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In der Schlufssitzung am 4. Juli nahmen 12 Ver treter des Auslands nacheinander das Wort, und er gingen sich in herzlichen Worten des Danks und der An erkennung für die Congrefsleitung und die Congrefsstadt. Ministerialdirector Schultz dankte für die der Congrefs leitung dargebrachte. Anerkennung und schlofs mit den Worten: Gleichzeitig möchte ich der gastlichen Stadt Düsseldorf und den ausgezeichneten Herren, die an der Spitze dieser Stadt stehen, tiefgefühlten Dank sagen und diesen Dank auch übertragen auf alle Be wohner der schönen Rheinprovinz. Staatliche und städtische Behörden, alle Bewohner haben uns überall gröfste Gastfreundschaft erwiesen. Die Herren des Auslandes sind sehr erfreut gewesen über die warme sympathische Aufnahme, die die ganze Bevölkerung uns hat zu theil werden lassen. (Lebhafte Zustimmung.) Durch diese Aufnahme sind die Tage, die wir hier ver lebt haben, zu wahren Freudetagen geworden und die Rheinprovinz und die Stadt Düsseldorf dürfen ver trauen, dafs wir diese Tage lange in Erinnerung be wahren werden. Schon in der ersten Sitzung hatte ich darauf hingewiesen, dafs wir ein permanentes internationales Schiffahrtsbureau in Brüssel besitzen, dessen Thätigkeit hier mehrmals ehrenvoll erwähnt wurde. Diesem Bureau wird es obliegen, über die liebenswürdige Einladung, nach Buenos Aires zu kommen, zu entscheiden. Wenn ich deshalb auch nicht sagen kann, wo wir uns wiedersehen werden, rufe ich gleichwohl Ihnen ein herzliches Auf Wiedersehen! zu. (Anhaltender Beifall.) Internationaler Arbeiterversi cherungs- Congrefs in Düsseldorf. Der Congrefs tagte zum erstenmal in Deutschland. Die Tagung wurde am 17. Juni Abends durch ein zwangloses Beisammensein in der städtischen Tonhalle eröffnet, wobei Hr. Beigeordneter Dr. Wülffing die Erschienenen begrüfste. Zu der am 18. Juni um 2 Uhr erfolgten Eröffnung waren etwa 1000 Theilnehmer erschienen. Der Ehrenpräsident des Organisations - Comites Excellenz Dr. Boediker, ehemaliger Präsident des Reichsversicherungsamtes, eröffnet den Congrefs mit folgender Ansprache: Vor zwei Jahren, in einer Umgebung sonder gleichen, inmitten der unvergefslichen Weltausstellung zu Paris, wurde die zum. erstenmal bereits gelegentlich des Brüsseler Congresses ausgesprochene Einladung der Stadt Düsseldorf, den nächsten Arbeiter-Versicherungs- Congrefs in ihren Mauern abzuhalten, einstimmig dankend acceptirt, und so sehen Sie, hochverehrter Herr Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, uns denn nun hier versammelt. Wir Alle, insbesondere auch das Comite permanent, legen Werth darauf, die erste Enunciation des Con gresses darin bestehen zu lassen, Ihnen und Ihrer Stadt für jene Einladung wie. für das bewiesene grofse Entgegenkommen und nicht am wenigsten dafür zu danken, dafs diese herrlichen städtischen Säle, flankirt von einem köstlichen Garten und Parke, uns zur Ver fügung gestellt worden sind. Demnächst ist es mir eine überaus angenehme und ehrenvolle Pflicht, die Vertreter der hohen Regierungen zu begrüfsen und willkommen zu heifsen, insbesondere Seine Excellenz den Staatsminister v. Posadowsky, Seine Excellenz den Kgl. preufs. Handelsminister Hrn. Möller, der auf unseren früheren Congressen bereits ein treuer, die Sache kräftig fördernder Genosse gewesen ist, und die Herren Vertreter des Deutschen Reichs, sodann die zahlreichen Delegirten Frankreichs, in dessen Haupt stadt die Wiege unseres Congresses stand, die Herren Delegirten Oesterreich - Ungarns, Italiens, Rufslands, Englands, Schwedens, Norwegens und Dänemarks, Belgiens, Luxemburgs, der