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334 Stahl and Eisen. Mitteilungen aus dem Eisenhüttenlaboratorium. 25. Jahrg. Nr. 6. sie wächst mit der Temperatur und ist bei Weißglut am größten; man muß also auf Er haltung einer gleichmäßig hohen Temperatur im Martinofen hinarbeiten. Die Erzzuschläge können erst dann eine intensive Wirkung auf das Roheisen ausüben, wenn sie ebenfalls wie dieses geschmolzen sind, so daß der molekulare Austausch stattfinden kann. Die Reaktion der beiden Flüssigkeiten aufeinander ist dann zu betrachten als die Ein wirkung eines Reagens auf einen in Lösung befindlichen Körper. Das Roheisenbad stellt eine Lösung der Nebenbestandteile des Roh eisens, speziell des Kohlenstoffs, in Eisen dar. Eine gesättigte Eisenkohlenstofflösung enthält ungefähr 4,3 °/o Kohlenstoff, welche Zahl durch Gegenwart von Silizium und Mangan erniedrigt bezw. erhöht wird. Das Roheisen ist also, vom Standpunkt der Lösungen aus betrachtet, eine 70—9Oprozentige Eisenkohlenstofflösung. Die Reaktion erfolgt um so kräftiger, je konzentrierter die Lösung ist, also im Anfangszustand, und auch dann wiederum am schnellsten, wenn eines der beiden Reagenzien im Überschuß vorhanden ist. Dieses wird naturgemäß meistens beim Roheisen der Fall sein; kleinere eingetragene Mengen von Oxyden werden daher bald auf das in großem Überschuß vorhandene Roheisen kräftig oxydierend einwirken. Der Anfangs zustand ist aufzufassen als das Zusammentreffen zweier stark konzentrierter Lösungen; bald aber wird die frischende Kraft der Zuschläge er schöpft sein; neue Zuschläge müssen zum Bade hinzutreten, welche aber jetzt durch die vorher gebildete Schlacke verdünnt werden; ebenso wird auch das Eisenbad ärmer an Nebenbestand teilen , d. h. auch die Eisenkohlenstoflflösung ist verdünnt worden ; die Einwirkung der beiden Reagenzien auf einander wird also nicht mehr so schnell vor sich gehen wie vorher. Dem Übelstand der Verdünnung der Zuschlags lösung kann man dadurch begegnen, daß man vor dem Hinzugeben neuer Zuschläge die vor her gebildete Schlacke auf irgend eine Weise entfernt. Anderseits würde es allerdings dem Zwecke des Frischfahrens widersprechen, wenn man auch bei der Eisenkohlenstofflösung den alten Zustand wieder durch Konzentration der selben herstellen wollte. (Fortsetzung folgt.) Mitteilungen aus dem Eisenhüttenlaboratorium. Neue Methode der Eisentitration. Eisenoxydlösungen, welche mit Rhodankalium versetzt sind, können durch Oxalsäure entfärbt werden. N. Tarugi und Silvatici* haben diese Reaktion weiter verfolgt und gefunden, daß die Menge des zugesetzten Rhodanats ohne Einfluß auf die Reaktion ist und daß 1 Mol. Eisenchlorid zur Reduktion und Entfärbung 3 Mol. Oxalat verbraucht. Rhodanat ist ein sehr empfindlicher Indikator, der Farbenumschlag erfolgt von rot nach gelbgrün. Es wird empfohlen, jedesmal einen blinden Versuch mit 5 ccm 1/10 n-Eisenchlorid und 15 ccm 1/10 n-Kaliumoxalatlösung zu machen, nachdem man vorher einige Tropfen Rhodanlösung zugesetzt hat. Die Kaliumoxalatlösung enthält 18,4 g kristallisiertes Kaliumoxalat C:O.K: + H:0 im Liter, ihr Gehalt wird noch mit Permanganat (3,16 °/oo) kontrolliert; 20 ccm der letzteren müssen 10 ccm der mit Schwefelsäure versetzten und er wärmten Oxalatlösung entsprechen. Von Rhodan kalium stellt man am besten eine 1/10 n-Lösung her. Eisenerze löst man in Mengen von 2 bis 3 g in Salzsäure und oxydiert mit Salpetersäure oder Kaliumchlorat, neutralisiert mit Alkalilauge oder Ammoniak, füllt auf bestimmtes Volumen * „Boll. Chim. Farm“ 1904, 43, 637. auf und titriert einen bestimmten Teil der Lösung mit der Oxalatlösung. 1 ccm Oxalatlösung = 0,00186673 Fe. Die Methode ist sehr einfach und sie gestattet, in derselben Probe noch Wolfram, | Silizium und Mangan zu bestimmen. Siliziumbestimmung in 50 prozentigem Siliziumeisen. Zur Siliziumbestimmung in 50prozentigem Siliziumeisen empfiehlt sich folgende Methode: In einen mit Deckel versehenen Nickeltiegel von 100 ccm Inhalt bringt man 0,5 g des in einem Achatmörser zu einem feinen Pulver zer- | riebenen Siliziumeisens, bedeckt es mit 6 g Kaliumhydroxyd (puriss. SiO2 frei), das man zu Linsengröße zerstoßen hat, und erhitzt auf einem Drahtnetz mit ganz kleiner Flamme etwa eine ; halbe Stunde lang. Dann vergrößert man die Flamme, so daß sie das Drahtnetz berührt. Nach i weiteren 20 Minuten stellt man das Gas ab, läßt j den Tiegel erkalten und löst die Schmelze in : einer Kasserole mit heißem Wasser heraus, was I sehr schnell vor sich geht. Dann säuert man mit I Salzsäure an, verdampft zur Trockne usw. wie bei I sonstigen Siliziumbestimmungen. Leider war keine ' Gelegenheit geboten, die Methode bei anderm als 45- | bis 55prozentigem Siliziumeisen zu erproben. K.