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790 Stahl und Eisen. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. 22. Jahrg. Nr. 14. Hoffnung schöpfen, dafs Eure Kaiserliche und König liche Hoheit auch in steter Uebereinstimmung mit Seiner Majestät die in Deutschland noch so sehnsüchtig erhofften Ziele der Binnenschiffahrt fördern werden. Gebührt daher Eurer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der herzlichste und freudigste Dank Ihrer Landsleute, so wird nicht minder auch bei allen hier versammelten Ausländern die ehrerbietigste und kräftigste Anerkennung wegen der Uebernahme des Protectorats die Herzen bewegen. Indem ich nun an Eure Kaiser liche und Königliche Hoheit die ehrfurchtsvolle Bitte richte, hiermit den Schiffahrts-Congrefs zu eröffnen, fordere ich zugleich die Anwesenden auf, zuvor mit mir in den Ruf einzustimmen: Hoch lebe unser erhabener Protector, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit, der Kronprinz Wilhelm, er lebe hoch, hoch, hoch! Sofort erhob sich der Kronprinz und sagte: Hochansehnliche Versammlung! Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die freundlichen Worte der Be- grüfsung, die Sie an mich gerichtet haben. Es ist mir eine aufrichtige Freude, am heutigen Tage in Ihrer Mitte weilen zu dürfen, und es erfüllt mich mit freudigem Stolze, Protector einer so ansehnlichen und wichtigen Versammlung sein zu dürfen. Herbei gekommen von allen Grenzen der Erde, haben Sie sich, meine Herren, hier versammelt, um die Ziele des internationalen Ver kehrs und die Mittel zu ihrer Verwirklichung zu normiren. Ich sehe in der IX. Versammlung des Con- grosses jedoch nicht nur den wichtigen Meilenstein auf dem Wege seiner Entwicklung, sondern vielmehr einen jener Berührungspunkte, in denen sich alle Nationen der Welt in Freundschaft die Hände reichen und neidlos ihre gegenseitigen Vorzüge anerkennen im Hinblick auf das gemeinsame Grofse. (Bravo.) Meine innigen Wünsche für die Verhandlungen des Congresses begleiten dieselben. Der Congrefs ist eröffnet. An den lang anhaltenden Beifall, der dieser An sprache folgte, schlofs sich nachstehende Rede des Staatsministers Grafen Posadowsky: Euer Kaiserliche Hoheit! Hochgeehrte Herren! Diese ansehnliche Versammlung, der hervorragende Vertreter des Schiffbaues und der Schiffahrt aus fast allen Staaten der Welt angehören, liefert den augen fälligen Beweis, welche technische und wirthschaftliche Schwerkraft die Fragen besitzen, welche auf diesem Congresse verhandelt werden sollen. In höchst geist voller Weise versinnbildlicht das Congrefsabzeichen den ungeheuren Fortschritt, den die Schiffbaukunst im Laufe der Jahrtausende gemacht hat, vom alten, drachengeschmückten Wikingerschiff an bis zum modernsten Typus eines Ocean - Passagierdampfers. Welches Mafs von Geistesanspannung, von Arbeits kraft, von frischem Wagemuth und von besonnener Unternehmungslust war nöthig, um den Schiffbau auf diese Stufe technischer Vollkommenheit zu heben. Horaz sagt in seiner bekannten Ode, dreimal gepanzert müsse das Herz des Mannes gewesen sein, der es zuerst gewagt habe, auf gebrechlichem Kahn in das tosende Meer hinauszusteuern. In der Gegenwart, wo wir den Atlantischen Ocean in fünf bis sechs Tagen kreuzen können, haben Schiffbau und Schiffsführung einen Grad der Schnelligkeit und der Betriebssicherheit er reicht, dafs wir die See, die gewaltigste und gefähr lichste Naturkraft, fast ganz beherrschen. Und fast täglich werden noch neue Erfindungen und Vervoll kommnungen gemacht. So ist aus dem völkertrennenden Element ein völkerverbindendes geworden, die Flügel der Schiffsschraube sind die eisernen Dädalosflügel, welche über die Meere der Erde dahinfliegen, die Schiffahrt hat sich zum mächtigen und stolzen Träger moderner Weltwirthschaft entwickelt. Meine hoch geehrten Herren! Indem ich die Ehre habe, Sie namens der verbündeten Regierungen