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1. Marz 1905. Referate und kleinere Mitteilungen. Stahl und Eisen. 307 umzubauen pflege. Das ist natürlich nur dadurch möglich, daß nicht die Walzen, sondern die ganzen Walzgerüste ausgewechselt werden. Dieses Aus wechseln ganzer Gerüste kommt in Amerika mehr und mehr auf und ist vielleicht für Profilwalzzwecke noch viel wichtiger als für Schienenstraßen. Es würde hier | zu weit führen, noch andere Schienenwalzwerke auf zuführen, die alle mehr oder minder mit demselben Gedanken gebaut sind, mit möglichster Ersparung von Menschenkraft sehr viel und recht billig zu erzeugen. Daß den Amerikanern letzteres auch gelungen ist, mag aus der Angabe hervorgehen, daß eine Tonne Schienen nur 5 bis 6 # mehr kosten soll, als die Tonne Billets. In dem Jahre 1893, in welchem die amerikanische Eisenindustrie außerordentlich danieder lag und alle Rohmaterialien äußerst billig waren, sollen die Edgar Thomson-Werke Schienen zu 65 bis 70 • ohne Verlust verkauft haben. Daß dieser nie drige Herstellungssatz jemals wieder erreicht werden könnte, halte ich fast für ausgeschlossen. (Schluß folgt.) Referate und kleinere Mitteilungen. Umschau im Auslande. * „Zeitschrift des Österr. Ingenieur- und Archi tekten-Vereins“ 1905 Nr. 7 S. 103—104. Österreich-Ungarn. In der Berg- und Hütten männischen Fachgruppe des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins wurde im Dezember v. J. die Klassifikation von Eisen und Stahl eingehend erörtert.* Oberingenieur Sai Iler hatte fol gende Einteilung vorgeschlagen: I. Gekohltes Eisen im geschmolzenen Zustande gewonnen und daher frei von Schlacke. 1. Nicht schmiedbar: Gußeisen, grau, halbiert und weiß. 2. Schmiedbar: Stahl und schmiedbares Guß eisen, durch Tempern erzeugt. II. Eisen, welches in einem teigigen Zustande gewonnen wurde und daher Schlacke enthält: 1. Mit weniger als 25 °/o Kohlenstoff: Schmiedeisen. 2. Mit über 25 °/o Kohlenstoff: Stahlschmiedeisen. 3. Durch Zementierung gekohltes Eisen, Zement- oder Blisterstahl. Ein anderer Vorschlag stammt von Oberingenieur Anton Ritter von Dormus; dabei sind berück sichtigt : die Erzeugung, die Eigenschaften des Eisens und bis zu einem gewissen Grade auch die geläufigen Bezeichnungen. Kohlenstoff gehalt klein mittel groß •/o 0 bis 0,25 0,25 bis 2,00 2,00 bis 6,00 < wesenwentes schlacken- haltiges Metall Schweiß- eisen a) Frischeisen (Holzkohlen eisen) b) Puddeleisen Schwei ß- s tahl a) Frischstahl (Holzkohlen stahl) b) Puddelstahl c) Zementstahl ckenfreies Metall Gruppe der ge wöhnlichen kohlen stoffhaltigen Metalle F lußeisen a) Birnen-Fluß- eisen b) Flammofen- Flußeisen c) Tiegel-Fluß eisen (Mitis- guß) Flu ßstahl a) Birnen-Fluß- stahl b) Flammofen- Flußstahl c) Tiegel-Fluß stahl (Guß stahl) d) Glühstahl (Temperguß) Gewöhn liches Roheisen a) grau b) halbiert c) weiß Gegossenes, schla Gruppe der Spezialsorten, der legierten Metalle Le gierter Stahl a) Nickelstahl b) Manganstahl c) Chromstahl d) Wolframstahl e) Siliziumstahl Legi erte s Ro h eisen a) Spiegelcisen b) Manganeisen c) Chromeisen d) Wolfram eisen e) Siliziumeisen f) Silizium spiegel Man entschied sich weder für den einen noch für den andern Vorschlag, da man erst die Beschlüsse des internationalen Komitees abwarten wollte. Dänemark. Wie N. V. U s s i n g in dem Kopen hagener „Ingenieren“ mitteilte, ist man bei verschie denen Bohrungen in Vendsyssel, im nordöstlichen Teile des Landes, auf natürliches Gas gestoßen, das unter Umständen für das an Brenn stoffen arme Land Dänemark noch von Bedeutung werden könnte. Man hat es bislang nur innerhalb eines Streifens, der sich von der Stadt Frederikshavn in nordwestlicher Richtung bis zum Skagerak erstreckt, in einigen hundert Fuß Tiefe gefunden. Eine von Dr. J. C. Petersen ausgeführte Analyse ergab fol gende Zusammensetzung (I); zum besseren Vergleich ist die Analyse von natürlichem Gas aus Nord amerika (II) danebengestellt. 100,00 99,88 I 11 Frederikshavn Nordameriki Methan . . 96,54 93,36 Äthylen . . 1,15 0,28 Wasserstoff . . 0,78 1,76 Stickstoff . . 0,75 3,28 Kohlensäure .... . . 0,39 0,25 Kohlenoxyd .... . . 0,25 0,53 Sauerstoff . . 0,14 0,29 Schwefelwasserstoff . . . — 0,13 Großbritannien. In allerjüngster Zeit er regten auch die Funde von Gas in Sussex, über die kürzlich Richard Pearson in der „Iron and Coal Trades Review“ berichtet hat, großes Auf sehen. Das Gas wurde bei Heathfield in Tiefen von 300 bis 400 Fuß gefunden und auch bereits zum Be trieb von Gasmaschinen sowie zu Beleuchtungszwecken verwendet. Eine Analyse ergab: Kohlenoxyd 1,00 °/o Methan 93,16 „ Ethan 2,94 „ Stickstoff und indifferente Gase . . 2,90 „ 100,00 °/o Nach einer älteren Angabe* soll ein Gehalt von 51/2°/0 Äthylen nachgewiesen worden sein, was aber nicht recht glaubhaft erscheint, da das Gas nur mit schwach leuchtender Flamme brennt. Auf ein Vorkommen von natürlichem Gas in Nord- und Südholland sowie in Friesland hatte J. Lorie schon früher hingewiesen.** In Deutsch- * Vgl. „Jahrb. f. d. Eisenhüttenwesen“ III. S. 101. ** Vgl. „Jahrb. f. d. Eisenhüttenwesen“ II. S. 90.