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15. Juli 1902. Rheinisch - Westfälische Industrie - Ausstellung. Stahl und Eisen. 777 und Kleinbahnen an, für welche sie zuerst in Deutschland die Maschinenformerei in Anwendung brachte. Sie ist heute Hauptlieferantin der deutschen sowie vieler ausländischen Staats bahnen. Ausgestellt sind Achsbüchsen für Tender- locomotiven, D-Zug-, Personen- und Güterzug- wagen in mannigfachen, zum Theil patentirten Constructionen. Einige durchschnittene Theile zeigen die innere Anordnung der Lagerschalen und Schmiervorrichtungen. Letztere, auf welche mit Rücksicht auf das Warmlaufen der Achsen ein besonderes Gewicht zu legen ist, sowie die staubsicheren Abdichtungen sind an den aus gestellten Gegenständen in den denkbar ver schiedensten Ausführungen zu ersehen. Weiter finden wir noch Achsbüchsen für Strafsenbahnen, Klein- und Feldbahnen verschiedenster Art. Als weitere Specialitäten dieser Firma seien noch Drehscheiben für Industriebahnen, Gufsarmaturen für elektrische Lichtmaste sowie für Leitungs maste der elektrischen Strafsenbahnen erwähnt, welche letzteren in vielen gröfseren Städten Deutschlands und des Auslands Aufnahme ge funden haben. Weitere Erzeugnisse sind Muffenröhren, sowie die für Dampf-, Gas- und Wasserleitungen aller Art benöthigten Rohr- und Formstücke, endlich Baugufstheile aller Art, Filterpressen, Rühr werke u. s. w. Die seit einigen Jahren angegliederte Kesselschmiede befafst sich mit dem Bau von schmiedeisernen Apparaten für die chemische Industrie, Dampfkesseln u. s. w. Die Ausstellung von c. Senssenbrenner Maschinenfabrik, Kesselschmiede, Hammerwerk, Düsseldorf-Obercassel (Plan Nr. 9) umfafst in Gruppe II eine Reihe von Gefäfsen, Transport- und Vertheilungsvorrichtungen (Giefspfannen und Giefswagen) zum Aufnehmen von flüssigem Eisen und Stahl aus den verschiedensten Schmelzstätten (Hochöfen, Martinöfen, Cupolöfen u. s. w.) zum Weiterbeförden desselben und Vertheilen in die Mischer, Converter, Coquillen und die verschieden sten Arten von Giefsformen. Da die moderne Technik den Transport grofser Mengen flüssigen Eisens und Stahls erfordert und infolgedessen die Transportvorrichtungen immer schwerer und complicirter ausfallen, ist es voll ständig zu begreifen, dafs auch für diesen Fabricationszweig eine Specialfabrik eine volle Daseinsberechtigung hat. Neben einigen kleineren, der Vollständigkeit halber vertretenen Hand pfannen, bemerken wir gröfsere Krahnpfannen mit Vorrichtungen zum Abschäumen und sicheren Giefsen des flüssigen Metalls über den Rand der Pfanne und mittels Stopfen vom Boden derselben. Es wird damit auch den modernen Anforderungen Rechnung getragen, welche von Seiten der Auf sichtsbehörden in Bezug auf diese Apparate ge stellt werden. Ein Transportwagen für flüssiges Roheisen von 71/2 t Inhalt mit neuer Kipp vorrichtung der Pfannen dürfte gleichfalls das Interesse des Fachmannes erregen. Sodann ist ein genau dem Original nachconstruirtes und vollständig in Eisen in den kleinsten Details noch vollkommen durchgearbeitetes Modell eines elektrisch betriebenen Giefswagens ausgestellt, der namentlich für den Bessemerbetrieb geeignet ist.* Die Pfanne, welche an einem 4 m langen Auslegearm aufgehängt ist, kann an diesem gehoben und gesenkt, der ganze Ausleger im vollen Kreis mit der Pfanne gedreht werden. Sodann ist noch eine Fahrvorrichtung für den ganzen Wagen, eine Vorrichtung zum Kippen und Verschieben der Pfanne in der Richtung des Auslegers vor handen. Am südlichen Ende dieses Blockes angrenzend an Gruppe Nr. 1 liegt die Ausstellung der Firma Eduard Laeis & Co., Eisengiesserei und Maschinenfabrik Trier (Plan Nr. 6, 7, 8). Dieselbe umfafst in geschlossenem Raum etwa 300 qm Bodenfläche und zerfällt in drei Abtheilungen, von denen Abtheilung I, Maschinen für Hütten- und Stahlwerke uns beson ders interessirt. Wir finden hier eine grofse, verticale Pendelsäge für elektrischen Antrieb mit hydraulischem Vorschub zum Schneiden von Pro filen bis zu 550 m Höhe; eine Horizontalheifssäge mit aufmontirtem Elektromotor von 120 P.S., zweckentsprechender hydraulischer Querbewegung des Tisches, speciell eingerichtet zum Schneiden von 1-Trägern bis 1 m Höhe; eine Glocken mühle mit Horizontal-Mahlscheiben zum Zer kleinern von gebranntem Dolomit, einen Dolomit kneter zum Mischen von gemahlenem Dolomit mit Theer, einen grofsen Kollergang zu demselben Zweck mit unabhängig voneinander laufenden Läufern, welche doppelt gelagert und je 4000 kg schwer sind, eine complete Converterbodenstampf maschine nebst zugehöriger Form nach System Bruno Versen in Dortmund und eine hydraulische Steinpresse zur Herstellung feuerfester Dolomit steine unter einem Druck von einer Million Kilogramm.* Abtheilung II zeigt eine vollständige Ziegelei und Abtheilung III eine hydraulische Anlage; letztere umfafst ein Horizontal-Doppelpumpwerk mit zugehörigem Hoch- und Niederdruck-Accu- mulator, sowie eine Serie von fünf verschiedenen hydraulischen Prefstypen zur Herstellung von Trottoir- und Mosaikplatten, Wandplatten, Beton bodenbelegen, Terazzoplatten und dergl. mehr. (Schlufs folgt.) * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1901 S. 275. * Die Beschreibung einer vollständigen Dolomit- anlage für Stahlwerke nach den Ausführungen der Firma Laeis behalten wir uns für eine spätere Nummer vor. Die Redaction.