Schweiz und Spaniens, der Vereinigten Staaten von Amerika, des australischen Staatenbundes und Neuseelands, sowie der deutschen Einzelstaaten. Wir danken den hohen Regierungen, dafs sie unserer Arbeit ein so werthvolles Interesse entgegenbringen, wohl wissend, dafs wir hier nur Anregungen geben können, während die Umsetzung unserer Ideen in die That ganz in ihrer und ihrer Parlamente mächtigen Hand liegt. Endlich begrüfse ich Sie, verehrte Coliegen und Freunde, die kein anderer Auftrag hierher führte, als der Zug des eigenen Herzens, das warm für unsere gute Sache schlägt. Manche von Ihnen erscheinen gleich mir zum fünften- und sechstenmale auf diesem Congrefs kraft jenes selbst gegebenen und freudig übernommenen Mandats, dessen Ausführung auch diesmal, wie ich hoffe, Ihnen reiche Befriedigung gewähren wird. So bildet denn unser Congrefs eine Manifestation aller civilisirten Völker zu Gunsten der Fürsorge für die Arbeiter. Aus der Privatinitiative hervorgegangen, von den Regierungen unterstützt, wirft der Congrefs von neuem Panier auf für die Humanität und den Fortschritt. Mit etwa fünfzig Referaten — eine bis jetzt nicht erreichte Z ihl — und den sich daran anschliefsenden Berathungen, wird er dafür Zeugnifs ablegen, dafs es mit der Arbeiter-Fürsorge und -Versicherung nur weiter vorwärts, nicht rückwärts gehen kann: sei es nach dem deutschen und österreichischen Modell, sei es nach einem den lateinischen Völkern lieberen Formular. Schon als ich in Brüssel meinen Ruf „en voitures“!“ ergehen liefs, betonte ich, es komme nicht so sehr auf die Art des Wagens und den Reiseweg an. Nur auf das ge meinsam zu erstrebende Ziel wies ich hin. Mit Ge- nugthuung kann ich im Hinblick auf das seitdem Er reichte jene Aufforderung heute mit den Worten be kräftigen „sempre avanti!" Auch hier in Düsseldorf werden wir wieder einen Schritt weiter kommen. Dabei werden wir uns, wie wir in unserer programmatischen Einladung sagten, von allen utopistischen Bestrebungen fernhalten, unsere feste und gesunde Grundlage nicht unter den Füfsen uns wegziehen lassen. Die Kunst des Erreichbaren wollen wir üben. Darum, meine Herren, danke ich Ihnen, nicht blofs, dafs Sie kamen, ich beglückwünsche Sie auch von vornherein zu dem sicheren Erfolge. Und wenn dann nach dem Verlauf der uns zur Verfügung stehenden wenigen Tage die niehtdeutschen Herren mit dem Gefühle von hier scheiden würden, einer wirklich herzlichen Aufnahme bei uns begegnet und durch eigene Anschauung dessen vergewissert zu sein, dafs wir Deutsche auf den früheren Congressen mit Liebe und Ueberzeugung unsere Ein richtungen Ihnen preisen konnten, so würden wir uns doppelt Ihres Besuches freuen. Nochmals willkommen, hochverehrte Herren, auf deutschem Boden! Und so erkläre ich denn hiermit den 6. Internationalen Arbeiter-Versicherungs-Congrefs für eröffnet. Staatssecretär Graf von Posadowsky führt als Stellvertreter des Reichskanzlers Folgendes aus: In dieser schönen Rheinstadt, auf die wir Deutsche mit besonderer Genugthuung blicken, ist es mir eine besondere Ehre, Sie zu begrüfsen. Ihr zahlreiches Erscheinen ist ein Beweis dafür, wie tief der social politische Gedanke nicht nur hei den Regierungen, sondern auch bei den Männern des Gewerbslebens, der praktischen Verwaltung und der Wissenschaft Wurzel geschlagen hat. In einer Zeit, wo in den westlichen und mitteleuropäischen Staaten die Bevölkerung nur dünn gesät war, wo die Erzeugung der Güter sich zum gröfsten Theil handwerksmäfsig vollzog, wo das Gefühl nachbarlicher Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit nicht nur das bürgerliche, sondern auch das wirth-