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774 Stahl und Eisen. Rheinisch - Westfälische Industrie - Ausstellung. 22. Jahrg. Nr. 14. Weiter finden wir eine bedeutende Anzahl von Photographien, Zeichnungen und Aquarellen ausgestellt, die einerseits das vorgeführte Modell weiter illustriren, andererseits wirkliche Bauaus führungen im Brücken-, Pfeiler-, Dock-, Kraft- und Leuchtthurmbau u. s. w. vor Augen führen. In einem vollständig aus Drahtseilen und Draht aufgebauten Pavillon von geschmackvollen Formen führt die Firma Boecker & Co., Schalke i. W. (Plan Nr. 29) ihre Ausstellungs objecte vor. Es sollen in dem Aufbau die gangbarsten Constructionen von Drahtseilen, deren Herstellung seit mehreren Jahrzehnten eine her vorragende Specialität der Firma bildet, sowie gezogene Drähte aller Art zur Schau gestellt werden. In dem Innern des Pavillons befindet sich an der Längsseite ein etwa 7 m langer und 3 m hoher Ausstellungsschrank, in welchem in decorativer Weise die Hauptfabricate der Firma und zwar Walzdraht, gezogene Eisen- und Stahldrähte aller Art, Drahtstifte, Springfedern, Spiralfedern u. s. w. untergebracht sind. Es sind in diesem Schrank möglichst vollständig die mannigfaltigen Arten der Fabricationsproducte zusammengestellt, um dem Beschauer ein Bild von der Leistungsfähigkeit der Firma und der Vielseitigkeit der Fabricate zu geben. Das Ende dieses Blockes bilden, Rücken an Rücken mit dem Pavillon von Boecker & Co. liegend, die Aufbaue des Hochfelder Walz werks A.-V., Duisburg a. Rh. (Plan Nr. 28) und der Emscher Hütte (Plan Nr. 27). Das Hochfelder Walzwerk beschäftigt sich mit der Herstellung von Stab- und Fagoneisen, Ketten aller Art, Schmiedestücken und Federn. Vorgeführt wird ein gewaltiger stockloser Anker neuester Construction (Patent Hall) von 6 t Gewicht und eine Ankerstegkette gröfster Ab messungen von 82 mm Eisenstärke. Daran schliefsen sich Anker und Ketten für Flufsfahrzeuge. Das Hochfelder Walzwerk hat in den letzten Jahren in Concurrenz mit erstklassigen englischen Firmen für die kaiserl. deutsche Marine sowie für eine Reihe ausländischer Marinen und einheimischer grofser Privat-Dampfschifffahrts-Gesellschaften Anker und Ketten geliefert. Die Emscher Hütte, Eisengiefserei und Maschinenfabrik vorin. Heinr. Horiohe in Laar bei Ruhrort, stellt eine Giefs- tischplatte, eine gufseiserne Pfanne für Sulfat, einen gufseisernen Kessel für Soda und zwei gufseiserne Schiffsschrauben von 2 m Durch messer aus. Wenden wir uns jetzt wieder, von dem Aus stellungsraum des Phönix ausgehend, dem öst ¬ lichen Theil der Halle zu, so treffen wir zu- I nächst auf die Ausstellung der Gewerkschaft Grillo, Funke & Co. in Schalke i. W. (Plan Nr. 23). Diese Firma liefert Fein-, Riffel- und Grobbleche, gerollte Bleche warm und kalt gebogen, maschinell um gezogene Böden, Blechschmiedearbeiten für j Locomotiv- und Schiffskessel und Feuerrohre ; mit geprefsten Wellen, System Kraus. Unter | den zahlreichen Objecten dieser umfangreichen | Ausstellung heben wir besonders das Material eines Schiffskessels von 3000 mm Durch- | messer und 3000 mm Länge mit zwei Flamm- | röhren hervor. Derselbe besteht aus einem Vorder boden, zwei Wellrohren (System Kraus), einer Feuerbüchse aus einzelnen Theilen zusammen gesetzt und einem Hinterboden. Weiter er wähnen wir eine Anzahl flach und vertieft umgezogener Böden mit maschinell aus- oder eingehalsten Feuerrohrlöchern von besonders sorgsamer und vollendeter Ausführung für Ein- und Zweiflammrohrkessel, ferner eine Reihe von Specialböden und Blechschmiedearbeiten, deren vereinzelte Aufzählung zu weit führen würde. Aus der zahlreichen Collection von Blechen möchten wir das gebogene Grobblech erwähnen, das bei 2000 mm Breite und 10 mm Stärke I 25 m lang ist. Dasselbe war auf 281/2 m ge walzt, mufste jedoch wegen zu geringer Höhe des Gebäudes abgeschnitten werden. Bemerkens- werth sind auch die Warmwalzbleche, die in Stärken bis zu 0,05 mm herab vertreten sind. Ein besonderes Interesse bietet ein Wellrohr (System Kraus) 2850 mm lang von 800 mm 1. W. und 900 mm äufserem Wellendurchmesser bei 12 mm Blechstärke. Dasselbe ist an einem Ende zum Anschlufs an eine Feuerbüchse umgeflantscht und ausgezogen. Ein zweites Wellrohr mit zwei geschweifsten Querrohren veranschaulicht, wie man auf zwei verschiedene Arten Querrohre ein setzen kann. Ueber die Fabrication und Vor züge der vorstehend genannten Rohre entnehmen wir dem reich ausgestatteten Katalog der Ge werkschaft die folgenden Mittheilungen : „Es ist bekannt, dafs geschweifste Feuer rohre wegen der Sicherheit der Schweifsung prak tisch nicht dünner als mit 10 mm Wandstärke zur Verwendung gelangen. Die durch Wellung her vorgerufene Verstärkung der Rohre gegen äufseren Druck wäre also erst nöthig, wenn die Berechnung glatter Rohre eine höhere Wandstärke als 10 mm ergiebt, wenn nicht im Interesse der Ausgleichung der durch die stärkere Erwärmung der Rohre bedingten Spannungen die Schaffung einer ge wissen Nachgiebigkeit der Rohre in der Längs richtung nothwendig wäre. Zur Ausgleichung dieser Spannung ist es jedoch bei Feuerrohren nicht nöthig, Welle an Welle zu legen, es ge nügt vielmehr, wenn in Entfernungen von 500 mm