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230 Stahl und Eisen. Aus Praxis und Wissenschaft des Gießereiwesens. 25. Jahrg. Nr. 4. Betrachtet man die Ergebnisse der Analysen, so ist in erster Linie auffallend, daß der Gehalt an Silizium durchweg sehr hoch ist. Das hat seine Ursache in der schon erwähnten günstigeren Bedingung für die Reduktion des Siliziums in den neueren Hochöfen. Deutlich wird die Zunahme des Siliziums klar, wenn man die Resultate der neueren Analysen mit Analysen, derjenigen Roh eisensorten vergleicht, welche Wachler zu seinen „Qualitäts-Untersuchungen rheinisch-west fälischen und ausländischen Gießereiroheisens“ im Jahre 1878 verwendete (Tabelle 5). Der höchste Siliziumgehalt dieser Sorten betrug 3,5 °/o. Auf fallenderweise hat diesen hohen Gehalt ein Roh eisen Nr. III von der Friedrich-Wilhelmshütte, Mülheim, gehabt, während das Roheisen Nr. I derselben Hütte nur 1,3 % Silizium enthielt. Sodann fällt der Siliziumgehalt bei den Marken der Gutehoffnungshütte und der Union-Dortmund auf 2,45 %> während die übrigen Sorten niedrigere Gehalte besitzen. Der Mangangehalt hat früher in viel größeren Grenzen geschwankt. Heute ist der Gehalt an Mangan ein viel gleichmäßigerer aus dein ein fachen Grunde, weil man die günstige Wirkung des Mangan beim Umschmelzen im Kupolofen klar erkannt hat. Der Phosphorgehalt der deutschen Roheisensorten hat sich wenig ge ändert, da hier die Zusammensetzung der Erze der ausschlaggebende Faktor ist. Der Schwefel gehalt der deutschen Gießerei-Roheisensorten ist entsprechend der garen Natur derselben durch weg niedrig. Ein Vergleich mit den amerika nischen, englischen und schottischen Roheisen marken, welche in dem Buche „Analyses of Pig Iron“ von Seymour R. Church enthalten sind, ergibt die jedem Fachmanne längst be kannte Tatsache, daß die deutschen Roheisen sorten sich mit denjenigen der besten amerika nischen Marken messen können und denselben mindestens ebenbürtig sind. Der Siliziumgehalt ist in den deutschen Marken meist höher wie in den amerikanischen, der Schwefelgehalt durch weg ebenso niedrig. Der hohe Phosphorgehalt der Lothringer und Luxemburger Marken wird in Amerika dagegen nicht erreicht. Die ameri kanischen Marken haben nur selten Phosphor gehalte, die über 1,2 °/ hinausgehen. Der Mangangehalt der amerikanischen Marken ist durchweg niedriger wie der der deutschen, und hierin scheint mir der prinzipielle Unter schied zu liegen. Die Ursache dieses niedrigen Mangangehalts suche ich in der guten Beschaffen heit des amerikanischen Schmelzkoks, der selten über 0,7 °/o Schwefel enthält, während der rheinisch-westfälische Gießereikoks einen Schwe felgehalt von 0,8 bis 1,3 0’0 aufweist. Um diesen Schwefel beim Kupolofenschmelzen nach Möglichkeit unschädlich zu machen, hat der deutsche Gießereimann eine manganreichere Gat tierung beim Kupolofenschmelzen nötig als der amerikanische. Naturgemäß enthalten infolge dessen die deutschen Gußwaren etwas mehr Schwefel und Mangan als die amerikanischen, und scheint mir hierin der Unterschied in der Weichheit der amerikanischen und deutschen Guß waren zu suchen zu sein. Dem schottischen Roheisen ist das rheinisch-westfälische meist überlegen. Es hat einen niedrigeren Phosphor gehalt bei gleich hohem Silizium- und Mangan gehalt und gleichem, ebenso niedrigen Schwefel gehalt. Das englische Roheisen kann sehr gut mit dem von Luxemburg und Lothringen ver glichen werden, nur ist es infolge des höheren Mangangehalts den letzteren etwas überlegen. Wenn man an Hand dieser Analysen sich ein Gesamturteil über die Qualität des deut schen Gießereiroheisens bildet, so muß man zu dem Schluß kommen, daß den deutschen Gieße reien ein Rohmaterial zur Verfügung gestellt wird, das bezüglich seiner Qualität keine Aus stellung zuläßt. Vergleicht man jedoch die Zusammensetzung der einzelnen Sorten von dem selben Hochofenwerk, so findet man die längst bekannte Tatsache, daß Nr. III häufig eine bessere Qualität besitzt als Nr. I und daß bei Nr. IV dasselbe zutrifft in bezug auf Nr. III. Man kann demnach wieder aus diesen Analysen ersehen, daß die bisherige Einteilung widersinnig und unhaltbar ist. (Schluß folgt.) Verein deutscher Eisengießereien. In der am 25. Januar d. J. in Berlin abgehaltenen Sitzung des Vereinsausschusses wurden Herr General direktor Leistikow zum Vorsitzenden, die Herren Direktor Ug und Direktor Kohlschiitter zum ersten bezw. zweiten Stellvertreter des Vorsitzenden gewählt. Ferner wurde Herr Ernst Scherenberg als Geschäftsführer des Vereins wiedergewählt.