Fabrication steht, dafs es ihm keine besonderen Schwierigkeiten machen wird, auch die verschiedenen Qualitätsziffern zu erfüllen. Nichtsdestoweniger leidet die Einheit lichkeit der Fabrication unter den verschiedenen Ansprüchen, und es ist zweifellos besser, diese Zahlen möglichst unter einen Hut zu bringen. Nach den Erörterungen des Hrn. Vortragenden scheint es mir allerdings, als würde es schwer halten, den Englischen Lloyd zu einem Nach geben zu veranlassen, weil seine Qualitätsziffern auf der Grundlage einer wesentlich andern Fabri- cationsmethode beruhen. Leichter scheint mir eine Uebereinstimmung herbeizuführen über die sonst noch in Kraft befindlichen Bedingungen. Wie Hr. Geheimrath Rudloff bereits in seinen Zahlenangaben nachwies, sind die neuesten Be dingungen der Kaiserlichen Marine und des Ger manischen Lloyd sich schon aufserordentlich nahe gekommen: sie schwanken zwischen 41 Minimal festigkeit und 47 bezw. 49 Maximalfestigkeit. In der Praxis ist, glaube ich, diese weite Grenze von nicht so erheblicher Bedeutung Ich habe früher Gelegenheit gehabt, Material abzunehmen nach den alten Bedingungen, in denen 44 kg vorgeschrieben waren. M. H., in den allermeisten Fällen habe ich Material von 45 kg bekommen, trotzdem die Maximalgrenze über 44 hinaus über haupt nicht bestimmt war. Es liegt naturgemäfs in dem Bestreben des Hüttenwerkes, die Dehnung herauszubekommen, und diese erzielt es sicherer bei möglichst geringer Festigkeit des Materials. Um das Material abnahmefähig zu machen, wird das Hüttenwerk die Festigkeit möglichst nahe der zulässigen niedrigsten Grenze zu halten suchen. Heute, nachdem wir auf 41 kg Festigkeit für das Material gekommen sind, bin ich ganz sicher, dafs bei weitem die grofse Mehrzahl der Prüfungsergebnisse ein Material von 42 kg erweist. Aus diesen thatsächlichen Verhältnissen, m. H., ist eigentlich auch schon die zweite Frage, ob weiches oder hartes Material das bessere sei, von der der Hr. Vortragende sagte, dafs die Fachleute über sie sich absolut nicht einig seien, sondern ganz entgegengesetzter Ansicht, schon entschieden. Denn in der Praxis bekommen wir Material von 42 bis 44 kg Festigkeit und damit auch nach seinen Erörterungen das Material, was wir brauchen und was wir haben wollen. Ich möchte noch einen anderen Punkt an schneiden. Es ist das die Zahl der für den Schiffbau als nothwendig erkannten Profile. Der Hr. Vortragende scheint auf dem Standpunkte zu stehen, dafs nach den Erörterungen und Ver einbarungen des Jahres 1898 ein Zustand ein getreten sei, der allen Wünschen gerecht werde. Dem möchte ich doch nicht so ganz zustimmen. M. H., wir machen die Erfahrung, dafs, wenn wir uns ein Profil aus den Normalprofilen heraussuchen und dieses bei den Hüttenwerken bestellen, die nach Ausweis des Profilbuches dieses Material fertigen, wir die Nachricht be kommen: „Wir bedauern unendlich, dieses Profil haben wir gestrichen, das machen wir nicht mehr.“ Andererseits, wenn wir grofse Material ausschreibungen machen, das Material für einen ganzen Schiffskörper bestellen, so ist 100 gegen 1 zu wetten, dafs in jeder Offerte Vorbehalte gemacht werden: für dieses oder jenes Profil, das wir nicht machen, empfehlen wir Euch dieses oder jenes andere. Wenn es sich nicht gerade um Profile für besondere Constructionstheile oder um besonders in Anspruch zu nehmende Verbände handelt, so wird man auf den Werften in den meisten Fällen sich entschliefsen, das angebotene Ersatzprofil zu übernehmen, und ich schliefse daraus ohne weiteres, dafs entweder das eine oder andere nicht unbedingt erforderlich ist, so dafs man das eine oder andere wohl entbehren könnte. Von diesem Gesichtspunkte aus möchte ich meine Ansicht dahin aussprechen, dafs eine weitere Einschränkung der Zahl der Profile für den Schiffbau doch wohl möglich ist. Und, m. H., gerade eine Einschränkung nach dieser Richtung hin würde den Werken wie den Werften aufserordentlichen Vortheil bringen, den Werften insofern, als ihnen ein Verlust an Zeit, der durch Hin- und Rückfragen eintritt, erspart wird, den • Hüttenwerken insofern, als sie in der Lage sind, mit einem kleineren Walzenpark das zu schaffen, was die Werften von ihnen verlangen. Hierdurch müfsten die Herstellungskosten der Profile ent sprechend geringer werden, was selbstverständ lich dem Schiffbau wieder aufserordentlich zu gute kommt. M. H., ich bin der Ansicht, dafs eine Klärung der angeregten Punkte sehr erwünscht ist, und nachdem sich nach 1898, wo die letzten Ver handlungen über diese Fragen stattfanden, die Schiffbautechnische Gesellschaft gebildet hat, halte ich diese Körperschaft für berufen, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Sie würde sich zwar eine sehr schwierige und mühsame Aufgabe damit auferlegen, aber ich bin über zeugt, dafs eine glückliche Lösung ihr den Dank aller Interessenten sichern würde. (Lebhaftes Bravo!) Ingenieur und Hüttendirector Eichhoff- Schalke : M. H.! Ich glaube, dafs ich Ihre Zeit nicht zu lange in Anspruch nehme, wenn ich Sie nochmals bitte, mir auf das Gebiet der Festigkeiten und Dehnungen zu folgen. Der Hr. Vorredner hat zum Ausdruck gebracht, dafs die deutsche Marine sich schon den Bedingungen des Germanischen Lloyd und diese beiden den Auffassungen der Hüttenleute viel mehr genähert hätten, als das beim Englischen Lloyd der Fall sei. Wir Hüttenleute, m. H., erkennen das un geheuer dankbar an; besonders sind wir der