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Schon vor längeren Jahren schienen mir die bekannten Methoden zur Abscheidung sämmt- liehen Schwefels nicht ausreichend. In Erman gelung von Besserem adoptirte ich vorläufig die bekannte Methode des Auflösens in Kupferchlorid- Chlorammonium und suchte inzwischen nach Auf klärung. Versuche mit älteren Methoden. Diese fand ich zuerst durch Versuche mit den beiden bekannten, aber für Eisen nicht ge bräuchlichen Chlormethoden, welche in Fresenius, Quant. Chem. Anal., VI. Aufl., Bd. I, S. 506 bis 510 und S. 512 bis 513 beschrieben sind. Bei beiden Methoden schaltete ich hinter dem Chlorentwickler eine U-Röhre mit unterchlorig saurem Natron ein, um das Chlor von etwaigem Schwefelgehalt zu reinigen. Bei ersterer Methode, der trockenen Destillation mit Chlor, machte ich aufserdem zwei Abänderungen, in dem ich das leicht verstopfbare Kugelrohr durch ein weites Verbrennungsrohr ersetzte, und indem ich das Eisen vorab ausfällte und ab- filtrirte, ehe der Schwefel als schwefelsaurer Baryt abgeschieden wurde. Die zweite Methode, Oxydation des Schwefels durch Chlor in alka lischer Lösung, erlitt aufser der vorgenannten keine Veränderung. Beide Methoden ergaben vollständig übereinstimmende Resultate und zwar fast 1/s mehr Schwefel als die Kupferchlorid- Chlorammonium-Methode. Der Beweis der Un zulänglichkeit der allgemein üblichen Methoden war erbracht, aber der beschrittene Weg war nicht recht gangbar. Die erforderlichen ver- hältnifsmäfsig starken Chlorströme würden bei Massenanalysen doch höchst belästigend sein. Versuche, die Substanz in üblicher Weise in Salzsäure zu lösen, und nur die entwickelten Gase zu chloriren, führten zu folgender durch aus nicht belästigender Chlormethode. Chlormethode. Die Auflösung erfolgt in der Flaschen (Abbildung 4) in Salzsäure 1,095 anfänglich in der Kälte, schliefslich bei starkem Kochen, b ist ein Liebigscher Kühler, der die verdampfte Salzsäure condensirt und nacha zurück führt. In c und d befindet sich alkalische Bleilösung, e enthält chlorsaures Kali als grobes Pulver und stark verdünnte Salzsäure. Die entstehende Lösung braucht nur kaum merk lich durch Chlor sich zu färben, f enthält entweder Natronlauge oder unterchlorigsaures Natron in Lösung, g ist ein Aspirator. Sämmt- licher Schwefelwasserstoff wird bereits in dem ersten Rohre c von der Bleilösung zersetzt, das zweite Rohr d mit Bleilösung bleibt un getrübt; nur sehr selten bei zu rascher Arbeit und hohem Schwefelgehalte tritt schwache Trübung der Bleilösung in d ein. An der voll ständigen Extrahirung des Schwefelwasserstoffs kann also kein Zweifel sein. In e werden die schwefelwasserstofffreien Gase durch chlorsaures Kali und Salzsäure chlorirt. Wie sehr zahl reiche Versuche ergeben haben, bleibt hier (in e) niemals eine Spur von Schwefel zurück, und man kann dieses Rohr nebst Füllung zu sehr vielen Bestimmungen wieder benutzen. Es ent weicht kaum mehr Chlor, als zur Chlorirung der Gase nothwendig ist. In f wird der vor handene Schwefel durch Natron lauge oder unterchlorigsaures Natron in schwefelsaures Natron übergeführt. Selbstverständlich kann man auf diese Weise auch bei Weglassung der beiden Rohre c und d den Gesammtschwefel in den Gasen in f als schwefel saures Natron erhalten. Der Aspirator dient auch nach Be endigung der Auflösung noch dazu, Luft durch den ganzen Apparat zu saugen, damit aller Schwefel bis durch f durchgesogen wird. Der Inhalt von f wird mit Salzsäure an gesäuert und bis zu völligem Austreiben des freien Chlors gekocht. Schliefslich wird der Schwefelgehalt des Inhaltes von c und derjenige von f, jeder für sich, in bekannten Weisen weiter verarbeitet und ausgewogen. Hierzu kommt dann noch der Schwefelgehalt des Rück standes bei dem Auflösen der Substanz. Eben sogut wie zur Eisenanalyse eignet sich diese Chlormethode zur Schwefelbestimmung in Leucht-, Generator-, Wasser- und anderen schwefelhal tigen Gasen. J o d in e t h o d e. Nachdem die beiden ersten Versuche mit Chlor, nämlich die trockene Destil lation und die Oxydation in Alkalilösung zwar befriedigende Resultate ergeben, aber für Massen- analysen sich als sehr belästigend erwiesen hatten, wurden auf Vorschlag des Vorstehers meines Laboratoriums Hrn. Emil Döhler Versuche gemacht, das Chlor als Auflösungsmittel durch Jod zu ersetzen. Es sind bereits früher von anderer Seite — zwar nicht zur Schwefelbe stimmung — Versuche gemacht worden, Eisen in einer Lösung von Jod in Jodeisen oder Jodkalium zu lösen. Von der Einschlagung dieses Weges Abbildung 4. Apparat zur Schwefelbestimmung nach der Chlormethode.