des Deutschen Reiches zu begrüfsen, darf ich der Hoffnung Ausdruck geben, dafs auch Ihre Verhandlungen dazu beitragen werden, die vielfachen wirthschaftlichen und geistigen Bande, welche alle gesitteten Völker der Erde miteinander verbinden, noch fester zu knüpfen als bisher, zum Besten des Caiturfortschritts dergesammten Menschheit. Es folgte als nächster Redner der neue, Verkehrs minister Budde: Namens der Königlich Preufsischen Staatsregierung habe ich die Ehre, den IX. Internationalen Schiffahrts- Congrefs hier in Düsseldorf zu begrüfsen. Diese rheinische Stadt mit ihrer weiteren Umgebung, die Sie bei Ihren Ausflügen besuchen werden, ist ganz besonders geeignet, für Jedermann sichtbar zur Erkennt- nifs zu bringen, welche Segnungen für das gesammte Volksleben sich aus der Verwirklichung der Arbeiten ergeben, die den Gegenstand Ihrer Verhandlungen bilden werden. Der stolze Rheinstrom, der die Stadt Düsseldorf bespült, vermittelt den unmittelbaren Ver kehr mit dem grofsen Weltmeer, mit dem internationalen Welthandel. Dank der Regulirung des Strombettes gelangen Seeschiffe bis Düsseldorf und weiter aufwärts bis Köln. Eine stattliche Flotte von vielen grofsen und kleinen Schiffen vermittelt die Binnenschiffahrt, auf dem Rheinstrom und den seitlich einmündenden Wasserwegen. An beiden Ufern werden die Wasser läufe überall begleitet von Eisenbahnen jeder Art und Landstrafsen, die den Verkehr in das Innere des Landes weiter vermitteln. So ergänzen sie den Ver kehr auf den Wasserstrafsen, wie andererseits auch diese wieder als Ergänzung der grofsen Verkehrsadern des Landes anzusehen sind. Das eine Verkehrsmittel schliefst das andere nicht aus, macht das andere nicht entbehrlich, sondern der eine Weg macht den andern erst recht lebensfähig, sei es, dafs er ihm neue Verkehrsobjecte zuführt, sei es, dafs er ihm eine er wünschte Entlastung bringt. Dieses gegenseitige Zu sammenwirken aller Verkehrsmittel, aller Kräfte, bis zu den Sammelbecken, in denen der Wildbach ge bändigt wird, um seine zerstörende Kraft in nutzbare, wohlthätig wirkende Energie umzusetzen, dies Alles zeigt Ihnen Düsseldorf mit seiner weiteren Umgebung. Und indem wir uns auf dem Rheinstrom fahrend diesen Eindrücken überlassen, gewinnen wir, je mehr wir uns in solche Gedanken vertiefen, die Ueberzeugung, dafs alle diese Verkehrswege zu Lande und zu Wasser mit- und nebeneinander concurriren können und sollen. Gewifs besteht eine Concurrenz zwischen Wasserstrafsen und Eisenbahnen; aber es ist ein Wettstreit edelster Art mit dem herrlichen Ziele, die Culturaufgaben zu lösen, die uns zufallen. Dieser Wettstreit kann sich selbstverständlich nicht ohne Meinungsverschieden heiten und Interessenkämpfe vollziehen, die sich unter Umständen zu grofsen Hindernissen gestalten- Aber wie der Techniker heutzutage absolute Verkehrs hindernisse überhaupt nicht mehr kennt, wie der Wasserbau Strombarren hinwegräumt und hohe Ge birgszüge überwindet, so ist es die Aufgabe einer klugen Volkswirthschaft, die erwähnten Interessen kämpfe derart auszugleichen, dafs alle Verkehrswege erschlossen werden, die der wirthschaftlichen Ent wicklung des Volkslebens dienen können. Wir« dieses Ziel erreicht, dann machen sich, wie Sie hier am Rhein es sehen, die Segnungen eines regen Ver kehrslebens, vermittelt durch Land- und Wasserwege, welcher Art sie auch sein mögen, fühlbar, ebenso- wohl für den Landmann, der seinen Acker bestellt, wie für Handel und Industrie. Durch Ihre Arbeiten wirken Sie- thatkräftig an der Erreichung solcher Ziele mit, und deshalb heifse ich Sie namens der Königl. Preufsischen Staatsregierung nochmals will- kommen mit dem Wunsche, dafs Ihre Verhandlungen gute Früchte zeitigen mögen. Nachdem Herr Oberbürgermeister Marx namens der Stadt das Wort ergriffen hatte, Herr Geheimratl H. Lueg namens der Ausstellungsleitung, und Herr | Commerzienrath Möhlau im Namen der rheinisch'