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328 Stahl und Eisen. Verwendung von kalt erblasenem Roheisen zur Flußeisendarstellung. 25. Jahrg. Nr. 6. womöglich von eisenschüssigem Tone zu ton armen reichen Feinerzen, dürfte eine sehr innige Mischung, genügenden Trockenheitsgrad des Ge misches und starke Pressung vorausgesetzt, Bri ketts von genügender Festigkeit ergeben, und in diesem Falle dieses Verfahren dank seiner Billig keit allen anderen, welche auf einer Bearbeitung durch überhitzten Dampf, bis Sinterhitze erhöhter Temperatur oder auf Beimischung von mehr oder weniger kostspieligen Bindemitteln beruhen, trotz der möglicherweise geringeren Festigkeit der Bri ketts, vorzuziehen sein. Natürlicherweise können in jedem einzelnen Falle nur im Großbetriebe durchgeführte Versuche diese Annahme bestätigen, in welchem Falle dieses Verfahren eine weit größere universale Bedeutung erreichen würde. Verwendung von kalt erblasenem Roheisen zur Flußeisen darstellung. Von Dr. ing. Geilenkirchen. (Nachdruck verboten.) In der modernen Flußeisenerzeugung machen sich hauptsächlich zwei Bestrebungen geltend: einmal, ein gutes Material möglichst billig her zustellen, anderseits, die Flußeisendarstellungs verfahren unabhängig zu machen von der Qualität des Einsatzroheisens. Beide Be strebungen sind von Erfolg begleitet bei Ver wendung eines kalt erblasenen Roheisens, d. h. eines Roheisens mit möglichst geringem Gehalt an Nebenbestandteilen, vornehmlich Silizium, Kohlenstoff sowie Phosphor. Für die Stahlbereitung ist das Roheisen Zwischenprodukt, und sind diese Nebenbestand teile nur insofern von Bedeutung, als sie zweck dienlich sind bei der Herstellung, während anderseits die Darstellung von Stahl ihrem Wesen nach darin besteht, dieselben wieder aus dem Roheisen zu entfernen, was aber nur ge schehen kann unter Aufwendung von Zeit und Geld. Je geringer der Gehalt an Nebenbestand teilen ist, desto schneller wird ihre Entfernung vor sich gehen, wodurch die Produktionsfähig keit gesteigert wird; der Abbrand wird ver ringert, weil weniger Nebenbestandteile verbrannt werden müssen, und weil infolge der geringeren Zeitdauer des Prozesses auch weniger Eisen verbrennt. Hiernach müssen also die Um wandlungskosten geringer sein. Anderseits ist auch, da die modernen Hüttenprozesse zumeist auf der Verwendung von heiß erblasenem Eisen beruhen, und man ein kalt erblasenes Roheisen im allgemeinen als minderwertig zu bezeichnen pflegt, anzunehmen, daß die Verfahren, welche kalt erblasenes Roheisen erfolgreich zu verhütten in der Lage sind, auch wohl besseres Roheisen verarbeiten können, und man ist infolgedessen bei einem solchen Verfahren unabhängig von der Qualität des zur Verfügung stehenden Roh eisens. Es erscheint also aus diesen Gründen erstrebenswert, die Verarbeitung auch von kalt erblasenem Roheisen zu ermöglichen, und in der vorliegenden Abhandlung sollen die Bedingungen dafür, sowie die in der modernen Industrie in dieser Richtung erzielten Erfolge erforscht bezw. dargelegt werden. Das schwerstwiegende Bedenken gegen die Verwendung von kalt erblasenem Roheisen liegt in der Gefahr, daß dasselbe beim Hochofen- ; prozeß einen für die Weiterverarbeitung ge fährlichen Gehalt an Schwefel in sich aufnimmt. Nachdem sich aber herausgestellt hat, daß bei der für eine ökonomische Flußeisendarstellung erforderlichen direkten Verarbeitung des flüssigen । Roheisens unter Einschaltung einer Mischeranlage eine nennenswerte Entschweflung stattfindet, ist diese Schwefelgefahr erheblich herabgemindert worden. Die in „Stahl und Eisen“ 1897 S. 388 gegebene Zusammenstellung der Tagesproben von einem Roheisenmischer zeigt beispielsweise zur Genüge, daß es möglich ist, Roheisen, welches vom Hochofen mit 0,15 — 0,25 °/o Schwefel kommt, in Stahl mit unter 0,10 °/o ; Schwefel zu verwandeln; es dürfte danach woll bei Mangangehalten des Roheisens von etwa 1 °/o — und ein solcher soll in der vorliegenden Arbeit immer vorausgesetzt sein — die Gefahr, schwefelhaltiges Flußeisen zu erzeugen, als nicht allzu hoch anzusehen sein. Bei der Betrachtung der einzelnen Vor schläge ist von vornherein vorausgesetzt, daß das Roheisen flüssig chargiert, seine Schmelz hitze also für den Frischprozeß ausgenutzt wird. Unter diesen Umständen ist es nun durchaus berechtigt, daß auch die Frischanlage mit Betriebsmitteln des Hochofens arbeitet, welche hier im Überschuß vorhanden, oder im Anschluß an die für das Hochofen werk erforderlichen An lagen billig herzustellen sind; das Frischver fahren wird dadurch nicht mehr in ein Ab hängigkeitsverhältnis vom Hochofen gebracht, als dies infolge der Verarbeitung des flüssigen Roheisens ohnehin der Fall ist. Als derartige