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Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften. Abonnementspreis für Nichtvereins mitglieder: 24 Mark jährlich excl. Porto. STAHL HD EISEN ZEITSCHRIFT Inserttonspreis 40 Pf. für die zweigespaltene Petitzeile, bei Jahresinserat angemessener Rabatt. FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN. Ingenieur E. Schrödter, Redigirt von «nd Generalsecretär Dr. W. Beumer, Geschäfisführer des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, für den technischen Theil Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, für den wirthschaftlichen Theil. Commissions-Verlag von A. Ba g el in Düsseldorf. Nr. 14. 15. Juli 1902. 22. Jahrgang. Zur Frage der Gas-Walzenzugmaschine. ie verhältnifsmäfsig hohen Kohlenpreise Deutschlands, welche die Entwicklung der Verbund-Walzenzugmaschine bei uns so wesentlich gefördert haben, sind in gleicher Weise der constructiven Durch bildung der deutschen Gas-Walzenzugmaschine günstig, nachdem die anfänglichen Betriebs schwierigkeiten der hoch wirthschaftlichen un mittelbaren Verbrennung der Gichtgase im Gas motor durch die Ausbildung wirksamer und billiger Reinigungsverfahren so gut wie beseitigt sind. Seit Professor Riedler in Nr. 16 von „Stahl und Eisen“ 1899 das Programm der Anforderungen zusammenfafste, die der Hütten mann an den Grofs-Gasmotor stellen mufs, ist ein gut Theil derselben in Wirklichkeit um gesetzt worden. Bis April 1901 waren nach den von Hrn. Lür mann auf der Düsseldorfer Versammlung deutscher Eisenhüttenleute im Jahre 1901 gemachten Angaben unter Deutsch lands führender Betheiligung 77 545 P. S. in- Grofs-Gasmotoren in Betrieb und Bauausführung, eine Zahl, die sich bis heute schätzungsweise um 100 °/o vermehrt haben dürfte. Erkennbar ist hieraus, dafs der Grofs-Gasmotor aus dem blofsen Versuchsstadium herausgetreten und eine auch dem Hüttenmann betriebsfähig erscheinende Kraftmaschine geworden ist. Eine Hauptschwierigkeit im Gasmotorantrieb von Walzenzugmaschinen liegt in deren starken Belastungsschwankungen, die sich fast plötzlich bis zum 3- bis 5fachen der gröfsten Maschinen leistung steigern können. Dort, wo das Walzgut langsames Anfahren, rasches Durchziehen und | langsames Absetzen am Ende des Stiches erfordert, hat der Antriebsmotor grofse Beschleunigungs kräfte zu entwickeln. Diese sind aber infolge der beschränkten Gasfüllung und daher auch be schränkten Arbeitssteigerung der Cylinder — die normal nur bis 25 °/o beträgt — auch von Zweitact- Gasmotoren bezw. Mehrcylinder-Viertact - Gas motoren nur unvollkommen erreichbar. Daher wird der Gasmotor als unmittelbarer Antriebs- motor von Blockwalzwerken, schweren Trios, Trägerstrafsen und dergl. — und erst recht natürlich für Reversirmaschinen — der leicht steuerfähigen und schwungradlosen Dampfmaschine den Platz zunächst kaum streitig machen. Da gegen wird er in zahlreichen Fällen die Schwung rad-Dampfmaschine beim Antriebe von Walzen- strafsen für Blech-, Draht-, Stab-, Handelseisen und dergl. mit Vortheil ersetzen können, ein Vortheil, der nicht nur in der besseren Brenn stoff-Ausnutzung der Gasmaschine selbst, sondern auch in dem Fortfall der grofsen Condensations- Verluste ausgedehnter Hüttendampfleitungen liegt, die nach Messungen von Professor Riedler 60 bis 80 % des gesammten Brennstoffaufwandes für Kraftzwecke verzehren. Die Walzenzugmaschine — meist ungeschützt und rauh behandelt in dem staubigen Walzwerk aufgestellt — erfordert mehr als ein anderer Motor im Hüttenbetrieb kräftige, einfache, auch dem Hüttenmann leicht verständliche Bauart, um ihm im Verein mit leichter Zugänglichkeit rascheste Selbsthülfe bei Betriebsstörungen zu ermöglichen. Die Erfahrungen des Dampf maschinenbaues, besonders im Heifsdampfbetrieb, XIV. 82 1