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712 Stahl und Eisen. Veber einen Gehalt des Eisens an Calcium und Magnesium. 22. Jahrg. Nr. 13. Bei dem Versuche mit Calciumcarbid be stand der Einsatz aus 20 kg schwedischen Huf nägeln, 0,3 kg Spiegeleisen, 1 kg Calciumcarbid. Das Carbid wurde zwischen das Eisen in die Mitte des Tiegels gebracht. Nach dem in ge wöhnlicher Weise ausgeführten Schmelzen er- w'ies sich der Tiegel in der Schlackenzone so stark angegriffen, dafs der obere Theil sich vollständig abheben liefs. Der fertige Stahl wurde zu einem Blocke ausgegossen, welcher sich als gut schmiedbar erwies. Die chemische Untersuchung ergab: Kohlenstoff 1,04 v. H. Silicium 0,50 „ Schwefel 0,05 „ Phosphor 0,03 „ Mangan ... 0,69 „ Kupfer 0,06 „ Calcium Null Nimmt man an, dafs die Hufnägel 0,1 v. H., das Spiegeleisen 5,0 v. H. Kohlenstoff ent halten haben, so ergiebt sich eine Anreicherung des Kohlenstoffgehaltes von ungefähr 0,9 v. H. Durch das zugesetzte 1 kg Calciumcarbid mit etwa 35 v. H. Kohlenstoff waren dem Ein sätze von 20,3 kg Eisen annähernd 1,7 v. H. seines Eigengewichts Kohlenstoff' zugeführt. Es ist nicht zu bezweifeln, dafs jene erhebliche Anreicherung des Kohlenstoffgehalts im Stahl wenigstens zum grofsen Theile durch das zu gesetzte Carbid veranlafst worden ist, wenn auch die erwähnte Beschädigung der Tiegel wände, wodurch deren Graphitgehalt freigelegt und der Einwirkung des flüssigen Stahls preis gegeben wurde, gleichfalls zur Anreicherung des Kohlenstoffgehalts beigetragen haben mag. Bei einem zweiten Versuche wurde der Ein satz aus 20 kg schwedischen Hufnägeln mit 0,3 kg Spiegeleisen zunächst gargeschmolzen, worauf man 0,2 kg metallischen Magnesiums zusetzte. Um das Verbrennen des Magnesiums zu verhüten, wurde es in das gabelartig ge spaltene Ende einer Eisenstange geklemmt und mit dieser in das flüssige Metall eingetaucht. Durch Verflüchtigung des Magnesiums trat ein heftiges Kochen ein, so dafs ein Theil des Tiegelinhalts herausgeschleudert wurde; alsdann gofs man den Tiegel aus. Auch in diesem Falle erwies sich die Probe als gut schmiedbar. Die chemische Untersuchung ergab: Kohlenstoff . 0,32 v. H. Silicium . 0,35 „ Schwefel • 0,04 „ Phosphor ■ 0,03 „ Mangan . 0,63 ,. Kupfer . 0,05 „ Magnesium . 0,002 ,. Ein Vergleich der Zusammensetzung mit der jenigen des mit Calciumcarbid behandelten Stahls zeigt insbesondere einen grofsen Unterschied im Kohlenstoffgehalte; die bei dem letzten Ver suche stattgehabte Anreicherung entspricht durch aus nur der üblichen Anreicherung beim Schmelzen kohlenstoffarmen Stahls in Graphittiegeln. Beide Versuche im Vereine mit den in Riesa erlangten Ergebnissen lassen schliefsen, dafs flüssiges schmiedbares Eisen nicht befähigt ist, von Calcium oder Magnesium mehr als un erhebliche Spuren aufzunehmen. Ob nicht der in der letzten Probe gefundene sehr geringe Magnesiumgehalt doch noch anderen Quellen entstammte oder der Probe einfach mechanisch beigemengt gewesen war, blieb zweifelhaft. Grays Ergebnisse legten nun die Frage nahe, ob vielleicht ein hoher Siliciumgehalt das Eisen befähige, Calcium oder Magnesium aufzunehmen. Zwei Proben im Hochofen dargestellten Silicium-, eisens, deren eine 16,31 v. H. und deren andere 11,17 v. H. Silicium enthielt, erwiesen sich als gänzlich frei von beiden Metallen. Um jedoch dem Siliciumeisen eine noch günstigere Gelegen heit als im Hochofen zur Aufnahme von Calcium zu geben, beschlofs man, calciumfreies Silicium eisen im Tiegel mit Calciumcarbid zu schmelzen. Der Versuch wurde wiederum durch Herrn Direc tor Galli in der Annener Gufsstahlfabrik aus geführt. Man schmolz 10 kg Siliciumeisen mit 1 kg Calciumcarbid in derselben Weise wie bei den früheren Versuchen. Die chemische Unter suchung ergab: Vor 1 Nach dem Schmelzen Silicium Kohlenstoff Calcium . 11,17 2,38 Null Auch hier hatte demnach eine 10,38 2,94 Null; ziemlich er ¬ hebliche Anreicherung des ohnehin verhältnifs- inäfsig hohen Kohlenstoffgehaltes stattgefunden, ohne dafs Calcium aufgenommen worden war. Im Hochofen findet mithin auch bei Dar stellung reichen Siliciumeisens keine Aufnahme von Calcium oder Magnesium statt, und das im Hochofen erzeugte Siliciumeisen ist auch nicht befähigt, Calcium aus dessen Carbid aufzunehmen, obschon es einen Theil des Kohlenstoffgehalts des Carbids sich anzueignen vermag. Von dem Versuche, Siliciumeisen mit Mag nesium zu schmelzen, glaubte man absehen zu dürfen, da auch der von Gray im Siliciumeisen gefundene Magnesiuragehalt stets erheblich nie driger war als der Calciumgehalt. Die von Gray untersuchten Proben waren jedoch, wie erwähnt, sämmtlich im elektrischen Ofen erzeugt. Es blieb demnach die Frage offen, ob vielleicht diese Darstellungsweise allein es sei, welche die Reduction und Aufnahme von Calcium und Magnesium ermögliche. Um Auf- schlufs hierüber zu gewinnen, wurden zwei Proben solchen Siliciumeisens untersucht, wobei sich folgende Zusammensetzung ergab: