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schliefslich für den Bedarf der deutschen Marine fabricirt, nachdem auch die Actiengesellschaft der Dillinger Hüttenwerke von der Firma Krupp eine Licenz auf dieses Verfahren erworben hat. Lediglich einige wenige Platten sehr complicirter Form oder sehr geringer Dicke (unter 80 mm) wurden noch aus ungehärtetem Nickelstahl, wie für „Emperador Carlos V.“ verwendet, hergestellt. Die neuen Platten sind allgemein unter dem N amen Krupp-Platten bekannt geworden und werden jetzt auch von beinahe sämmtlichen Panzer fabri- cirenden Werken der Welt nach Krupps Ver fahren erzeugt. Insbesondere haben die eng lischen Werke rasch die Ueberlegenheit des Kruppschen Fabricates erkannt und die Fabri- cation nach Kruppschem Verfahren eingeführt. Es sind dies die Firmen: Vickers Sons & Maxim, Charles Cammell & Co., John Brown & Co., alle drei in Sheffield, wozu später noch Arm strong Whitworth & Co. in Newcastle kam. Die russischen Staatswerke in Kolpino und Obu chow fertigen gleichfalls ausschliefslich Platten nach Kruppschem Verfahren. Das gleiche gilt für Witkowitz. In der amerikanischen Marine sind ebenfalls Kruppsche Platten eingeführt, die von der Carnegie und der Bethlehem Steel Com pany hergestellt werden. Auch die französischen Werke Schneider & Cie., die Werke von St. Cha- mond und Chatilion & Commentry haben Licenzen auf Ausführung der Kruppschen Patente, des gleichen Terni für Italien. Aufser den für die deutsche Marine be- nöthigten Platten hat Krupp nach diesem Ver fahren hergestellte Panzerungen geliefert nach Rufsland, Oesterreich, Holland, Schweden und Norwegen, Japan. Bei allen Erprobungen der von der Kruppschen Fabrik hergestellten Platten seitens der Abnehmer ist niemals ein Loos ver worfen worden. Die Kruppschen Platten stehen in Bezug auf ihre Qualität unerreicht da. Neben der grofsen Widerstandsfähigkeit besitzen sie eine aufserordentliche Zähigkeit, eine Eigenschaft, welche die Kruppschen Platten von jeher aus zeichnete. Die Kruppschen Verfahren, deren Einzelheiten nicht bekannt gegeben sind, sind auch durch eine aufserordentliche Sicherheit in der Handhabung und Gleichmäfsigkeit des Er zeugnisses gekennzeichnet. Die Leistungsfähig keit der beiden deutschen Werke in Essen und Dillingen ist eine so grofse, dafs sie nicht nur allen Anforderungen der deutschen Marine ge wachsen sind, selbst bei sehr beschleunigtem Bautempo, sondern nebenher auch noch zu grofsen Lieferungen nach jenen Ländern befähigt sind, die nicht über eigene Werke verfügen. Dafs die vorhandenen Einrichtungen auch den gröfsten Ansprüchen in Bezug auf Dimensionen zu ent sprechen vermögen, dafür ist der beste Beweis die 106 t wiegende, 13,16 m lange, 3,4 m breite und 30 cm dicke Platte, welche vor der Krupp halle auf der Düsseldorfer Ausstellung zur Schau gestellt ist. Entwicklung der Fabrication schmied eiserner Röhren. Die Aufnahme der Fabri cation von schmiedeisernen Röhren in Deutschland erfolgte im Jahre 1846 durch Albert Poensgen in Manel bei Gemünd in der Eifel, und zwar beschäftigte er sich zunächst mit der Herstellung von Gasröhren; jedoch wurden schon im Jahre 1847/48 die ersten Versuche mit der Herstellung von gewalzten Röhren (Siederöhren) gemacht. Nach und nach wurde dieser Zweig der Fabri cation vervollkommnet. Die ersten für den Schiff bau bestimmten Röhren wurden anfangs der 50er Jahre geliefert, wahrscheinlich in 1852. Die Production von Röhren, die anfänglich nur von diesem einen Werk aufgenommen war, war zur Zeit sehr gering; die genauen Zahlen lassen sich jetzt leider nicht mehr ermitteln. Im Laufe der Jahre wurde die Röhrenfabrication auch von anderen Seiten aufgenommen, und die Production hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert, so dafs sich dieselbe heute, wo 24 deutsche Werke sich mit Herstellung von Röhren befassen, auf an nähernd zusammen 100000 t Gas- und Siederöhren beläuft. Es ist nun auch nicht mit annähernder Sicherheit festzustellen, welches Quantum hiervon auf den Consum für den Schiffbau fällt, der ja aufser den grofsen Quantitäten für die Kessel auch solche für Ueberhitzer, Beleuchtung, Wasser leitung, Dampfleitungen, Condensation u. s. w. bedarf. Es kann jedoch mit Sicherheit behauptet werden, dafs der Bedarf für den Schiffbau von Jahr zu Jahr gewachsen ist, besonders seit die engröhrigen Wasserrohren wie Thornycroft und andere Systeme mehr und mehr in Aufnahme kommen, welche allerdings zum grofsen Theil nahtlos hergestellte Röhren consumiren, deren Fabrication von mehreren Werken nach ver schiedenen Systemen erfolgt. Auf den Mannes mann-Werken werden massive Blöcke nach dem Mannesmann-Verfahren vorgewalzt und alsdann in besonderen Walzwerken, den sogenannten Pilger walzwerken, ausgewalzt undfertiggezogen, während auf der Rheinischen Maschinen- und Metallwaaren- fabrik nach dem System Ehrhardt die massiven Blöcke vorgeprefst und sie als dann üb er Kaliberr in ge und Dorne fertiggezogen werden. Nach demselben System Ehrhardt, unter Zuhülfenahme eines von ihm erbauten Walzwerks, werden vom Prefs- und Walz werk Reisholz bei Benrath jetzt auch Rohre der gröfsten Dimensionen, welche als nahtlose Kessel schüsse Verwendung finden, hergestellt; diese Fa brication, mit welcher der Erfinder, der Geh. Bau- rath H. Ehrhardt, ganz neue Bahnen der Technik beschritten hat, ist auf der Düsseldorfer Ausstellung in interessanten Proben vertreten. Ebenso finden sich dort nahtlose Röhren von Fried. Krupp in Essen und der Düsseldorfer Röhren- und Eisenindustrie (der Nachfolgerin des vorerwähnten Hrn. Albert